'Geistiges' Eigentum

„Nichts ist lächerlicher
als das reklamierte Eigentumsrecht an Ideen.“

Heinrich Heine

Der Mann hat recht.
Denn wenn alles „ihren“ geistiges „Ideen“-Rreichtum

durchsetzten wuerden, dann gaebe es kaum noch eine Entwicklung
des „kollektiven“ Geistes.

stimmt doch - oder nicht?

Mike alias MultiVista,

der sein wissen deshalb frei zur Vfg. stellt, damit es von anderen reflektiert und ergaenzt werden kann.

Hallo,

„Nichts ist lächerlicher
als das reklamierte Eigentumsrecht an Ideen.“
Heinrich Heine
Der Mann hat recht.
Denn wenn alles „ihren“ geistiges „Ideen“-Rreichtum
durchsetzten wuerden, dann gaebe es kaum noch eine Entwicklung
des „kollektiven“ Geistes.

Ist es den so, dass sich mit realem Schutz des geistigen
Eigentums kein „kollektiver Geist“ mehr entwickelt hat???

Was soll kollektiver Geist überhaupt sein?
Gruß Uwi

Wer eine Idee entwickelt will in der Regel von dieser Leistung auch profitieren. Es wäre ungerecht wenn Andere ihm zuvor kommen und zum Beispiel mit seiner Erfindung Profit erwirtschaften würden während er nichts davon abbekommt.

Es soll ja mal vorgekommen sein, dass ein Erfinder, der nach vielen Jahren des Tüftelns endlich zum Patentamt gehen konnte und dor gesagt bekam, dass vor einer halben Stunde jemand (sein Assistent) da war der genau das Gleiche angemeldet hat.

Oder wenn ein Künstler ein neues Konzept entwickelt und ein anderer es kopiert um damit einen Tag früher eine Ausstellung zu eröffnen, dann profitiert die Allgemeinheit (die Ausstellungsbesucher) wohl nicht minder davon. Dem eigentlichen Künster geschieht dadurch aber große Ungerechtigkeit während der Plagiator Ruhm, Berühmteit und Reichtum erntet.

Und ich hab mal von einem hochbegabtem, etwa 12-jährigen Mächen gehört, das in seiner Freizeit ein Verschlüsselungsverfahren entwickelt hat das unknackbar und verhältnismäßig unaufwändig, und somit für die Verschlüsselung von Emails besonder geeignet war. Diese „Göre“ hätte damit Millionen verdienen können, stellte es aber der Allgemeinheit zur Verfügung.

Wer eine Idee entwickelt will in der Regel von dieser Leistung
auch profitieren.

Du hast natürlich absolut Recht. Kreativität ist schließlich immer mit Arbeit, d.h. Mühe und Zeitaufwand, verbunden. Im Austausch dafür sollte das den Mitmenschen Geld wert sein. Die seltsame Auffassung des UP würde nur zu Stillstand oder Chaos führen. Im Musikbereich hat sich Ernst Schulze, der Vater eines Freundes von mir, mit der Gründung der GEMA, deren Chef er 42 Jahre lang war, besondere Verdienste um das künstlerische Urheberrecht erworben.

Chan

Servus,

„Nichts ist lächerlicher
als das reklamierte Eigentumsrecht an Ideen.“

Heinrich Heine

Nun allerdings sollte man obiges Zitat im Gesamtzusammenhang lesen. Heine moniert sich hier über Schelling, der sich wiederum daüber auslies, dass Hegel von ihm viele seiner Ideen übernommen und weiterentwickelt hätte.

Zitat:
Wie ein Schuster über einen andern Schuster spricht, den er beschuldigt, er habe sein Leder gestohlen und Stiefel daraus gemacht, so hörte ich Herren Schelling, als ich ihn zufällig mal sah, über Hegel sprechen, über Hegel, welcher ihm »seine Ideen genommen«; und »meine Ideen sind es, die er genommen«, und wieder »meine Ideen«, war der beständige Refrain des armen Mannes. Wahrlich, sprach der Schuster Jakob Böhme einst wie ein Philosoph, so spricht der Philosoph Schelling jetzt wie ein Schuster.

So gesehen bezieht sich Heines Kritik nicht auf den Schutz an sich, sondern auf die Situation, dass Schelling wohl die Weiterentwicklung seiner Ideen verhindern wollte (und scheint insgesamt zu bezweifeln, dass Schelling diese Ideen überhaupt hatte).

Der Mann hat recht.

Na, ja. Wie gesagt, in der Bedeutung des Gesamtzusammenhangs, ja.

Denn wenn alles „ihren“ geistiges „Ideen“-Rreichtum

durchsetzten wuerden, dann gaebe es kaum noch eine Entwicklung
des „kollektiven“ Geistes.

Dies ist ein Trugschluss, der schon so lange zitiert wird, wie es die Diskussion über den Schutz geistigen Eigentums gibt. Fakt ist jedoch, dass die Innovationsfähigkeit in Ländern mit gutem Schutz des geistigen Eigentums i.d.R. höher ist, als in Ländern, in denen kein Schutz besteht.

Der Hintergrund ist einfach: Je mehr Arbeit die Entwicklung einer Idee kostet, um so weniger wird man sie in Angriff nehmen, wenn nachher ein Anderer sie einfach kopieren und für seine Zwecke verwenden kann.

Das Ergebnis ist, dass in Ländern ohne Schutz entweder nicht mehr Ideen entwickelt werden oder diese so gut wie möglich geheim gehalten werden.

In Ländern, die einen Schutz garantieren, ist dieser jedoch stets an ein Veröffentlichungsgebot gebunden, so dass andere - z.B. bei Erfindungen - diese Erfindung lesen können und ggf. weiterentwickeln können. Somit hat der Erfinder zwar seinen Schutz, „bezahlt“ aber dafür damit, dass er seine Erfindung der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen muss. Außerdem ist die Laufzeit des Schutzes i.d.R. begrenzt, so dass nach Ablauf der Zeit die Idee wirklich „gemeinfrei“ wird.

Bei Urheberrecht ist es im Detail zwar etwas anders geregelt als bei Erfindungen, aber im Grunde gilt auch hier, dass ein Dichter wohl kaum ein Gedicht oder ein Musiker wohl kaum ein Musikstück schreiben würde, wenn er nicht die Früchte seiner Arbeit geschützt wüsste.

Natürlich kann man trefflich darüber streiten, ob im Einzelfall dem Künstler nicht zugestanden werden soll auf seine Urheberrechte zu verzichten, aber dabei sollte man auch bedenken, dass das Einräumen eines solchen Rechts in gewissen Abhängigkeitsverhältnissen immer auch missbraucht werden kann (z.B. wenn ein Musikkonzern oder Verlag eine solche Abtretung von Rechten generell für das Zustandekommen eines Vertrages fordert).

Gruß,
Sax

Ich denke wie bei allem sollte es ein gesunder Mittelweg sein.
Wenn ich höre, dass Apple Samsung verklagt hat, weil deren Tablett runde Ecken hat so wie das iPad, dann frag ich mich schon was das soll. Das wäre so als würde Ferrari Opel verklagen weil die auch runde Räder verbauen. Der Allgemeinheit kommt so ein Verhalten sicherlich nicht zugute, denn es geht eher darum der Konkurrenz zu schaden als sich selbst zu schützen.

2 Like

Mike MultiVista will
in erster Linie die Menschen nicht fuer sich gewinnen,
sondern fuer seine Ideen und Weltvorstellungen.

Ausserdem ist es ratsam ab und an zu sich selbst auf distanz zu gehen…

denn so oeffnet man sich auch fuer andere Kritiken und entwickelt sich dabei weiter selbst und den kollektiven Geist ggf. auf.

Es geht da um Millionen Euronen…Wenn Apple nur für ein paar Wochen eine einweilige Verfügung erwirkt, klingelt der Geldbeutel und die Aktien steigen.

„Nichts ist lächerlicher
als das reklamierte Eigentumsrecht an Ideen.“

Heinrich Heine

Der Mann hat recht.
Denn wenn alles „ihren“ geistiges „Ideen“-Rreichtum

durchsetzten wuerden, dann gaebe es kaum noch eine Entwicklung
des „kollektiven“ Geistes.

Jeder kann seine Ideen durchsetzen. Aber durchsetzen heißt nicht, dass die Mehrheit der Idee folgt. Die Mehrheit folgt dem Angebot.

Ich frage mich z.B., wieso wir nunmehr seit Jahren diese furchtbaren Milchpack-Öffnungen haben, die jedes Mal reißen.

M.E. gibt es zurzeit keine besondere „kollektive“ Entwicklung des Geistes. Die ist m.E. runter auf null gegangen - und zwar mit dem Beginn des Industriezeitalters. Wir nutzen einfach das, was uns vorgesetzt wird, das was der finanzielle Spielraum zulässt. Wir plappern das nach, was uns gesagt wird. Wir arbeiten. Auf Arbeit wird kaum noch nachgedacht, es werden eingefahrene Strukturen wie ein Schienensystem benutzt. Abweichungen werden nicht geduldet oder sogar bestraft.

Es bleibt keine Zeit mehr zur Entwicklung des Geistes.

Es geht nur noch um Geld.

Es gibt eine kollektive Entwicklung hin zum Billigsten, wo man am meisten spart und so viel herausbekommt, wie notwendig ist.

Es gibt eine kollektive technische Weiterentwicklung, die auf wenige große Männer aufbaut - aber keine geistige.

Hallo!

Ich möchte ergänzen:

…und nichts ist dem Fortschritt abträglicher als die Kommerzialisierung des beanspruchten „geistigen Eigentums“.

Zur Geschichte des Urheberrechts habe ich folgenden Artikel gefunden:

http://www.spiegel.de/spiegel/a-709761.html

Es ist eine Gegenüberstellung der Situation in England des frühen 19.Jh., wo ein Urheberrecht bereits 1710 eingeführt wurde, und jener in Deutschland, wo erst in den 1830er Jahren ein Urheberrecht durchgesetzt wurde (in Preußen wurde es 1837 eingeführt).

England: Fachliteratur sehr teuer, geringe Auflagen, relativ wenige Neuerscheinungen pro Jahr.

Deutschland: Bücher sehr billig (auch Fachbücher) und in großen Auflagen, fast zehnmal so viele Neuerscheinungen pro Jahr wie in England. Ich nehme an, daß dies eine wichtige Voraussetzung für den Aufstieg Deutschlands im 19. Jh. war.

Grüße,

I.

Wolfgang Michael begibt sich für einen instruktiven Essay in Carta auf die Spur des Begriffs „Geistiges Eigentum“, der aus der deutschen Romantik stammt: „Das moderne deutsche Urheberrecht - entwickelt unter dem Eindruck der französischen Revolution (und in Preußen 1837 erstmals kodifiziert) - ist bis zum heutigen Tag eine romantische Verquickung von Persönlichkeits- und Vermögensrechten, die so unauflösbar miteinander verquirlt sind, dass nur Explosivstoffe oder starke Zentrifugen die beiden Rechte wieder voneinander trennen können.“