Hi Stucky,
dein Kommentar ist mal richtig angenehm, wenn man sieht auf welchem Niveau sonst so geschrieben wird. Und da ich davon ausgehe, dass ein gewisses Grundinteresse besteht antworte ich gern.
Aber manche Menschen brauchen eben einfache klare Feindbilder,
mit simplen schwarz-weiß denken. Gern mit ein paar
pseudointellektuellen Schlagworten wie neoliberal etc.
verschönert macht es doch direkt den Eindruck, der Autor
wüsste wovon er schreibt, ohne jedoch nur einen Hauch an
Substanzlosigkeit im Beitrag zu verlieren.Deine Kritik erscheint mir merkwürdig substanzlos: Hast Du
außer einigen Schlagworten auch inhaltlich etwas beizutragen?
Ich kritisiere die Substanzlosigkeit des Beitrages nicht mehr und nicht weniger. Nur weil ich in dem konkreten Beitrag selber keinen weiteren Beitrag leiste, wird meine Kritik ja nicht entwertet.
Betriebswirtschlaftlich gesehen ist es das Ziel des
Wirtschaftens, Geld zu verdienen. Volkswirtschaftlich gesehen
ist das Ziel des Wirtschaftens dafür zu sorgen, dass das Volk
ein Auskommen hat. Das sind unterschiedliche Ziele. Damit sind
Zielkonflikte möglich.
Diese Aussage stimmt nicht. Volkswirtschaftslehre ist per se erstmal eine wertfreie Wissenschaft. Volkswirtschaftslehre versucht Prozesse zu beschrieben und zu erklären. Dies geschied erstmal wertfrei. es ist sogar so, dass die VWL verschiedene Kriterien vorschlägt, und denren Eigenschaften untersucht. ABER es wird sich nicht festgelegt, welche besser oder schlechter ist. DAS machen die Subjekte in der Wirtschaft.
Der Kernzerfall in der Physik wurde ja auch nicht entdeckt um Waffen zu produzieren, sondern weil Physiker Phänomene beobachteten, die sie erklären wollten.
Von Seiten der Marktwirtschaft wird an dieser Stelle immer
argumentiert, dass „der Markt die effizienteste Methode zur
Allokation von Gütern“ sei. Leider weiß ich nicht, ob das ein
Axiom oder ein Forschungsergebnis ist.
Dann helfe ich dir mal.
Es ist wie in jeder Wissenschaft, sei es die Phsyik, Chemie oder Ingenieurswesen, man arbeitet mit Modellen der Wirklichkeit. Hierbei versucht man sich Stück für Stück der Realität anzunähern.
Die Effizenz des Marktes ist prinzipiell erstmal erfüllt, wenn man alle „Störfaktoren“ unbeachtet läßt. Das ist etwa so, als wenn man den freien Fall untersucht, und erstmal ohne Luftwiderstand rechnet.
Dies macht man vo Allem, um ein „Optimum“ zu definieren. Das ist der Punkt, wo die Wohlfahrt maximal ist. Wo bei sich hier schon das Problem stellt, wie definiere ich Wohlfahrt.
Das ist etwa 1. Semester Mikroökonomie. Leider hören hier 99% der Diskussionen auf diesem Niveau auf. In der VWL geht es jetzt erst richtig los. Denn danach befasst man sich mehrere Jahre im Studium mit der Frage, was sich ändert, wenn die Bedingungen nicht erfüllt sind.
Insgesamt, um die Erklärungen hier erstmal nicht ausufern zulassen, zeigt es sich, dass der Markt sehr effizient ist, ABER es müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass er effizient sein kann.
Weiter wird mit der unsichtbaren Hand argumentiert: Wenn sich
jeder Marktteilnehmer marktrational verhält, kommt für alle
das beste Ergebnis heraus. Auch hier weiß ich nicht, ob es
sich bei dieser Aussage um ein Axiom oder um das Ergebnis
intensiver Forschung handelt.
Hier sieht man ein weiteres prinzipielles Problem in der Diskussion. Fast alle Menschen die sich zur VWL äußern sind weit hinter der Forschung zurück. Die unsichtbare Hand des Marktes ist von Adam Smith. Das ist über 250 Jahre alt. Wenn man überlegt, dass die VWL als Wissenschaft gerade mal ca. 300 Jahre alt ist, und das erste Atommodell von Demokrit ca. 2500 Jahre alt ist, dann sieht man das Problem.
Dann ist es etwa so, als ob man mit dem Wissensstand der Antiken Römen den Teilchenbeschleuniger in Cern erklären will.
Zum eigentlichen Problem, ob sich die Marktteilnehmer alle rational verhalten? Das nimmt heute in der Forschung kein seriöser Volkswirt mehr an. Seit Jahren ist die Forschung davon dominiert, wie Irrationalität entsteht und wie man damit umgehen sollte.
Das dritte Argument schließlich bezieht sich auf einen
förderlichen Einfluss des Kapitalismus auf die Bildung der
Demokratie. In einer bestimmten historischen Konstellation
haben Menschen, die über sehr viel wirtschaftliche Macht
verfügten, auch politische Macht eingefordert und schließlich
auch bekommen. Ob das generell so ist, weiß ich nicht zu
sagen. Es wird sicher spannend sein, die Entwicklung Chinas zu
verfolgen. Da Unternehmen aber normalerweise nach dem
Führerprinzip organisiert sind, habe ich meine Bedenken, was
die täglichen Erfahrungen von Mitarbeitern angeht.
Nun muss man mal schlüßig argumentieren. 1. Worin unterscheiden sich Kapitalismus und Sozialismus? Sie unterscheiden sich nur in einem Punkt. In der Antwort auf die Frage: Wem gehört das Kapital?
Beide gehen davon aus, dass die Besitzer des Kapitals das Risiko tragen sollen und den Produktionsplan bestimmen. Nur das im Sozialismus der Besitzer des Kapitals der Staat, und damit die Bürger sind, die die Regierung wählen. Und wie es mir freien Wahlen im Sozialismus aussieht sehen wir ja in China, Nordkorea und haben wir früher in der DDR, UDSSR und im 3. Reich etc. gesehen. Die Nazis waran ja auch Sozialisten. Wird heute ungern erwähnt aber das S in NSDAP stand für Sozialismus!
- Nicht alles was wir sehen ist dem Kapitalismus. Wir leben in keiner reinen kapitalistischen Welt. Die Bankenrettung und die Finanzkrise wird ja z.B. immer dem Kapitalismus zu geschoben. Aber das stimmt ja so nicht.
Im Kapitalismus gibt es die Einheit von Risiko und Kapital, danach hätte man die Banken alle Pleite gehen lassen müssen. Der reine Kapitalismus wäre genau das Gegenteil gewesen, dessen was wir gesehen haben. Genrell muss man sehen, das Demokratie erstmal Schutz des Eigentum bedeutet und Selbstbestimmtheit über das Eigentum. Und das ist Demokratie und gleichzeitig Kapitalismus. Aus der Demokratie folgt prinzipiell der Kapitalismus. Es ist in meinen Augen kein Widerspruch sondern es bedingt sich.
Viel wichtiger ist die Frage nach der Marktstruktur. Leider wird es viel zu oft gleichgesetzt, aber das ist es nicht. Kapitalismus vs. Sozialismus habe ich oben dargestellt, eine weitere Frage ist: Planwirtschaft vs. Marktwirtschaft.
Hier ist der entscheidene Punkt: Wie werden Preise bestimmt?
Im Kapitalismus muss es Marktwirtschaft geben. Denn Kapitalismus passt nicht mit Planwirtschaft zusammen. Der Kapitalbesitzer bestimmt, was produziert wird. Seine Informationsquelle ist der Preis und damit der Gewinn den er erzielen kann. Wird etwas gebraucht6 und ist knapp, ist der Preis hoch, dann besteht der Anreiz es zu produzieren.
Sozialismus kann theoretisch mit beidem funktionieren. Planwirtschaft und Marktwirtschaft. Jedoch ist der große Schwachpunkt des Sozialismus, die Information. Selbst wir marktwirtschaftlich Sozialismus organisieren, ist immer das Problem, dass jede Produktionsänderung in der Zentralregierung beschlossen werden muss. Das dauert und ist ineffizient. Dies kann im schlimmsten Fall dazuführen, dass der Bedarf garnicht mehr besteht bis die Entscheidung gefallen ist. (Im Sommer werden Badehosen gebraucht, aber im Dezember wird erst beschlossen, die Produktion zu erhöhen)
Wer jetzt auf die Idee kommt, es zu dezentralisieren, und die Produktionsentscheidung vor Ort treffen zu lassen, endet genau wieder im Kapitalismus. Dann ist der Betriebsleiter quasi der Kapitalist. Es gibt nur einen Unterschied, aber der ist gravierend, denn der führt zum Versagen des Sozialismus.
Der Betriebsleiter muss nicht mit seinem eigenen Geld haften. Daher fehlt ihm dann im Sozialismus der Anreiz, bedarfsgerecht zu produzieren. UND DAS war in meinen Augen der Hauptfehler in der Finanzkrise: Man hat Unternehmen gerettet, die es nicht verdient hatten. Dadurch hat man das Risiko sozialisiert und einen wesentlichen Baustein einer funktionieren Wirtschaft entfernt.
Ich habe den Verdacht, dass die normative Kraft des Faktischen
viele Leute daran hindert, sich unsere Art des Wirtschaftens
„objektiv“ (wenn es denn so etwas gibt) anzusehen. In sich ist
der Kapitalismus in vielen Teilen rational: wenn man
„Monopoly“ spielt, muss man sich an die Regeln halten und ein
bestimmtes, zielführendes Verhalten an den Tag legen. Man
könnte aber auch „Mensch ärgere Dich nicht!“ spielen.
Ich verstehe dein Argument, aber marktwirtschaft ist prinzipiell ein selbstorganisatorischer Prozeß. Der wird eben nicht zentral gesteuert. Das ist ja auch gerade seine Stärke. IN der DDR war die die private Wirtschaft marktwirtschaftlich organisiert (Schwarzhandel). Das war reiner Kapitalismus, und das eizige was halbwegs funktionierte in der DDR.
Leider werden Menschen, die eine andere Form des Wirtschaftens
oder mehr Teilhabe der Gesamtbevölkerung am geschaffenen
gesellschaftlichen Reichtum fordern, ohne Angabe
substanzieller Gründe gerne als Ideologen bezeichnet. In
abwertender Absicht. Anscheinend ersetzt der Ideologievorwurf
die inhaltliche Auseinandersetzung. Dies wirft ein
bezeichnendes Licht auf denjenigen, der ihn erhebt. Mich
dünkt, der Unterschied zwischen einer Weltanschauung und einer
Ideologie ist hauptsächlich der Komplexitätsgrad. Ideologien
kommen zur Welterklärung mit deutlich weniger Axiomen aus:„Die Juden sind schuld!“ oder
„Die Kapitalisten sind schuld!“ oder
„Der Markt wird’s schon richten!“
Das stimmt ja so allgemein nicht. Wir dürfen normative und objektive Argumente nicht verwechseln. Was heißt denn mehr Teilhabe? Wir umverteilen ca. 50% der gesamten Wirtschaftsleitung in Deutschland. Wir haben einen gigantischen Sozialstaat. Jeder der man seine Lohnabrechnung gesehen hat weiß das.
Und was heißt Teilhabe? Gehe in eine Partei, gründe eine eigene, engagiere dich in Bürgerinitiativen u.s.w. Die Möglichkeiten sind da, und viele Organisationen brauchen Nachwuchs… Fang an, DU wirst gebraucht. Aber wenn es dann konkret heißt: Nächsten Mittwoch 20 Uhr geht’s los, dann ist plötzlich die Championsleague wichtiger.
Eine Demokratie lebt vom Diskurs. Und die Wirtschaft als
essenzieller Bestandteil unserer Gesellschaft kann von diesem
Diskurs nicht ausgenommen werden.
Stimmt. Und wird sie ja auch nicht.
Ich nehme mir daher heraus -
auch wenn ich kein VWLer oder BWLer bin - diese Diskussion
mitzuführen. Zumindest den politischen Teil. Ansonsten
dürften, wie von Teilen der Waffenlobby gefordert, nur
Waffenbesitzer über das Waffengesetz dikutieren und nur
Physiker und Ingenieure über Atomkraftwerke. Das wäre doch
irgendwie schräg, oder?
Wäre es das? Also sollte in einem Krankenhaus auch der Hausmeister mit abstimmen dürfen, welche OP der Patient zu kriegen hat und jede zweite OP sollte der Pförtner machen?! Ich sage nicht, dass zu wirtschaftspolitischen Themen keiner was sagen darf, aber man sollte Gefühl, Meinung und Wissen klar trennen.
Nicht jede Tablette die gut schmeckt hilft und nicht alles was hilft schmeckt gut.
Grüße, Thomas
viele Grüße zurück
Freue mich auf weitere Gespräche hier.