DAS SCHEITERN EINER BALLADE.
Eine Ballade.
Von Robert Gernhardt
Fürst Friedrich stand im Krönungssaal,
wie leuchtete sein Ohr so fahl!
Und jeder, der es sah, erschrak,
weil in ihm so viel Fahlheit lag.
„Lag?“ Sagt man da nicht besser „schwang“?
Fürst Friedrichs Herz schlägt wild und bang.
„Schwang“? Stimmt es denn, daß Fahlheit schwingt?
Fürst Friedrich sieht sich jäh umringt.
Was macht denn Fahlheit? Schimmert sie?
Fürst Friedrich beugt sein rechtes Knie.
Nein, nein, sie schimmert nicht, sie glänzt!
Fürst Friedrich wird mit Laub bekränzt.
„Glänzt“ - ist das schon das rechte Wort?
Laut lärmend zieht die Meute fort.
Halt! Fahlheit glänzt nicht, Fahlheit - na?
Moment - ist denn kein Fürst mehr da?
Wo ist der Fürst, verdammt noch mal?
Verlassen ist der Krönungssaal,
aus dem nun auch noch der Poet -
ein Murmeln auf den Lippen - geht:
„Wie ist denn Fahlheit? Außer fahl?
Na ja. Egal. Ein andermal!“