Hi,
ich möchte hier heftig widersprechen. Aus deiner unbefriedigenden Beziehung mit einem ungehorsamen Kind darfst du nicht verallgemeinern, zumal ich hier zu erkennen glaube, daß ein großer teil der Probleme auf deine Art zurückzuführen sind, mit dem Kind umzugehen.
Da ich selbst keine Autorität habe (was er allzugern ausnutzt),
sondern eigentlich nur damit drohen kann, es seiner Mutter zu
erzählen, versagt bei mir das System Angst. Weswegen soll er auch
Angst vor mir haben? Was soll ich denn schon groß machen?
Das System Angst versagt eigentlich immer, wenn es um Autorität geht. Autorität kannst du dir nur durch dein Auftreten verschaffen. Sie hat vor allem mit Respekt zu tun.
Da ist mir Gehorsam schon lieber. Nur leider ist das offensichtlich
ein Fremdwort für ihn. Er macht eigentlich, was er will. Ich kann ihn
an manchen Tagen 20mal an einer Stelle ermahnen, dass er weiter
macht, das interessiert ihn nicht.
Das ist schon der Knackpunkt. Wieso ermahnst du ihn 20mal? Konsequenz ist das A und O. Aus deinem Verhalten lernt er doch gerade, daß er auf Ermahnungen nicht zu reagieren braucht!
Wenn ich ihm erkläre (also jetzt wirklich rein rationell, wie mit
einem Erwachsenen, nur halt sprachlich und inhaltlich angepasst),
dann schaut er verständig, sagt, dass er das schon versteht oder er
bringt sein mir mittlerweile verhasstes „weiß ich“ (weil er nämlich
einen Scheißdreck weiß, wenn ich ihm frage, was ich grad gesagt
hatte, weiß er das nicht: sprich zum einen Ohr rein und zum anderen
heraus; dann weiß er manchmal sogar nicht mal, dass er „weiß ich“
gesagt hat!).
Wenn du ihm erklärst, daß jedes Tun seine Konsequenzen nach sich zieht, aber ihm gleichzeitig zeigst, daß dem überhaupt nicht so ist, ist es doch völlig verständlich, daß er dir das nicht glaubt. Er sieht doch tagtäglich das Gegenteil bestätigt!
Mein Fazit: Rationelle Argumente bringen bei Kindern nichts. Soweit
sind die offensichtlich noch nicht. Manche sind clever und mimen
erwachsenes Verhalten nach, ohne die kognitiven Prozesse dahinter
(nämlich z.B. Konsequenzen daraus zu ziehen und sein verhalten zu
ändern) zu verinnerlichen. Gerade bei dem Jungen merke ich es immer
wieder, wie unreif er ist, vieles ist nur Maske und Show.
Ich glaube, du irrst dich hier. Selbstverständlich haben Kinder eine andere Rhetorik als Erwachsene. Rational handeln sie aber immer. Sie passen sich ständig ihrer Umgebung an und handeln danach. Im Gegenteil, sie ziehen gerade die Konsequenzen, die sie gelernt haben: nämlich daß sie nicht zu kuschen brauchen, weil du sie sowieso „nur“ ermahnst.
So will er immer bessere Noten haben, aber lernen dafür will er
nichts. Erst mit Gewalt (bzw. Angst) bekommt man ihn dazu. wenn man
ihn bittet und nahezu dast schon anbettelt, dass er weiter macht,
ignoriert er das einfach, doch sobald man autoritärer wird, also
seinen Namen lauter sagt, wird er noch bockiger.
Wie denn nun - mit Gewalt und Angst bekommt man ihn dazu, aber wenn man autoritärer wird, wird er bockig? Da verstehe ich dich nicht.
Daher also: Kinder brauchen Angst, denn die ist die Vorstufe zu
Gehorsam.
Boah. Das lernt man im Studium der Pädagogik? Sorry, das ist Unfug!
Als Erwachsener hat man ja normalerweise auch Angst vor
Konsequenzen. Diese „Angst“ ist notwendig, sonst kann man in der
Gesellschaft nicht funktionieren. Und genau das müssen Kinder lernen.
Wo lebst du? Als Erwachsener freue ich mich über Konsequenzen meines Handelns. Eine Gesellschaft, die auf Angst basiert, kennt man aus totalitären Staaten. Daß die es nicht besser hinkriegen, ist hinreichend bekannt.
Ich möchte dir ein anderes Gesellschaftsmodell nahebringen: eines, das auf Respekt und Achtung vor dem Nächsten basiert.
Inwieweit so unsinnige Sachen wie „das erzähl ich dem Papa“ dabei
rauskommen müssen, steht auf einem anderen Blatt.
Eben, das müssen sie keineswegs.
Hinterfragt wird noch früh genug; der Junge hat nun die nervtötende
„warum“-Phase hinter sich gebracht (nach einem autoritärem Machtwort
von mir). Auf vieles kommt man auch durch Nachdenken. Sinnloses
Nachfragen ist genauso schlecht wie kein Nachfragen. Finde ich
jedenfalls
Oje. In welche Fächer gibst du Nachhilfe?
Ach ja, heute erst einer seiner Ergüsse „ich mache nur das, was ich
für richtig halte“ - „nach deinen eigenen Gesetze?“ - „ja, klar“ -
„und was ist, wenn du wegen den echten Gesetzen ins Gefängnis musst?“
- „ist mir egal, die können mich mal!“
Merkst du was? Anstatt den Jungen dazu zu bringen, daß er mit dir auf einer Ebene kommuniziert, begibst du dich auf seine kindliche Diskussionsstufe. Das kann nur schiefgehen!
Als weiteren Aspekt, der das belegt:
Hmmm. Sorry, aber das ist kein Aspekt, sondern eine Anekdote, und schon gar nicht ein Beleg für oder gegen etwas.
Vielleicht ist das mal eine andere Sichtweise.
Auch, wenn ich hier und da etwas spitz formuliere: ich glaube, du solltest deine Sichtweise überprüfen. Deine Einstellung den Kindern gegenüber halte ich für sehr bedenklich!
Schönen Gruß
J.