Geschäftsmodell Verlust?

Hallo

da Ladekabel für Smartphones meist woanders sind, wenn man sie braucht, habe ich mir im Ebay ein Jokerkabel gekauft…

Preis incl Versand im Sofort-Kauf: €1.- Artikelstandort Hongkong

Heute kam das Teil an: Aufwendig verpackt in Versandtasche mit Luftpolster, Ausgangsstempel aus HKG, einwandfrei funktionierendes Kabel.
Lieferzeit knapp 10 Tage

Jetzt würde ich gern mal wissen: Wie machen die das und warum?

Die Versandgebühren aus HKG liegen fast auf deutschem Niveau, so eine Versandtasche kostet Geld , und die Kabel wachsen auch nicht auf Bäumen… Dazu kommt noch Administration…

Und: Von meinem wertvollen Euro, den ich bezahlte, gehen auf der Gegenseite auch noch Paypal-Gebühren ab.

Der Verkäufer hat viele tausend - fast ausschließlich gute -  Bewertungen… fast Alle für Artikel um €1.-, die nach Europa verkauft wurden.

Was kann das Geschäftsgeheimnis dahinter sein?

Ich habe schon Accounts beobachtet, die billigste Artikel traden, um dann mit einer Anzahl guter Bewertungen eine Falle zuschnappen zu lassen, aber dieser Händler ist bereits mehrere Jahr am Markt…

Gruß

Hummel

Servus,

wie wäre es, wenn sich dieser Händler (wohl wissend, dass Zoll- und Finanzbehörden sich hierzulande ziemlich genau anschauen, was auf ebay passiert) mit diesen Aktionen als jemand bekannt machen möchte, der in großer Zahl fast wertlose Sendungen nach Deutschland verschickt, und sich damit bessere Chancen erhofft, dass die wenigen gar nicht so wertlosen Sendungen, die er unabhängig von ebay an seine Partner in D versendet, durchgewunken werden („Ach, der schon wieder - lass man stecken, den kenn ich doch“)? Wenn sowas funktioniert und tatsächlich die Einfuhr von diesem und jenem ohne Einfuhrzoll und EUSt, mit einer Handelsrechnung über einen Euro versehen, leichter macht, kann man klein-klein ziemlich viel dafür draufzahlen.

Vgl. die Chinarestaurants, bei denen keine Ausländerbehörde danach fragt, warum sie alle zwei Wochen wieder ein paar neue Spezialitätenköche brauchen: Die können für Lokale, in denen nie mehr als drei Gäste sitzen, ganz ordentliche Mieten bezahlen, weil D-Visa für Schengenland recht gut bezahlt werden.

Schöne Grüße

MM

Guten Abend!

wie wäre es, wenn sich dieser Händler (wohl wissend, dass
Zoll- und Finanzbehörden sich hierzulande ziemlich genau
anschauen, was auf ebay passiert) mit diesen Aktionen als
jemand bekannt machen möchte, der in großer Zahl fast wertlose
Sendungen nach Deutschland verschickt, und sich damit bessere
Chancen erhofft, dass die wenigen gar nicht so wertlosen
Sendungen, die er unabhängig von ebay an seine Partner in D
versendet, durchgewunken werden („Ach, der schon wieder - lass
man stecken, den kenn ich doch“)? Wenn sowas funktioniert und
tatsächlich die Einfuhr von diesem und jenem ohne Einfuhrzoll
und EUSt, mit einer Handelsrechnung über einen Euro versehen,
leichter macht, kann man klein-klein ziemlich viel dafür
draufzahlen.

Für diese präsentierte, immerhin mögliche Auflösung eines Rätsels, das mich schon lange beschäftigt, ein Sternchen von mir.

Beruflich bedingt sind mir chinesische Preise etlicher Güter geläufig und nur vor dem Hintergrund des dortigen Lohnniveaus, der mangelhaften sozialen Sicherung, der in Kauf genommenen Umweltzerstörung und des schieren Massengeschäfts nachvollziehbar. Aber auch bei Kenntnis all dieser Sachverhalte können manche Abgabepreise nur zu Verlusten führen, z. B. ein Zehnerpack 3V-Knopfzellen für 1 € inkl. Versand, zugestellt mit der gelben Post. Ums Geldverdienen mit dem gehandelten Produkt geht es dabei offenkundig nicht. Ein Account, der schnell mit großer Zahl positiver Bewertungen aufgeblasen wird und sich dann anderweitig nutzen lässt oder Einlullen von Kontrollstellen, könnten die Motivation für solche Praktiken liefern.

Davon abgesehen ist aber bei vielen Ebay-sofort-kaufen-Sachen erkennbar, dass die Leute kaum Geld verdienen, sich selbst ausbeuten und absehbar im Ruin landen.

Gruß
Wolfgang

Moin

nachvollziehbar in der Theorie… aber kann ich kaum glauben:

So dämlich, wie die Plattfüsse beim Zoll sind… sie haben mittlerweile EDV-Tools, um realistische Warenwerte zu ermitteln … durchgewunken wird da bei „guten Bekannten“ nix…

Das merke ich immer selbst, wenn ich als Fast-Freund des Hauses meine jährlichen Cajun-Bestellungen für privaten Bedarf abhole…

Außerdem: Das gesamte Portfolio dieses Shops besteht aus Artikeln, die sowieso vom Wert her EUST- und zollbefreit durchlaufen…

Da sehe ich dann keinen Sinn, mit einem Riesenaufwand eine Potemkinsche Klitsche zu administrieren, um höherwertige Geschäfte zu verschlanken, zumal dann bei Rechnungsstellung von höheren Werten die EUST Firmen als durchlaufender Posten sowieso nicht weh tut…

Gruß

K.

Servus,

wenn das Ganze funktionieren sollte (ich finds auch zweifelhaft), klappt das nur, wenn der Empfänger der höherwertigen Waren in D kein vorsteuerabzugsberechtigter Unternehmer ist, sondern z.B. eine ganze Herde von Dutzenden deutscher e-bay-Accounts, die alle „privat“ anbieten und auf diese Weise zwar keine Steuern vom Einkommen und Ertrag zahlen, aber eben einen Weg um die USt herum finden müssen, damit es richtig läuft.

Ob und mit wie spitzem Stift da gerechnet wird, hab ich keine Idee - in beruflichem Kontakt mit Chinesen (allesamt ehrenwerte Mitarbeiter eines der verbliebenen großen Staatsunternehmen) hatte ich den Eindruck, dass bei denen das Bescheißen von Behörden um seiner selbst willen ungefähr so beliebt ist wie in D das „Steuernsparen“ egal mit wie hohem Aufwand:

Das Schönste war ein Container mit Schaltschränken, der auf dem Papier EXW geliefert wurde, aber dann saß mir mein chinesischer Counterpart doch auf dem Schoß und hängte sein allerliebstes Stupsnäslein in meinen Bildschirm, bis der ganze Krams seefest eingezimmert und zollfest mit Papierkrams garniert war („die Leistung nehmen wir gerne in Anspruch, bloß zahlen wollen wir sie nicht“). Da kam alles zusammen: L/C mit ekligen Details, Ursprungszeugnis für Libyen (man musste dafür die richtige Mitarbeiterin bei der IHK abpassen, weil die anderen sich weigerten, ein Ursprungszeugnis für ein Land ohne Zollpräferenzen zu bestätigen) usw. Nunja, jedenfalls werde ich das Gesicht des Chinamans nie vergessen, das er machte, als ich vorschlug, in allen Papieren einheitliche und dazu noch zutreffende Angaben über Art der Waren, Maße, Gewichte, Herkunft und Preise zu machen und als Handelsrechnung schlicht die Rechnung mitzugeben, die wir den Chinesen eh gestellt hatten: Er verstand die Welt nicht mehr, dass jemand aus dem für Effizienz und Erfolg hochberühmten Deutschland auf so eine Schnapsidee kommen könnte, dass man gegenüber Zollbehörden auch richtige Angaben machen kann.

Schöne Grüße

MM