Gelagerte Weinflaschen im Keller

Ich habe ca. 100  Flaschen Wein mit Schraubverschluß im Keller stehen, ca. 2-3 Jahre alt.
Jetzt haben sich auf dem Boden der Flasche Kristall ähnliche Teile abgesetzt. Beim Servieren und Bewegen der Flasche bewegen sich diese Teilchen und auch ein Rest Trub in der Flasche. Im Glas sieht das nicht schön aus.
Frage: kann ich die Flaschen öffnen,die Rückstände absieben wieder in die gereinigte Flasche füllen, verschließen und weitere Jahre lagern ohne das der Wein verdirbt. Wer hat da Ahnung.

Servus,

besser ist es, wenn Du die Flaschen erst dekantierst, wenn der Wein getrunken werden soll, und bei dieser Gelegenheit den Weinstein in der Flasche lässt. Wenn Du jetzt groß hin- und herfüllst, gibt es ausgiebigen Luftkontakt, der nicht erwünscht ist, und so sauber, wie sie vor dem Abfüllen waren, musst Du die Flaschen und die Deckel erstmal wieder kriegen.

Dein Hinweis auf Trub ist allerdings ein wenig überraschend. Wo/wie wurde der Wein denn abgefüllt?

Schöne Grüße

MM

Hallo Erwin1
Alle Achtung. Nicht jeder hat mal eben so 100 Flaschen Wein im Keller. Da ich aus dem besten Weinbaugebiet Deutschlands stamme, kann ich meine Antwort etwas mehr ausbreiten.
Du hast allerdings nicht geschrieben ob es Weiß- oder Rotwein ist. Ich gehe allerdings davon aus, dass es Weißwein ist sonst würdest du das mit dem Trub nicht so genau sehen können.
Grundsätzlich ist es mal so, dass Weine mit einem Dreh- oder Schraubverschluss nicht unbedingt zum längeren Lagern geschaffen sind. Ich will damit nicht sagen, dass sie nicht gut sind. Doch solche Weine sollten aber binnen eines Jahres doch verbraucht bzw. leergetrunken sein.
Zu deiner Lagererung will ich auch noch etwas sagen. Grundsätzlich ist es ja so, dass gerae Weinflaschen waagrecht so gelagert werden, dass der (Korken) Verschluß mit Wein bedeckt ist. Bei einem Korkenverschluss z.B. kann dann weniger Sauerstoff in den Wein gelangen. Dies gilt allerdings überwiegend für hochwertige Spitzengewächse.
Was du an Ablagerung gesehen und gefunden hast ist ganz einfach Weinstein. Das ist wohl ein Schönheitmangel aber nichts negatives und schon gar kein Zucker. In solch einem Fall wenn dann Weinstein sich abgesetzt hat, ganz einfach vorsichtig ins Gals einschenken und der Weinstein bleibt in der Flasche zurück.
Die Sache mit dem Trub bzw. Schleier o.Ä. ist allerdings seltsam. Je na dem wie alt der Wein schon ist und welche Rebsorte und Qualitätsstufe es sich handelt, könnte es ein sogg. Schönungsfehler sein. Der Winzer hat wohl derartige Trubteile nicht genügend entfernt. Dieses wird natürlich heutzutage mit Hilfe der Chemie gemacht.
Wenn der Wein, wie schon gesagt, nicht zu alt ist, würde ich ihn mal dem Winzer zeigen.
Weiter Fragen beantworte ich gerne.

MfG
Hans13

Verschlüsse von Weinflaschen
Hallo Hans,

ob jetzt die besseren Gewächse im Rheingau, auf der viel geschmähten linken Seite am Roten Hang, an der Nahe, am Mittelrhein, an der südlichen Weinstraße, an der Mosel oder in der Ortenau wachsen, sei einmal dahingestellt - sicher ist, dass es sehr viele Wingerte überall in Deutschland gibt, von denen Besseres kommen könnte, wenn im Wingert und im Keller besser acht gegeben und ein bissle langsamer gearbeitet würde.

Hierzu meine Frage an Dich: Was macht den Schraubverschluss so kurzlebig? Wenn ich mich in Württemberg umschaue, wo er schon seit langer Zeit nicht bloß für Zweiliterbomben in Gebrauch ist, und wo es durchaus Weine jenseits der Möglinger Eintopfküche gibt, habe ich nicht den Eindruck, als sei der Rheingauer Glasstopfen dem Württemberger Schraubverschluss per se überlegen. Schließlich erfüllen auch beide den Zweck, eine Weinflasche mit annähernd inertem Material zu verschließen, den dank erfolgreicher deutscher Entwicklungshilfe in Marokko und Algerien die inzwischen gut gedüngten Korken oft nicht mehr gut erfüllen können.

Haptisch ist der Glasstopfen natürlich viel schöner, das sei unbenommen. Aber was macht den Schraubverschluss technisch so schlecht, dass Du ihm nur ein Jahr auf der Flasche gibst?

Schöne Grüße

MM

2 Like

Interessant!!!
Da ich aus dem besten Weinbaugebiet Deutschlands

stamme, kann ich meine Antwort etwas mehr ausbreiten.

Hi

du kommst also aus Franken… Glückwunsch!

Gruß

Hummel

1 Like

Auch ich…
…habe im Gespräch mit einem Winzer (klitzekleiner Werbeeinschub :wink: ) mal erfahren, dass es überhaupt nicht mehr so ist, dass Korken den guten und lagerfähigen Weinen vorbehalten sind.
Im Gegenteil, er verschraubt alle seine Flaschen, weil das kalkulierbarer und berechenbarer ist. Korkenden Wein gibt es dann schlicht nicht mehr.

Warum Wein mit Schraubverschluss nicht so lang lagerfähig sein soll, erschließt sich mir auch nicht.

Die noch hochwertigere Alternative wären dann eben Glasstopfen… wobei auch da eher der Schein zählt als die Fakten - für die Dichtung sorgt ja auch hier Kunststoff/Silikon.

Haptisch ist der Glasstopfen natürlich viel schöner, das sei
unbenommen. Aber was macht den Schraubverschluss technisch so
schlecht, dass Du ihm nur ein Jahr auf der Flasche gibst?

Auch meine Frage.

Grüße
kernig

Hallo.
Ne, ne. Ich kneife nicht. Ich melde mich trotzdem.
Das mit dem Weinbaugebiet…wer sagt nicht selbst, dass sein Anbaugebiet bzw. die Weine von da, die Besten sind. Ja, ja. Angabe ist auch eine Gabe. Doch die Pfalz spielt schon in der obersten Liga. Das sollte man akzeptieren.
In unserer Gegend habe ich halt festgestellt, dass halt nur die sogg. Literweine recht gerne mit dem Schraubverschluß abgefüllt werden. Machen wir uns nix vor. Es sind ja auch Weine, die nicht unbedingt zur Lagerung über unzählige Jahre beschaffen sind.
Über die Qualität der Schraubverschlüsse…überhaupt gar keinen Zweifel. Etwas praktischeres ist wohl kaum vorstellbar. Selbstverständlich altert der Wein in der Flasche bei weitem nich so als mit Korkverschluss.
Auch die Qualität der Korken hat in den letzten Jahrzehnten mit Sicherheit rapide abgenommen und ist für den Winzer mit großem Risiko zu teuer geworden.
Doch stelle ich mir gerade meine kleine Schatzkiste im Keller vor. Darin lagern noch Beeren- und Trockenbeerenauslesen aus den achtziger Jahren. Ja, ja. Er ist noch genießbar aber halt eben schon ein Sherryton.
Wenn ich nun solch alte „Knaben“ öffne mit einem Schraubverschluss? Ich weiß nicht. Dann würde mir der alte Tropfen vermutlich nicht mehr schmecken.
Ich wollte nur damit sagen, dass halt eben hochwertige Spitzenerzeugnisse schon mit einem Korken verschlossen werden sollten. Dabei zahle ich auch für einen ganz guten und teuren Korken mein ehrliches Geld.

MFG
Hans13

Hallo Hans,

ja, ein sanft gezogener Korken mit einer Blüte aus Weinsteinkristallen in der Hand ist sicherlich etwas Schönes; aus ästhetischen Motiven gibt man ja auch in Öhringen, fast im Herzen des Schraubdeckelländles, den Flaschen, die ein bissle liegen können, einen Korken mit.

Schöne Grüße

MM

Guten Abend erwin,

ich gehe davon aus, dass sich Deine Ausführungen (im Wesentlichen) auf Weißweine beziehen.
d
Die Ausführungen von „Aprilfisch“ zu Deinen Fragen sind schon ziemlich erschöpfend und sehr sachlich.

Ich möchte aber noch einen Aspekt deutlicher betonen:
Das Thema „Wein mit Schraubverschluss“ sollte keinen negativen Klang mehr haben.
In der Scheiz werden schon sehr lange - auch wertvolle Gewächse - mit Schraubverschluss versehen.

Sehr viele der heutigen deutschen Weine sind (wohl schon seit etwa 8 bis 10 Jahren) nach meinem Dafürhalten so konzipiert, dass sie viel schneller trinkbar sind. Wenn z…B. eine Riesling-Spätlese (trocken) aus dem Rheingau in den Jahren bis etwa 1995 drei Jahre lagern musste, bevor man sie mit Genuss trinken konnte, so ist ein solcher Wein heute nach drei Jahen kaum noch ein Genuss. Von da her erübrigt sich eigentlich, den Schraubvershluss zu einer „Glaubensfrage“ zu erheben.

Dagegen habe ich z. B. Frankenweine (Silvaner und Weißburgunder) von herausgehobenen Winzern von 2009 im Keller, die mit Schraubverschluss auch jetzt noch großartig sind.

Dass die Korken schlechter geworden sind, möchte ich allerdings nicht unterstreichen.
Ende der 1990er Jahre gab es verhältnismäßig viele „Korkschmecker“ - auch bei teuersten Gewächsen. Dagegen hatte ich in den letzten 12 Monaten nur einen einzigen - und wir trinken jeden Tag Wein.

Im Übrigen würde ich zustimmen, dass ich einen uralten edelsüßen Wein von vielleicht zwanzig oder dreißig Jahren lieber aus einer verkorkten Flasche trinken möchte. Aber warum?? Weil es damals noch keinen Schraubverschluss gab?

Zum Glasstopfen: der wird sich auf Dauer wohl nicht durchsetzen, die Abfüll-Automaten laufen damit viel langsamer.

Na, denn Prost!
Gruß Walter VB