Hallo Helferlein1980,
Aber manche Menschen brauchen eben einfache klare Feindbilder,
mit simplen schwarz-weiß denken. Gern mit ein paar
pseudointellektuellen Schlagworten wie neoliberal etc.
verschönert macht es doch direkt den Eindruck, der Autor
wüsste wovon er schreibt, ohne jedoch nur einen Hauch an
Substanzlosigkeit im Beitrag zu verlieren.
Deine Kritik erscheint mir merkwürdig substanzlos: Hast Du außer einigen Schlagworten auch inhaltlich etwas beizutragen?
Betriebswirtschlaftlich gesehen ist es das Ziel des Wirtschaftens, Geld zu verdienen. Volkswirtschaftlich gesehen ist das Ziel des Wirtschaftens dafür zu sorgen, dass das Volk ein Auskommen hat. Das sind unterschiedliche Ziele. Damit sind Zielkonflikte möglich.
Von Seiten der Marktwirtschaft wird an dieser Stelle immer argumentiert, dass „der Markt die effizienteste Methode zur Allokation von Gütern“ sei. Leider weiß ich nicht, ob das ein Axiom oder ein Forschungsergebnis ist.
Weiter wird mit der unsichtbaren Hand argumentiert: Wenn sich jeder Marktteilnehmer marktrational verhält, kommt für alle das beste Ergebnis heraus. Auch hier weiß ich nicht, ob es sich bei dieser Aussage um ein Axiom oder um das Ergebnis intensiver Forschung handelt.
Das dritte Argument schließlich bezieht sich auf einen förderlichen Einfluss des Kapitalismus auf die Bildung der Demokratie. In einer bestimmten historischen Konstellation haben Menschen, die über sehr viel wirtschaftliche Macht verfügten, auch politische Macht eingefordert und schließlich auch bekommen. Ob das generell so ist, weiß ich nicht zu sagen. Es wird sicher spannend sein, die Entwicklung Chinas zu verfolgen. Da Unternehmen aber normalerweise nach dem Führerprinzip organisiert sind, habe ich meine Bedenken, was die täglichen Erfahrungen von Mitarbeitern angeht.
Ich habe den Verdacht, dass die normative Kraft des Faktischen viele Leute daran hindert, sich unsere Art des Wirtschaftens „objektiv“ (wenn es denn so etwas gibt) anzusehen. In sich ist der Kapitalismus in vielen Teilen rational: wenn man „Monopoly“ spielt, muss man sich an die Regeln halten und ein bestimmtes, zielführendes Verhalten an den Tag legen. Man könnte aber auch „Mensch ärgere Dich nicht!“ spielen.
Leider werden Menschen, die eine andere Form des Wirtschaftens oder mehr Teilhabe der Gesamtbevölkerung am geschaffenen gesellschaftlichen Reichtum fordern, ohne Angabe substanzieller Gründe gerne als Ideologen bezeichnet. In abwertender Absicht. Anscheinend ersetzt der Ideologievorwurf die inhaltliche Auseinandersetzung. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf denjenigen, der ihn erhebt. Mich dünkt, der Unterschied zwischen einer Weltanschauung und einer Ideologie ist hauptsächlich der Komplexitätsgrad. Ideologien kommen zur Welterklärung mit deutlich weniger Axiomen aus:
„Die Juden sind schuld!“ oder
„Die Kapitalisten sind schuld!“ oder
„Der Markt wird’s schon richten!“
Eine Demokratie lebt vom Diskurs. Und die Wirtschaft als essenzieller Bestandteil unserer Gesellschaft kann von diesem Diskurs nicht ausgenommen werden. Ich nehme mir daher heraus - auch wenn ich kein VWLer oder BWLer bin - diese Diskussion mitzuführen. Zumindest den politischen Teil. Ansonsten dürften, wie von Teilen der Waffenlobby gefordert, nur Waffenbesitzer über das Waffengesetz dikutieren und nur Physiker und Ingenieure über Atomkraftwerke. Das wäre doch irgendwie schräg, oder?
Grüße, Thomas