Hallo,
Ich kann nur sagen, was wirtschaftlich sinnvoller gewesen wäre.
Auch da bist du nicht alleine. Das hilft aber nichts, wenn du
(als Politiker) was bewegen willst, brauchst du Verbündete,
und wer immer im Sinn hatte, 2007ff das Unheil abzuwenden,
konnte keine Verbündeten finden.
man braucht nicht immer Verbündete. Manchmal ist es opprtun, zu seinen Überzeugungen zu stehen und sich dem Konsens zu verweigern. Das hat komischerweise z.B. beim Libyeneinsatz auch funktioniert.
Ursprünglich war die Bundesregierung der Ansicht, Hilfe der EU sei weder notwendig noch zweckdienlich. Ein knappes halbes Jahr später hing der Fortbestand des Euro an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands und ein weiteres Jahr später hängt schon der Fortbestand Europas (also was eigentlich? Als politische Struktur? Als geographisches Gebilde? Gar als geologische Formation?) vom Euro ab.
Hätte man sich diese Kausalitäten, die nie begründet wurden, und das ganze Gesülze drum herumgespart, mit dem man Kritiker im In- und Ausland einfach plattgemacht hat, wäre es nie zu einem Kompromißzwang gekommen. Frau Merkel wäre weiter Madame No geblieben und die Griechen hätten den Schuldenschnitt, der lange Zeit niemals nicht diskutiert werden durfte, ein Jahr früher durchgeführt - und zwar ohne daß vorher die Gelder der privaten Gläubiger durch Geld der Euro-Länder ersetzt worden wäre.
Wir wären also heute schon viel weiter, wenn man sich nicht dem Kompromiß verpflichtet gefühlt hätte. Durch den Kompromiß kam man überhaupt erst in die Zwangslage, in der man sich heute befindet und die dazu führt, daß man seit 18 Monaten von den Märkten und nicht zuletzt durch das inakzeptable Verhalten Griechenlands vor sich hergetrieben wird.
Kompromisse sind gut, wenn sie zwei gegensätzliche Standpunkte ausgleichen. Seinen Standpunkt um 180 Grad zu ändern und die Gegenposition zur bisherigen Haltung einzunehmen, ist kein Kompromiß.
man mußte kein Medium sein, um die Entwicklung vorherzusehen. Ein :Land, das hochverschuldet ist, hat nicht weniger Schulden, nur weil :es nicht mehr dem Kapitalmarkt schuldet, sondern dem IWF, der EU, :der EZB usw.
Was wäre denn passiert, wenn im Sommer 2010 jemand mit
politischem Gewicht das I-Wort in den Mund genommen hätte? Was
hätte der Bankenverband wohl zu der Idee eines
Schuldenschnitts gesagt? Es ist gerade mal einige Wochen her,
daß Rösler dafür noch Klassenkeile bezogen hat. Die
französischen Großbanken noch gar nicht betrachtet.
Es ist doch vollkommen Latte, was die Gläubiger meinen. In der Wirtschaft läuft das folgendermaßen ab: Unternehmer und Berater rechnen aus, was ein Unternehmen, das kurz vor der Zahlungsunfähigkeit steht, an Schulden tragen kann, ohne bei der nächsten Krise wieder ins Taumeln zu kommen und dann wird den Kreditgebern ein Vorschlag zur Umschuldung gemacht. Diesen können die annehmen oder nicht. Verhandlungen darüber gibt es nur im Einzelfall und da halten sich dann auch die Spielräume in Grenzen. Stimmen die Kreditgeber zu, wird umgesetzt, stimmen sie nicht zu, wird die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt.
Bei Staaten ist das noch viel einfacher: da gibt es kein Insolvenzverfahren. Man macht ein Umtauschangebot, das man annehmen kann oder eben nicht. Nach Ablauf der Umtauschfrist werden die alten Anleihen für ungültig erklärt und dann hat sich das. Was der Bundesverband Deutscher Banken davon hält, ist völlig ohne Belang.
Diese ständigen Versuche, es allen recht zu machen, bringen gar nichts, sondern kosten am Ende nur Geld. Sie dienen dazu, Zeit zu gewinnen, was aber nur etwas bringt, wenn man mit der gewonnenen Zeit etwas sinvolles anfängt, was aber in der Regel in der Politik nicht der Fall ist.
Politiker wie auch Manager werden zu einem nicht unwesentlichen Teil dafür bezahlt, daß sie (auch unpopuläre) Entscheidungen treffen und sich den daraus erwachsenden Konflikten stellen. Frau Merkel beeindruckt seit gut zwei Jahren durch konsequentes Nichtregieren und das ist weitaus schädlicher als das Treffen unpopulärer Entscheidungen.
Im Zusammenhang mit Griechenland wäre es in jeder Hinsicht und für alle Beteiligten besser gewesen, bei der harten Haltung zu bleiben und die schnelle Umschuldung Griechenlands voranzutreiben.
Wie gesagt: am Ende wird genau das dabei herauskommen und das war eben absehbar. Man hätte sich also die knapp zwei Jahre Rumgeiere sparen können.
Gruß
Christian