Gerechtigkeit

Was ist Gerecht und was ist ungerecht? Wer entscheidet, das etwas gut ist und das andere nicht?
Wieso zahlen Leute ihr Leben lang in ein Rentensystem ein und die Rente wird einfach gekürzt?
Warum werden kleine Leute immer mit einem Maulkorb versehen oder einfach unterdrückt und die anderen „dürfen“ eine große Klappe haben?
Wieso behaupten manche, dass es falsch ist, wenn das Volk mehr sagen darf?
Warum darf ein Mensch einen anderen erschießen, es aber kein Mord ist?
Wann ist etwas gerecht?

Was ist Gerecht und was ist ungerecht? Wer entscheidet, dass
etwas gut ist und das andere nicht?

die Begriffe sind wertbehaftet -> subjektiv. Der mit dem größeren Hammer entscheidet im Konfliktfall.

Wieso zahlen Leute ihr Leben lang in ein Rentensystem ein und
die Rente wird einfach gekürzt?

weil wir in Deutschland leben.

Warum werden kleine Leute immer mit einem Maulkorb versehen
oder einfach unterdrückt und die anderen „dürfen“ eine große
Klappe haben?

Warum werden Tabakindustriekritiker aus dem öffentlichen Dienst „wegen herausragender Leistung“ entlassen?
Weil der dem’s nicht gefällt mehr Macht besitzt.

Wieso behaupten manche, dass es falsch ist, wenn das Volk mehr
sagen darf?

Weil sie es sich anhören müssten bzw. selbst weniger Macht hätten.

Warum darf ein Mensch einen anderen erschießen, es aber kein
Mord ist?

Weil Kollektivismus bequemer ist als Individualismus und Existentialismus und deshalb Verantwortung weiterschieben vom Staat legitimiert wird (man denke an’s Militär…). Außerdem findet der mit dem größeren Hammer (s.o.) den Mord gerecht …fertigt.

When the power of love overcomes the love of power, there will be peace.

wohl in einem Frust-tief?

lg
P

Nein, einfach nur in einer, mehr oder weniger, tiefen gedankenversunkenen Phase… den Gedanken über den Sinn eds Lebens hab ich shcon seit Jahren hinter mir.

Danke nochmal für deine Antworten. =)

Moin Grußloser,

Was ist Gerecht und was ist ungerecht?

das was Du als solches bestimmst!
Es gibt nun mal keine absolute Gerechtigkeit.
Daran haben sich schon Horden von großen Geistern das Hirn verrenkt.

Wer entscheidet, das
etwas gut ist und das andere nicht?

Du.

Wieso zahlen Leute ihr Leben lang in ein Rentensystem ein und
die Rente wird einfach gekürzt?

Hast Du eine Alternative?

Wann ist etwas gerecht?

Wenn Du es als gerecht empfindest.

Im Ernst.
Es gibt keine absolute Gerechtigkeit.

Gandalf

Was ist Gerecht und was ist ungerecht?

Gerecht ist, was unabhängig von der Person für alle gilt.

Wer entscheidet, das
etwas gut ist und das andere nicht?

Das Individuum.

Wieso zahlen Leute ihr Leben lang in ein Rentensystem ein und
die Rente wird einfach gekürzt?

Ich hab’ die nicht gewählt… :wink:

Warum werden kleine Leute immer mit einem Maulkorb versehen
oder einfach unterdrückt und die anderen „dürfen“ eine große
Klappe haben?

Sie werden nicht unterdrückt, da sie Macht völlig freiwillig delegieren.

Wieso behaupten manche, dass es falsch ist, wenn das Volk mehr
sagen darf?

Die Frage verstehe ich nicht, mir fällt kein Beispiel ein und ich kann keine Zielrichtung erkennen.

Warum darf ein Mensch einen anderen erschießen, es aber kein
Mord ist?

Mord ist nie eindeutig. Durchaus kann ein Militär auch im Krieg wegen Mordes verurteilt werden und im Zivilleben gibt es verschiedene Abstufungen der Schuld.

Wann ist etwas gerecht?

Dann, wenn es nicht ungerecht ist.
Letzlich kann ich dir nur Anregungen geben. Ich kann, wenn ich ehrlich bin, keine deiner Fragen beantworten. Aber, wenn ich so auf meinen Bücherschrank sehe, befinde ich mich in guter Gesellschaft.
Viele Grüße
Voltaire

Wieso behaupten manche, dass es falsch ist, wenn das Volk mehr
sagen darf?

Die Frage verstehe ich nicht, mir fällt kein Beispiel ein und
ich kann keine Zielrichtung erkennen.

Die meisten sagen ja, wenn es mehr demokratischer in unserem Land zugehen würde, wäre es nicht gut, bzw. nicht möglich(aus der ansicht, die das repräsentative „demokratische“ System vertreten).

Was ist Gerecht und was ist ungerecht? Wer entscheidet, das
etwas gut ist und das andere nicht?

Wieso sollte gerecht = gut sein ?
Warum sollte etwas gerecht sein ? Was soll die Funktion sein ? Dass ein Jeder in philosophische Extase gerät, weil alles so "gerecht ist ? Und dann ?

Ich sage : Gerechtigkeit dient dazu, Akzeptanz herzustellen, und dies ist ein Mittel zu sozialem Frieden.
Damit ist das gerecht, was die Mehrheit der Leute als gerecht akzeptiert.

Wieso zahlen Leute ihr Leben lang in ein Rentensystem ein und
die Rente wird einfach gekürzt?

DAS ist zum Beispiel sehr gerecht, da die Anzahl der Einzahler sinkt und die der Empfänger steigt.
[ironie an]Noch gerechter wäre es, wenn keiner etwas bekäme, denn dann hat jeder gleich viel[ironie aus]

Warum werden kleine Leute immer mit einem Maulkorb versehen

Weil sie es sich gefallen lassen.

Wieso behaupten manche, dass es falsch ist, wenn das Volk mehr
sagen darf?

„Manche“ behaupten viel, wenn der Tag lang ist.

MfG
Klaus

Wieso sollte gerecht = gut sein ?

Man kann „gut“ auch als bessere Wahl abändern. Normalerweise ist ja eine gerechte Entscheidung(egal wer sie trifft) ja gut/fair/verständlich.

Warum sollte etwas gerecht sein ? Was soll die Funktion sein ?

Damit sich eine Entscheidung/Entschluss zu etwas besseren für die Welt entwickelt.

Dass ein Jeder in philosophische Extase gerät, weil alles so
"gerecht ist ? Und dann ?

Wenn alles gerecht ist, ist es doch gut. Eine fairere Welt für alle…

Ich sage : Gerechtigkeit dient dazu, Akzeptanz herzustellen,
und dies ist ein Mittel zu sozialem Frieden.
Damit ist das gerecht, was die Mehrheit der Leute als gerecht
akzeptiert.

Nur weil viele gesagt haben, dass Juden vergast und verbrannt werden sollten, war es noch lange nicht gerecht/gut/fair. Nur weil viele mit etwas einverstanden sind, heisst es lange nicht, das es das beste für alle ist.

Wieso zahlen Leute ihr Leben lang in ein Rentensystem ein und
die Rente wird einfach gekürzt?

DAS ist zum Beispiel sehr gerecht, da die Anzahl der Einzahler
sinkt und die der Empfänger steigt.

Wo sehe ich gerechtigkeit, wenn das erarbeitete Geld der vielen Alten, für andere Sachen verbraten wird? Wenn du, als bsp. 50 Jahre lang ca. 750-1000€ pro Monat in die Rentenversicherung eingezahlt hast und bekommst danach nur noch 500€ pro Monat zurück, weil das Land in einen teuren Krieg ziehen musste.
Es war eher ein Fehler der Regierung, den das Volk ausbaden muss.
Und durch die tolle Wirtschaftslage wird sich der Koalitionsvertrag bald auflösen und es wird einen liberalen Ausschlag geben, sodass jeder sich um seine eigene Rente kümmern muss.

Warum werden kleine Leute immer mit einem Maulkorb versehen

Weil sie es sich gefallen lassen.

Du sagst also immer das was du denkst und hast keine Angst vor Konsequenzen?

Hallo Grußloser,
leider vermischt du eine interessante Frage mit Polemik!

Ich antworte dir mal mit einem Blick aufs deutsche Grundgesetz, weil das Einiges zeigt:

Es gibt einen Kern absoluter Grundrechte, die unveränderbare Gerechtigkeit bedeuten: Die in den ersten 20 Artikeln aufgezählten Grundrechte dürfen nicht amgetastet werden.

Aber:

  • Auch sie wurden ergänzt (z.B. Art 3 mit dem Zusatz „Benachteiligung auch nicht aufgrund der Behinderung“

  • Die Grundrechte sind abstrakt. Das Nähere regelt bekanntlich ein Gesetz oder auch Verordnungen. Und die ändern sich laufend!

  • Die anderen Gesetze des Grundgesetzes können mit Zweidrittelmehrheiten verändert werden

Fazit: Das was in Deutschland juristisch als „gerecht“ gesehen wird, ändert sich im Laufe der Zeit.

Ist das richtig? Ich finde ja, unbedingt. Denn wie viel Rente z.B. „gerecht“ ist, ist - anders als du suggerierst - eine schwierige Frage! Es gilt nämlich, die berechtigten Interessen der Rentner, der Arbeitenden und der Rentner von morgen zu berücksichtigen, und das ist keine einfache Sache!

Gruß!
Karl

Servus,

ja, es tut mir Leid, ich vergesse meistens das Grüßen, wenn ich in Gedanken versunken bin.

Das GG wird ja ergänzt, verbessert, sodass es nicht im Kern angeblich verändert wird.

Als ggbsp. mal der Lisserboner Vertrag. Imgrunde steht eig. das gleiche drin, nur noch komplizierter erklärt, sodass es sich anhört, als ob es ok wäre.

Wieso sollte gerecht = gut sein ?

Man kann „gut“ auch als bessere Wahl abändern.

denk dran, „besser“ ist eine Steigerung von „gut“.

Normalerweise
ist ja eine gerechte Entscheidung(egal wer sie trifft) ja
gut/fair/verständlich.

gut ist immernoch subjektiv, da wertbehaftet. es gibt immer
eine Seite, für die etwas gut ist. AKWs sind für das
Portemonnaie gut, für die Welt das Schlimmstmögliche.

Warum sollte etwas gerecht sein ? Was soll die Funktion sein ?

Damit sich eine Entscheidung/Entschluss zu etwas besseren für
die Welt entwickelt.

Oo, du benutzt wieder „gut“! Menschen haben zwar Zugang zur
Vernunft, sind aber absolut frei, sie können sich auch für das
Schlechte entscheiden bzw. für das, was für andere gut ist.
Gerecht bedeutet nicht immer dass sich die Welt verbessert :smile:
Du scheinst Gefallen am Geschichtsoptimismus finden zu können.
Zu deterministisch für mich, vielleicht sagt er Dir zu?

Dass ein Jeder in philosophische Extase gerät, weil alles so
"gerecht ist ? Und dann ?

Wenn alles gerecht ist, ist es doch gut. Eine fairere Welt für
alle…

Eine schlechtere für die, die an Unfairness verdienen (eg McD,
Tabakindustrie, Fleischindustrie…).

Ich sage : Gerechtigkeit dient dazu, Akzeptanz herzustellen,
und dies ist ein Mittel zu sozialem Frieden.
Damit ist das gerecht, was die Mehrheit der Leute als gerecht
akzeptiert.

Nur weil viele gesagt haben, dass Juden vergast und verbrannt
werden sollten, war es noch lange nicht gerecht/gut/fair. Nur
weil viele mit etwas einverstanden sind, heisst es lange
nicht, das es das beste für alle ist.

Moment, er hat was ganz and’res gesagt…
Ich formuliere um:

Gerechtigkeit bedeutet Akzeptanz

Akzeptanz bedeutet nicht unbedingt Gerechtigkeit

habt ihr nicht beide recht?

Wieso zahlen Leute ihr Leben lang in ein Rentensystem ein und
die Rente wird einfach gekürzt?

DAS ist zum Beispiel sehr gerecht, da die Anzahl der Einzahler
sinkt und die der Empfänger steigt.

Wo sehe ich gerechtigkeit, wenn das erarbeitete Geld der
vielen Alten, für andere Sachen verbraten wird? Wenn du, als
bsp. 50 Jahre lang ca. 750-1000€ pro Monat in die
Rentenversicherung eingezahlt hast und bekommst danach nur
noch 500€ pro Monat zurück, weil das Land in einen teuren
Krieg ziehen musste.
Es war eher ein Fehler der Regierung, den das Volk ausbaden
muss.

Das ist der Preis für das in der Gesellschaft leben. Nichts
gibt’s kostenlos. Die die nicht bei der Rente verlieren,
verlieren woanders (zB Bildung). Insofern als dass jeder
irgendwo zahlt, ist’s gerecht.

Und durch die tolle Wirtschaftslage wird sich der
Koalitionsvertrag bald auflösen und es wird einen liberalen
Ausschlag geben, sodass jeder sich um seine eigene Rente
kümmern muss.

keine Richtung ist ohne Nachteile. Eine Koalition die in
eine Richtung arbeitet ist die einzig funktionsfähige,
allerdings mit Nachteilen behaftet. Nein, mir passt die
momentane Richtung auch nicht. Die Nachteile die Grün birgt,
sind für mich am leichtesten verkraftbar (Frage der
Prioritäten, für jeden anders, nicht objektiv wertbar).

Warum werden kleine Leute immer mit einem Maulkorb versehen

Weil sie es sich gefallen lassen.

Du sagst also immer das was du denkst und hast keine Angst vor
Konsequenzen?

Es geht nicht darum, immer seine Meinung zu äußern, sondern
wenn es einem wichtig erscheint. Zum Beispiel wenn man der
Meinung ist, dass Unrecht zu Recht wird. In dem Fall ist man
oft bereit, Konsequenzen zu riskieren.
the fool talks while the wise man listens.

lg
P

Was ist Gerecht und was ist ungerecht? Wer entscheidet, das
etwas gut ist und das andere nicht?

Dazu solltest du Prioritäten setzen, wie folgt in etwa:

dann, wenn

  1. es zum überleben der Menschheit notwendig ist
  2. es notwendig ist und am wenigsten schadet


x. meine persönlichen Bedürfnisse deckt

Hallo,
Gerechtigkeit gibt es, wenn berücksichtigt wird, dass wir gleichzeitig gleich und verschieden sind. Gerechtigkeit ist ein Prozess keine feststehende Tatsache oder Größe.
Aber ob das weiterhilft?

Mit Gruß
Tragant

Hallo,
Gerechtigkeit gibt es, wenn berücksichtigt wird, dass wir
gleichzeitig gleich und verschieden sind.

Paradox… du meinst, dass jeder Mensch zwar individuell ist, aber möglicherweise gleiche Interessen vertritt, wie andere.

Gerechtigkeit ist
ein Prozess keine feststehende Tatsache oder Größe.

Das ist klar, es gibt keine Liste wo drauf steht:
-Hitlergerechtigkeit -10
-Stalingerechtigkeit -12
-Demokratischegerechtigkeit 23
(diese Werte stehen nur als Bsp. da und spiegeln nicht meine eigene Meinung wieder).
Ist die Gerechtigkeit nicht eher eine Entscheidung, die man treffen muss, anstatt ein Prozess?

Hallo,

wie es schon gesagt wurde, eine absolute Gerechtigkeit existiert nicht, sondern sie wird von Menschen für Menschen in einem fortlaufenden Prozeß ausgehandelt. Deshalb ändert sich das Gerechtigkeitsverständnis im Lauf der Zeit. Und in unterschiedlichen Kulturen wird unter Gerechtigkeit auch Unterschiedliches verstanden. Strafen nach dem Talionsprinzip (Auge um Auge, Zahn um Zahn) gelten heute nicht mehr als gerecht, wie wir - zumindest in Europa - uns überhaupt von dem Prinzip der Rache entfernt haben.

Epikur hat, glaube ich, gesagt, die Gerechtigkeit sei nichts Göttliches, sondern nur eine Erfindung der Menschen und bestehe aus Abmachungen, um das gemeinschaftliche Leben leichter und erträglicher zu machen.

Ein gewisses Maß an Ungerechtigkeit muß man aber dabei in Kauf nehmen. Für die von Dir erwähnten Leute, die eine Kürzung ihrer Rente hinnehmen müssen, ist dies sicherlich ungerecht im Vergleich zu ihren Vorgängern, die ihre Rente noch ungekürzt erhalten. Aber dadurch wird noch größere Ungerechtigkeit gegenüber den Nachkommenden vermieden, gegen die sich diese wohl auch wehren würden.

Abgesehen von Effekten des Wandels verhindert es die menschliche Natur, daß man beliebig weit reglementieren kann. Regeln engen ein. Gerechtigkeit einerseits und Freiheit oder Entwicklungsmöglichkeiten andererseits lassen sich nicht ganz vereinbaren, beides zugleich ohne Abstriche scheint nicht zu gehen.

Eine sehr verachtete Emotion ist eine wesentliche Triebkraft in dem oben erwähnten Prozeß des Aushandelns - der Neid als der Marker für subjektiv empfundene soziale Ungerechtigkeit.

Zu klären wäre, von welcher Gerechtigkeit wir reden - Gerechtigkeit im Strafrecht, Gerechtigkeit hinsichtlich der Chancen, des Zugangs zu Ressourcen, Gerechtigkeit der Entlohnung… hinsichtlich der letzten drei genannten z. B. scheint es, als ob wir uns in den letzten Jahrzehnten teilweise zurückentwickelt hätten, anstatt weiter. Zumindest haben wir da noch sehr viel in dem gesellschaftlichen Prozeß des Aushandelns zu leisten.

Grüße,

I.

Gerechtigkeit duldet keine Kompromisse
Hallo Idomeneo,

Dein Artikel ist interessant, wenngleich nicht unwidersprüchlich. Ich halte ihn für symptomatisch für unsere Zeit.

ändert sich das Gerechtigkeitsverständnis im Lauf der Zeit.

Dies ist Selbsterkenntnis des Menschen und zu bestätigen.

Dann aber folgt logisch die Frage: Welche Gerechtigkeit ist die unsere Zeit leitende Gerechtigkeit (umfassend bestimmend, also sowohl im Strafrecht als auch als Verteilgerechtigkeit, usw.)? Es scheint, unsere Zeit wolle sich um diese Frage drücken und zugleich über andere Zeiten erheben. Selbst wenn das Wissen unserer Zeit wirklich grösser wäre, sie könnte es doch nicht. Warum weigern sich so viele unter uns, eine gemeinsame Identität anzunehmen? Weil sie keinen gemeinsamen Gerechtigkeitsbegriff wollen. Oder dann wünschen sie ihn zwar, aber glauben, sie könnten ihn nicht vertragen und verdrängen ihn, sobald er nur am Horizont einen Schein vorauswirft. Darum können sie ihn auch nicht finden. Denn Verdrängung, das gibt es.

Gruss
Mike

Hallo Mike,

Welche Gerechtigkeit ist die unsere Zeit leitende Gerechtigkeit (umfassend :bestimmend, also sowohl im Strafrecht als auch als Verteilgerechtigkeit, usw.)?

ich weiß nicht, ob man überhaupt einen sinnvollen übergeordneten Begriff der Gerechtigkeit finden kann, der die verschiedenen Bereiche wie Strafrecht, Verteilung usw. umfaßt.

Spontan fällt mir ein: das Recht des Stärkeren ist die leitende Gerechtigkeit. Aber das muß man ohne Wertung sehen. Es ist logisch, daß die Regeln von denen kommen, die auch die Macht haben, diese zu definieren, und die anderen, die dazu keine Macht haben, müssen sich an diese Regeln trotzdem halten, ohne daß sie an deren Erstellung beteiligt gewesen wären, und oft, ohne daß diese Regeln ihren eigenen Interessen nützen. Da dies also logisch ist, war es immer so und ist deshalb alleine noch nicht kennzeichnend für „die unsere Zeit leitende Gerechtigkeit“.

In günstigen Fällen ist dieser Stärkere ein intelligent geführter Rechtsstaat, in dem darauf geachtet wird, daß auch schwächere Gruppen nicht unter die Räder kommen, und wo unvermeidliche Ungerechtigkeit in so geringem Ausmaß wie möglich gehalten wird und, wenn möglich, gut verteilt wird. Beides natürlich, um den sozialen Frieden zu erhalten.

In ungünstigen Fällen ist dieser Stärkere diejenige Interessensgruppe, welche die durchsetzungsfähigste Lobby aufbringen kann. Oder das meiste Geld hat, um z. B. Ressourcen für sich nutzbar zu machen. Oder sie „bessere“ soziale Herkunft, um Ausbildungs- und Karrierechancen nützen zu können.

Im ersten Fall ist es eine bereits geregelte, sozusagen kultivierte Form des Rechts des Stärkeren, im zweiten Fall eine „wilde“ Form. In unserer Zeit haben wir eine eher wilde und auch ziemlich unintelligente Form des Rechts des Stärkeren typisch zu sein, scheint mir. Unintelligent: wenn nur kurzfristige Interessen stur durchgesetzt werden.

Manchmal besinnen sich die bislang Schwächeren ihrer Stärke und organisieren sich, werden von einer unmündigen Schafsherde zu einem ernstzunehmenden Verhandlungspartner im ständigen Prozeß des Aushandelns der Regeln.

Grüße,

I.

Hallo Idomeneo,

das Recht des Stärkeren ist zunächst das Faktische, d. h. das Recht ohne Öffentlichkeit, oder das „Recht“ ohne formuliertes Recht.

D. h. förmliches Recht zeichnet sich dadurch aus, dass es wenigstens auf einer Reflexion gründet, die auf mehr beruht als nur einer Person - selbst dann, wenn nur eine Person das Recht gesetzt hat. Es ist in Worte gegossen, d. h. in etwas, das sich anderen mitteilt und somit ein ganz klein wenig mehr Beziehung generiert als das blosse Fressen und Gefressenwerden.

Ob es gerade dann Recht bleibt, wenn es den Schwächeren schützt (auch wenn dieser z. B. eklatant Böses bevorzugt), sei hierbei dahingestellt. Es generiert auf jeden Fall so etwas wie Höflichkeit. -

Damit ist aber noch keineswegs Gerechtigkeit gegeben. Lediglich eine ganz minimale Bremse gegen eklatante Ungerechtigkeit ist eingeschoben worden, man nennt diese Bremse „Recht“.

Überdies kostet die Justiz immer Geld - was ja die Welt auch nicht gerade besonders gerecht macht. Daher dürfte Deine Definition, die Du gegeben hast, mehr als nur Recht fassen:

Ungerechtigkeit
in so geringem Ausmaß wie möglich

Diese Definition ist richtig. Gerechtigkeit ist somit möglich. Ich kann jedoch nur das Lindern von Leid zur Gerechtigkeit zählen, und zwar nicht von gedachtem, sondern von empfundenem Leid. Ich versuche eine Erklärung dazu.

Es gibt Dinge, die erscheinen uns eklatant ungerecht. Was gerecht ist, kann man dabei nur erahnen. Interessant ist doch die Frage, warum wir denn nun etwas als eklatant ungerecht empfinden. Dies kann unsere Ahnung von Gerechtigkeit schlussendlich vielleicht ein wenig verdeutlichen. Es wird zeigen, dass neben Höflichkeit oder Förmlichkeit noch etwas ist, was Gerechtigkeit ausmachen kann - wenn auch kaum in der Justiz, vielmehr im alltäglichen Leben der Einzelnen.

Eklatant ungerecht ist, wenn einer unschuldig gekreuzigt wird. Dies ist aber nur ein Beispiel (Religion lässt grüssen). Man kann auch Armut ab einer gewissen Schmerzgrenze eklatant ungerecht nennen. Oder Gefangenschaft, während andere Freiheit haben. Am augenfälligsten werden diese Ungerechtigkeiten, falls sich ein sogenanntes „Recht“ vorgeschaltet hat. D. h. einer den Unschuldigen verurteilt hat, einer den Reichen als zurecht reich bezeichnet hat oder einer den Freien im Namen eines Rechts oder gar einer sogenannten „Gerechtigkeit“ gefangen gesetzt hat.

Die Frage bleibt nur: Betrifft das jene denn wirklich? Es gibt Leute, denen macht ihr Lebensende, oder ein wenig Armut, oder ein wenig Gefangenschaft, gar nicht viel aus; zudem haben sie vielleicht sonst schon so viel auf dem Kerbholz, sprich sich Vorteile im Leben verschafft, dass die jetzt auftretende Ungerechtigkeit aufs Ganze gesehen nicht vorhanden ist!

Also etwa: A wird unschuldig für die Tat X gekreuzigt, hat aber mit den Taten Y und Z die Kreuzigung verdient oder diese ist ihm auch gleichgültig, weil er ohnehin schmerzunempfindlich, krebskrank und hundert Jahre alt ist. Überdies wird er anstelle eines andern gekreuzigt, der auch unschuldig wäre, und weiss, dass er morgen tausend Leute umbringen würde. B ist arm, hat aber gestern sein ganzes Vermögen im Lotto verspielt und war zwei Jahrzehnte lang reich und verhätschelt, im übrigen wollte er ohnehin schon lange ins Kloster, und zwar in eines, wo man besonders arm lebt. C kann im Gefängnis überwintern und würde draussen erfrieren.

Dennoch scheint mir (für unsere Zeit!) gerecht: Schaff die Kreuzigung ab, gib den Armen soviel, dass sie wenigstens etwas besser leben können und befrei ab und zu mal einen Gefangenen, der besonders zu leiden scheint. Gerechtigkeit ist somit, was Leiden lindert. Ungerecht, was Leiden schafft, also etwa der Krieg, aber auch das Leben an sich.

Gruss
Mike

Hanzo, ich denk mal ganz einfach, alles was man mit dem eigenen Gewissen vereinbahren kann, sollte gerecht sein.
Alles andere ist irgendwo im Paragraphen-Djungel versponnen u. kostet bloß Geld.
Gruß, Zottel

Gerechtigkeit ist, daß jeder früher oder später das bekommt, was ihm zusteht. Ob nun auf DIESER Welt, oder in der nächsten.
Alles Gute, Zottel