Hallo Heiko,
eines Vorweg: die Frage wird sicher nicht mit einem klaren ja oder nein zu beantworten sein.
Um den Begriff „Radioaktivität“ mit etwas mehr Bedeutung zü füllen werde ich kurz darauf eingehen.
Unsere Welt besteht aus Atomen, die die chemischen Elemente bilden. Das sind wirklich unfassbar viele Atome. In einer Büroklammer sind etwa so viele Atome, wie Sandkörner auf der Insel Sylt.
Es gibt bestimmte Atomsorten (Isotope) die können zerfallen. Man kann sich das so vorstellen, als wären es kleine „Kugeln“, die „zerplatzen“.
Wenn diese Atome „zerplatzen“ dann schleudern sie Fragmente herum. Das sind im wesentlichen 4:
Alpha-Strahlung: Ein Helium-Kern
Beta-Strahlung: Ein Elektron
Gamma-Starahlung: z.B. Röntgenstrahlung
Neutronenstrahlung: Ein Neutron
Diese Fragmente sind sehr schnell und haben eine hohe kinetische Energie, mit der sie z.B. Erbinformationen beschädigen können. Das ist statistisch verteilt. Es bedeutet also nicht, dass wenn man einer starken Strahlenquelle ausgesetzt war, automatisch Krebs bekommt, es erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit. In welchem Ausmaß die Strahlendosis also schädlich ist, hängt davon ab, wieviel Energie der Strahlung in dem Gewebe deponiert wird.
Fassen wir zusammen: Wenn man möglichst wenig Schaden nehmen möchte, dann muss man verhindern, dass man diese Fragmente abbekommt.
Bei dem Umgang mit stark radioaktiven Quellen gilt die sog. AAA-Regel
Aufenthaltsdauer minimieren
Abstand halten
Abschirmen
Schauen wir uns mal an, wie das aussieht, wenn du da wohnen möchtst:
Aufenthaltsdauer - Die wird wohl nicht minimiert werden können, wenn man da wohnt. Also bleiben noch die anderen beiden Punkte.
Abstand halten: Wenn man den Abstand zur Strahlenquelle doppelt so groß macht, dann ist die Strahlungsintensität auf ein viertel abgefallen.
Wenn man den Abstand verzehnfacht, dann ist es nur noch 1/100 und so weiter. Also dieser Punkt ist mit 30-40km bei schwach Radioaktivem Material sehr sehr gut erfüllt. Selbst bei einigen huntert Metern würde ich mir schon keine Sorgen mehr machen.
Abschirmen: Auch dieser Punkt ist sehr gut erfüllt. Für Alpha-Strahlung reicht ein Blatt Papier. Beta-Strahlung wenige mm Blech. Gammas brauchen Blei, oder sehr viel Material. Bei den 700m Gestein über der Asse ist auch dieser Punkt sehr gut erfüllt.
Neutronenstahlung benötigt viel Wasserstoff um sie abzuschirmen. Da das Gestein durchaus wasserhaltig ist, ist auch dieser Punkt sehr gut erfüllt.
Fassen wir zusammen: Direkte Strahlung aus der Asse tritt ziemlich sicher nicht an die Oberfläche.
Das Problem ist jedoch das Grundwasser. Das kann kontaminiert werden. Man kann sich das vorstellen wie Dreck, der einfach im Wasser ist. Trinkt man dieses, wird es schwer den Abstand zu vergrößern. Auch die Aufhenthaltsdauer ist nicht zu minimieren. Abschirmen geht auch nicht. Inkorperation von Radioaktiven Materialien ist also durchaus bedenklich.
Man könnte das Wasser im Prinzip sogar technisch reinigen und von der Radioaktivität befreien, aber das wäre sehr aufwändig. Auch schon Wasserfilter würden höchstwahrscheinlich einen schwächenden Effekt haben, man müsste jedoch untersuchen ob der nennenswert ist. Schließlich geht es darum einige Sandkörner von der Insel Sylt geziehlt rauszusammelen.
Das bedeutet also, dass wenn du Radioaktivität aus der Asse abbekommst, dann ist das durch das Grundwasser. Die Frage,
ob das wirklich kontaminiert werden kann und
ob die Kontamination nennenswert ist und
ob dort Grundwasserströhmungen diese Kontamination verteilen können und
ob das Trinkwasser nicht aus sehr viel höheren Schichten kommt, müsste man nun an einen Geologen übergeben, der sehr genau über die geologischen Gegebenheiten des Umfeldes informiert ist.
Bei all dem geschriebenen muss man bedenken, dass die natürliche Strahlendosis durch z.B. kosmische Strahlung wirklich enorm ist. Durch einen Ski-Urlaub in einigen tausend Metern Höhe oder durch Flugreisen kann man seine jährliche Strahlendosis sogar nennenswert erhöhen, weil die kosmische Strahlung noch nicht so stark abgeschwächt ist durch die Atmosphäre. Demgegenüber ist die direkte Strahlung aus der Asse völlig zu vernachlässigen. Solange also kein Grundwasser Kontaminiert ist, brauchst du dir keinerlei Sorgen machen.
Um eine Vorstellung von dem zu bekommen, was so um uns rum los ist an natürlicher Strahlung schau dir mal eine „Nebelkammer“ an. Im Internet gibts nen paar Videos dazu. Schöner ists in echt.
Auch wenns hier nicht hinpasst, ich kanns mir aber nicht verkneifen: Das was da in der Asse passiert ist, ist typisch menschlich: Aus den Augen, aus dem Sinn. Es ist wirklich äußerst Fahrlässig diese Fässer da einfach reinzupfeffern und sich nicht einen bisschen Gedanken zu machen, wie das in zehn, hundert oder tausend jahren aussieht.
Besten Gruß,
Fiete