Servus,
ergänzend noch zu Waldis Erläuterung:
Obwohl der Geschmack „süß“ zu den wenigen gehört, die über die Zunge als „objektive“ Geschmacksempfindung ankommen (und nicht über die Nase als subjektive), gibt es dabei eine Art persönliche Kalibrierung.
Ich selber koche für eine Zweierdiabetikerin, dabei bleibt es nicht aus, dass ich ihre Diät teile - und dabei schnell feststellen konnte, dass sich das gar nicht nach Diät (im Sinn von „Ersatz“ anfühlt. Wir haben das persönliche Süß-Empfinden inzwischen so eingeregelt, dass wir selbst gutes Konditoreneis überhaupt nicht mehr als irgendwie fruchtig schmecken können, weil die geballte Ladung Zucker dabei alles übertönt. Ohne Zuckerzugabe sterilisierte Johannisbeeren, bei denen ich Gästen immer einen Topf Zucker dazustellen muss, damit sie sie nicht als ganz unangenehme Prothesenanpasser schmecken, erleben wir fast wie Sirup, und sowas wie Zwiebeln oder Karotten bereits als ausgesprochen süß. Zu meinem Bedauern können wir z.B. bei Gemüsekonserven nicht mehr viel vom Gemüse schmecken, weil sogar schon die ca. 2-3g/100g Zucker zu viel sind.
Dieser Gewöhnung an ein anderes Referenzsystem „süß“ wird durch die sogenannten Diabetikerüßwaren genau entgegengearbeitet, so dass man bei der alltäglichen Ernährung um das Gefühl „etwas fehlt“ nicht herumkommt. Daraus kommt - wenn man nicht ständig mit Briefwaage und Energietabelle dabei sein will - eine permanent zu hohe Energiezufuhr, weil das Gefühl „etwas fehlt“ unwillkürlich Lust auf Essen erzeugt.
Und damit schließt sich der Teufelskreis, alldieweil Übergewicht dem Diabetes II förderlich ist.
- Die sehr seltenen Naschartikel ohne extra zugesetzten Zucker wie z.B. getrocknete Aprikosen empfinden wir heute so wie früher Pralinen und sowas.
Schöne Grüße
MM