Geld, Macht und Hausarbeit

in der t-online HP steht etwas über die traditionelle Arbeitsteilung im Haushalt
hier nachzulesen: http://www.t-online.de/bildung/index/wisbix86.htm

kleiner Textauszug:
35 Stunden pro Woche verbringen westdeutsche Frauen mit Kochen, Waschen oder Putzen, Männer bringen es gerade einmal auf die Hälfte. Bei einer Studie, die Würzburger Soziologen in über 3.000 Haushalten durchgeführt haben, kam heraus, dass die Arbeitsteilung hierzulande noch immer traditionellen Mustern geprägt ist.

Die Forschergruppe nennt die Ursachen. Im Moment profitieren Partnerschaften, in denen ein Partner Hauptverdiener ist, am meisten von Steuererleichterungen. Außerdem fehlt nach wie vor ein vielseitiges Angebot an öffentlicher Kinderbetreuung. Die Würzburger Soziologen sind überzeugt: Wenn Frauen genauso viel Geld nach Hause bringen wie Männer, brechen schlechte Zeiten für Faulpelze an. „Denn Geld ist Macht - auch in der Beziehung. Und wer mehr Macht hat, kann sich mehr Haushalt vom Leibe halten“

kommt mir bekannt vor.
mein Fazit:
jetzt brauche ich nur noch einen Traumjob, und dann lege ich mich auf die faule Haut :wink:)

viele Grüße Claudia

Einspruch!
Hallo Claudia,

Würzburger Soziologen sind überzeugt: Wenn Frauen genauso viel
Geld nach Hause bringen wie Männer, brechen schlechte Zeiten
für Faulpelze an. „Denn Geld ist Macht - auch in der
Beziehung. Und wer mehr Macht hat, kann sich mehr Haushalt vom
Leibe halten“

es ist einfach nur traurig, dass sich die meisten ("Sind es wirklich die meisten?) Beziehungen über solche Dinge wie „Geld“ und „Macht“ definieren. Das ist aber eigentlich eine Frage, die man sich vor der Beziehung stellen sollte.

Glückliche Beziehungen sind eine Frage der Reife - und zwar aller Beteiligten.

kommt mir bekannt vor.

Schade eigentlich, das müsste doch nicht so sein. Stell deinen Mann mal vor vollendete Tatsachen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er macht mit oder er akzeptiert.

Gruß

Thomas Miller

stattgegeben
Hallo Thomas,

ich weiß was Du damit meinst. In allen Beziehungen jeglicher Form sollte das Ideele über das Materielle vorherrschen, weil Gleichheit zwischen Zweien selten vorzufinden ist.
Aber manchmal wird Geld zu einem vorrangigen Thema, weil es um die Qualität der Existenz geht. Dem Moloch entrinnt man nicht so schnell.

Herzliche Grüße
Claudia

Leider schon wieder!
Hallo Claudia,

ich weiß was Du damit meinst. In allen Beziehungen jeglicher
Form sollte das Ideele über das Materielle vorherrschen, weil
Gleichheit zwischen Zweien selten vorzufinden ist.
Aber manchmal wird Geld zu einem vorrangigen Thema, weil es um
die Qualität der Existenz geht. Dem Moloch entrinnt man nicht
so schnell.

der Fehler scheint mir nicht in der mangelden Fähigkeit des Entrinnens, sondern in der fehlenden Prophylaxe gegen das Hineingeraten zu sein. Wer die Qua L ität der Existenz von etwas von reiner Qua N tität (und das ist Geld nunmal) abhängig macht, hat schon die falsche Prämisse gewählt.

Sorry, aber das scheint mir richtig zu sein. Ist man freilich schon in diesem Zirkus gefangen, dann hat man - zugegebenermaßen - größere Probleme als im entgegengesetzten Fall. Aber auch das kann man - behutsam aber stetig - in den Griff bekommen.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

Deine Aussage gibt mir zu denken.
Doch bevor ich damit richtig anfange, möchte ich nachfragen:
Glaubst Du, dass wenn ich dafür gesorgt hätte, dass Geldmangel in meinem Leben unwichtig ist, dass dem auch so ist?
Bei zwei Menschen entstehen doch automatisch neue Wertemaßstäbe?
(ich brauche wenig Essen im Gegensatz zu meinem Mann. Ich lege Wert auf Qualität bei Kleidung - ihm ist das für sich egal)
Zwei und mehr Menschen brauchen wesentlich mehr Geld als nur ein Mensch. (Schulkinder werden mit zunehmenden Alter teuere - dank der Schulen und Lehrer)
Was ist mit dem Umfeld, dass einen nur mit einem bestimmten Wohlstand akzeptiert - sprich unsere Gesellschaft wertet sich durch Statussymbole auf. (unser Freund ist Existenzgründer, Versicherungskaufmann, wird nur mit BMW als Kompetent erachtet)

viele Grüße
Claudia

Hallo Claudia,

Glaubst Du, dass wenn ich dafür gesorgt hätte, dass Geldmangel
in meinem Leben unwichtig ist, dass dem auch so ist?

ich verstehe die Frage nicht so ganz. Ich vermute, du möchtest wissen, ob du - wenn du dir ein Ideal setzt - dieses auch wirklich durchhalten kannst - im realen Leben. Habe ich das so richtig verstanden?

Bei zwei Menschen entstehen doch automatisch neue
Wertemaßstäbe?
(ich brauche wenig Essen im Gegensatz zu meinem Mann. Ich lege
Wert auf Qualität bei Kleidung - ihm ist das für sich egal)
Zwei und mehr Menschen brauchen wesentlich mehr Geld als nur
ein Mensch. (Schulkinder werden mit zunehmenden Alter teuere -
dank der Schulen und Lehrer)

Natürlich ändern sich mit den gegebenen Umständen auch die Anforderungen. Deshalb ist es ja zu einem späten Zeitpunkt viel schwieriger, sein Leben zu ändern.

Im Grunde genommen ist alles eine Frage der Abwägung, also der Setzung von Prioritäten. Ich würde auch gern jeden Tag mindestens ein Drei-Gänge-Menü und das am liebsten noch im schönen Frankreich essen. Wenn ich mir das als Priorität gesetzt hätte, hätte ich vielleicht versucht, an der Börse zu spekulieren oder versucht eine reiche Frau zu heiraten oder eine Bank überfallen - eben weil das Essen bei mir auf Punkt 1 meiner Prioritätenliste gestanden hätte. Vielleicht wäre mir das sogar schon heute möglich, wenn ich mich nicht für die Gründung einer Familie mit Kindern entschieden hätte, die natürlich die Wahlmöglichkeiten bedeutend einschränkt. Aber das habe ich mir sehr lange überlegt - wirklich sehr lange.

Was ist mit dem Umfeld, dass einen nur mit einem bestimmten
Wohlstand akzeptiert - sprich unsere Gesellschaft wertet sich
durch Statussymbole auf. (unser Freund ist Existenzgründer,
Versicherungskaufmann, wird nur mit BMW als Kompetent
erachtet)

Wenn ich für mich antworten soll: Für mich sind Statussymbole unwichtig. Ich besitze kein Auto, einen einfachen Fernseher, Kühlschrank und Herd sind einfachste Ausstattung. Die Mikrowelle habe ich geschenkt bekommen, sie ist hilfreich, aber ich könnte auch ohne sie leben. Worauf ich Wert lege? Darauf, dass mein Computer einigermaßen funktioniert, jedenfalls für meine Anwendungen, dass ich genügend Geld zurückgelegt habe, um ihn bei einem Ausfall ad hoc reparieren lassen zu können, dass ich mir genügend Bücher leisten kann und genügend Zeit zum Lesen dieser Bücher habe - und dass ich gelegentlich tatsächlich ein Drei-Gänge-Menü (vielleicht sogar im schönen Frankreich) essen kann.

Wenn ich für meine Arbeit eben einen Führerschein und einen BMW oder sonst etwas bräuchte, dann wäre das natürlich ein guter Grund, mir etwas Entsprechendes anzuschaffen. Sobald aber nicht mehr der Nutzen, sondern die Eitelkeit dahintersteckt - und das muss natürlich auch jeder mit sich selbst ausmachen -, werde ich nachdenklich und frage mich, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Um es noch klarer zu sagen: Aus meiner Sicht muss die Umwelt erzogen werden, diese Statussymbole nicht zu fordern, denn für die Absicht, das Leben angenehmer zu machen - und das wollen wir eigenlich alle -, ist die Statusidee kontraproduktiv. Das wissen eben nur noch nicht alle. Aber natürlich muss auch hier jeder für sich entscheiden, wie weit er gehen will.

Da wir im Feminismusbrett diskutieren, möchte ich es auch gerne anders formulieren: Aus meiner Sicht kommt es darauf an, sich von Unnötigkeiten zu emanzipieren (als Mensch und als Mitmensch). Was für mich als Mensch notwendig ist, muss ich wieder selbst entscheiden. Da hat niemand hineinzureden. Aber was für mich als Mitmensch notwendig ist, darauf muss es erlaubt sein, hinzuweisen.

Als Anregung zum weiteren Nachdenken möchte ich einen Satz schreiben, der auf den ersten Blick betrachtet, hier gar nicht einschlägig ist, aber vielleicht auf den zweiten:
Wir kennen so viele „Krankheiten“, aber nur eine einzige „Gesundheit“. Könnte der Fehler vielleicht schon hier stecken?

Ich freue mich auf deine Antwort.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

P. S. Wir machen heute mit unseren Kindern einen Ausflug mit historischen Straßenbahnen, was bestimmt viel Spaß machen wird.
Es muss nicht immer das teuere Ausflugsziel sein.

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Ergänzender Hinweis auf meine Homepage (für Cl.)
Liebe Claudia,

auf meiner Homepage habe ich beschrieben, wie ich in der Philosophischen Praxis vorgehe (jedenfalls ungefähr). Vielleicht ist das ja anregend für dich.

http://www.phidi.de/praxis/phiber/phiber.html

Das soll keine Werbung sein, sondern genau das thematisieren, worüber wir uns gerade schreiben, nämlich das Unwohlsein.
Dieser Link ist nicht als Werbung gemeint!

Gruß

Thomas

Emanzipation des Mitmenschen
Hallo Thomas,

Deinen Link habe ich interessiert gelesen. Er war wirklich sehr informativ für mich. Ich habe mir die Seite abgespeichert.
Ich will sie noch ein paar mal durchlesen, und Dir dazu via Mail ein paar meiner Gedanken schicken.

Doch eigentlich möchte ich auf den Ausgangspunkt meines postings zurückkommen.
Die Aussage des Artikels der Soziologen war doch, dass in der Familie der bestimmt, der das meiste Geld verdient, und der Rest (meist Frau und Kinder) ist für die Hausarbeit zuständig. Mit anderen Worten, Geld verdienen ist wichtiger als Haushalt machen. Oder anders. Derjenige, der weniger Geld verdient, muß sich halt um den Haushalt kümmern - es bleibt ihr/ihm nichts anderes übrig. Eine klare Wertung, nicht wahr?
Dabei finde Haushalt machen gar nicht unwichtig. Durch gute Hausarbeit wird im „Nest“ eine Atmosphäre geschaffen, die für jeden in der Familie für Wohlbefinden sorgt. Wohlbefinden ist eine der Voraussetzung für den Erhalt der Gesundheit. Ein kranken Mann ist nicht arbeitsfähig. Was ist denn nun wirklich wichtiger? Geld verdienen oder Haushalt machen?
Aber ich habe es auch so erlebt. Mein Vater argumentierte immer mit seiner Leistungfähigkeit, wenn er absolute Autorität genießen wollte. Die Leistungfähigkeit meiner Mutter stand nie zur Debatte.
Wenn Geld in der Familie knapp ist, lebt es sich viel intensiver. Die wenigsten all der Wünsche können sofort erfüllt werden. Und mit der Zeit stellt man fest, dass sich viele Wünsche als Seifenblasen herausgestellt hat. Kinder sind so anspruchsvoll wie wir sie als Erwachsene machen. Oder anders. Ich habe festgestellt, dass durch unsere Sparsamkeit unsere Kinder „ein mehr“, das sie bei anderen erleben, für unnötig halten.
Doch darum ist es mir nicht gegangen darauf hinzuweisen.
Wie gesagt, die Wertschätzung für Frauen scheint sich über ihren selbst erschaffenen Wohlstand zu deffinieren. Es ist, als wollen sie mit der Gier nach Besitz von Gegenständen den Männern im Ansehen gleichziehen. Bei diesem Spiel können die Zuhause-gebliebenen nicht mitmachen. Und so wird der Beruf Hausfrau nie ein angesehener und lebenswichtiger Beruf werden.

viele Grüße
Claudia

der Fehler scheint mir nicht in der mangelden Fähigkeit des
Entrinnens, sondern in der fehlenden Prophylaxe gegen das
Hineingeraten zu sein. Wer die Qua L ität der
Existenz von etwas von reiner Qua N tität (und das
ist Geld nunmal) abhängig macht, hat schon die falsche
Prämisse gewählt.

Sorry, aber das scheint mir richtig zu sein. Ist man freilich
schon in diesem Zirkus gefangen, dann hat man -
zugegebenermaßen - größere Probleme als im entgegengesetzten
Fall. Aber auch das kann man - behutsam aber stetig - in den
Griff bekommen.

die probleme fangen doch meistens dann an, wenn ein kind kommt.
vorher haben beide ihren job, ihr geld, der haushalt hält sich in grenzen. und dann? wer bleibt daheim, wer bestimmt über die finanzen? wer muss nachts raus, wenn das kleine schreit? wer hat den stressigern job, frau oder mann? wer klärt diese punkte schon genau, bevor das kind kommt? geht das überhaupt?
nicht umsonst scheitern viele beziehungen in den ersten drei lebensjahren das kindes an den neuen unromantischen alltagsproblemen.

cordula

Kurze Antwort - leider
Hallo Cordula,

die probleme fangen doch meistens dann an, wenn ein kind
kommt.
vorher haben beide ihren job, ihr geld, der haushalt hält sich
in grenzen. und dann? wer bleibt daheim, wer bestimmt über die
finanzen? wer muss nachts raus, wenn das kleine schreit? wer
hat den stressigern job, frau oder mann? wer klärt diese
punkte schon genau, bevor das kind kommt? geht das überhaupt?
nicht umsonst scheitern viele beziehungen in den ersten drei
lebensjahren das kindes an den neuen unromantischen
alltagsproblemen.

du hast natürlich Recht. Das haben wir auch durchgemacht, aber wer sich erst dann beziehungsfähig macht, wenn das Kind da ist, der hat den richtigen Zeitpunkt schon verfehlt. Man muss nicht nicht alle dieser Dinge vorher geklärt haben, aber prinzipiell soltle man schon wissen, was man will, und zwar bevor man ein Kind macht. Soweit sollte die Verantwortung für ein Kind schon vorgeburtlich gehen. Sonst lässt man es lieber bleiben. Das hat eigentlich jedes Kind verdient.

Gruß

Thomas Miller