Hallo iceage,
die „unumstösslichen“ Wahrheiten, von denen Du redest, lassen
sich meiner Meinung nach hauptsächlich darauf zurückführen,
dass die Wissenschaft durch Mehrheitsmeinungen geprägt ist.
Was nicht unbedingt was schlechtes sein muss.
Um wieder vom Standpunkt der Physik zu kommen:
Häufig wird gesagt, was nicht wahrnehmbar (also irgendwie
beobachtbar oder messbar o.ä.) ist, das existiere nicht. Das
halte ich für falsch, meiner Meinung nach ist es richtiger zu
sagen, um das was nicht wahrnehmbar ist, muss ich mich nicht
kümmern.
Das führt mich zu der Frage, was für Dich der Unterschied
zwischen „erklären“ und „verstehen“ ist.
Man kann alles in den Griff bekommen - das ist, was für mich ungefähr „erklären“ meint - und man kann auch „verstehen“, was heißt, sich auch von einem eigenen, egozentrischen Standpunkt zu distanzieren… Ich will die Kirsche beschreiben/ ihr Aussehen erklären bzw. Ich will die Kirsche essen (benutzen). Beides ist von einem egozentrischen Ort aus formuliert, der sich um die Kirsche eigentlich gar nicht kümmert.
Was die Kirsche sein könnte, das zeigt sich hier ja nur darin, in wie weit man sie einordnen und nutzen kann… man „versteht“ aber niemals durch dieses (funktionalistische) Denken die Kirsche, so wie man auch kein (anderes) Lebewesen „versteht“, indem man es beschreibt bzw. erklärt, wie es sich zusammensetzt (und auseinandernehmen) lässt.
Es sind also m.E. zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen.
Wenn ich eine rote Wand sehe, verstehe ich nicht, wieso sie
rot ist. Auch wenn mir jemand noch so oft sagt „die Wand ist
nunmal rot“, verstehe ich es nicht. Wenn mir dagegen jemand
sagt „die Wand wurde mit roter Farbe gestrichen“, verstehe
ich, wieso die Wand rot ist. Um mal ein sehr banales Beispiel
zu bringen.
Ja, es kann ausreichen, eine solche Information zu bekommen, wenn man etwa nur wissen will, won welcher Beschaffenheit diese Farbe ist, ob sie aufgestrichen wurde oder ob es z.B. auch ein roter Stein ist.
Es mag sein, dass es so einen allgemeinen, verbindenden
Geist gibt. Es kann genausogut sein, dass es ihn nicht gibt.
Wahrscheinlich wird es darüber nie eine einheitliche Meinung geben können… (und ich weiß nicht, wie man sich das vorstellen könnte, würde es dazu ein eindeutiges Ergebnis geben.)
Es könnte ja sein, dass sich jemand nicht in diesen alles
verbindenden Geist integrieren kann, weil ihm, wodurch auch
immer, die Möglichkeit fehlt. Ist er deswegen nicht mehr Teil
der Natur?
Er wäre vielleicht doch noch Teil des Ganzen, aber er würde das verleugnen und missachten? Ich denke, dass so eine Person das zerstört, wozu er selbst zählt… ja, er mag glauben, „frei“ davon zu sein, einer anderen Instanz sogar anzugehören, die er als wesentlich machtwoller betrachtet, wie einem der „Natur“ übergeordneten „Gott“, aber er würde womöglich auch töten aus Missachtung heraus, es ist ja nur „Natur“, nicht „ich“ (und nicht „Gott“)… er bleibt dennoch wohl „Mensch“… man muss ihn ja auch gerade als „Menschen“ zur Verantwortung ziehen?!
Aus dem Artikel, den Du gelinkt hast,
wird mir nicht gut genug klar, was Prof. Dürr meint, wie er
sich selbst diesen Sachverhalt vorstellt.
Ja, vielleicht muss man dazu nicht nur einen so kleinen Ausschnitt liefern; der Mann hat ja wesenlich mehr dazu begesteuert, sich als Naturwissenschaftler mit ethischen Fragen zu befassen, als so ein winziger Teil zeigen kann. Seine Äußerungen zeigen vielleicht, dass hier jemand sich selbst nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil des Ganzen betrachtet, das eben Verantwortung trägt… er kritisiert ja nicht zufällig z.B. Krieg?
Gruß, iceage