Geplante Rauchverbote in privaten Kraftfahrzeugen

Hallo zusammen!

Jetzt, wo die deutsche Verbieteritis fröhliche Urständ’ feiert:

Wenn das Ganze dann politisch abgesegnet werden wird - werden dann die Polizeibeamt*innen bei allgemeinen und speziellen Verkehrskontrollen neben den Alco-Test-Geräten auch Schwangerschaft-Tests mitführen, um bei Verdacht auf Tabakrauch im Fahrzeug-Innenraum alle weiblichen Mitfahrer im gebärfähigen Alter diesen vor Ort durchführen zu lassen?

Fragende Grüße

Helmut

6 Like

Moin Helmut,

vor allem, was machen sie, wenn die Schwangere selber raucht?
Verbieteritis ist übrigens ein schönes Wort, werde ich mir merken. Es ist faszinierend oder beängstigend (such dir was aus), wie weit die Politik sich teilweise in die privaten Angelegenheiten der Bürger mischt.
Merke: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Soon

6 Like

Au contraire! Deutschland hinkt im internationalen Vergleich „mal wieder“ hinterher!

Es geht darum, Kinder (auch solche, die bereits geboren sind) vor Tabakrauch im Auto zu schützen. Die Sinnhaftigkeit sollte außer Frage stehen. Zwar macht die Zeit im Auto nur einen Bruchteil der Zeit aus, die die Kinder zu Hause dem Rauch ausgesetzt sind, aber im Auto dürfte die Belastung auch deutlich höher sein.

Natürlich kann man - vor allem mit Rauchern - darüber trefflich streiten.
Ich persönlich finde es traurig, dass das gesetzlich geregelt werden muss und es trotz aller Aufklärung immer noch Eltern bzw. werdende Mütter gibt, die diesbezüglich keinen Pfifferling auf den Schutz ihrer Kinder geben.

Gruß,

Kannitverstan

9 Like

Muss es nicht, die Politik kann sich auch einfach raushalten. Oder wer kontrolliert die Qualmerei im privaten Umfeld?

Diesen Anteil wird es immer geben, egal ob Rauchverbot im Auto oder nicht. Warum sich jetzt hier an den Rauchern aufgerieben wird, erschließt sich mir nicht. Klar, hier kann man die Körperverletzung sehen, aber wieviele Kinder werden regelmäßig körperlich und seelisch misshandelt, bei denen man nichts sieht. Wenn die Eltern dann auch noch Nichtraucher sind, ist alles in Ordnung?
Mir geht es enorm gegen den Strich, dass die Politik dieses Privatshäre (ja , mein Auto ist Privatsphäre) einschränkende Gesetz auf den Weg bringen möchte, wenn gleichzeitig dringend benötigte Stellen in den Jugendämtern fehlen. Hier muss man anpacken, hier kann Kindern geholfen werden.
Mir geht es ganz einfach darum, dass mit dieser Hauruck-Aktion garantiert keinem Kind geholfen werden kann, das jetzt schon in einer familiären Notlage ist.

Soon

7 Like

Und weil es eine hohe Dunkelziffer bei körperlicher und seelischer Misshandlung gibt, könnte man doch gleich die (Kindes-)Missbrauchsparagraphen abschaffen, denn ob die offiziell geahndeten Fälle nun dazu kommen oder nicht, ist doch eh egal.
Und mein Haus ist natürlich Privatsphäre, da darf ich doch im Keller einsperren, wen ich will.

Genau so hört sich dein Einwand an.

Die Privatsphäre wird genau dort eingeschränkt, wo sie nicht mehr privat ist.

Grüße,
Tomh

5 Like

Habe mich hier speziell auf „Rauchen in Gegenwart von Kindern“ beziehen wollen.
Passivrauchen ist nun mal gesundheitsschädlich, für Kinder umso mehr. Und wenn es der eine oder andere mit der Gefahr finanzieller Sanktionen im Hinterkopf im Auto lieber sein lässt, ist das für die mitfahrenden Kinder doch ein Gewinn.
Daheim kann das Kind sich ab einem entsprechenden Alter und mit dem entsprechendem Bewusstsein immer noch in sein Zimmer zurückziehen. Im Auto geht das nicht.

Sorry, aber ein solches Argument von dir? Ich bin irritiert… :confused:

Dann bist du auch gegen das Handyverbot am Steuer?

Natürlich. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Wobei… vielleicht können mit den Bußgeldern ja Stellen im Jugendamt finanziert werden :wink:

Wie gesagt: Es gibt einige europäische Länder, die ein solches Verbot längst umgesetzt haben.

„Wir schützen den Regenwald nicht, weil wir ein Borkenkäferproblem haben“? Deine Argumentation erschließt sich mir heute wirklich nicht…

Gruß,

Kannitverstan

1 Like

Oje, da bin ich gründlich missverstanden worden. Kann daran liegen, dass ich versuche, eine Argumentation aufzubauen, während ich auf Arbeit bin. Okay, ich versuche es noch einmal.
Ich möchte auf keinen Fall irgendetwas relativieren. Rauchen im Auto ist Scheiße. Punkt.
Aaaber…So wie dieses Problem jetzt angegangen wird, finde ich bedenklich. Die Politik hat sich in den letzten jahren m.E. schon viel zu viel in die Privatspäre der Bürger eingemischt bzw. hat die Grenzen zur Privatsphäre aufgeweicht. Und das ist nun wieder geschehen. Klar, mit einem sehr guten Hintergedanken. Aber ich fände es wirklich besser, wenn diese Eltern besser in den Kitas und Schulen oder Kinderärzten aufgeklärt werden. Wenn das Problem wirklich an der Wurzel gepackt wird und nicht mit so einem Schnellschuss.
Ich hoffe, dass es jetzt verständlicher ist. Wenn sich die Politik einmischen möchte, dann bitte global und den Jugendämtern mehr Personal und Freiheiten geben.
Mir geht es aber wirklich in erster Linie um die Grenzverschiebung meiner Privatsphäre. Wie geht es denn weiter? Unter dem Deckmantel des Schutzes von wem eigentlich? Kinder und Schwangere. Was ist mit Asthmatikern? Wie soll das überhaupt umgesetzt werden? Wie sanktioniert?
Nochmal, ich bin weit davon entfernt, Rauchen im Auto gut zu finden. Wir haben es nie gemacht, einfach weil unser Sohn mitfuhr und weil es im wahrsten Sinn dicke Luft macht und auch für Erwachsene nicht angenehm ist.
Mein Hauptaugenmerk liegt in der Einmischung der Politik. Ich hoffe, dass es jetzt ein bisschen verständlicher geworden ist.
Ansonsten können wir auch in Hamburg diskutieren :wink:
Ist ein spannendes und wichtiges Thema.

Soon

3 Like

Das war nicht gewollt. Siehe meinen Beitrag an @kannitverstan

Soon

Wenn das einfach so als Mantra vorgebracht wird, ist das ein Totschlagargument.
Es wird sicherlich seriöse Studien geben, die ganz konkret zeigen, wie hoch das spezifische Schadensrisiko für ein Kind in genau dieser Auto-Mitfahr-Situation ist.
Sollte dieses Risiko auch nur ein Hundertstel (das ist eine wirklich sehr geringe Grenze!) desjenigen Risikos erreichen, dem ein Kind einfach nur durch bloßes Mitfahren im Auto ausgesetzt ist, dann bin ich bereit, den Sachverhalt anders zu diskutieren denn als „Verbotspolitik“.

Es gibt einfach bestimmte slippery-slope-Debatten, der sog. „Nichtraucherschutz“ gehört ganz sicher dazu, da führt jedes Verbot unweigerlich zur nächsten Verbots-Forderung bis wirklich alles anstößige Verhalten restlos ausgemerzt ist. Die nächste Forderungsstufe ist mit Sicherheit, dass das Rauchen in den eigenen vier Wänden aus Gründen des „Nichtraucherschutzes“ beschränkt wird. Und danach vielleicht das Rauchen im Auto, auch wenn keine Kinder anwesend sind. Ad infinitum wie es scheint.

Klimaschutz, Impfen, Nichtraucherschutz, Schutz vor Terror, Schutz vor Trigger und hate speech usw.etc.pp - das ist, keines für sich, aber alles zusammen genommen, ein breiter Weg, der in die spezifisch westliche Variante der „illiberalen Demokratie“ führt. Aus meiner Sicht eine krasse politische Fehlentwicklung, gegen die wir uns wehren sollten statt sie auch noch nolens volens anzuschieben, weil natürlich sowas wie „Schützt die Kinder vor ihren rauchenden Eltern“ an sich erstmal recht vernünftig und unterstützenswert klingt

Gruß
F. <- Nichtraucher übrigens

6 Like

Danke dir! Du hast es auf den Punkt gebracht.

Soon

2 Like

Takabrauch wird nicht besser, weil das Risiko, überhaupt im Auto zu fahren, deutlich höher ist :unamused: Was sollen denn solche Argumente, sacht ma?? :confused:

Natürlich müssen Verbote immer kritisch betrachtet werden, und natürlich muss man sich wehren, wenn’s überhand nimmt.
Aber gibt es ein Land, in dem die Alternative „Aufklärung“ funktioniert, so dass das blöde Volk sich von ganz allein „richtig“ verhält?
Wenn es so wäre, hätte es so manche Entwicklung in Deutschland nicht geben dürfen, und dann wäre manche Maßnahme (und manches Verbot) überflüssig gewesen, weil es schlicht keinen Grund dafür gegeben hätte.

Der Mensch ist von Natur aus ein Arsch, und damit er anderen mit seiner Arschigkeit nicht zu sehr zur Last fällt, braucht es Verbote durch eine Autorität. Andersrum können dem, der kein Arsch ist, die Verbote an eben diesem vorbeigehen.
Im konkreten Fall sehe ich keinen Bedarf, auf die Barrikaden zu gehen.

Gruß,

Kannitverstan

5 Like

Das war nicht der Punkt.
Ein Hundertstel des generellen Risikos ist einfach der Wert, bei dem ich persönlich sagen würde: Ja, da sehe ich Handlungsbedarf.
Jedenfalls finde ich die Forderung nach einer spezifischen Risikoeinschätzung eigentlich kein schlechtes Argument in einer Verbotsdiskussion :wink:

Du verabsolutierst das so sehr.
Als ob es um eine Anarchismus-Diskussion ginge.
Ich hab doch hinten und vorn nicht den Sinn und Wert von Verboten generell in Frage gestellt.

Gruß
F.

1 Like

Hallo,

allerdings. Bisphenol A ist immer noch erlaubt. Steht u. A. im Verdacht Kreidezähne und Unfruchtbarkeit auszulösen. Aber es macht einen Unterschied, der Verpackungsindustrie mit ihrer ordentlichen Lobby etwas zu verbieten, oder Otto Normal.
Und da Parteien so tun müssen, als täten sie was für ihre Arbeitgeber / Mitglieder / Wähler, wird halt etwas verboten, das keine Parteispenden kostet und den Konsum nicht wesentlich einschränkt.
Kann eh keiner kontrollieren, also nervt es nichtmal, hört sich nur gut an. Nonsenspillepalle.

Gruß,
Paran

Dann kann man endlich wieder im Auto rauchen!

1 Like

Ich sehe die Rauchexposition von Kindern als deutliches Problem, da sie bei den Kindern zur verschiedensten Problemen (als Beispiel seinen mal Atemwegserkrankungen und ein deutlich erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod genannt).

Das mag sein, aber sofern das Wohl anderer beeinträchtigt wird, werden dem, was Du in Deinem privaten Bereich tust zurecht grenzen gezogen. Durch Verbote.

Du darfst schließlich auch im Auto nicht Deine Kinder verprügeln oder Tramper vergewaltigen - das Argument lasse ich nicht gelten.

Kinder haben das Problem, dass sie vieles nicht entscheiden können und deshalb können Verbote eine wichtige Rolle spielen, das Wohl der Kinder zu schützen.

Und das ist nötig, weil vieles, was den meisten selbstverständlich erscheint eben doch nicht selbstverständlich ist.

Das Problem sehe ich einerseits in der Durchsetzbarkeit, andererseits aber auch darin, dass leicht die Schlußfolgerung aufkommt: „was nicht verboten ist kann auch nicht so schlimm sein“.

Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sehe ich als ein mindestens genau so großes Problem an wie Nikotinabusus, gerade was die Folgen fürs Kind betrifft. Rauchen im Auto ist echt scheiße, aber meistens wird viel mehr Zeit in der Wohnung verbracht als im Auto. Und ich behaupte mal: wer sein Auto verquarzt hat in der Wohnung auch keine weißen Gardinen mehr …

In der Summe halte ich ein Rauchverbot in geschlossenen Räumen (und nicht nur in Autos) in Gegenwart von Kindern für ein gutes und richtiges Signal, wohl wissend, dass man damit bei weitem nicht alle Probleme löst.

Sebastian

5 Like

Hallo,
ja, einerseits ist dieses geplante Verbot sinnvoll und auch richtig, genau so wie die Anschnallpflicht, aber was bringt es den Kindern und Schwangeren wenn zwar im Auto nicht mehr geraucht werden darf, in der heimatlichen Hütte aber schon - Konsequenterweise sollte dann auch in den Fällen, in denen es Kinder und Schwangere im Haushalt gibt, das Rauchen zu Hause verboten werden.
Andererseits - es ist schon wahr - es wird bei uns immer, mehr und mehr verboten (in anderen Ländern natürlich auch, in manchen sogar das Denken).
Zigaretten, Zucker, Diesel usw., usw. alles schädlich und gehört verboten - ich bin ganz sicher, dass wir es noch erleben, dass nach der Zigarette der Alkohol in jeglicher Form an der Reihe ist und danach Rind- und Schweinefleisch. Und das alles zu unserem Wohle. Und da wird immer gemeckert, dass die Politik nichts für den Bürger macht.
Gruss
Czauderna

2 Like

Spezifisch eher für Mittel- und Norderopa, oder? Die Amerikaner haben da ein deutlich anderes Verständnis von individueller Freiheit. Und die Südeuropäer halten nach meiner Beobachtung Gesetze ohnehin eher für unverbindliche Richtlinen.

1 Like

Völlig richtig!
Nur leider…wie sollte das Verbot durchgesetzt werden, wenn die Ordnungsmacht noch nicht mal in der (personellen) Lage ist die bestehenden Ver-und Gebote durchzusetzen?
Stichwort: Smartphone, Rotlicht, Licht am Fahrad usw.

Gruß

1 Like

Versteht sich von selbst, dass „westlich“ in diesem geopolitischen Sinn nie die Vorstellung allzu einheitlicher Staaten beinhaltet hat. Dieses „westlich“ in diesem Zusammenhang ist sowieso eher ein Idealtypus, der nicht eindeutig geographisch festzumachen ist.

Der „westliche Weg“ in die illiberale Demokratie unterscheidet sich halt z.B. deutlich von Òrbans und Putins Weg (die durchaus Salvini oder Österreich inspirieren, also geographisch-westliche Staaten) oder auch von Erdogans Weg in die „illiberale Demokratie“.

Gruß
F.

1 Like

Moin,

in noch anderen Ländern wird viel weniger verboten. Weil die Leute dort noch in der Lage sind Selbstverantwortung zu übernehmen - das ist in Deutschland ja leider sehr unpopulär. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist ja das vom schwedischen Campingplatzmüllcontainer wo nur auf deutsch (!) drauf stand, dass das einwerfen von glühender Kohle verboten sei :slight_smile: . Ein Sinnbild. Der Deutsche hats eben gerne verboten.

VG
J~