Gehirnblutung im Stammhirn

Erst einmal Danke für den Hinweis auf dieses Fenster, bei Freunde und Familie hätte ich das nicht vermutet.
Wie auch immer: Muss mal wieder fragen. Mein Mann ist seit fünf Wochen nach einer Gehirnblutung im Stammhirn zur Reha. Die rechte Seite war komplett gelähmt, jetzt kann er das rechte Bein wieder bewegen, und auch die rechte Hand ist im „Kommen“, mit der Sprache klappt es noch nicht so. Er sieht Fernsehen und schaut sich seine Autozeitung an. Heute habe ich den Arzt, angerufen, der ihn am Anfang auf der ITS behandelt hat (war wegen Unterlagen). Er konnte sich sogar an uns erinnern und fragte nach dem Befinden meines Mannes. Nachdem ich ihm alles so geschildert hatte, meinte er, was er bis jetzt nicht kann, wird er nie wieder können. Das hat mir erst einmal einen Schlag versetzt. Gibt es ein „Zeitfenster“, ab wann man sagen kann oder muss, er bleibt so wie er jetzt ist?
Ich kann das alles gar nicht glauben, würde mich auch mal mit jemandem unterhalten, der als Angehöriger auch betroffen ist.
Christina

Hallo Christina,

Gibt es ein „Zeitfenster“, ab
wann man sagen kann oder muss, er bleibt so wie er jetzt ist?
Ich kann das alles gar nicht glauben, würde mich auch mal mit
jemandem unterhalten, der als Angehöriger auch betroffen ist.

Erst mal vorneweg: Mein Vater hatte letzten Oktober eine Gehirnblutung.

Was uns erzählt wurde, klang ganz anders: Bei Gehirnverletzungen rechnet man nicht in Wochen, sondern in Monaten und Jahren. Als eine Art Zeitfenster wurden uns 2 Jahre genannt. Was man bis dahin nicht lernt, das wird danach sehr schwer aufzuholen sein.
Aber: Das sind alles Erfahrungswerte, man kann keine genauen Aussagen treffen, weil jeder Fall anders ist.

Fünf Wochen klingen für mich aber sehr wenig, ich würde also nichts auf die Aussage geben und vor allem den Mut nicht verlieren. Es KANN natürlich sein, dass sich nichts mehr ändert, an seinem Zustand. Es ist aber nach allem, was ich bis jetzt von meinem Vater und anderen Betroffenen gesehen habe, auch möglich, dass dein Mann Fortschritte macht, dass ihr (und die Ärzte) mit den Ohren schlackert…

Wünsche Euch alles Gute
Kati

hallo christina,

lass dich nicht entmutigen.
ich habe einige jahre in einer neurologischen fachklinik gearbeitet und habe dort erlebt, dass patienten weit jenseits der besagten fünf wochen enorme entwicklungen durchlaufen haben. was man nicht erwarten darf, ist: dass alles so sein wird wie vorher. was man erwarten darf: eine vielfach veränderte ausgangslage mit der chance, sich im neuen einzurichten. das erfordert kraft und mut von allen beteiligten.

ärzte, die sich im stande fühlen, urteile wie in eurem fall zu fällen, gibt es zur genüge. ärzte, die in der lage sind, einzuschätzen, was der patient und seine angehörigen wirklich brauchen und sie dabei zu unterstützen, es zu bekommen, sind rar.

liebe grüße

shillington

Hallo,

da hat Dir der Arzt richtig „was vor den Koffer geknallt“, wenn ich mich mal so ausdrücken darf. Und nun möchtest Du verständlicher Weise eine andere Meinung hören oder brauchst etwas Trost.

Fakt ist, dass man nach einem Schlaganfall mindestens 6 Monate abwarten muss, um zu sehen, wie sich der Zustand entwickelt. In dieser Zeit ist alles drin, von der Komplettgenesung bis zum Stillstand. Als Sachbearbeiter für Anträge nach dem Schwerbehindertenrecht sehe ich häufig entsprechende Arztberichte. Und glaube mir, zur Zeit kann und wird kein Mensch, der ernst genommen werden will, eine Aussage machen, wie sich alles entwickelt.

Ich wünsche Deinem Mann und Dir alles Gute für die Zukunft,

Gruss

Andreas

Hallo Christina, ich kann aus Erfahrung auch nur sagen, dass sich auch nach Jahren noch Verbesserungen einstellen können - wenn der Patient nicht aufgibt (leicht gesagt, ich weiß :frowning:
Ein paar Wochen ist ganz sicher zu kurz, um zu sagen, da ändert sich nichts mehr.

Außerdem möchte ich in aller Vorsicht anmerken: Halbseitenlähmungen und Verlust der Sprache sind eigentlich nicht typisch für Verletzungen im Stammhirn, sondern im Großhirn. Sicher spielt das für Euch in der Praxis keine so große Rolle - aber vielleicht gibt es Missverständnisse über Diagnose und Ursachen, und vielleicht könnte das die erstaunlich negative Prognose (Vorhersage) des Arztes erklären?