Gescheiterte oder erfolgreiche Technologien

Hallo alle,

suche für eine Uni-Arbeit händeringend nach einem originellen Themenvorschlag. Ich soll (wirtschaftswissenschaftlich) das Scheitern oder Gelingen einer Technologie oder eines technologiebasierten Produkts am Markt analysieren. Ob Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, ist egal.

Beispiele in der Vergangenheit waren: DSL, Emails gegen Fax, E-Books und E-Stamps, Betavideo, Solarenergie, blabla. Dieser Kram eben. Es sind aber ausdrücklich auch originellere Sachen aus angrenzenden Bereichen erwünscht, seien es Brustimplantate oder Präservative, Automotoren oder Lenkwaffen. Was auch immer. Interessant sind natürlich vor allem solche Fälle, in denen sich eine Technologie oder ein Produkt eigentlich hätte durchsetzen müssen, aber dennoch gescheitert ist.

Wäre wirklich super, wenn jemand einen Vorschlag hätte.

Danke

Jackie

zB. Fahrradvor- und Nachformen, ist doch ganz was
Hallo, Jackie,
fällt mir ganz spontan ein:
Ich erinnere mich an Räder mit „vorne hoch“, die wohl balancemäßig gescheitert sind.
Und Vorformen von Flugzeugen (nicht nur Ikarus), der Typ, der sich „Flügel“ angebaut hatte und immer im Mist landete, oben vom Scheunenfenster aus.
Vielleicht gabs ja auch vor Jahrtausenden Vorformen von Schiffen, die nicht ausbaufähig waren. (aber nicht die Flöße nehmen, mit denen sind „die“ sicherlich nicht von „Afrika“ nach „Amerika“ gewesen!).
Das „Daumenkino“ ist sicherlich interessant als „Zwischenstufe“ zum "echten „bewegten“ „Kino“ („kinema-thekisch“) und v.a. auch zum Fernsehen, wo die Frequenz „nur“ voreingestellt 25Bilder/Sekunde ist.
Sehr interessantes Thema, finde ich.
Ich wünsche dir Fantasie und Kraft!
moin, manni

Hallo Jacqueline,

…wirtschaftswissenschaftlich das Scheitern oder Gelingen :einer Technologie…

nur eine kleine Anregung: Betrachte die Sache nicht derart versimpelt. Es gibt gewiß viele Dinge, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht durchsetzen konnten oder sich als kurzlebiges Strohfeuer entpuppten. In aller Regel aber gibt es für eine Technologie/eine Produktart ein zeitliches Fenster seiner wirtschaftlichen Nutzung oder es findet durch die Innovation eine Ergänzung statt, so daß letztlich beide Technologien nebeneinander bestehen. Nur wenige Technologien überstehen im Kern unverändert die Zeit wie etwa die Nähmaschine, bei der von Beginn an bis heute das Nadelöhr unten sitzt.

So war Telex weltweit für Jahrzehnte der Dienst schlechthin für die Textübermittlung. Gewiß keine gescheiterte Technologie, obwohl sie Ende der 80er des vorigen Jahrhunderts durch Telefax verdrängt wurde. Schließlich würde man auch von einem erfolgreichen Menschen nicht behaupten, er sei gescheitert, weil er gestorben ist. Vollkommen abgelöst, aber über viele Jahre in gewaltigen Stückzahlen produziert (und deshalb gewiß nicht gescheitert) sind Tonträger mit mechanischer Speicherung und Abtastung der Information, vulgo: Schallplatte.

Ein ganz anders gelagertes Beispiel sind Elektronenröhren. Sie wurden tatsächlich vor Jahrzehnten in den meisten Bereichen der Elektronik durch Halbleiter verdrängt, behaupten aber bis heute in einigen Nischen unersetzbar ihren Platz. Sogar Neuentwicklungen von Elektronenröhren, nicht nur von Produkten mit Elektronenröhren, finden noch statt.

Deutlicher ist das Nebeneinander von alter und neuerer Technologie z. B. bei Telefax und eMail. Ein Ersatz fand nur in Teilbereichen statt. Beide Technologien haben nebeneinander ihre Berechtigung.

Natürlich gibt es auch echte Eintagsfliegen. Z. B. vom Tefiphon spricht außer in Sammlerkreisen kein Mensch mehr, war vor 40 Jahren für kurze Zeit ein richtiger Verkaufsschlager und verschwand dann in der Versenkung. Oder Nuvistoren, Miniaturröhren, fast so klein wie die damaligen Transistoren.

Einige Technologien erweisen sich als äußerst zählebig, obwohl es längst besseren Ersatz gibt. So haben Glühlampen einen miserablen Wirkungsgrad und verursachen während ihrer kurzen Lebensdauer hohe Betriebskosten, sind aber am Markt trotz besserer Alternativen einfach nicht tot zu bekommen.

Schließlich gibts uralte Techniken, deren Ende eingeläutet schien und plötzlich ihre Auferstehung erleben. So ist Holz der älteste Brennstoff der Menschheit, wurde aber in unseren Breiten von Kohle, dann von Öl und Gas verdrängt. Holz kommt als Brennstoff in modernen Anlagen mit bestem Wirkungsgrad und hohem Komfort wieder zurück, wird ziemlich sicher Öl und Gas als Brennstoff überleben, so daß die zunächst alles verdrängenden Konkurrenten in der Geschichte letztlich nur ein kurzes Intermezzo waren.

Ziemlich bunt, Dein Thema!

Gruß
Wolfgang

hallo Jackie,

mir fällt da spontan der … hmm, wie heißt das nochmal richtig?..ich glaube pager oder so, ein. Da konnte man jemand durch einen anderen pager der durchs Telefon kurze Nachrichten zukommen lassen. Das Unglück für dieses Gerät war lediglich, daß kurz danach das Handy kam.
Es gibt vielleicht Bereiche, in denen das Gerät benutzt wurde/wird, da bin ich nicht so informiert, aber ich kenne jemand, der sich sowas zugelegt hatte. Er hat’s nie gebraucht und kurz darauf hatte er dann ein Handy.
Eine Technologie, die hier in Deutschland zur Zeit Probleme hat, ist z.B. WAP. Ich glaub nicht mehr so recht dran, daß es sich noch durchsetzen wird.

Grüßle,
Sandra

Hallo Sandra,

wobei gerade die Pager ein wunderbares Beispiel dafür sind, wie der Erfolg einer Technologie von den wirtschaftlichen Randbedingungen abhängt. Bei uns kamen Pager in der zunächst sehr einfachen Form des Eurosignals recht früh, waren aber extrem teuer gemessen am Nutzen und setzten sich daher nicht durch. Pager die Zahlencodes oder Texte übertragen konnten (Scyper, Quix, etc.) kamen im Vergleich zum Handy recht spät und konnten keinen Markt mehr finden, weil der Nutzen im Vergleich zum inzwischen recht verbreiteten und bezahlbaren Handy einfach zu gering war.

Ganz anders in vielen anderen Ländern, wo sich das Handy bis heute nicht einmal im Geschäftsleben so richtig durhcgesetzt hat bzw. wo die Gesprächsgebühren so hoch sind, dass sich daneben ein billiger Pager immer noch rechnete und zum Teil bis heute noch rechnet, wie z.B. in den USA. Durch die so rechtzeitig erreichte Marktstellung und Akzeptanz hat der Pager auf der anderen Seite aber auch in den USA einer anderen Technologie den Marktzugang blockiert, die sich dafür in der Zwischenzeit bei uns massiv breit gemacht hat, nämlich SMS.

Die Zukunft der Vereinigung eines mobilen always-on Mailclients / PDA mit dem Handy (MDA) wird uns wohl wieder alle zusammenbringen, denn das bisherige Nebeneinander der Technologien zeigt, dass es für beide Dienste einen unterschiedlichen Markt gibt, der allerdings nicht so funktioniert, dass man dem einen Kunden das eine Produkt und dem anderen das andere verkaufen kann, sondern bei dem es sich für den Anbieter lohnt eigene Kosten zu reduzieren, indem er beide Dienste in einem gemeinsamen Vertrag und mit einem gemeinsamen Endgerät anbietet.

Gruß vom Wiz

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Beispiel Wankelmotor
Hallo,
gerade der Wankelmotor ist ein tolles Beispiel für eine geradzu
revolutionäre Inovation, die sich letztendlich bis heute nicht
durchgesetzt hat. Zuerst waren es Probleme der Zuverlässigkeit
und Langlebigkeit, also reine technologische Probleme, die eine
breite Anwendung verhinderten. Heute nun, mit den wesentlich
besseren Materialien wäre gut möglich Wankelmotoren zu bauen.
Aber nun sind plötzlich auch ganz andere Kriterien von
entscheidender Bedeutung im Motorenbau, nämlich Wirkungsgrad
und Schadstoffemmission und gerade da hat der Wankelmotor wieder
entscheidende Nachteile aufgrund seiner speziellen Kontruktion.

Es besteht aber immer noch die Möglichkeit, daß der Wankelmotor
doch noch zum Zuge kommt z.B. wenn Wasserstoff als Brennstoff
eingesetzt werden sollte.
Gruß Uwi

Hallo Jackie,

suche für eine Uni-Arbeit händeringend nach einem originellen
Themenvorschlag. Ich soll (wirtschaftswissenschaftlich) das
Scheitern oder Gelingen einer Technologie oder eines
technologiebasierten Produkts am Markt analysieren. Ob
Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, ist egal.

Beispiele in der Vergangenheit waren: DSL, Emails gegen Fax,
E-Books und E-Stamps, Betavideo, Solarenergie, blabla. Dieser
Kram eben. Es sind aber ausdrücklich auch originellere Sachen
aus angrenzenden Bereichen erwünscht, seien es Brustimplantate
oder Präservative, Automotoren oder Lenkwaffen. Was auch
immer. Interessant sind natürlich vor allem solche Fälle, in
denen sich eine Technologie oder ein Produkt eigentlich hätte
durchsetzen müssen, aber dennoch gescheitert ist.

  1. LASER,
    dieses Gerät wurde auf Grund der theoretischen Physik erfunden, etwa ein Jahrzehnt lang gab es keine praktische verwendung für dieses „Spielzeug“. Heute ist es in fast jedem Haushalt, mehrfach zu finden.

  2. KATZENSTREU,
    wurde als Ölbindemittel erfunden und mit mässigem Erfolg vermarktet. Durch die Idee einer Nachbarin des Erfinders, wurde es dann mit grossem Erfolg als Katzenstreu vermarktet. Mittlerweile wird es auch wieder als Ölbindemittel angewendet.

  3. TEFLON,
    war eigentlich eine art „Labor-Unfall“, bei welchem dieses weisse Pulver entdeckt wurde. Jahrzentelang hatte niemand verwendung dafür.

MfG Peter(TOO)

Danke für die Anregungen!
Danke an alle, die sich bislang beteiligt haben - das waren wirklich sehr interessante Anregungen. Wenn jemandem noch etwas einfällt, nur rein damit, ich bleibe wachsam.

J.

Hi Jacqueline,

es gibt beim VCH-Verlag mehrere Bücher, die sich mit dieser Frage beschäftigen, z.B.

http://www.wiley-vch.de/publish/dt/books/bySubjectCH…

die Lektüre soll zudem kurzweilig sein. Ich kenns nicht, hab aber recht gute Besprechungen gelesen.

Gandalf

Hallo,

Trotz der genannten Schwierigkeiten wird der Wankelmotor immer noch bei einigen Neuentwicklungen von Serienwagen vernwendet.
Beispiel hierfür sind u.a. auch einige Modelle des Herstellers Mazda.

Gruss,
Jürgen

Heute nun, mit den wesentlich
besseren Materialien wäre gut möglich Wankelmotoren zu bauen.

Und das tut man auch - im Flugzeugbau, wo es auf ein besonders günstiges Verhältnis von Gewicht und Leistung ankommt.

Hallo Jacqueline

Z.B. hatte Olivetti auf den 8000er Prozessor gesetzt.
Betriebssystem hätte es auch gegeben.

Texas hatte sogar schon früher einen 16biter.

Und dann 8080 und DOS

Gruß

Peter

Jo, es werden auch noch Plattenspieler hergestellt :wink:

Bei der Entwicklung neuer Motoren (z.B. FSI-Motor) ist
der Wankel wohl momentan Chancenlos.
Gruß Uwi

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

hallo!!

da fällt mir noch ein:

laserdisc hatte eine sehr gute bildqualität-aber videokassetten waren erfolgreicher.

angeblich weil der erfinder der laserdisc-technik keine verwendung für pornographie erlaubt hat. (aussage eines „siemensianers“).

tschüss

matthias

p.s. bei mountainbikes haben sich parallelogramm-federgabeln trotz wesentlich besserer dämpfung und abstimmung nicht durchgesetzt da teuer und schwer (hab trotzdem eine-hehehe!).

Hallo,

diese Beispiele hätte ich noch:

1.) Videosysteme Beta und Video2000 (kleinere Kassetten, beidseitig bespielbar). Haben gegen das technisch schlechtere System VHS verloren.

2.) Betriebssystem OS/2 - technisch Windows überlegen, hat sich aber trotzdem nicht durchsetzen können.

3.) Tonsysteme mit „Quadrosound“ - oft gleichwertig oder besser als Dolby-Surroundsysteme. Gab es Anfang - Mitte der '70er - und das mit analoger Übertragungstechnologie.

Gruß,
Snubbelfoot.

Die 'Bügelverschlüsse für Flaschen waren Jahrelang verschwunden, bis sie aus Nostalgiegründen von den Bierbrauern wieder entdeckt wurden. Enwickelt wurden sie kurz vor den Kronkorken welcher sie aber verdrängte. Kronkorken kann man mit einer Maschine verschliessen Bügelverschlüsse nicht!
Gruß Markus