Gefahr der Asse / Schacht Konrad

Liebe/-r Experte/-in,
wir (meine Frau, mein Kind und ich) wollen von Hamburg in
den Großraum Braunschweig ziehen.
Nun sind ja in der Nähe von Braunschweig die Asse und
Schacht Konrad. Auch wenn man davon ausgeht, dass alles
gut geht, fragen wir uns doch (auch weil wir vorhaben
dort ein Haus zu kaufen) was es für Folgen hätte, wenn es
eine Kontamination des Grundwassers gäbe.

Wir fragen uns speziell, ob es Unterschiede zwischen den
Entfernungen von 15, 25 oder 50 km gibt.

Wie groß ist die Gefahr generell für die Stadt
Braunschweig bzw. für die Umgebung? Wie weit würde eine
Kontamination ausstrahlen, wenn es tatsächlich zum
Wassereinbruch in einen der Schächte kommt und wenn
dadurch das Grundwasser kontaminiert werden würde?

Vielen Dank für die Antwort und wir würden uns sehr
freuen, wenn Sie uns Ansprechpartner nennen könnten,
falls Sie nicht die richtige Ansprechperson sind.

Heiko Viereck

Hallo Heiko,

eines Vorweg: die Frage wird sicher nicht mit einem klaren ja oder nein zu beantworten sein.

Um den Begriff „Radioaktivität“ mit etwas mehr Bedeutung zü füllen werde ich kurz darauf eingehen.

Unsere Welt besteht aus Atomen, die die chemischen Elemente bilden. Das sind wirklich unfassbar viele Atome. In einer Büroklammer sind etwa so viele Atome, wie Sandkörner auf der Insel Sylt.
Es gibt bestimmte Atomsorten (Isotope) die können zerfallen. Man kann sich das so vorstellen, als wären es kleine „Kugeln“, die „zerplatzen“.
Wenn diese Atome „zerplatzen“ dann schleudern sie Fragmente herum. Das sind im wesentlichen 4:

Alpha-Strahlung: Ein Helium-Kern
Beta-Strahlung: Ein Elektron
Gamma-Starahlung: z.B. Röntgenstrahlung
Neutronenstrahlung: Ein Neutron

Diese Fragmente sind sehr schnell und haben eine hohe kinetische Energie, mit der sie z.B. Erbinformationen beschädigen können. Das ist statistisch verteilt. Es bedeutet also nicht, dass wenn man einer starken Strahlenquelle ausgesetzt war, automatisch Krebs bekommt, es erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit. In welchem Ausmaß die Strahlendosis also schädlich ist, hängt davon ab, wieviel Energie der Strahlung in dem Gewebe deponiert wird.

Fassen wir zusammen: Wenn man möglichst wenig Schaden nehmen möchte, dann muss man verhindern, dass man diese Fragmente abbekommt.
Bei dem Umgang mit stark radioaktiven Quellen gilt die sog. AAA-Regel
Aufenthaltsdauer minimieren
Abstand halten
Abschirmen

Schauen wir uns mal an, wie das aussieht, wenn du da wohnen möchtst:
Aufenthaltsdauer - Die wird wohl nicht minimiert werden können, wenn man da wohnt. Also bleiben noch die anderen beiden Punkte.
Abstand halten: Wenn man den Abstand zur Strahlenquelle doppelt so groß macht, dann ist die Strahlungsintensität auf ein viertel abgefallen.
Wenn man den Abstand verzehnfacht, dann ist es nur noch 1/100 und so weiter. Also dieser Punkt ist mit 30-40km bei schwach Radioaktivem Material sehr sehr gut erfüllt. Selbst bei einigen huntert Metern würde ich mir schon keine Sorgen mehr machen.
Abschirmen: Auch dieser Punkt ist sehr gut erfüllt. Für Alpha-Strahlung reicht ein Blatt Papier. Beta-Strahlung wenige mm Blech. Gammas brauchen Blei, oder sehr viel Material. Bei den 700m Gestein über der Asse ist auch dieser Punkt sehr gut erfüllt.
Neutronenstahlung benötigt viel Wasserstoff um sie abzuschirmen. Da das Gestein durchaus wasserhaltig ist, ist auch dieser Punkt sehr gut erfüllt.

Fassen wir zusammen: Direkte Strahlung aus der Asse tritt ziemlich sicher nicht an die Oberfläche.

Das Problem ist jedoch das Grundwasser. Das kann kontaminiert werden. Man kann sich das vorstellen wie Dreck, der einfach im Wasser ist. Trinkt man dieses, wird es schwer den Abstand zu vergrößern. Auch die Aufhenthaltsdauer ist nicht zu minimieren. Abschirmen geht auch nicht. Inkorperation von Radioaktiven Materialien ist also durchaus bedenklich.
Man könnte das Wasser im Prinzip sogar technisch reinigen und von der Radioaktivität befreien, aber das wäre sehr aufwändig. Auch schon Wasserfilter würden höchstwahrscheinlich einen schwächenden Effekt haben, man müsste jedoch untersuchen ob der nennenswert ist. Schließlich geht es darum einige Sandkörner von der Insel Sylt geziehlt rauszusammelen.

Das bedeutet also, dass wenn du Radioaktivität aus der Asse abbekommst, dann ist das durch das Grundwasser. Die Frage,
ob das wirklich kontaminiert werden kann und
ob die Kontamination nennenswert ist und
ob dort Grundwasserströhmungen diese Kontamination verteilen können und
ob das Trinkwasser nicht aus sehr viel höheren Schichten kommt, müsste man nun an einen Geologen übergeben, der sehr genau über die geologischen Gegebenheiten des Umfeldes informiert ist.

Bei all dem geschriebenen muss man bedenken, dass die natürliche Strahlendosis durch z.B. kosmische Strahlung wirklich enorm ist. Durch einen Ski-Urlaub in einigen tausend Metern Höhe oder durch Flugreisen kann man seine jährliche Strahlendosis sogar nennenswert erhöhen, weil die kosmische Strahlung noch nicht so stark abgeschwächt ist durch die Atmosphäre. Demgegenüber ist die direkte Strahlung aus der Asse völlig zu vernachlässigen. Solange also kein Grundwasser Kontaminiert ist, brauchst du dir keinerlei Sorgen machen.

Um eine Vorstellung von dem zu bekommen, was so um uns rum los ist an natürlicher Strahlung schau dir mal eine „Nebelkammer“ an. Im Internet gibts nen paar Videos dazu. Schöner ists in echt.

Auch wenns hier nicht hinpasst, ich kanns mir aber nicht verkneifen: Das was da in der Asse passiert ist, ist typisch menschlich: Aus den Augen, aus dem Sinn. Es ist wirklich äußerst Fahrlässig diese Fässer da einfach reinzupfeffern und sich nicht einen bisschen Gedanken zu machen, wie das in zehn, hundert oder tausend jahren aussieht.

Besten Gruß,

Fiete

VIELEN DANK FÜR DAS ENTGEGENGEBRACHTE VETRAUEN.
LEIDER KANN ICH KEINE WIRKLICH NÜTZLICHE ANTWORT GEBEN.

Hallo Herr Viereck,
da bin ich leider überfragt. Am besten wenden Sie sich an einen anerkannten Verein für Geopathie und Rutengänger in Ihrer Nähe.
Mit freundlichen Grüßen,C.Bieber

Sehr geehrter Herr Viereck,
ich kenne die genauen Verhältnisse rund um die Asse und Schacht Konrad nicht.
Trotzdem, zuerst gilt es zu bedenken, dass die Kontamination sehr tief Ihren Ausgangspunkt hätte. Dann hängt es von der konkreten Hydrologie ab, wann und wo dieses Wasser wieder für die menschliche Nutzung (Grundwasserentnahme) auftauchen wird. Die Verantwortlichen der Endlager kennen die unterirdischen Wasserströme.
Aus den Daten der Geologen können Sie auch erkennen, wo, d. h. auch in welchen Entfernungen, die von Ihnen angesprochene Gefahr relevant werden könnte.
Fragen Sie beim Bundesamt für Strahlenschutz oder dem örtlichen Wasserwerk Ihres angedachten Wohnortes - die wissen Bescheid, wenn Sie betroffen sein könnten - nach.

Die Kontamination würde nicht „ausstrahlen“ sondern wäre immer mit dem Wasser verbunden. D. h. im Fall der Fälle dürfte man das kontaminierte Grundwasser nicht verwenden. Es ist aber Tagesgeschäft der Wasserwirtschaft zu entscheiden, wo Grundwasser entnommen wird.

Sie haben sicher einen guten realen Grund nach Braunschweig zu ziehen. Die von Ihnen aufgeworfene Frage ist aus meiner Sicht kein reales Argument dagegen.

Mit freundlichen Grüßen
Marx

Wenn ich das richtig sehe, hängt die Kontamination des Grundwassers weniger davon ab, in welcher Entfernung (Luftlinie) man sich zu besagtem Schacht Konrad befindet, sondern mehr davon, welche unterirdischen Grundwasserströmungen vorliegen. Dies gilt aber nur, wenn Sie einen eigenen Brunnen anzulegen planen. Außerdem ist nicht außer Acht zu lassen, dass in diesem Fall die Sedimente einen guten Filter für die radioaktiven Partikel abgeben, sodass eine Fortpflanzung der Radioaktivität relativ langsam vonstatten ginge. (http://de.wikipedia.org/wiki/Radioaktiver_Abfall#End…) Wenn Sie mit städtischem Grundwasser versorgt werden, macht die Entfernung noch weniger Unterschied, weil das Leitungswasser in diesem Fall relativ ungehindert (und ungefiltert) „aus der Leitung“ kommt.
Selbst dann käme es aber noch auf die Dosis an, die man in so einem Fall abbekommen würde, denn man kann davon ausgehen, dass sich das radioaktive Material auf eine relativ große Menge Grundwasser verteilt. Es verhält sich ähnlich wie mit (Speise)Pilzen - seit dem Unfall von Tschernobyl sind diese z.B. auch stärker verstrahlt als vorher (noch immer), aber man müsste horrende Mengen (mehr als sehr viel in recht kurzer Zeit) davon zu sich nehmen, um Symptome einer Strahlenkrankeit zu bekommen. Mangels „Erfahrungsfällen“ kann ich allerdings keine exakte Aussage treffen, wie hoch die Konzentration wäre.

Hallo Hr. Viereck,

ich hoffe sie haben nach dieser langen Zeit bereits eine Antwort auf ihre Frage erhalten. Ich möchte mich für das viel zu späte melden entschuldige.
Eine Hieb und Stichfeste Antwort auf ihre >Frage kann ich ihnen leider nicht geben. Nur soviel, die eingelagerten Brennstäbe oder was auch immer sind nach derzeitigem Stand der Technik geschützt, z.B. in Glas eingegossen, in Edelstahltanks gelagert usw. es müßten also schon wahnsinnig viel absolut ungünstige Dinge passieren um solch einen ich nenne es mal „Supergau“ auszulösen. Wenn dies dennoch passieren würde, so denke ich ist es kein Unterschied ob man 5 oder 10km entfernt wohnt ich könnte mir vorstellen, dass man nach einer gewissen Zeit über weite Strecken diese Kontamination messen könnte.

Sorry, aber mehr kann ich ihnen dazu nicht sagen.

Gruß Andreas