Geld für Griechenland

Das Thema bewegt wohl aktuell alle Geister: http://www.monetengeier24.de/schauble-setzt-weiterhi…
Was haltet ihr davon? würde mich mal interessieren.

Tja, Griechenland wird wohl noch lange die Zeitungen und Stammtische beherrschen.

Meine Meinung steht hier auch schon ein paar mal, bin aber gerne bereit sie zu wiederholen.

  1. Ich bin absolut dafür, zu versuchen die Sache zu retten, anstatt vorschnell einfach die Griechen rauszuschmeißen. ( Daran ändert auch der Sachverhalt nichts, dass man sie nicht hätte reinnehmen dürfen, aber andere Länder auch nicht ).

  2. Ich bin uneingeschränkt der Meinung, dass die Lage dort lange nicht so schlecht ist, wie gesagt. Von einer 110 % sicheren Zahlungsunfähigkeit kann man niemals ausgehen. Auch die Ratings sind im Verhältnis zu anderen Ländern übertrieben schlecht.

  3. Betone ich gerne, dass wir den Griechen nichts „zahlen“ oder gar „schenken“ im Sinne von Geld ohne Gegenleistung überweisen. Wir leihen Geld.

  4. Die Probleme dort wären meiner Meinung nach relativ schnell lösbar. Allerdings herrscht in der Politik sowohl dort auch als hier, keine Einsicht und kein Wissen über die wichtigen Punkte, und in der Bevölkerung, ebenfalls dort wie hier, keine Bereitschaft, für eine Lösung einzustehen.

  5. Eine Pleite Griechenlands kann man nicht ausschließen. Die Konsequenzen daraus werden aber, gerade an deutschen Stammtischen, maßlos unterschätzt.

Grüßle

Eric

Nur stellt sich für mich die Frage wie Griechenland ohne Umschuldung aus diesem Disaster entrinnen soll. Allein die Zinslast kann Griechenland unmöglich stemmen.

  1. Ich bin absolut dafür, zu versuchen die Sache zu retten,
    anstatt vorschnell einfach die Griechen rauszuschmeißen. (
    Daran ändert auch der Sachverhalt nichts, dass man sie nicht
    hätte reinnehmen dürfen, aber andere Länder auch nicht ).

Rausschmeissen können „Sie“ die Griechen sowieso nicht… ob ein 70-80% Schuldenschnitt mit anschliessender Bankenrettung (die Instrumente dazu exisiteren bereits heute) nicht sinnvoller wäre, ist die einzige Frage die sich mir stellt.
So würden die Anleger wenigstens lernen, dass hoher Zins mit hohem Ausfallrisiko verbunden ist…

  1. Ich bin uneingeschränkt der Meinung, dass die Lage dort
    lange nicht so schlecht ist, wie gesagt. Von einer 110 %
    sicheren Zahlungsunfähigkeit kann man niemals ausgehen. Auch
    die Ratings sind im Verhältnis zu anderen Ländern übertrieben
    schlecht.

110% Zahlungs un fähigheit?
Griechenland kann ohne Hilfe seine Schulden nicht mehr bedienen… und das ist im Gegensatz zu Lehman schon seit Monaten klar… die Frage für mich ist eher wie so eine Pleite aussieht.

  1. Betone ich gerne, dass wir den Griechen nichts „zahlen“
    oder gar „schenken“ im Sinne von Geld ohne Gegenleistung
    überweisen. Wir leihen Geld.

Ja… wir springen da ein wo kein anderer mehr Geld hingeben würde… quasi die frührere Citibank in Deutschland :wink:
Letztendlich kaufen wir dadurch jedoch nur ein wenig Zeit.

  1. Die Probleme dort wären meiner Meinung nach relativ schnell
    lösbar. Allerdings herrscht in der Politik sowohl dort auch
    als hier, keine Einsicht und kein Wissen über die wichtigen
    Punkte, und in der Bevölkerung, ebenfalls dort wie hier, keine
    Bereitschaft, für eine Lösung einzustehen.

Ach ja? Schnell lösbar? Interessant…

  1. Eine Pleite Griechenlands kann man nicht ausschließen. Die
    Konsequenzen daraus werden aber, gerade an deutschen
    Stammtischen, maßlos unterschätzt.

Sie ist sogar hoch wahrscheinlich - egal ob Griechenland im Euro verweilt oder nicht. Die Kondequenten des Rettungsschrims werden wohl von den meisten Politikern ebenfalls masslos überschätzt…

Hallo Ayowa,

  1. der Euro war eine Fehlgeburt – das wussten viele erfahrene Wirtschaftswissenschaftler, aber es war politisch so gewollt und hing mehr, als es viele Unionspolitiker heute zugeben wollen, zumindest was Tempo, Umstände und Bedingungen angeht, mit der deutschen Wiedervereinigung zusammen. Unabhängigkeit der europäischen Zentralbank und Maastrichtkriterien wurden insbesondere – zu recht - deutscher Hartnäckigkeit zugeschrieben. Bei dieser Euphorie über zugegebener Maßen wichtige Erfolge wurden die Schwächen des Systems bei den einen übersehen, bei anderen in Kauf genommen und bei wieder anderen bewusst ignoriert.

  2. Der Euro hat Deutschland zunächst geholfen, da man wohl davon ausgehen muss, dass die D Mark im Verhältnis stärker gewesen wäre, als der Euro, sodass uns mit vergleichbar schwächerem Euro der Export leichter gefallen ist – von Exporten innerhalb Euroland ganz zu schweigen.

  3. Der Preis für diesen Exportvorteil ist hoch (zu hoch!), wenn wir hochverschuldete Länder ohne betragliche- und zeitliche Grenzen stützen wollen/müssen und sich zu diesem illustren Kreis hochverschuldeter Staaten immer mehr Mitglieder hinzugesellen. Das war und ist immer der wesentliche Grund gewesen, warum Experten davor gewarnt haben, den Eurokreis zu schnell auszuweiten (bei vernünftigen Leuten ging es da nie um Ausländerfeindlichkeit oder Ab- bzw Ausgrenzung von Märkten).

  4. Dieser aus deutscher Sicht Vorteil des mit „relativ“ niedrigerem Euro erzielten Exportüberschusses ist zugleich ein Nachteil: der Wettbewerbsdruck war bisher niedriger – bei einem Ausstiegsszenario Deutschlands aus dem Euro ist dann der Anpassungsdruck umso härter. Klar auch, dass ein Exportland wie Deutschland unter enormem Druck stehen würde, wenn es zugleich eine der wichtigsten Zufluchtswährungen (eine neue D Mark) stellt, angesichts der größten Finanzmarktkrise seit Jahrzehnten.

  5. Banken und andere Gläubiger haben sich auf eine Schicksalsgemeinschaft Euro verlassen, die zwar so nicht festgeschrieben steht, aber so von allen Mitgliedsländern vermittelt wurde. Daher sei diese Fehleinschätzung den Banken EINMAL verziehen (es gibt genug anderes, was unverzeihlich war und ist…).

  6. Aufgrund staatlicher Versäumnisse sind die Bankbilanzen nach wie vor intransparent. Es ist den Aufsichtsbehörden daher auch nicht gelungen, alle indirekten Dominoeffekte bei Insolvenzszenarien für direkt betroffene Banken zu identifizieren – also: wir müssen die Banken retten, weil sie zu gutgläubig waren um „Zinsarbitrage“ (Zinsvorteile für schlechtere Schuldner, die trotzdem ein super Rating hatten – hätte da nicht ein kleines Glöckchen im Ohr eines erfahrenen Bankers klingeln müssen?) als Risiken zu erkennen.

  7. Es gab und gibt Familienverbände, die im Außenverhältnis kein Familienmitglied fallen ließen und das dann im Anschluss im Innenverhältnis „geregelt“ haben. Das gab es in abgeschwächter Form auch einmal bei einer sogenannten „Deutschland AG“ und in starker Form auch bei deutschen Konzerntochtergesellschaften, die Verluste machten. Es gab Zeiten, da hat man diese Gesellschaften still liquidiert oder aufgefangen, ohne dass Gläubiger auch nur einen Cent verloren haben.

Diese Zeiten sind seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vorbei (von rühmlichen Ausnahmen abgesehen hat sich hier in Deutschland auch die angloamerikanische Denkweise insbesondere bei den Großkonzernen durchgesetzt), die Leitung gesunder und starker Konzerne lässt heute nicht selten Tochtergesellschaften mit allen Konsequenzen für die Gläubiger insolvent gehen. Und es gab staatliche Verbände, die als ähnlich treu angesehen wurden (Warschauer Pakt – damit ist es auch vorbei - und auch die EU).

Es gibt also je nach Mentalität, Kulturkreis, Zeitepoche, Finanzlage und Wettebewerbsdruck unterschiedliche Verhaltensweisen, mit schwarzen Schafen im „Verband“ umzugehen. Man hätte bei diesen Startbedingungen der EU aus deutscher Sicht nie den Eindruck eines starken einheitlichen Europa vermitteln dürfen. Die schwarzen Schafe waren seit Jahrzehnten bekannt, bevor man die eine starke Gemeinschaft mit einer Währung beschwor. Es fehlte, um bei dem Beispiel der Familie zu bleiben, das Aufräumen im Innenverhältnis. Schon aus historischen (aber auch kulturellen) Gründen konnte sich Deutschland hier nur bedingt durchsetzten (und ist auch nicht „Familienoberhaupt“), daher war der zu sehr geschlossene Auftritt im Außenverhältnis ein Fehler. Die edlen Motive dazu sind bekannt und waren isoliert betrachtet richtig, angesichts der Fehler im System aber verhängnisvoll. Gläubiger und Staaten haben daran geglaubt!

  1. Abgesehen von staatlichen Besonderheiten bei Staatsinsolvenzen wird oft übersehen, wie hart, aber auch wie (geschäfts- und macht-)politisch beeinflusst Verhandlungen zwischen allen Beteiligten bei drohenden Unternehmensinsolvenzen vor einer Einigung sein können. Das musste (und muss) eine deutsche Regierung erst noch lernen. Die angloamerikanische Welt ist da viel erfahrener – das musste Deutschland schmerzhaft bei den Verhandlungen zur Rettung Opels erleben und auch die Einigung des amerikanischen Senats in quasi vorletzter Sekunde zur Vermeidung der Zahlungsunfähigkeit der USA war ein Beispiel dafür (das war noch die sanfte Version, sonst wäre es die letzte, nicht die vorletzte Sekunde gewesen…).

Das Ausscheren von FDP und CSU kann verschiedene taktische Gründe haben. Das ist offensichtlich das Auffangen des konservativen Lagers wegen katastrophaler Wahlergebnisse, da mag auch das Gewissen des einen oder anderen eine Rolle spielen (Wolfgang Bosbach gehört für mich zweifellos dazu), genährt durch die Hoffungslosigkeit gutes Geld schlechtem hinterher zu werfen, ohne dass es Griechenland wirklich hilft und nachhaltige Konzepte zu fehlen scheinen. Keine Ahnung, ob es sogar versteckte Wahlhilfe der CDU für die FDP war, um schwarz gelb zu retten für die nächste Wahl (eine gewagte Strategie, die ich für ausgeschlossen halte, dazu rudert Merkel zu überzeugend dagegen…).

Aber es hat auch eine – vielleicht unbewusste – taktische Variante: Die Verhandlungen zum Gläubigerverzicht standen an. Die Gläubiger müssen spüren, um was es geht. Wenn Deutschland nicht hilft, ist auch für sie der Ofen aus. Sollte die deutsche Regierung hier in Sachen Verhandlungstaktik dazu gelernt haben? Das zögern und das knappe Wahlergebnis kam zum richtigen Zeitpunkt – auch wenn der Beitritt der SPD doch den Ausgang eigentlich absehbar machte und bei einem aus heutiger Sicht wahrscheinlichem SPD Wahlsieg zumindest Griechenland erst recht hoffen kann (und verhängnisvolle Eurobonds kommen könnten) – aber wie eine SPD Regierung wohl mit den Banken umgehen würde, ist eine andere Frage, die sich diese Gläubigerbanken in diesen Tagen auch stellen…

Also war das Verhandlungstaktik und Vorsatz der Regierung hier innere Uneinigkeit zu zeigen? Wohl kaum, aber es hat sicher bei den Verhandlungen mit Gläubigern für einen Forderungsverzicht geholfen – ohne sich dessen vielleicht wirklich bewusst zu sein. Dazu zählt auch der richtige Zeitpunkt, zu dem Rösler das Insolvenzszenario auspackt. Ungeschickt (wie er ist) und alle haben Angst vor der Reaktion der bösen Märkte darauf, aber es war genau das, was es als Szenario bedurfte bei einer Verhandlung mit Gläubigern (wenn man überzeugend aufgetreten wäre, was politisch fast unmöglich war…).

Ganz so unbemerkt auf dem internationalen Parkett, wie Dirk Müller das glaubte, war die Abstimmung im deutschen Bundestag also nicht… Auch das Verhalten der Troika (Abreise, um ein Zeichen zu setzen) war taktisch gut und kam zum richtigen Zeitpunkt. Die Frage ist natürlich, ob hinter diesem Verhalten auch Nachhaltigkeit und Qualität und Durchsetzungsvermögen steckt – also war der Auftritt wirklich glaubwürdig?

  1. Fast unbemerkt durch die Öffentlichkeit, weil abgelenkt durch die bevorstehenden Abstimmungsquerelen (die wie gesagt hier geholfen haben) im Bundestag, wurde ein Forderungsverzicht mit Umschuldung durch die Banken vorangebracht. Zu einem Verzicht waren wohl oder übel die meisten Banken sowieso schon seit Monaten bereit, aber wie hoch war unsicher und wohl bei weitem nicht alle Banken (hier mag Schäuble Überzeugungsarbeit geleistet haben, die Anzahl zu erhöhen). Ob 20% Verzicht reichen, sei dahin gestellt. Wenn man erst mal abwarten will und später (eben NUR bei mehr Bedarf) Verzichte nachschießt, ist das aus Sicht der Gläubiger ok und richtig. Wenn man (Gläubiger mit Verzichten wie EU-Staaten mit Geld/Garantien) aber später nicht mehr nachschießen will/kann sollte das Konzept im Interesse der EU Staaten bereits JETZT tragfähig sein – und zwar bei einem worst case szenario! Aber ist das jetzt bezahlbar und politisch durchsetzbar und könnten die Banken das überleben? Oder glaubt eh keiner mehr dran und es geht nur um eine ein(zwei-)malige „Abstandszahlung“ um hier mit Abstand raus zu komen?

  2. Also war das alles richtig? Es gibt natürlich keine klare ja/nein Antwort hier. Der Euro war ein Fehler und so wie es aussieht, wird er es bleiben. Eine einheitliche Wirtschafts-, Steuer- und Sozialpolitik wird nicht funktionieren (und ist auch nicht wirklich im Interesse der Länder) und ohne funktioniert es eben auch nicht.

a. Ein wichtiger Schritt wäre, die Verträge in der EU so zu ändern, dass es wirklich harte Konsequenzen hat, wenn Verstöße vorkommen, die Kontrolle rechtzeitig und wirksam ist, Eingriffe der EU bei Verstößen und auch Ausschlüsse wirklich möglich sind. Eine „konservative“ Budgetplanung unter EU-Kontrolle nicht zu vergessen. Merkel hat einiges – aber leider nicht alles - davon nach vielen Monaten erneut vage angedeutet, aber es fehlt eben vieles – soweit bekannt - und wird es wirklich ALLES wirksam (vertraglich wie exekutiv)? - Ich habe Zweifel, dass das im notwendigen Umfange kommt

b. Die Hilfsmaßnahmen sind vor dem Hintergrund des beschriebenen Auftritts einer geschlossenen EU gegenüber den Märkten und den Banken gerechtfertigt (schon allein deswegen, weil eine Bankenkrise vermieden werden muss). Vielleicht war das jetzt schon ein teurer Schritt zuviel, aber es sei den Fehlern der Vergangenheit geschuldet. Die Schicksalsgemeinschaft Euro jedoch muss öffentlich für beendet erklärt werden. Jeder Gläubiger und jeder Staat muss wissen, dass er nun nicht mehr auf Hilfen zählen kann. Der Deckel muss nun endlich auf den Geldtopf! Das wird den Euro vielleicht erst einmal schwächen, aber wenn endlich die Hausaufgaben nachhaltig gemacht würden, würde er eine neue innere wahre Stärke erfahren, denn auf Dauer kann Deutschland sowieso nicht alle Länder und den Euro alleine retten. – Auch hier habe ich Zweifel, ob man die Schicksalsgemeinschaft aufkündigen wird und den Deckel wirklich schließt.

c. Die Banken müssen endlich transparent reporten (viel unsinniges Reporting könnte stattdessen verschwinden) und anders organisiert und kontrolliert werden, damit drohende Risikokonzentrationen und Dominoeffekte RECHTZEITIG erkannt werden. Hierzu müssten alle wichtigen Staaten mitziehen. Das ist zur professionellen Rettung hochverschuldeter Staaten dringend notwendig, damit Europa/Deutschland nicht erpressbar bleibt. – Ich sehe nicht, dass dies auch nur ansatzweise geschieht – von der Mitwirkung aller führenden Industriestaaten in diesem Punkt ganz abgesehen…

d. Die Banken müssen einen (und wahrscheinlich künftig weitere) wesentlichen Beitrag (Verzicht, Umschuldung) im Rahmen ihrer Möglichkeiten leisten. Die Behörden müssen endlich wissen, was dazu „den Banken möglich - sprich zuzumuten“ ist. – Ich sehe nicht, dass das möglich wird – siehe vorstehend.

e. Sollten diese Maßnahmen nicht vollumfänglich (Abstriche sind nur schwer vorzustellen, aber politisch sicher DAS Problem) schnellstmöglich umgesetzt werden, empfehle ich Deutschland aus dem Euro auszusteigen, auch wenns weh tut. Und ich fürchte, die hier vorgeschlagenen Maßnahmen werden sich leider nicht durchsetzen lassen…

  1. Ich fühle mich nicht eindeutig den Zielen irgendeiner politischen Partei zugehörig, aber ich kann das Gerede über eine orientierungslose, handlungsunfähige und entscheidungsscheue Merkel nicht mehr hören. Es ist allbekannt, dass sie eine Seiteneinsteigerin ist, die nicht das übliche Werbegehabe, wie manch anderer Vollblutpolitiker, beherrscht (allerdings aber auch Machtspiele meist rechtzeitig durchschaut…). Außerdem ist ja bekannt, dass besonders die erfolgreichen Naturwissenschaftler, wie sie eine ist, gerne unbemerkt im Stillen wirken, auch wenn sie nur allzu gerne politisch etwas Bewirken wollte. Sie ist keine Wirtschafts- und Finanzexpertin, aber sie analysiert und handelt instinktiv und hat sich international viel Ansehen erworben. Das hatten zunächst sogar Journalisten erkannt… An ihrer Seite zur Unterstützung hat sie leider wenig Sachverstand zur Verfügung, was man sicher nicht von Schäuble sagen kann, der bisher seine Hausaufgaben gemacht hat, nun aber auch für die notwendigen Schritte gefordert ist.

Wir stehen erneut – zum zweiten Mal während der Regierung Merkel - vor den größten Herausforderungen einer Finanzmarktkrise seit mehr als 80 Jahren. Ich war nie ein Freund des Euro, aber den hat Frau Merkel nicht zu verantworten und die Krisen auch nicht. Ich weiß auch, dass es nur allzu leicht ist, mit dem Schnitzelbrot in der Hand von der Couch aus (oder auch von der Opposition aus oder auch vom Schreibtisch des Zeitungsverlages aus oder aus dem Ruhestand heraus) Weltpolitik zu betreiben. Sollte dieses Lehrgeld nun notwendig gewesen sein – ok – ich gebe zu, ich hätte etwas früher mehr Druck ausgeübt und den Geldhahn früher zugedreht, aber zum einen war ich nicht bei den Verhandlungen dabei und zum anderen hat Deutschland so oder so vieles zu verlieren.

Ganz ohne finanzielle Unterstützung (so wirtschaftlich unsinnig sie denn sein mag) wären wir aus politischen (und das heißt auch aus wirtschaftlichen) Gründen sowieso nicht aus der Sache heraus gekommen. Merkel hat hier vieles richtig gemacht – es gab wenig Alternativen. Ihr Handlungsunfähigkeit vorzuwerfen, mag als politisches Kalkül erlaubt sein (Journalisten reihen sich gerne ein), ist aber angesichts der Probleme einfach Unsinn (das gilt vor allem für die Altkanzler Kohl und Schmidt, die es besser wissen müssten – nicht zu vergessen, dass Kohl an der Misere im Gegensatz zu Merkel Mitverantwortung trägt) .

Merkel war handlungsfähig, aber die wahre Zerreißprobe kommt erst, zeigt sich in den nächsten Monaten, wenn es darum geht, entweder die oben genannten Maßnahmen gegen massiven Widerstand durchzusetzen oder sich konsequent vom Euro zu verabschieden. Letzteres wäre ein großer Einschnitt und ein schwieriger, schmerzvoller Prozess. Alle Alternativen können für sie Verlust der Regierung bedeuten. Zunächst müsste sie all das aber wirklich auf ihre Agenda setzen.

Letztlich weiß eine Frau Merkel auch instinktiv, dass Deutschland 2012 in einer globalisierten Welt vielleicht doch nicht mehr so stark ist, wie es die letzten zwei Jahre den Anschein hatte. Ein Deutschland mit neuer D Mark wäre die Stunde der Wahrheit – und die kann sehr unbequem sein. Aber dürfen wir uns alternativ ausbluten lassen? Es gibt m.E. mittelfristig und langfristig nur die genannten Alternativen und ich sehe in Europa noch viel sozialen Sprengstoff für die Zukunft. Griechenland kann mit viel Hilfe von Staaten und Gläubigern eine zweite Chance bekommen, ob das zum Erfolg führt, hängt auch von den Anfangsbedingungen dieses Neustarts ab – der Rest ist für Griechenland ungewisse Zukunft, die Griechenland nur teilweise selbst beeinflussen kann. Für andere EU Staaten (Italien, Spanien, Irland, Portugal…) kann es nicht mehr viel Unterstützung geben. Sie müssen es weitestgehend aus eigener Kraft schaffen – mit oder ohne Euro.

Schönen Gruß von

ikarusfly

Hallo,

  1. Banken und andere Gläubiger haben sich auf eine
    Schicksalsgemeinschaft Euro verlassen, die zwar so nicht
    festgeschrieben steht, aber so von allen Mitgliedsländern
    vermittelt wurde. Daher sei diese Fehleinschätzung den Banken
    EINMAL verziehen (es gibt genug anderes, was unverzeihlich war
    und ist…).

der Kauf von Anleihen und die Vergabe von Kredite wurde durch die Aufsicht tatsächlich sogar stark begünstigt, weil dafür keine Kapitalunterlegung notwendig war.

  1. Aufgrund staatlicher Versäumnisse sind die Bankbilanzen
    nach wie vor intransparent. Es ist den Aufsichtsbehörden daher
    auch nicht gelungen, alle indirekten Dominoeffekte bei
    Insolvenzszenarien für direkt betroffene Banken zu
    identifizieren –

Das wäre richtig, wenn die Aufsicht Bilanzen lesen würde. Tatsächlich kommen mittlerweile teilweise im Wochenrhythmus Anfragen, wie es um das ein oder andere Risiko in dem ein oder anderen Szenario bestellt ist.

  1. Fast unbemerkt durch die Öffentlichkeit, weil abgelenkt
    durch die bevorstehenden Abstimmungsquerelen (die wie gesagt
    hier geholfen haben) im Bundestag, wurde ein
    Forderungsverzicht mit Umschuldung durch die Banken
    vorangebracht.

Das war kein Forderungsverzicht im eigentlichen Sinne, sondern eine Laufzeitstreckung. Da der Barwert der Anleihen dadurch sank, kam es zu der 20%-igen Wertminderung.

Das Land hat keinen einzigen Euro weniger Schulden, nur werden sie später fällig.

c. Die Banken müssen endlich transparent reporten (viel
unsinniges Reporting könnte stattdessen verschwinden) und
anders organisiert und kontrolliert werden, damit drohende
Risikokonzentrationen und Dominoeffekte RECHTZEITIG erkannt
werden.

Keine Sorge, die sind bekannt (s.o.).

Gruß
Christian

Hallo exc,

  1. Aufgrund staatlicher Versäumnisse sind die Bankbilanzen
    nach wie vor intransparent. Es ist den Aufsichtsbehörden daher
    auch nicht gelungen, alle indirekten Dominoeffekte bei
    Insolvenzszenarien für direkt betroffene Banken zu
    identifizieren –

Das wäre richtig, wenn die Aufsicht Bilanzen lesen würde.
Tatsächlich kommen mittlerweile teilweise im Wochenrhythmus
Anfragen, wie es um das ein oder andere Risiko in dem ein oder
anderen Szenario bestellt ist.

Die Aufsicht muss eben eine ganz andere werden. Bankbilanzen zeigen diese Risiken sowieso nicht - selbst der WP-Bericht nicht. Alles für die Tonne, was da produziert wird - leider. Das müsste sich zuerst ändern!

  1. Fast unbemerkt durch die Öffentlichkeit, weil abgelenkt
    durch die bevorstehenden Abstimmungsquerelen (die wie gesagt
    hier geholfen haben) im Bundestag, wurde ein
    Forderungsverzicht mit Umschuldung durch die Banken
    vorangebracht.

Das war kein Forderungsverzicht im eigentlichen Sinne, sondern
eine Laufzeitstreckung. Da der Barwert der Anleihen dadurch
sank, kam es zu der 20%-igen Wertminderung.

Das Land hat keinen einzigen Euro weniger Schulden, nur werden
sie später fällig.

Vielleicht weißt Du da mehr und aktuelleres als ich. Nach meinen Kenntnissen ist erstens der Deal noch nicht in trockenen Tüchern und zweitens wäre es ein Barwertverlust von 21%, der vielleicht auch noch nach oben nachverhandelt wird. Wenn Griechenland den niedrigen Kurs zum Rückkauf mit Geld vom EFSF nutzen kann, dann ist das eine echte Entlastung. Eine zu niedrige, da sind wir uns sicher einig. Der Druck auf die Banken müsste erhöht werden.

c. Die Banken müssen endlich transparent reporten (viel
unsinniges Reporting könnte stattdessen verschwinden) und
anders organisiert und kontrolliert werden, damit drohende
Risikokonzentrationen und Dominoeffekte RECHTZEITIG erkannt
werden.

Keine Sorge, die sind bekannt (s.o.).

Leider sidn die Dominoeffekte nicht bekannt. Die Banken wissen noch nicht mal selbst, welche Bankenrisiken sie genau je Bank haben, weil die Erfassung immernoch unvollständig ist (beim einen mehr, beim anderen weniger). Dieser Effekt potenziert sich in der Forderungspyramide auf jedem Level. Die Banken wissen es nicht und die Aufseher schon gar nicht. Die Änderung ist überfällig.

Gruß
Christian

Schönen Gruß von

ikarusfly

Hallo,

Die Aufsicht muss eben eine ganz andere werden. Bankbilanzen
zeigen diese Risiken sowieso nicht - selbst der WP-Bericht
nicht. Alles für die Tonne, was da produziert wird - leider.
Das müsste sich zuerst ändern!

wie ich schrieb, sind die WP-Berichte nicht die einzigen Informationsquellen für die BaFin resp. die Bundesbank. Die Aufsicht bekommt ganz andere Berichte und fordert inzwischen sehr häufig auch Informationen an und läßt - jenseits der EU - auch Streßszenarien durchspielen. Was die Banken auf den Büchern haben, weiß die Aufsicht insofern sehr genau.

Vielleicht weißt Du da mehr und aktuelleres als ich. Nach
meinen Kenntnissen ist erstens der Deal noch nicht in
trockenen Tüchern und zweitens wäre es ein Barwertverlust von
21%, der vielleicht auch noch nach oben nachverhandelt wird.

Wann die Umsetzung erfolgt, ist mir nicht bekannt, aber daß sie erfolgt, ist m.W. beschlossene Sache. Dementsprechend hat der IDW auch schon durchgesetzt, daß die betreffenden Papiere mit einem Abschlag von 20% bewertet werden.

Wenn Griechenland den niedrigen Kurs zum Rückkauf mit Geld vom
EFSF nutzen kann, dann ist das eine echte Entlastung. Eine zu
niedrige, da sind wir uns sicher einig. Der Druck auf die
Banken müsste erhöht werden.

Es geht nicht nur um die Banken, sondern um alle Gläubiger und der roll-over ist keine wirksame Maßnahme, sondern nur ein Spiel auf Zeit. Das ist nur dann hilfreich, wenn man die gewonnene Zeit nutzt, um nachhaltige Lösungen zu finden. Davon kann ich nichts erkennen.

Die einzige Lösung, die dauerhaft hilft, ist ein Schuldenschnitte von wenigstens 50%.

Leider sidn die Dominoeffekte nicht bekannt. Die Banken wissen
noch nicht mal selbst, welche Bankenrisiken sie genau je Bank
haben, weil die Erfassung immernoch unvollständig ist (beim
einen mehr, beim anderen weniger).

Es mag sein, daß das so war, aber mittlerweile haben die KI ihre Länderrisiken schon mehrfach an die Aufsicht melden müssen.

Gruß
Christian

Hallo exc,

Die Aufsicht muss eben eine ganz andere werden. Bankbilanzen
zeigen diese Risiken sowieso nicht - selbst der WP-Bericht
nicht. Alles für die Tonne, was da produziert wird - leider.
Das müsste sich zuerst ändern!

wie ich schrieb, sind die WP-Berichte nicht die einzigen
Informationsquellen für die BaFin resp. die Bundesbank. Die
Aufsicht bekommt ganz andere Berichte und fordert inzwischen
sehr häufig auch Informationen an und läßt - jenseits der EU -
auch Streßszenarien durchspielen. Was die Banken auf den
Büchern haben, weiß die Aufsicht insofern sehr genau.

Die Banken haben selbst nicht die genauen Zahlen, weil viele Bankenrisiken wie gesagt nicht vollständig erfasst sind. Ganz zu schweigen von Fehleinschätzungen bei Bonitätsrisiken und Sicherheitsbewertungen (Fehlerquellen damit auch bei LGDs). Das steht nirgendwo, ist den Banken nicht bekannt und kann daher niemandem gemeldet werden. Das war ja bei der Krise vor drei Jahren zu spüren (und das war die Spitze des Eisbergs…)

Vielleicht weißt Du da mehr und aktuelleres als ich. Nach
meinen Kenntnissen ist erstens der Deal noch nicht in
trockenen Tüchern und zweitens wäre es ein Barwertverlust von
21%, der vielleicht auch noch nach oben nachverhandelt wird.

Wann die Umsetzung erfolgt, ist mir nicht bekannt, aber daß
sie erfolgt, ist m.W. beschlossene Sache. Dementsprechend hat
der IDW auch schon durchgesetzt, daß die betreffenden Papiere
mit einem Abschlag von 20% bewertet werden.

Wenn Griechenland den niedrigen Kurs zum Rückkauf mit Geld vom
EFSF nutzen kann, dann ist das eine echte Entlastung. Eine zu
niedrige, da sind wir uns sicher einig. Der Druck auf die
Banken müsste erhöht werden.

Es geht nicht nur um die Banken, sondern um alle Gläubiger und
der roll-over ist keine wirksame Maßnahme, sondern nur ein
Spiel auf Zeit. Das ist nur dann hilfreich, wenn man die
gewonnene Zeit nutzt, um nachhaltige Lösungen zu finden. Davon
kann ich nichts erkennen.

Die einzige Lösung, die dauerhaft hilft, ist ein
Schuldenschnitte von wenigstens 50%.

Das sehe ich ähnlich. Wie ich sagte, ist zumindest diesbezüglich das, was man lesen kann, mehr als dürftig. Vielleicht sind es 50% - dazu müsste man mal eine seriöse worst case Berechnung sehen (ich gehe von worst case hier aus). Aber die Frage bleibt, ob das die Banken tragen könnten (siehe nachstehend).

Leider sidn die Dominoeffekte nicht bekannt. Die Banken wissen
noch nicht mal selbst, welche Bankenrisiken sie genau je Bank
haben, weil die Erfassung immernoch unvollständig ist (beim
einen mehr, beim anderen weniger).

Es mag sein, daß das so war, aber mittlerweile haben die KI
ihre Länderrisiken schon mehrfach an die Aufsicht melden
müssen.

Dominoeffekte sind die Forderungen der Banken gegen Banken, die wiederum Forderungen gegen Banken haben, die wiederum … Das sind schön verbuchte (und gemeldete) Forderungen dabei, aber eben auch Eventualforderungen und Forderungen aus Garantien, die nicht vollständig erfasst sind, aus Derivaten, aus strukturierten Wertpapieren, aus Syndizierungen, aus Poolverträgen, aus Special Purpose Companies, die nicht mal konsolidiert wurden etc etc etc. Hier hat man als Bank früher fast nichts per Bankschuldner zusammengefasst. Heute wesentlich mehr (so seit etwa 10 Jahren), aber bei weitem nicht alles. Ohne diese Zahlen weiß keiner, was der Ausfall einer großen Bank für alle anderen Banken und deren dadurch ausgelöster Ausfall wiederum für die nachgeschalteten Banken bedeutet. Wie soll man so die Schmerzgrenze für Forderungsverzicht definieren? Man kann nur sagen, es darf keine relevante Bank der ersten Ordnung umfallen, damit die unkontrollierbaren Dominoeffekte nicht eintreten…

Gruß
Christian

Schönen Gruß von

ikarusfly

…den Grichenland bekommt ist verbrannt.

nicki

Hallo Nicki,

…den Grichenland bekommt ist verbrannt.

Nicht doch. Wir retten damit wieder Banken und Zocker Geldanleger.

Gruß
Carlos

ZITAT:
Rausschmeissen können „Sie“ die Griechen sowieso nicht… ob ein 70-80% Schuldenschnitt mit anschliessender Bankenrettung (die Instrumente dazu exisiteren bereits heute) nicht sinnvoller wäre, ist die einzige Frage die sich mir stellt.
So würden die Anleger wenigstens lernen, dass hoher Zins mit hohem Ausfallrisiko verbunden ist…

Die „Anlager“ und das haben angie und sarko geschafft, sind zum überwiegent den teil die bürger dieses landes.
und eben nicht die banken!