Germanische Historie

Hallo

Es gibt mehrere Werke antiker Historiker, die über Germanien berichteten und verloren gegangen sind.

Lassen sich diese eigentlich in ihrer Präsenz zeitlich noch belegen? Oder sind sie nur durch die Hinweise erhaltener antiker Werke bekannt. D.h. weiß man, zu welchen Zeitpunkt sie noch erhalten waren?

Falls ja, wo wurden diese aufbewahrt. Spielten die Klöster dabei eine Rolle?

gruß
rolf

Viele antike Werke kennt man nur dadurch, daß sie von anderen Autoren zitiert wurden. Bücher (bzw. Papyrus- oder Pergamentrollen) blieben trotz der weitgehenden Alphabetisierung der Bevölkerung Luxusgüter, die schon rein technisch nicht in riesigen Stückzahlen fabriziert werden konnten. Wie lange Überlieferungsträger erhalten blieben, ist natürlich schwer zu sagen, da zwischen dem Ende der Antike und dem Wiederbeginn des weiter verbreiteten Interesses immerhin knapp tausend Jahre liegen. Immerhin wurden diverse Werke im Laufe des Frühmittelalters abgeschrieben und somit weitergegeben. Die Klöster waren natürlich im Abendland die entscheidenden Stätten dieser Tradition, da es ansonsten keine erwähnenswerten Bibliotheken gab. In Byzanz sah das schon wieder anders aus. Und ganz speziell ist die Situation in Ägypten, wo klimabedingt auch antike Originalschriftstücke in wesentlich größerer Zahl erhalten geblieben sind als sonstwo. Einige Informationen kann man immerhin noch aus mittelalterlichen Bibliothekskatalogen entnehmen, von denen es gar nicht so weinige gibt.
Hoffe fürs erste geholfen zu haben
Gruß Armin

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Einige Informationen kann man immerhin noch aus
mittelalterlichen Bibliothekskatalogen entnehmen, von denen es
gar nicht so weinige gibt.

Existieren in diesen Katalogen auch verloren gegangene Werke?
Mich interessieren besonders die, die die germanische Kultur betreffen.

gruß
rolf

Hallo Rolf,

Es gibt mehrere Werke antiker Historiker, die über Germanien
berichteten und verloren gegangen sind.

z. B.
Plinius Maior: Bellorum Germaniae libri XX,
eine Darstelllung aller Germanenkriege Roms bis auf die eigene Zeit.

Lassen sich diese eigentlich in ihrer Präsenz zeitlich noch
belegen?
Falls ja, wo wurden diese aufbewahrt. Spielten die Klöster
dabei eine Rolle?

Das Werk war bald verloren; einem der nahezu 900 Briefe (4,18,6) des Quintus Aurelius Symmachus (2. Hä. 4. Jh. n Chr.) ist zu entnehmen, dass er das Werk schon nicht mehr vorfand.
Weil er ein hochgebildeter Mann mit entsprechenden literarischen Verbindungen war, können wir annehmen, dass diese Germanenkriegsgeschichte 200 Jahre nach ihrem Erscheinen tatsächlich verloren war.
Wo sie verloren ging, kann man nicht sagen. Zwei Dinge sind sicher:

  1. Klöster entstanden im Westen ab etwa 370, Benediktus gibt ihnen erst mit seiner „Regula“ für das 529 gegründete Kloster Monte Cassino eine feste Form. Ich halte es deshalb für undenkbar, dass das Werk in einem der Klöster verschlampt worden sein kann.
  2. Wenn die Handschrift schon in eines der späteren Klöster nördlich der Alpen gekommen gewesen wäre, wäre das Werk sicher erhalten geblieben; denn Cäsars Bellum Gallicum mit den Exkursen über die Germanen und Kelten wurde hier genauso fleißig gelesen und abgeschrieben wir die Germania des Tacitus.
    Drum haben wir die noch als einzige zu dem Thema. In den Klöstern in Italien gab es für dieses Thema wohl wenig Interesse.
    Schöne Grüße!
    H.
    Ps.: Ich bin keine Spezialist für die Plinius-Rezeption. Wenn man sich über spezielle Literatur dazu informieren möchte, kann man das z. B. über die Rezensionszeitschrift „Gnomon“.

Hallo Interessierte,
an die Überlieferungsgeschichte der „Germania“ des Tacitus knüpft Gustav Freytag einen Roman an:
Die verlorene Handschrift.
Den liest zwar auch niemand mehr; aber dank des modernen Bibliothekswesens geht er nicht verloren.
Gruß!
H.

Da bin ich auf Anhieb überfragt, da es von diesn Katalogen eine ganze Reihe gibt und sie nicht alle ediert sind. Möglich wäre es durchaus, wobei im anderen Beitrag auf das Problem mit Plinius ja schon verwiesen wurde. Die umfangreichste Sammlung zum Thema ist folgende:
Titel Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends u.Z.
Von hrsg. von Joachim Herrmann
Ort Berlin
Verlag Akad.-Verl.
Serie Band Schriften und Quellen der alten Welt ; 32
Vier ziemlich umfangreiche Bände mit ausführlichen Kommentaren. Über Bibliotheken problemlos greifbar, ggf. auch antiquarisch zu erwerben.
Gruß Armin

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Tach Rolf,

es gibt noch die von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt herausgegeben Freiherr-vom Stein-Gedächtnisausgabe

http://www.wbg-darmstadt.de/WBGShop/php/Proxy.php?pu…

mit Quellen zur germanischen Geschichte.

Vielleicht wirst Du da geholfen.

Gruß - Rolf

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