Hallo
Von mir hier verwendetet Übersetzungen sind;
rev. Elberfelder, Schlachter 2000, Neue Weltübersetzung, Freebibel 2004, das jüdisch NT
Für viele mag die Frage seltsam erscheinen, weil sie es nie
anders gehört haben. Dazu muss man wissen, dass die 10 Gebote
so etwas wie die Preambel für das mosaisches Gesetz sind, d.h.
sie sind ein Teil der religiösen und weltlichen Gesetzgebung
des Volkes Israels und wendet sich auch direkt an das Volk
Israel.
Und hier möchte ich gleich einmal einsteigen.
Preambel ist das falsche Wort, denn es suggeriert in diesem Kontext, einer Gerichtsverhandlung nicht „Angeklagter“
sagen, sondern „Schuldiger“. Aber für deine Position, ein gut gewähltes Stilmittel …
Der Dekalog, das Sittengesetz Gottes unterscheidet sich doch in geradezu überweltigender Weise
vom Zeremonialgesetzt, dem mosaischen Gesetz!
Die göttlichen 10 Worte sind universell. Sie beschreiben nicht nur das ideale Verhältnis,
zwischen Gott und den Menschen, sondern sind als Grundstock menschlicher Gemeinschaft auch Teil des westlichen
Werte und Rechtssystems geworden.
Gehört das Sittengesetzt, also zum mosaischen Gesetzt ?
Ist das Gebot Gottes, mit der Ansammluung jüdischer Rechts und Reinheitsvorschriften gleich zusetzen ?
Gott selbst in „Person“ redete mit Mose (Deu 5.12/13) und sprach; „so will ich dir die steinernen Tafeln geben
und das Gesetz und das Gebot, das ich geschrieben habe!“ [Ex 24.12] (vgl. auch Ex 32.16 --> „Und die Tafeln
waren das Werk Gottes, und die Schrift war die Schrift Gottes , eingegraben in die Tafeln…“ )
Und weiter geht es mit den Besonderheiten um die Gebote Gottes, als Gott selbst dem Mose offenbarte, daß er
diese Tafeln in besonderer Weise unterbringen und ehren sollte;
_„So sollen sie nun eine Lade aus Akazienholz machen“ [Ex 25.10]
„Die sollst du mit reinem Gold überziehen - von innen und außen sollst du sie überziehen…“ [Ex 25.11]
"Gieße für sie auch vier goldene Ringe und befestige sie an ihren vier Füßen […] „Und du sollst Stangen
aus Akazienholz anfertigen und sie mit Gold überziehen […] Die Stangen sollen in den Ringen der Lade bleiben,
sie dürfen nicht von ihr entfernt werden.“ [Ex 25. 12-15
„Und mache zwei goldene Cherubim; in getriebener Arbeit sollst du sie machen…“ [Ex 25.18]
"Und die Cherubim sollen die Flügel nach oben ausbreiten, die Deckplatte mit ihren Flügeln überdeckend, während
ihre Gesichter einander zugewandt sind. Der Deckplatte sollen die Gesichter der Cherubim zu gewandt sein. [Ex 25.20]_
Hier war nichts einfach oder alltäglich. Gott fordert das beste, teuerste Holz und reines Gold. Er forderte Abstand
von der Lade (die Stangen) und schützte sie durch seine göttlichen „Wächter“, die Cherubinen. Dies sind göttliche Wesen von
höchstem Rang (im biblischen Kontext), welche nur in speziellen, außergewöhnlichen Situationen in Erscheinung treten.
Und diese Wesen, wachen mit zugewantem Blick, die Flügel schützend über die Lade ausgebreitet über das göttliche Gebot.
Es war also der „Finger Gottes“ (Ex 31.18) selbst, welcher das Gebot Gottes verfaßte, niederschrieb und es war
Gott „selbst“, welcher dem Mose diese 10 Worte, als göttliches Sittengesetz in die Hände gab. Es war Gott selbst
der für diese Worte, eine besondere und geheiligte Unterbringen verfügte und ihren Schutz auch selbst überwachte.
Die Gebote Gottes, diese 10 Worte mit dem mosaischen, dem zeremonialen Gesetzt der Juden auf eine Ebene zu bringen,
verkennt meiner Meinung nach sehr deutlich und fast sträflich die biblischen Zeugnisse. Und das nicht nur, weil das
Zeremonialgesetzt als Aufbewahrungsort einen Platz neben der Lade erhalten hatte (vgl. Deu 31.26), sonder auch
weil das Zeremonialgesetz, in allem explizit auf das Judentum zugeschnitten war, während das Sittengesetzt
unzweifelhaft universellen Charakter hatte.
Keines der 10 Gebote ist im biblischen Kontext von exklusiver Bedeutung für das Judentum.
Wie will man nun begründen, dass ausgerechnet diese Preambel
explizit für Christen gilt und der Rest nicht?
Fangen wir einmal damit an, daß es keine"Preambel" ist, sondern das Sittengesetzt um die theologischen Termini
zu wahren und interpretative Bezeichnungen zu vermeiden. … ich muß das wiederholen, sobald ich es sehe
So behalten wir und den Versuch der Objektivität.
Jesus sagte; „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen.
Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!“ [Mt 5.17]
Was meinte Jesus aber damit ?
Jesus Liebesgebot, stellt den Dekalog de facto wieder vom Kopf auf die Füße.
Auf die Frage nach dem wichtigstem Gebot, antwortet er;
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit allem Denken […]
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ [Mt 22.37-40] Und er fügte hinzu;
„An diesen zwei Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten.“
Kommentierte Bibelausgaben führen hierzu oft aus, das mit „hängen“ ein Zusammenhang impliziert wird,
welcher mit einer Tür die in Angeln hängt zu vergleichen sei. Das bedeutet, das der eigentlichen Grundpfeiler,
der göttlichen Gebote, nicht das strenge Halten ist, sondern das sie mit der Liebe erfüllt werden müssen,
die sich uns in Christus offenbart hat.
Die Liebe zu Gott (Gebote 1-4) und die Liebe zum Nächsten (Gebote 5-10), welche Jesus als als gleichwertig
darstellt (DIE Liebe - vgl. dazu _„Das andere aber, das ihm gleichsteht , lautet…“), obgleich er
nach dem wichtigstem gefragt wurde, sind die Verkörperung der 10 Gebote.
Das macht Paulus noch einmal besonders deutlich mit seinen Erklärungen im Römerbrief 13.9;
„Denn die [Gebote]: „Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen, du sollst nicht begehren“ - und welches andere Gebot es noch gibt
-, werden zusammengefasst in diesem Wort, nämlich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“
In gleicher Weise ist die Liebe zu Gott zu bewerten. Die Gebote 1 bis 4 stehen in ihrer Essenz für den einfachen Satz,
Liebe deinen Gott mit ganzen Herzen, Seele und all deinem Denken.
Wie stand Jesus zu den 10 Geboten seines Vaters ?
„Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?“ […] Du kennst die Gebote:
„Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht töten! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht falsches Zeugnis reden!
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren! […] Eins fehlt dir noch: […] und komm, folge mir nach!“ [Mk 10.17-21]
„Willst du aber in das Leben eingehen, so halte die Gebote!“ [Mt 19.17] Jesus ist sich also ganz klar darüber,
das die 10 Worte seines Vaters, ein Teil der göttlichen Heilsgewißheit ist, welche zum erlangen des „ewigen Leben“ unabdingbar sind.
In dieser Aussage wirkt die ganze Kraft und Beständigkeit des Dekaloges bis in die heutigen Tage.
Und genau so ist Jesus auch in seiner letzten Offenbarung zu verstehen, wenn
er über die letzten siegreichen Nachfolger sagt; „Hier ist die Standhaftigkeit der Heiligen, hier sind die,
welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren!“ [Off 14.12]
Welche die Gebote Gottes halten (vgl. Mk 10.19, Mt 19.17, Lk 18.20 und 1. Joh 2.3) und
den Glauben an Jesus bewahren (vgl. Mt 19.21, Mk 10.21, Lk 18.22 sowie auch Joh 14.6).
Die 10 Gebote sind also in der Nachfolge Christi (bzw. auch in der Nachfolge Christi), noch ein Kriterium
für die Heilsgewißheit der Nachfolger Jesus und strehen damit quasi auf Augenhöhe mit der Annahme des Zeugnisses Jesu.
Wenn im neuen
Testament vom „Gesetz“ die Rede ist, dann ist immer das
komplette mosaische Gesetz gemeint.
Wer sich mit der Masse des mosaischen Gesetzetes etwas auskennt, kann sehr deutlich unterscheiden,
wo Christus vom Gesetzt Gottes und wo er vom Zeremonialgesetz spricht.
Wenn Christus z.bsp. am Sabbath heilt, oder Ähren abstreift, dann richtet sich dies nicht gegen das 4. Gebot,
sondern gezielt gegen den Regelkatalog zum Sabbath, aus dem mosaischen Gesetz.
Wenn Jesus z.bsp. das Reinheitsgebot neu bewertet, im dem er sagt, daß es keine äußerliche Unreinheit gibt,
dann spricht er von den mosaischen Reinheitsgeboten der Juden.
Es gibt jedoch nicht ein Zeugnis, bei dem Jesus eines der 10 Gebote in dieser bloßstellt !
Auch nicht vergessen sollte man die frühchristlichen bzw. historische Quellen.
Ein Beispiel dafür sind die Akten Plinius des Jüngeren. Als Plinius Kaiser Trajan Bericht
über von ihm durchgeführte Christenverhöre (ca.110-113 n.Chr.) erstattet schreibt er;
„Sie beteuerten aber, darin habe ihre ganze Schuld oder ihr ganzer Irrtum bestanden, daß sie gewohnt gewesen seien,
an einem festgesetzten Tag vor Tagesanbruch zusammenzukommen und unter sich wechselseitig ein Carmen Christus
als wie einem Gott [zu Ehren] zu sagen und sich mit einem Gelübde […] zu verpflichten […]
keinen Diebstahl, keine Räuberei, keinen Ehebruch zu begehen, und nicht das gegebene Wort zu brechen,
nicht ein zurückgefordertes Gut abzuleugnen.“
Und auch wenn man in der Forschung darüber streitet, ob es bei dem „festgesetztem Tag“ um den 7. oder 1. Tag der Woche geht,
ist man sich doch einig darüber, das in der direkten Nachfolge Christi, die 10 Gebote offenbar eine besondere Stellung
unter den Jüngern Christi hatte
Der Dekalog ist als universelles, göttliches Gesetz zu begreifen, das in seiner Strahlkraft und all den
Besonderheiten seiner Geschichte, das Verhältnis von Mensch zu Gott und Mensch zu Mensch in beispielloser Weise regelt.
Es gilt den modernen Gesellschaften als Grundstock ihres Rechtes, als „ethisches Minimum“ und dem Christen,
dient es als Fahrplan, als Lebenshilfe und als Verständnisbrücke für die Liebe Gottes.
Nicht desto trotz möchte ich einen Satz anfügen, der in der Nachfolge Christi, sehr bildlich macht,
was die Gebote dem Christen sind oder sein können.
"Mit den Geboten verhält es sich wie mit Straßenlaternen. Sie leuchten in der Nacht, erhellen
uns den Weg und können uns durch die Dunkelheit führen. Aber nur Betrunkene, halten sich daran fest!"
Gruß Parzival_