Geist ist frei von Geist

… die Natur des Geistes ist klares Licht.
Das soll Buddha gesagt haben, aber ich wüsste gerne, wo das stehen soll (Pali-Kanon, irgendein Sutra).
Vielen Dank im Voraus
Euer Karl(son vom Dach2)

Hallo Karlson,

… die Natur des Geistes ist klares Licht.
Das soll Buddha gesagt haben, aber ich wüsste gerne, wo das
stehen soll (Pali-Kanon, irgendein Sutra).

Buddha soll viel gesagt haben, vor allem, wenn man glaubt, was sich so alles im Internet und in drittklassiger buddhistischer ‚Erbauungsliteratur‘ findet. Das jedoch hat er mit Sicherheit nicht gesagt - und schon gar nicht wirst Du diese Aussage in einem Sutra des Palikanon finden. Allenfalls findet sich im Palikanon (A.1.10, Übersetzung Nyanatiloka/Nyanaponika) die Aussage:

„Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewusstsein; doch es wird verunreinigt von hinzukommenden Befleckungen. Lauter, ihr Mönche, ist dieses Bewusstsein; und ist es frei von hinzukommenden Befleckungen.“

  • eine nicht ganz einfach zu entschlüsselnde Passage; hier soll der Hinweis genügen, dass „Bewusstsein“ hier nicht „vinnana“, sondern vielmehr „citta“ wiedergibt, was in Übersetzungen idR mit „Geist“ (bzw. engl. „mind“) wiedergegeben wird. „Lauter“ wiederum ist hier die Übersetzung von „pabhassara“, was sich problemlos auch mit „leuchtend“ übersetzen lässt - „lauter“ (bzw. „klar, rein“) geht schon eher in Richtung einer Interpretation, die sich hier allerdings zwanglos (aus dem Gegensatz zu ‚hinzukommende Befleckungen‘ / upakkileshi) ergibt.

Dein Zitat

„Geist ist frei von Geist
die Natur des Geistes ist klares Licht.“

kenne ich so - bzw. als englische Übersetzung („the mind is devoid of mind; the nature of mind is luminous clarity“) - nur aus Sekundärliteratur tibetischer Provenienz. Als Quelle dafür wird auf das Mahaprajnaparamita-Sutra verwiesen; leider ohne exakte Fundstellenangabe. Gemeint ist vermutlich (ich zitiere nach E. Conzes Übersetzung) der letzte Satz dieser Passage (Abhisamaya I.3d):

„A Bodhisattva, who courses in perfect wisdom, should train himself to cognize form, etc., to develop the limbs of enlightenment, etc., and to cognize the 18 Buddha-dharmas. But he should not fancy himself for any of this. It is thus that a Bodhisattva, who courses in perfect wisdom, should cognize his thought of enlightenment, should cognize his even thought, should cognize his exalted thought, but should not, because of that, fancy himself. And why? Because that thought is a non-thought, since in its essential original nature it is transparently luminous.

Gesprochen übrigens nicht von Buddha (was anscheinend gerne von Leuten behauptet wird, die das Sutra selbst gar nicht studiert haben), sondern von Subhuti. Mit „transparently luminous“ übersetzt Conze hier „prabhasvara“ - die Sanskritentsprechung des o.a. Paliausdrucks „pabhassara“.

Die spezielle „Formulierung“ dieses Gedankens, nach der Du hier gefragt hast, beruht auf einer spezifisch tibetischen exegetischen Tradition (Verdinglichung von prabhasvara / ‚klar leuchtend‘ zu ‚leuchtender Klarheit‘ und dessen Identifikation mit der ‚Natur des Geistes‘) - evt. auch auf der Eigenheit der tibetischen Übersetzung des Sutrentextes.

Freundliche Grüße,
Ralf

Parallelstellen
Astasahasrika Prajnaparamita Sutra, Kap. I

„when a Bodhisattva courses in perfect wisdom and develops it, he should so train himself that he does not pride himself on that thought of enlightenment [with which he has begun his career]. That thought is no thought, since in its essential original nature thought is transparently luminous.“

  • auch hier ist Subhuti der Sprecher, auch hier bezieht sich die Aussage ‚no thought‘ wie im Mahaprajnaparamita-Sutra (das diese Passage übernahm und erweiterte) nicht allgemein auf citta (‚Geist‘, mind) sondern speziell auf bodhicitta (‚thought of enlightenment‘).

Verwandt damit folgende Passage in Kap. XII, die Buddha selbst in den Mund gelegt wird, wo sich jedoch auch kein ‚mind is devoid of mind‘ oder ‚thought is no thought‘ finden lässt. Dafür wird die Beziehung zu Palikanon A.I.10 deutlicher:

„That Tathagata knows the polluted minds of beings for what they really are. For he knows that the minds of ordinary people are not actually polluted by the polluting forces of perverted views, which, being nothing but wrong ideas, do not really find a place in them. That Tathagata knows unpolluted thoughts for what they are. For he knows that those minds are transparently luminous in their essential original nature.“

Auch hier ist E.Conze der Übersetzer.

Freundliche Grüße,
Ralf

… die Natur des Geistes ist klares Licht.

Moin,

darin sind zwei Aussagen enthalten, die man auch gesondert betrachten sollte.

Ich fang mal an mit: „Die Natur des Geistes ist klares Licht“.

„klares Licht“ dürfte die Übersetzung von „luminous“ (leuchtend, hell, klar, lichtvoll, Pali: „pabhassara“) sein. Weder „klar“ noch „licht“ würde die Doppeldeutigkeit dieses Begriffs korrekt wiedergeben, somit also „klares Licht“. Was man im Buddhismus darunter versteht wird sehr gut hier ausführlich erläutert, auch auf welche Stelle im Pali-Kanon dies zurück geht:
http://en.wikipedia.org/wiki/Luminous_mind

In the Anguttara Nikaya (A.I.8-10) the Buddha states:[6] "Luminous, monks, is the mind. And it is defiled by incoming defilements.

Auch: Pabhassara Sutta: hier auf deutsch:
http://homepage.swissonline.ch/stress-los/sutras/ani…
“Leuchtend, Mönche ist der Geist. Getrübt wird er durch dazu kommende Verunreinigungen.”

“Leuchtend, Mönche ist der Geist. Frei ist er von dazu kommenden Verunreinigungen:“

“Leuchtend, Mönche ist der Geist. Getrübt wird er durch dazu kommende Verunreinigungen. Der ungelehrte Weltling nimmt das Gegenwärtige nicht so wahr wie es wirklich ist, darum sage ich, für den ungelehrten Weltling gibt es keine geistige Entwicklung.“

“Leuchtend, Mönche ist der Geist. Frei ist er von dazu kommenden Verunreinigungen. Der gut instruierte Schüler des Edlen nimmt das Gegenwärtige so wahr wie se ist, darum sage ich, für den gut instruierte Schüler des Edlen gibt es geistige Entwicklung.“

Im Mahayana entwickelt sich dies weiter zur Vorstellung von Tathagatagarbha oder „Buddha-Natur“. Siehe zum Beispiel hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Tath%C4%81gatagarbha_do…

Nun zum zweiten Teil:
„Geist ist frei von Geist“

Der „Geist“ wird in der buddhistischen Phänomenologie des Geistes aufgeteilt in seine Bestandteile, nachzulesen z.B. im Visuddhi Magga XVII http://www.palikanon.com/visuddhi/vis17_04.htm

Wie auch immer man den Geist analysiert, man trifft zwar auf alle möglichen Bestandteile, die verschieden benannt und kategorisiert werden, aber auf keinen Bestandteil, der tatsächlich der Geist wäre. Somit ist der Geist frei von Geist.

Natürlich wurde diese zentrale Aussagen des Buddhismus auch im tibetischen Buddhismus weiter getragen, insbesondere in der Tradition der Blütezeit des indischen Buddhismus von Nalanda, der nach Tibet übertragen wurde. Aber das war ja nicht deine Frage :smile:

Gruß
M.

Moin,

Die spezielle „Formulierung“ dieses Gedankens, nach der Du
hier gefragt hast, beruht auf einer spezifisch tibetischen
exegetischen Tradition (Verdinglichung von prabhasvara / ‚klar
leuchtend‘ zu ‚leuchtender Klarheit‘ und dessen Identifikation
mit der ‚Natur des Geistes‘) - evt. auch auf der Eigenheit der
tibetischen Übersetzung des Sutrentextes.

Ich wüsste gerne, welche auf welche tibetische Tradition du hier speziell anspielst? Tatsächlich ist es doch so, dass der Höhepunkt und die wichtigsten Texte zum Abidhamma, bzw. zur Buddha Natur, doch kaum tibetisch sind. Selbst einer der Höhepunkte wie das Uttaratantra Shastra von Asanga wurde etwa 200 Jahre vor der Zeit verfasst, wo es überhaupt die ersten buddhistischen Kontakte mit Tibet gab.

Auch ist mir keine tibetische Tradition bekannt, wo es eine „Verdinglichung“ von leuchtender Klarheit oder gar eine „Identifikation mit der Natur des Geistes“ gegeben haben soll. Welche soll das deiner Meinung nach sein und auf welche tibetische Übersetzung welches Sutrentextes beziehst du dich da?

Gruß
M.

Moin,

Ich wüsste gerne, welche auf welche tibetische Tradition du
hier speziell anspielst?

hatte ich das nicht klar ausgedrückt? Auf die, die das Adjektiv prabhasvara mit dem tibetischen Substantiv ’od gsal wiedergibt.

Auch ist mir keine tibetische Tradition bekannt, wo es eine
„Verdinglichung“ von leuchtender Klarheit oder gar eine
„Identifikation mit der Natur des Geistes“ gegeben haben soll.

Der Unterschied zwischen der Funktion eines Adjektivs und der eines Substantivs ist Dir aber schon bekannt? Und welche Beziehung in einem Satz wie „die Natur des Geistes ist klares Licht“ das ‚ist‘ ausdrückt?

Welche soll das deiner Meinung nach sein und auf welche
tibetische Übersetzung welches Sutrentextes beziehst du dich
da?

Wenn Du meine Antwort noch einmal liest, wirst Dir sicher auffallen, welchen Sutrentext ich da angegeben habe und welche Stelle daraus - aus dem Kontext gerissen - so gerne und häufig auf Tibetisch zitiert wird. Was dann wiederum in englischer oder deutscher Weiterübersetzung zu einer Formulierung wie dem nachgefragten Zitat führt, in dem das Original kaum wiederzuerkennen ist.

Offen gesagt habe ich weder Zeit noch Lust, wieder einmal auf Deine eristischen Spielchen einzugehen. Was Dich angeht, ist für mich hier EOD.

Freundliche Grüße,
Ralf

Moin,

Ich wüsste gerne, welche auf welche tibetische Tradition du
hier speziell anspielst?

hatte ich das nicht klar ausgedrückt? Auf die, die das
Adjektiv prabhasvara mit dem tibetischen Substantiv ’od gsal
wiedergibt.

Vielleicht solltest du dich bei so wichtigen Dingen nicht auf Wikipedia verlassen. od gsal hat laut „The New Tibetan-English Dictionary“ von Goldstein nur eine einzige Bedeutung, nämlich: „to shine“, und zwar als sogenanntes inaktives Verb (was eh schon schwierig ins Deutsche zu übersetzen ist)

Auch ist mir keine tibetische Tradition bekannt, wo es eine
„Verdinglichung“ von leuchtender Klarheit oder gar eine
„Identifikation mit der Natur des Geistes“ gegeben haben soll.

Der Unterschied zwischen der Funktion eines Adjektivs und der
eines Substantivs ist Dir aber schon bekannt? Und welche
Beziehung in einem Satz wie „die Natur des Geistes ist klares
Licht“ das ‚ist‘ ausdrückt?

Ja sicher. So hat das also irgendwer mal ins Deutsche übersetzt, was vielleicht zu einem Irrtum bei demjenigen führen kann, der mit dem Thema nicht vertraut ist. Aber dafür kannst du wohl kaum irgend einen Tibeter verantwortlich machen oder gar noch meinen, hier eine „tibetische Tradition“ erkannt zu haben.

Wenn Du meine Antwort noch einmal liest, wirst Dir sicher
auffallen, welchen Sutrentext ich da angegeben habe und welche
Stelle daraus - aus dem Kontext gerissen - so gerne und häufig
auf Tibetisch zitiert wird. Was dann wiederum in englischer
oder deutscher Weiterübersetzung zu einer Formulierung wie dem
nachgefragten Zitat führt, in dem das Original kaum
wiederzuerkennen ist.

Wo hast du denn diesen Sutrentext auf tibetisch gefunden? Dann können wir ja mal nachschauen, ob da tatsächlich 'od gsal (also das Verb „to shine“) steht.

Offen gesagt habe ich weder Zeit noch Lust, wieder einmal auf
Deine eristischen Spielchen einzugehen. Was Dich angeht, ist
für mich hier EOD.

Da bist du wohl eher in dein eigenes Messer gelaufen. Wenn du bei deinen Erläuterungen nicht die tibetische Tradition, und dann auch noch falsch, mit rein gezerrt hättest (obwohl das auch mit der Ursprungsfrage ja nun überhaupt nichts mehr zutun hat), wäre ja alles gut gewesen.

Aber wilde (falsche) Behauptungen aufstellen, und sich dann um einen Beleg drücken und sogar noch behaupten, Nachfragen diesbezüglich seien dann „eristische Spielchen“ ist einfach nur schlechter Stil (im bessten Fall).

Gruß
M.

Genau wie erwartet, die üblichen Spielchen …

od gsal hat laut „The New Tibetan-English
Dictionary“ von Goldstein nur eine einzige Bedeutung

Statt mit Dir zu diskutieren möchte ich Dir das Rangjung Yeshe Dictionary empfehlen, das da ein wenig ausführlicher ist. Unter dem Eintrag 'od gsal findet sich dort:


_clarity, luminosity. [thd]

Radiant Light; one of the three abodes in bsam gtan gnyis pa. (RY)

light intensity, (-, primordial, radiant, clear, bright) light, sheer lucency, luminosity, abhasvara god, luminous, luminous absorption, luminescence, clarity, celestial region, name of bon heaven, supernatural enlightening of the saints, radiant awareness, luminous clarity, clear light heaven, 1 of gzugs khams gnas rigs bcu bdun, luminous clarity, natural luminosity, luminous clarity, utter lucidity, luminosity. (JV)

luminosity, prabhasvara [1 Of the 28 classes of gods in the gzugs kyi khams form realm, the 3rd realm in the bsam gtan gnyis pa R] [IW]

Luminosity. A key term in Vajrayana philosophy signifying a departure from Mahayana’s over-emphasis on emptiness which can lead to nihilism. According to Mipham Rinpoche, ‚luminosity‘ means ‚free from the darkness of unknowing and endowed with the ability to cognize.‘ (RY)

(state of) utter lucidity (of being/ mind)*; utterly lucid. (RB)

luminosity. Literally ‚free from the darkness of unknowing and endowed with the ability to cognize.‘ The two aspects are ‚empty luminosity,‘ like a clear open sky, which is the cognizant quality of the nature of mind; and ‚manifest luminosity,‘ such as five-colored lights, images, and so forth. Luminosity is the uncompounded nature present throughout all of samsara and nirvana (RY)

luminous, lucent, lucid, luminescent, radiant, light. luminous; brilliance, radiant light. radiant clarity 1) luminous clarity, luminosity; brightness, clarity, lucidity, clear light. 2) One of the 28 classes of gods in the gzugs kyi khams. the third realm in the bsam gtan gnyis pa; form realm of the bsam gtan gnyis pa ba’i. the 2nd absorption; Prabhasvara,[a class of gods]; 3) luminous wakefulness, cognizance, 6) inner radiance. the radiance or luminosity of mind-as-such, occurring between the waking and the dream states. the Clear Light inner radiance. (RY)_


Vielleicht magst Du dich ja mal beim Tibetisch-Deutschen Online-Wörterbuch einschalten, dort ist man nämlich auch der Ansicht, es handle sich um ein Substantiv (http://tdwb.org/vocs/7293). Gut, sicher keine akademische Quelle. Aber genau so wird der Begriff verwendet - ein Geshe Kelsang Gyatso betitelt so ein ganzes Buch (Clear Light of Bliss), Geshe Lhundub Sopa erläutert in ‚The wheel of time: the Kalachakra in context‘: „three things are being designated as „clear light“ and are distinguished as: clear light of death ('chi ba’i’od gsal), exemplary clear light (dpe’i’od gsal), and actual clear light (don gyi 'od gsal)“. Auch Alexander Berzin solltest Du mal dringend aufklären, dass er mit einem Substantiv falsch übersetzt („Die konzeptuelle Wahrnehmung von Leerheit mit diesem glückseligen subtilen Bewusstsein nennt man Vorbild eines Geistes des klaren Lichts (tib. dpe’i 'od-gsal, Annäherung an klares Licht). Hat man alle Energiewinde vollständig aufgelöst, so dass man die subtilste Ebene des Bewusstseins erlangt und damit einhergehende glückselige nichtkonzeptuelle Wahrnehmung von Leerheit, wird das ein Geist tatsächlichen klaren Lichts (tib. don-gyi 'od-gsal) genannt“) usw. usf.

So hat das also irgendwer mal ins Deutsche
übersetzt, was vielleicht zu einem Irrtum bei demjenigen

Da lassen sich problemlos noch etliche ‚Irgendwers‘ mehr finden, die das so auf Englisch oder Deutsch nach Deiner Ansicht falsch übersetzen. Ich bitte um Verständnis, dass ich es vorziehe, mich an die zu halten statt an Dich.

kannst du wohl kaum irgend einen Tibeter verantwortlich machen

Sind die genannten Geshes keine Tibeter? Trifft übrigens auch auf den verstorbenen Geshe Thubten Ngawang zu, der seinen Vortrag hier wie folgt einleitet: „Wie angekündigt möchte ich heute über die Natur des Geistes sprechen, die in einem Text als Klares Licht bezeichnet wird …“. Nun ja, das war wohl noch vor Deiner Zeit, sonst hättest Du ihn sicher aufgeklärt.

Freundliche Grüße,
Ralf

Moin,

Statt mit Dir zu diskutieren möchte ich Dir das Rangjung Yeshe
Dictionary empfehlen, das da ein wenig ausführlicher ist.
Unter dem Eintrag 'od gsal findet sich dort:


_clarity, luminosity. [thd]

Radiant Light; one of the three abodes in bsam gtan gnyis pa.
(RY)

light intensity, (-, primordial, radiant, clear, bright)
light, sheer lucency, luminosity, abhasvara god, luminous,
luminous absorption, luminescence, clarity, celestial region,
name of bon heaven, supernatural enlightening of the saints,
radiant awareness, luminous clarity, clear light heaven, 1 of
gzugs khams gnas rigs bcu bdun, luminous clarity, natural
luminosity, luminous clarity, utter lucidity, luminosity. (JV)

luminosity, prabhasvara [1 Of the 28 classes of gods in the
gzugs kyi khams form realm, the 3rd realm in the bsam gtan
gnyis pa R] [IW]

Luminosity. A key term in Vajrayana philosophy signifying a
departure from Mahayana’s over-emphasis on emptiness which can
lead to nihilism. According to Mipham Rinpoche, ‚luminosity‘
means ‚free from the darkness of unknowing and endowed with
the ability to cognize.‘ (RY)

(state of) utter lucidity (of being/ mind)*; utterly lucid.
(RB)

luminosity. Literally ‚free from the darkness of unknowing and
endowed with the ability to cognize.‘ The two aspects are
‚empty luminosity,‘ like a clear open sky, which is the
cognizant quality of the nature of mind; and ‚manifest
luminosity,‘ such as five-colored lights, images, and so
forth. Luminosity is the uncompounded nature present
throughout all of samsara and nirvana (RY)

luminous, lucent, lucid, luminescent, radiant, light.
luminous; brilliance, radiant light. radiant clarity 1)
luminous clarity, luminosity; brightness, clarity, lucidity,
clear light. 2) One of the 28 classes of gods in the gzugs kyi
khams. the third realm in the bsam gtan gnyis pa; form realm
of the bsam gtan gnyis pa ba’i. the 2nd absorption;
Prabhasvara,[a class of gods]; 3) luminous wakefulness,
cognizance, 6) inner radiance. the radiance or luminosity of
mind-as-such, occurring between the waking and the dream
states. the Clear Light inner radiance. (RY)_


Ja, sehr schön. Da wird es doch ausführlich erläutert. Demnach kan 'od gsal so ziemlich alles sein, Verb, Substantiv, Adjektiv… Wenn man mal die Passagen rausnimmt, die den Geist betreffen, dann komme ich z.B. auf:

‚luminosity‘

means ‚free from the darkness of unknowing and endowed with
the ability to cognize.‘ (RY)

oder:

luminosity. Literally ‚free from the darkness of unknowing and
endowed with the ability to cognize.‘ The two aspects are
‚empty luminosity,‘ like a clear open sky, which is the
cognizant quality of the nature of mind;

„Luminosity“ ist nunmal kein „Ding“ und kann somit auch nicht „verdinglicht werden“. Wenn sich dabei jemand so eine Art „dinghafte Lampe“ vorstellt, dann gibt dies das Wort einfach nicht her. Auch das deutsche Wort „Licht“ gibt dies nicht unbedingt her, es sei denn in Regionen Deutschlands, wo zwischen Licht und Lampe im Volksmund nicht unterschieden wird.

Es geht hier um Qualitäten des Geistes, also wie er beschaffen ist. Und genau hier ist eben auch das Ausgangszitat sehr treffend, dann es beeinhaltet beide Aspekte des Geistes, zum einen klar und erleuchtend zu sein, zum anderen aber leer von inhärenter Existenz zu sein, womit klar wird, da gibt es kein „Ding“ das sich „Geist“ oder „Lampe“ oder „Licht“ nennt und irgendwie in der Gegend rumleuchtet.

Vielleicht magst Du dich ja mal beim Tibetisch-Deutschen
Online-Wörterbuch einschalten, dort ist man nämlich auch der
Ansicht, es handle sich um ein Substantiv

Ein Substantiv ist nicht automatisch ein Ding. Wenn ich etwas als „Unfreundlichkeit“ beschreibe, wie z.B: „Deine Unfreundlichkeit nervt“. Dann hab ich damit nicht irgendwas „verdinglicht“ sondern etwas über eine Qualität, eine Eigenschaft ausgesagt.

Also selbst wenn man sich der Meinung einiger Tibetologen anschließt, dass 'od gsal auch ein Substantiv sein könnte, dürfte mit ein bisschen Nachdenken deutlich werden, dass es hier immer noch nicht um eine Verdinglichung geht, schon mal gar nicht mit dem Zusatz „Geist ist frei von Geist“.

(http://tdwb.org/vocs/7293). Gut, sicher keine akademische
Quelle. Aber genau so wird der Begriff verwendet - ein Geshe
Kelsang Gyatso betitelt so ein ganzes Buch (Clear Light of
Bliss), Geshe Lhundub Sopa erläutert in ‚The wheel of time:
the Kalachakra in context‘: „three things are being designated
as „clear light“ and are distinguished as: clear light of
death ('chi ba’i’od gsal), exemplary clear light (dpe’i’od
gsal), and actual clear light (don gyi 'od gsal)“.
Auch
Alexander Berzin solltest Du mal dringend aufklären, dass er
mit einem Substantiv falsch übersetzt ("Die konzeptuelle
Wahrnehmung von Leerheit mit diesem glückseligen subtilen
Bewusstsein nennt man Vorbild eines Geistes des klaren Lichts
(tib. dpe’i 'od-gsal, Annäherung an klares Licht). Hat man
alle Energiewinde vollständig aufgelöst, so dass man die
subtilste Ebene des Bewusstseins erlangt und damit
einhergehende glückselige nichtkonzeptuelle Wahrnehmung von
Leerheit, wird das ein Geist tatsächlichen klaren Lichts (tib.
don-gyi 'od-gsal) genannt
") usw. usf.

Da muss ich niemanden aufklären. Sämmtliche Passagen sind so völlig korrekt und aus keiner geht hervor, es könnte sich um irgend eine „Verdinglichung“ des Geistes handeln. Zur Sicherheit haben alle ja den tibetischen Begriff mit beigefügt, damit man genau weiß, um was es hier geht.

Da lassen sich problemlos noch etliche ‚Irgendwers‘ mehr
finden, die das so auf Englisch oder Deutsch nach Deiner
Ansicht falsch übersetzen.

Es geht nicht um das falsche Übersetzen, sondern das falsche Verstehen. Wenn die Übersetzung „klares Licht“ wie in deinem Fall zum Irrtum führt, hier könnte etwas „Dingliches“ gemeint sein, dann sollte man durchaus überlegen, ob andere Übersetzungen nicht vielleicht hilfreicher sind und dem tatsächlichen Sinn näher kommen. Allerdings ist mir diese Auffassung, die du hier vertritts, bislang noch nicht begegnet, somit muss man sich dann auch fragen, ob es gerechtfertigt ist, einen Sprachgebrauch zu ändern, nur weil einer das vielleicht mal missversteht.

Andererseits ist es ja schön, dass du deinen Irrtum hier öffentlich machst, dann kann man ja drüber Reden, wie „klares Licht“ eben nicht zu verstehen ist. Und um das korrekte Verständis geht es doch bei einer Übersetzung, oder geht es dir noch um irgend was anderes?

In Übrigen hat auch Geshe Tubten Nawang seine Vorträge nicht auf Deutsch gehalten und ich bin mir sicher, solltest du jemals einen Tibeter die Begriffe „klares Licht“ oder „clear light“ oder „luminosity“ im Zusammenhang mit dem Geist verwenden hören, dann wird er sicher gerne bereit sein dir zu erläutern, wie das gemeint ist.

Und ja, in diesem Fall verlasse ich mich nunmal eher darauf, was Tibeter selbst erläutern, wenn sie bestimmte Ausdrücke gebrauchen, als darauf, was ein des Tibetischen nichtmal mächtigen Tychiades sich dann darunter irgendwie so vorstellt.

Gruß
M.

Ach ja, falls du vergessen haben solltest, um was es eigentlich ging. Es ging um das hier:

„Die spezielle „Formulierung“ dieses Gedankens, nach der Du hier gefragt hast, beruht auf einer spezifisch tibetischen exegetischen Tradition (Verdinglichung von prabhasvara / ‚klar leuchtend‘ zu ‚leuchtender Klarheit‘ und dessen Identifikation mit der ‚Natur des Geistes‘) - evt. auch auf der Eigenheit der tibetischen Übersetzung des Sutrentextes.“

Und das ist nunmal einfach Bullshit. Selbst wenn man sich darauf versteifen würde, dass 'od gsal ein Substantiv ist und nur als Substantiv übersetzt werden kann.

Gruß
M.