Gegenwert zum Papiergeld

Liebe Experten, ich dachte immer, dass das Geld, das im Umlauf ist (und nicht das Geld das auf den Konten also papiermäßig geschrieben steht !) mit WERTEN gedeckt sein muss, z.B. Wert von Straßen, Brücken, Grund und Boden usw. usf.
Also alles auf €uro umgerechnet was es so in Deutschland an Sachen und Werten (Gold, Silber, Firmen, Häuser, Autos usw.) gibt.
Wissen Sie wieviel das ist ? In Milliarden oder Tausend Milliarden o.ä. ?
Und ist auch nur so viel Geld in €uro im Umlauf ?
Und stimmt das dann auch mit den „Papier-Daten“ der gesamten Konten überein ?
Aber irgendwann MUSS doch wegen des Zins- und Zinseszins dort eine Diskrepanz entstehen (denn diese Werte steigen doch nicht so wie die Zinsen um denselben Betrag jährlich !!) und das in Umlauf befindliche Geld oder auch das in Konten existierende Geld wird dann den „Gegenwert“ überholt haben.
Fragen:
1.) Ist das schon passiert oder
2.) wann ist es passiert ? und
3.) wann (bei welchem Grenzwert z.B. 1,8 mal größeren Geldmenge im Umlauf o.ä.)
ist dann ein Staat „bankrot“ oder ab wann muss man ein neues System einführen
oder den Zusammenbruch der Währung dem VOLK kund tun ?

Wer kann das erklären - aber bitte „for dummies“ !

LG von
Guruji

Sieh mal das Video an. Dann wirst du zur Geschichte mehr erfahren.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/189874…

Liebe Experten, ich dachte immer, dass das Geld, das im Umlauf
ist (und nicht das Geld das auf den Konten also papiermäßig
geschrieben steht !) mit WERTEN gedeckt sein muss,

Das stimmt nicht (mehr). Das Papiergeld ist nicht durch Werte gedeckt. Es gab früher die Golddeckung (auf den englischen Banknoten steht meines Wissens nach immer noch "I promise to pay … " - also das Versprechen, das Papier in „echtes“ Geld umzutauschen - aber das kann man natürlich in der Pfeife rauchen) - diese wurde aber schon vor vielen Jahren abgeschafft.

Nicht umsonst gibt es Inflation - und Hyperinflationen wie die von 1923.

Und ist auch nur so viel Geld in €uro im Umlauf ?

Siehe oben - nein.

Damit haben sich auch alle anderen Fragen erledigt.

VG Bombadil

Hallo Guru,

ich versuche es kurz zu machen:
neues Geld entsteht in unserem System, dem Zentralbankensystem, nur dadurch dass irgendjemand, Staaten oder Privatleute, Schulden aufnehmen. Der Staat macht dies in dem er Staatsanleihen druckt, der Private, in dem er zur Bank geht. Für diese Kredite werden natürlich Sicherheiten verlangt. wie die Qualität dieser Sicherheiten aussieht, ist eine andere Frage. D.h. wenn ein Privater Geld aufnimmt, wird er über entsprechende Sicherheiten verfügen UND davon ausgehen, dass er den Kredit mit Zinsen zurückzahlen kann. Ein Beispiel: viele Hauseigentümer, die eine Hypothek aufnehmen, geben natürlich das Haus als Sicherheit an, aber gehen auch davon aus, dass das Haus nach 20 Jahren mehr Wert sein wird als heute. Es ist also immer (oder sollte…) eigentlich immer eine Mischung aus Sicherheit UND Gewinnerwartung sein. Wenn die Gesellschaft sich in einer vernüftigen Phase befindet, werden Kredite nur dann ausgezahlt. Wir befinden uns aber, glaubt man den Ökonomen (u.a. Steve Keen und Hyman Minsky) in einer unvernüftigen Phase: Kredite werden ohne (wesentliche) Sicherheiten vergeben, in der Hoffnung, dass die zugrundeliegenden Werte (Häuser, Rohstoffe, Staatsanleihen) im Wert steigen. Dass kann auf Dauer natürlich nicht gut gehen, weil das vom „natürlichen“ Wachstum nicht getragen wird. So entstehen „Bubbles“, die irgendwann entweder platzen, oder auf einen normalen Wert zurückgehen. Dass Problem in diesen Zeiten des „deleverage“ ist aber ein hoher Arbeitslosenstand, geringes Wachstum und, paradoxerweise, eine höhere Verschuldung. S. Griechenland z. B.
In einer normalen Phase ist der Zins/Zinseszins nie ein Problem. Das wird immer als Kritikpunkt am „System“ genommen, ist aber falsch. Kleines Beispiel: ein Unternehmer nimmt heute einen Kredit über 100.000 Euro für 8% Zinsen+Tilgung auf, Laufzeit 10 Jahre. Dann zahlt er, als Beispiel, nach 10 Jahren 110.000 Euro. In der Zwischenzeit ist aber die Wirtschaft gewachsen, und der Unternehmer hat Gewinn gemacht mit dem Geld, dass er in Maschinen investiert hat. Bei „normalen“ Zinssätzen entstehen aus 100 Eur in der Wirtschaft ca. 300 Eur, von den 110 die Bank und 190 der Rest (Unternehmer, Angestellte etc) erhalten. Das Problem, s.o. entsteht, wenn der Unternehmer gar keinen „Gewinn“ im eigentlichen Sinne, sondern nur eine Wertsteigerung seines Kaufobjekts, z. B. Haus erwartet.

Die Frage nach dem Staatsbankrott:
Das ist des Pudels Kern. Solange ein Staat eine Zentralbank hat, die seine Anleihen ankauft, ankaufen muss, ist er niemals insolvent. S. USA mit ihrer Zentralbank, der FED und UK mit ihrer Zentralbank, der Bank of England. Wenn also ein Staat mehr Geld haben will,muss er mehr Anleihen drucken. Dass geht aber nur wenn die Regierungen mehr Schulden absegnen. Wenn als der britische Premier 2% Haushaltsdefizit über neue Schulden finanzieren will, wird das schon irgendwie klappen. Wenn er aber 25% mehr Geld für irgendeinen Schwachsinn haben will, klappt das natürlich nicht. Aber für solche „souveränen“ Staaten sind Schulden erstmal kein Problem (es sei, denn sie laufen Amok und entwerten vorsätzlich die Währung, siehe Weimarer Republik. Aber die mussten dafür eine hohen Preis zahlen).

Problem sind die Staaten, die eine Zentralbank haben, die keine Staatsanleihen kaufen wollen: Enter the Euro. Und die EZB.
Die EZB sollte eigentlich keine Staatsanleihen ankaufen. Damit wirft man die Staaten der Eurozone den Investoren zum Frass vor, weil die jetzt bestimmen, zu welchen Preis,Zinsen, sie Anleihen kaufen können. Griechenland müsste am „freien“ Kapitalmarkt so hohe Zinsen für ihre Anleihen zahlen, dass die sich das nicht leisten können. So begann die Scheißkrise.
Wie hoch die Schulden sein sollten, ist erstmal eine sekundäre Frage. Die primäre Frage lautet: wie hoch waren die Verschuldungssätze vorher, in den einzelnen Jahren. Ein „normaler“ Staat, der sich zwischen 1 und 3% pro Jahr verschuldet hat, kommt nie in Regionen von über 100% Staatsverschuldung. Und übrigens auch nie über einen bestimmten Inflationswert. Die Frage muss also lauten, was haben diese Staaten in ihrer Vergangenheit falsch gemacht? Warum hat dass Volk so hohe Verschuldungsraten akzeptiert.

Zu deiner Frage bzg. Währung zusammenbrechen:
Eine Währung bricht dann zusammen, wenn die Leute dieses Geld nicht mehr als Geld verwenden. Wenn die Leute aufgrund von z.b. Hyperinflation, kein Geld mehr annehmen, und auf Gütertausch zurückfallen, dann muss sich der Staat was neues einfallen lassen. In DE war es in den 30er die sog. Rentenmark, die durch Grund und Boden „gedeckt“ war, in Brasilien war es der Real, in den USA war es der Greenback, der den Continental ersetzt hat. Kurz: die Währung bricht zusammen, wenn der Staat komplett durchdreht, und zuviel Geld druckt. Das machen Staaten aber genau einmal (pro Generation) und dann haben auch die dümmsten und skrupellosesten „Politiker“ ihre Lektion gelernt. In DE wirkt diese Angst schon seit 3 Generationen…

Hallo,

Liebe Experten, ich dachte immer, dass das Geld, das im Umlauf ist (und nicht das Geld das auf den Konten also papiermäßig geschrieben steht !) mit WERTEN gedeckt sein muss, z.B. Wert von Straßen, Brücken, Grund und Boden usw. usf.

Warum nur das Papiergeld das im Umlauf ist? Warum sollten Guthaben bei Banken da nicht mit reinzählen? In den meisten Läden kann ich mit Papiergeld oder eben auch mit Bankguthaben bezahlen.

Also alles auf €uro umgerechnet was es so in Deutschland an Sachen und Werten (Gold, Silber, Firmen, Häuser, Autos usw.) gibt.

Könnte man machen, einfach Geldmenge durch sämtliche reale Werte teilen. Naturgemäß ist das kein fixer Wert, da sowohl die Geldmenge als auch die Bewertung der einzelnen „Werte“ im Zeitverlauf schwanken. Sieht man ja täglich an den Börsen. Gold, Öl oder Weizen ist nicht jeden Tag das gleiche Wert. Das Problem ist wahrscheinlich, dass Manche hier ein statisches Gefüge mit fixen Werten/Preise unterstellen und sich nur die Geldmenge änderte. Aber was pssiert beispielsweise, wenn morgen neue Öl- oder Golödvorkommen entdeckt/gefördert werden? Ist dann plötzlich Weizen oder Oma ihr klein Häuschen plötzlich weniger wert, wenn die vorhandene Geldmenge durch eine höhere Menge an Werten geteilt werden soll? oder wird einfach schnell eine entsprechende Menge an Geld gedruckt? Und nach welchem Mechanismus wird es dann verteilt?

Wissen Sie wieviel das ist ? In Milliarden oder Tausend Milliarden o.ä. ?

Das wird man schätzen können. Das Problem wird sein, wie man das alles bewertet (vom Aufwand dies zu tun mal abgesehen). Wie soll eine Autobahnbrücke bewertet werden? Nach den Kosten? Da ist doch jedesmal ein großer Anteil an Planungsaufwand dabei, der letztlich keinen Wert darstellt, wenn die Brücke dann mal nach 20 Jahren endlich dasteht. Gibt es einen Markt für solche Brücken, aus denen man den Wert ableiten könnte?

Und ist auch nur so viel Geld in €uro im Umlauf ?

Ja.

Und stimmt das dann auch mit den „Papier-Daten“ der gesamten Konten überein ?

Ja.

Aber irgendwann MUSS doch wegen des Zins- und Zinseszins dort eine Diskrepanz entstehen (denn diese Werte steigen doch nicht so wie die Zinsen um denselben Betrag jährlich !!)

Nein, dass MUSS nicht passieren. Zum einen ändert das ja nicht an der Formel Geldmenge/Werte. Das Ergebnis ist dann eben ein anderes. Daneben gibt es ja auch schon immer Kreditvergaben, wo nicht nur die Zinsen nicht (vollständig) bezahlt werden, sondern auch der verliehene Betrag für den Kreditgeber verloren ist. Und wenn es für ihn weg ist, erhöht es auch nicht die Geldmenge. Nennt sich dann Forderungsabschreibung, Schuldenschnitt usw. Man kann sich natürlich als Kreditgeber in solch einem Fall auch einfach weiter einbilden, dass man eine werthaltige Forderung hätte. Das ist wohl gegenwärtig eines der Probleme in Deutschland. Man will nicht akzeptieren, dass das an Griechenland (und andere) verliehene Geld weg ist, sondern möchte sich weiter einbilden, dass es da ist.

und das in Umlauf befindliche Geld oder auch das in Konten existierende Geld wird dann den „Gegenwert“ überholt haben.
Fragen:
1.) Ist das schon passiert oder
2.) wann ist es passiert ? und
3.) wann (bei welchem Grenzwert z.B. 1,8 mal größeren Geldmenge im Umlauf o.ä.) ist dann ein Staat „bankrot“ oder ab wann muss man ein neues System einführen oder den Zusammenbruch der Währung dem VOLK kund tun ?

Bankrot ist er, wenn er seine Verpflichtungen nicht mehr bedienen kann, wobei er natürlich zunächst seine Verpflichtungen per Gesetz runterschrauben kann. Bei seinen Kreditgebern geht das nicht so einfach, da ihm dann naturgemäß niemand mehr etwas gibt. Der Bankrot ist dann da, wenn er bei laufender Verschuldung eben niemanden mehr findet, der ihm weiter etwas leiht.

Wer kann das erklären - aber bitte „for dummies“ !

Ich befürchte, dass das nicht so einfach ist. Letztlich wird es auf die altbekannte Formel hinauslaufen, dass man dauerhaft nicht mehr ausgeben kann, als man einnimmt. Eigentlich ganz simpel. Probleme wird das geben, wenn man Schuldenaufnahme als Einnahme definiert (so wie das aber eben in den staatlichen Haushalten geschiet) UND dabei keine erlaubten Grenzen definiert UND diese auch nicht durchsetzt.

Grüße

ich versuche es kurz zu machen:
neues Geld entsteht in unserem System, dem
Zentralbankensystem, nur dadurch dass irgendjemand, Staaten
oder Privatleute, Schulden aufnehmen.

Der Buchungssatz dazu:
Forderungen ggü. Kunden an Guthaben bei der Zentralbank

Wo genau entsteht denn da Geld? Und was für Geld meinst Du eigentlich: Buchgeld oder Bargeld?

Der Staat macht dies in
dem er Staatsanleihen druckt,

Wie entsteht denn dadurch Geld? Muß nicht vielmehr jemand Geld haben, um die Anleihen zu kaufen?

Beispiel: viele Hauseigentümer, die eine Hypothek aufnehmen,

Niemand nimmt eine Hypothek auf. Hypotheken sind eine (inzwischen ungebräuchliche) Sicherheit.

geben natürlich das Haus als Sicherheit an, aber gehen auch
davon aus, dass das Haus nach 20 Jahren mehr Wert sein wird
als heute.

Davon geht niemand bei einer Kreditvergabe aus.

ist aber falsch. Kleines Beispiel: ein Unternehmer nimmt heute
einen Kredit über 100.000 Euro für 8% Zinsen+Tilgung auf,
Laufzeit 10 Jahre. Dann zahlt er, als Beispiel, nach 10 Jahren
110.000 Euro.

Ich glaube, da hast Du Dich verrechnet.

In der Zwischenzeit ist aber die Wirtschaft

gewachsen, und der Unternehmer hat Gewinn gemacht mit dem
Geld, dass er in Maschinen investiert hat. Bei „normalen“
Zinssätzen entstehen aus 100 Eur in der Wirtschaft ca. 300
Eur, von den 110 die Bank und 190 der Rest (Unternehmer,
Angestellte etc) erhalten. Das Problem, s.o. entsteht, wenn
der Unternehmer gar keinen „Gewinn“ im eigentlichen Sinne,
sondern nur eine Wertsteigerung seines Kaufobjekts, z. B. Haus
erwartet.

Unternehmen im Sinne von produzierenden, handelnden oder dienstleistenden Unternehmen machen so etwas aber nicht, weil das nicht deren Geschäftsmodell ist. Die verdienen ihr Geld mit Produktion, Handel oder Dienstleistung.

Die EZB sollte eigentlich keine Staatsanleihen ankaufen. Damit
wirft man die Staaten der Eurozone den Investoren zum Frass
vor, weil die jetzt bestimmen, zu welchen Preis,Zinsen, sie
Anleihen kaufen können. Griechenland müsste am „freien“
Kapitalmarkt so hohe Zinsen für ihre Anleihen zahlen, dass die
sich das nicht leisten können.

Das ist falsch, wie ich unten schon schrieb. Wieso hat Du eigentlich auf meinen Artikel nicht geantwortet? Weil Dir die Antworten fehlen?

/t/theoretisches-modell-zur-beschreibung-erklaerung-…

Verschuldungssätze vorher, in den einzelnen Jahren. Ein
„normaler“ Staat, der sich zwischen 1 und 3% pro Jahr
verschuldet hat, kommt nie in Regionen von über 100%
Staatsverschuldung.

Wieso nicht? Wenn die Wirtschaft langsamer wächst als die Schulden steigen, kommt man sehr wohl in diese Regionen, wie man nicht zuletzt am Beispiel Deutschlands eindrucksvoll sieht. Bei der Kalkulation der Verschuldungsgrenze lt. Maastrichter Kriterien ging man übrigens von einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 5% aus. Das haben wir in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen.

Und übrigens auch nie über einen
bestimmten Inflationswert. Die Frage muss also lauten, was
haben diese Staaten in ihrer Vergangenheit falsch gemacht?
Warum hat dass Volk so hohe Verschuldungsraten akzeptiert.

Das Volk hat diese Verschuldung sogar implizit verlangt, weil es nach staatlicher Zuwendung lechzt und die Streichung von Ausgaben zu seinen Lasten nicht akzeptiert.

ich dachte immer, dass das Geld, das im Umlauf
ist (und nicht das Geld das auf den Konten also papiermäßig
geschrieben steht !) mit WERTEN gedeckt sein muss, z.B. Wert
von Straßen, Brücken, Grund und Boden usw. usf.

Falsch gedacht. Geld ist immer das wert, was ihm an Wert zugedacht wird. Geld ist nur eine Vereinfachung, damit wir nicht ständig Ziegen, Teppiche und Zangen mit uns herumschleppen müssen, wenn wir einkaufen gehen. Ohne Geld müßten wir nämlich für ein Brötchen 1/78 Ziege bezahlen oder 1/34 Zange o.ä. Geld nimmt uns die Last des Tauschens ab.