Hallo,
ich schreibe mal hier zum Gedanken sortieren, weil ich gerade nicht weiter weiß und das Thema mich etwas verzweifeln lässt, möchte ich doch für meinen Sohn die richtige Entscheidung treffen.
Meine Schwester übersprang die zweite Klasse, das holte sie aber nun in der 7. Klasse wieder ein und sie musste zurück gehen. Mein Bruder hat nicht übersprungen, weil er emotional auf die Klassengemeinschaft mehr angewiesen war, hat sich aber gelangweilt und wurde die ersten Jahre Klassenclown, inzwischen haben sich beide eingependelt auf „normal“.
Mein Sohn geht seit 2 Wochen in die Schule. Mit 4 Jahren hat er begonnen sich für Zahlen zu interessieren. Klar haben wir Zählspiele gemacht, aber er wollte mehr. So fingen wir an bis 10 zu rechnen mit Plusaufgaben. Das wurde eines seiner Lieblingsspiele „das Rechenspiel“ - bald waren wir im Zahlenraum bis 20. Dann kam Minus hinzu. Seit einigen Monaten ist er nun im 100er Zahlraum ziemlich sicher im Plus und Minus und möchte nun „5+5+5+5+5, also fünf mal die fünf plus rechnen - wieviel ist das?“ dass er nun selbstständig mit multiplikation anfängt. Wir haben versucht, das nicht zu pushen, ausbremsen wollte ich es auch nicht groß, da seine Interessensgebiete lange nicht sehr definiert waren - und er damit etwas hatte, womit er sich gerne beschäftigte. Mir war bewusst, dass es nicht leicht wird in der ersten Klasse und war froh, dass es im Sommer letzten Jahres ein wenig im Sande versickerte und er das Spiel für eine Zeitlang vergessen hat.
Meine Eltern wollten, dass Julian als „Kann“-Kind früher eingeschult wird. Er ist aber noch sehr verspielt gewesen, sehr unsicher und zurückhaltend bei fremden Leuten, hat seinen festen Freundeskreis, wenn davon niemand da ist, spielte er lieber alleine. Ich habe mich gegen eine frühe Einschulung entschieden, für mein Empfinden war er vom Kopf her noch nicht so weit. Das Jahr in der Vorschulgruppe hat ihm auch wirklich sehr gut getan, er hat mehr Selbstvertrauen bekommen, ist in sich gewachsen (nun auch seit Mai ein „großer Bruder“), und bekommt von mir neue Aufgaben, die er bewältigen kann, die ihn bestätigen (er hats immer noch nicht so mit dem Selbstvertrauen ) - so durfte er nun alleine zur Oma gehen (3 Straßen weiter) oder morgens an der Ecke mal alleine Brötchen holen.
Dann kamen im Herbst die Fragen „Mama, wie schreibt man ein E“ - zehn Minuten später „Mama wie schreibt man ein L“ - so ging das eine Woche lang. Dann malte er ein Bild für seine Freundin und schrieb ihren Namen „PAOLA“ drauf. Dann wollte er immer mehr schreiben. Auch hier haben wir versucht, nicht zu bremsen, nicht zu pushen, aber auf die Fragen zu antworten. Im Dezember dann standen wir an der Kasse im Discounter und er sagte „Gelle, Mama, da vorne steht „PAPIER“ und daneben „KARTON“ (bei den Abfallbehältern)“ - ich war total baff. Dann fing es an, dass er die Namen der Läden vorlas etc.
Nun also Einschulung, Julian kam mit seinem besten Freund in die gleiche Klasse, sie sitzen auch nebeneinander. Der tut ihm gut, denn dieser Freund ist direkt und offen heraus - das braucht Julian, da er eher die beleidigte Leberwurst spielt, wenn er sich unrecht behandelt fühlt. Durch seinen Freund guckt er sich aber schonmal das offene Verhalten ab. Die Lehrerin wirkt unsicher wegen Julians Wissenstand und fragte mich, ob wir baldmöglichst einen Gesprächstermin ausmachen könnten wegen Julian, ob er evtl in die Zweite Klasse springen sollte.
Ich bin hin und her gerissen - ich kenne einige der Zweiten Klasse, das war im Kindergarten eine Gruppe, die sehr viel Energie beanspruchte, da dort einige Pappenheimer drin sind, die nicht ganz ohne sind. Aggressiv, herrscherisch und handgreiflich. Julians Gruppe war sehr dynamisch und harmonisch, die Erzieherinnen haben von dem Jahrgang geschwärmt. Zudem weiß ich nicht, ob es ratsam ist, ihn von seinem Freund zu trennen. Sicher, irgendwann werden sich vllt nicht mehr beisammen sein können, und Julian muss sich auch alleine zurecht finden, aber ganz glücklich bin ich mit dem Gedanken momentan noch nicht.
Habt ihr Tips, oder Ideen, wie ich mich da besser sortieren kann? Ich weiß, eine endgültige Entscheidung kann mir niemand abnehmen, meine Eltern drücken mich in Richtung Überspringen, aber ich bin noch nicht überzeugt davon.
ratlose Grüße,
Dany