Hallo Guru,
ich versuche es kurz zu machen:
neues Geld entsteht in unserem System, dem Zentralbankensystem, nur dadurch dass irgendjemand, Staaten oder Privatleute, Schulden aufnehmen. Der Staat macht dies in dem er Staatsanleihen druckt, der Private, in dem er zur Bank geht. Für diese Kredite werden natürlich Sicherheiten verlangt. wie die Qualität dieser Sicherheiten aussieht, ist eine andere Frage. D.h. wenn ein Privater Geld aufnimmt, wird er über entsprechende Sicherheiten verfügen UND davon ausgehen, dass er den Kredit mit Zinsen zurückzahlen kann. Ein Beispiel: viele Hauseigentümer, die eine Hypothek aufnehmen, geben natürlich das Haus als Sicherheit an, aber gehen auch davon aus, dass das Haus nach 20 Jahren mehr Wert sein wird als heute. Es ist also immer (oder sollte…) eigentlich immer eine Mischung aus Sicherheit UND Gewinnerwartung sein. Wenn die Gesellschaft sich in einer vernüftigen Phase befindet, werden Kredite nur dann ausgezahlt. Wir befinden uns aber, glaubt man den Ökonomen (u.a. Steve Keen und Hyman Minsky) in einer unvernüftigen Phase: Kredite werden ohne (wesentliche) Sicherheiten vergeben, in der Hoffnung, dass die zugrundeliegenden Werte (Häuser, Rohstoffe, Staatsanleihen) im Wert steigen. Dass kann auf Dauer natürlich nicht gut gehen, weil das vom „natürlichen“ Wachstum nicht getragen wird. So entstehen „Bubbles“, die irgendwann entweder platzen, oder auf einen normalen Wert zurückgehen. Dass Problem in diesen Zeiten des „deleverage“ ist aber ein hoher Arbeitslosenstand, geringes Wachstum und, paradoxerweise, eine höhere Verschuldung. S. Griechenland z. B.
In einer normalen Phase ist der Zins/Zinseszins nie ein Problem. Das wird immer als Kritikpunkt am „System“ genommen, ist aber falsch. Kleines Beispiel: ein Unternehmer nimmt heute einen Kredit über 100.000 Euro für 8% Zinsen+Tilgung auf, Laufzeit 10 Jahre. Dann zahlt er, als Beispiel, nach 10 Jahren 110.000 Euro. In der Zwischenzeit ist aber die Wirtschaft gewachsen, und der Unternehmer hat Gewinn gemacht mit dem Geld, dass er in Maschinen investiert hat. Bei „normalen“ Zinssätzen entstehen aus 100 Eur in der Wirtschaft ca. 300 Eur, von den 110 die Bank und 190 der Rest (Unternehmer, Angestellte etc) erhalten. Das Problem, s.o. entsteht, wenn der Unternehmer gar keinen „Gewinn“ im eigentlichen Sinne, sondern nur eine Wertsteigerung seines Kaufobjekts, z. B. Haus erwartet.
Die Frage nach dem Staatsbankrott:
Das ist des Pudels Kern. Solange ein Staat eine Zentralbank hat, die seine Anleihen ankauft, ankaufen muss, ist er niemals insolvent. S. USA mit ihrer Zentralbank, der FED und UK mit ihrer Zentralbank, der Bank of England. Wenn also ein Staat mehr Geld haben will,muss er mehr Anleihen drucken. Dass geht aber nur wenn die Regierungen mehr Schulden absegnen. Wenn als der britische Premier 2% Haushaltsdefizit über neue Schulden finanzieren will, wird das schon irgendwie klappen. Wenn er aber 25% mehr Geld für irgendeinen Schwachsinn haben will, klappt das natürlich nicht. Aber für solche „souveränen“ Staaten sind Schulden erstmal kein Problem (es sei, denn sie laufen Amok und entwerten vorsätzlich die Währung, siehe Weimarer Republik. Aber die mussten dafür eine hohen Preis zahlen).
Problem sind die Staaten, die eine Zentralbank haben, die keine Staatsanleihen kaufen wollen: Enter the Euro. Und die EZB.
Die EZB sollte eigentlich keine Staatsanleihen ankaufen. Damit wirft man die Staaten der Eurozone den Investoren zum Frass vor, weil die jetzt bestimmen, zu welchen Preis,Zinsen, sie Anleihen kaufen können. Griechenland müsste am „freien“ Kapitalmarkt so hohe Zinsen für ihre Anleihen zahlen, dass die sich das nicht leisten können. So begann die Scheißkrise.
Wie hoch die Schulden sein sollten, ist erstmal eine sekundäre Frage. Die primäre Frage lautet: wie hoch waren die Verschuldungssätze vorher, in den einzelnen Jahren. Ein „normaler“ Staat, der sich zwischen 1 und 3% pro Jahr verschuldet hat, kommt nie in Regionen von über 100% Staatsverschuldung. Und übrigens auch nie über einen bestimmten Inflationswert. Die Frage muss also lauten, was haben diese Staaten in ihrer Vergangenheit falsch gemacht? Warum hat dass Volk so hohe Verschuldungsraten akzeptiert.
Zu deiner Frage bzg. Währung zusammenbrechen:
Eine Währung bricht dann zusammen, wenn die Leute dieses Geld nicht mehr als Geld verwenden. Wenn die Leute aufgrund von z.b. Hyperinflation, kein Geld mehr annehmen, und auf Gütertausch zurückfallen, dann muss sich der Staat was neues einfallen lassen. In DE war es in den 30er die sog. Rentenmark, die durch Grund und Boden „gedeckt“ war, in Brasilien war es der Real, in den USA war es der Greenback, der den Continental ersetzt hat. Kurz: die Währung bricht zusammen, wenn der Staat komplett durchdreht, und zuviel Geld druckt. Das machen Staaten aber genau einmal (pro Generation) und dann haben auch die dümmsten und skrupellosesten „Politiker“ ihre Lektion gelernt. In DE wirkt diese Angst schon seit 3 Generationen…