Geld wechselt bedenkenlos den Besitzer - geht das? Und mehr ~

Hallo,

bei 1., 2., 3., 4. und 6. rollen sich meine Fußnägel auf. Und auch 5. kann man treffender ausdrücken.

Schöne Grüße
Ann da Cava

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1.: „Geld wechselte den Besitzer“ ist eine durchaus geläufige façon de parler, erst recht in einem solchen Szenarium. Aber wenn schon, dann „scheinbar anscheinend bedenkenlos“

2., 3., 4., 6. hanebüchene Wortgebräuche

5.: „wie seine beiden nächstjüngeren Brüder“: Eine „eingeschobene Erläuterung“: Muss in Kommata eingerahmt werden.

Gruß
Metapher

Nö. Denn ich wette, dass Geld noch nie irgendwelche Bedenken hatte.

Jou

Rischtisch.

Gruß
AdC

Das ist geradezu ein Lehrbuch-Beispiel für eine → Hypallage. Also eine durchaus unmissverständliche rhetorische Figur.

Gruß
Metapher

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Wie ich hier schon viele Male geschrieben habe: Natürliche Sprache ist nicht logisch. Natürlivche Sprache ist das. wo auch der Satz „Dreh’ bitte mal die Nudeln aus“ einen Sinn ergibt.

Gruß,
Max

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Einzelne Sätze lassen sich ohne Kotext nicht beantworten, und der Kotext lässt sich ohne Quelle nicht ermitteln. Da geht es nicht um die Person des Autors, sondern quasi um die Person des Textes. Ein Groschenroman hat eine andere Stilebene als eine wissenschaftliche Abhandlung.

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Und wir ich schon viele Male geschrieben habe: Ich bin Lektorin und lasse das nicht durchgehen - allenfalls situationsbedingt in der Belletristik in der wörtlichen Rede. Aber auf keinen Fall in einem Sachtext.

Auch das nicht! :smile:

Gruß
Ann

… und ich Redakteur und Germanist. :slight_smile: Und ja, ich lege auf korrekte Sprache auch sehr viel Wert. Unabhängig von den vielen Tippfehlern, die ich hier in der Eile mache. :slight_smile: Darauf herumreiten ist billig …

Viel Sprachkritik ist mir zu formalistisch. Darunter das meiste, was Bastian Sick schreibt.

Beste Grüße,
Max

Da gebe ich dir allerdings recht.

Dann müsste man ja Unmengen journalistischer Texte vor dem „Auge deines Gesetzes“ verbergen :face_with_hand_over_mouth: Und jede Menge klassischer Belletristik. Du würdest Texte ja um eine Unmenge (sogar alltäglicher) rhetorischer Figuren kastrieren …

Die Hypallage - um die ging es ja hier - ist eine 2000 Jahre alte rhetorische Figur. Das Klassiker-Beispiel Vergils „Dunkel gingen sie durch die schweigende Nacht.“. Und die sogar doppelte Form in „Geld wechselte bedenkenlos den Besitzer“ (das Verb wird dem falschen Subjekt zugeordnet, das adverbiale Attribut dem Verb statt dem Subjekt) ist absolut alltäglicher Sprachgebrauch: Zu „Das Geld wechselt den Besitzer“, „Das Haus wechselt den Besitzer“ findet sich per Google eine 6-stellige Anzahl an Fundstellen.

Würden bei dir also auch
die „schlaflose Nacht“,
der „regnerische Morgen“,
oder (kürzlich hier erst diskutiert)
der „schwere Traum
deinem Rotstift zum Opfer fallen?

Gruß
Metapher

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Nein, denn eine Nacht kann ohne Schaf sein, ein Morgen regnerisch und ein Traum schwer.

Schöne Grüße
Ann

in der Tat!

Ich entsinne mich an eine rituelle Erzählung von ming Adelheid über das Schäfchenzählen, die ungefähr so funktionierte, dass die Schäfchen alle eins auf den Rücken des anderen usw, gestiegen sind, bis dann zuletzt eine große Schäfchenpyramide da stand, die dann beim allerletzten Schäfchen ins Kippen geraten ist, so dass eine art Schäfchenlawine entstand und die Schäfchen davon alle kaputtgegangen sind.

Sie hat bis heute ausgesprochen oft ihre Mühe mit dem Einschlafen - ich will sie gleich mal nach der Schäfchengeschichte befragen, ob sie die noch zusammenbringt

Schöne Grüße

MM

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Dein Ernst jetzt? (Oder ist das jetzt die rhetorische Figur namens Sarkasmus? :grinning:)

Ich wette, daß du noch nie eine Nacht hast schlafen gesehen, einen Morgen, der regnet, oder das Gewicht eines Traumes gemessen hast (was dort „schwer“ ist hatte ich ja → erklärt.)

Kann mir kaum vorstellen, daß du tatsächlich diese rhetorische Figur nicht als eine solche erkennst :thinking:

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Ja.

Schöne Grüße
AdC

Dann hätte ich hier noch ein peinliches Beispiel von einen echten Stümper:

Es schlug mein Herz, geschwind, zu Pferde!
(Blöd formuliert. Besser: "Mein Herz schlug vor Aufregung. Schnell bestieg ich mein Pferd!"
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
(großer Quatsch, der Abend kann nichts „wiegen“, schon gar nicht die ganze Erde)
Und an den Bergen hing die Nacht;
(etwas Abstraktes wie die Nacht kann nicht an Bergen hängen)
Schon stand im Nebelkleid die Eiche
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
(die Finsternis hat keine Augen und kann nicht sehen!!)

Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor,
(Der Mond kann nicht sehen und nicht „kläglich“ sein)
Die Winde schwangen leise Flügel,
(Winde haben natürlich keine Flügel)
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
(wie soll das gehen? Zu viel gesoffen oder was?)
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer!
(in menschlichen Adern brennt natürlich nichts!)
In meinem Herzen welche Glut!
(Und im Herz befindet sich natürlich keine glühende Holzkohle oder so etwas!!)

Den weiteren Unsinn erspare ich euch. Setzen, 6!

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DAS SCHEITERN EINER BALLADE.
Eine Ballade.
Von Robert Gernhardt

Fürst Friedrich stand im Krönungssaal,
wie leuchtete sein Ohr so fahl!

Und jeder, der es sah, erschrak,
weil in ihm so viel Fahlheit lag.

„Lag?“ Sagt man da nicht besser „schwang“?
Fürst Friedrichs Herz schlägt wild und bang.

„Schwang“? Stimmt es denn, daß Fahlheit schwingt?
Fürst Friedrich sieht sich jäh umringt.

Was macht denn Fahlheit? Schimmert sie?
Fürst Friedrich beugt sein rechtes Knie.

Nein, nein, sie schimmert nicht, sie glänzt!
Fürst Friedrich wird mit Laub bekränzt.

„Glänzt“ - ist das schon das rechte Wort?
Laut lärmend zieht die Meute fort.

Halt! Fahlheit glänzt nicht, Fahlheit - na?
Moment - ist denn kein Fürst mehr da?

Wo ist der Fürst, verdammt noch mal?
Verlassen ist der Krönungssaal,

aus dem nun auch noch der Poet -
ein Murmeln auf den Lippen - geht:

„Wie ist denn Fahlheit? Außer fahl?
Na ja. Egal. Ein andermal!“

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Kam ja früher hier auch häufiger in Form von albernen, lachenden oder grübelnden Grüßen zum Einsatz…

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Herrlich, ja. Und das auch schon die zweite Fassung dieses Meisterwerkes nach fast 20 Jahren.

Das Gedicht wird übrigens gerne in Lehrveranstaltungen genommen, um rhetorische Stilmittel identifizieren zu lernen. Die hier diskutierte Hypallage ist mehrfach darin und auch die oft ähnliche sog. „pathetic fallacy“.

Allerdings lag mir hier ja daran zu zeigen, daß das Stilmittel der Hypallage so selbstverständlich sogar im alltäglichen Sprachgebrauch ist (wie in den Beispielen „schlaflose Nacht“, „regnerischer Morgen“ usw.), daß es gar nicht mehr als solches wahrgenommen wird.

Gruß
Metapher

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Ja, es war einmal. Waren schöne Beispiele. Und sie funktionierten reibungslos und unmissverständlich :wink:

Ebenso wie das längst gesellschaftsfähige →

Schöne Grüße

Metapher

Oh danke! Ich kannte bisher von Gernhardt nur das Sonett, in dem das lyrische Ich pöbelnd und unflätig schimpfend verkündet, dass es Sonette zu richtig Scheiße findet.