In meiner Diplomarbeit „Nachfolge für Frauen in mittelständischen Familienbetrieben“ setze ich mich u.a. mit der Frage auseinander, warum es in Führungspositionen immer noch weniger Frauen als Männer gibt. Ein Ergebnis: es gibt in unserer Gesellschaft bestimmte Vorstellungen von „männlich“ bzw. „weiblich“ die oft, unabhängig von der realen Person, auf sie oder ihn übertragen werden, weil er/sie eben zur Gruppe der Frauen/Männer gehört. So wird Frauen bei Einstellungen z.B. eine generelle Berufsunterbrechung wegen Familiengründung oder eine geringere Karriereorientierung unterstellt. Welche Erfahrungen und Meinungen habt Ihr?
Hallo Katja,
na ja, ich bin in der „Männerwelt“ tätig, d.h. ich arbeite vorwiegend mit männlichen Ansprechpartnern zusammen (Unternehmensberatung) und kann aus eigener Erfahrung nur berichten, daß ich als Frau, bevor ich nach meiner Kompetenz beurteilt werde, immer den „Augen-Check“ durchlaufen muß. Damit meine ich, daß ich kaum ein Aquise-Gespräch hinter mich gebracht habe, wo nicht wenigstens eine Bemerkung gefallen ist, daß ich ja wohl in einer Männer-Domäne arbeite und wie ich denn so damit zurecht komme (*Interesseheuchel*) Wie ich manche Blicke interpretieren soll ohne sexistische „Vorurteile“ zu haben, weiß ich auch nicht. Ich denke, auch wenn es vielleicht wieder nur ein Vorurteil ist, daß Frauen eine andere Art haben, ihre Aggressivität auszuleben. Weil sie aus körperlichen Gründen den Männern meist unterlegen sind, haben sie eher eine Neigung zu indirekter Aggressivität. Damit meine ich, daß Frauen im Intrigieren zum Beispiel die Männer um Längen schlagen. Bei Männern gibt es häufig einen verbalen Schlagabtausch (manchmal auch nicht verbal), man pisst sich gegenseitig ans Bein und die Fronten sind geklärt. Bei Frauen liegt die Sache anders, da schwelen die Konflikte oft sehr lange und werden mit „unfairen“ Methoden ausgefochten. Meine Erfahrung sagt mir aber, daß, obwohl es einige Männer zu verwundern scheint, daß eine Frau (noch dazu blond *hihi*) strukturiert denken und handeln kann, viele nur am Anfang einer Geschäftsbeziehung schwer haben, irgendwann spielt dann das Geschlecht keine Rolle mehr, dann zählt nur noch Leistung.
Gruß
jutta
Liebe Jutta,
vielen Dank für Deine Reaktion. Ich finde es sehr spannend, was Du zu berichten hast, und würde Dir gerne noch ein paar Fragen stellen.
Abgesehen davon, daß Du hauptsächlich mit Männern in Persona arbeitest, wie hat sich die ‚Männerwelt‘ für Dich dargestellt / welche Merkmale hat sie für Dich? Oder: wie haben ‚die Männer‘ Dir ihre Welt definiert?
na ja, ich bin in der „Männerwelt“ tätig,
d.h. ich arbeite vorwiegend mit
männlichen Ansprechpartnern zusammen
(Unternehmensberatung) und kann aus
eigener Erfahrung nur berichten, daß ich
als Frau, bevor ich nach meiner Kompetenz
beurteilt werde, immer den „Augen-Check“
durchlaufen muß. Damit meine ich, daß ich
kaum ein Aquise-Gespräch hinter mich
gebracht habe, wo nicht wenigstens eine
Bemerkung gefallen ist, daß ich ja wohl
in einer Männer-Domäne arbeite und wie
ich denn so damit zurecht komme
(*Interesseheuchel*)
Fallen Dir hier einige konkrete Fragen ein, die Dir bei einem Vorstellungsgespräch gestellt wurden? Gab es konkrete Punkte, bei denen Dir ‚unterstellt‘ wurde, daß Du damit nicht zurecht kommen könntest?
Wie ich manche
Blicke interpretieren soll ohne
sexistische „Vorurteile“ zu haben, weiß
ich auch nicht. Ich denke, auch wenn es
vielleicht wieder nur ein Vorurteil ist,
daß Frauen eine andere Art haben, ihre
Aggressivität auszuleben. Weil sie aus
körperlichen Gründen den Männern meist
unterlegen sind, haben sie eher eine
Neigung zu indirekter Aggressivität.
Damit meine ich, daß Frauen im
Intrigieren zum Beispiel die Männer um
Längen schlagen. Bei Männern gibt es
häufig einen verbalen Schlagabtausch
(manchmal auch nicht verbal), man pisst
sich gegenseitig ans Bein und die Fronten
sind geklärt. Bei Frauen liegt die Sache
anders, da schwelen die Konflikte oft
sehr lange und werden mit „unfairen“
Methoden ausgefochten.
Kann es beim Thema ‚Agressivität‘ auch damit zusammenhängen, daß es weniger mit dem Geschlecht an sich zusammenhängt, wie ‚Agressivität‘ ausgelebt wird, sondern vielmehr mit der unterschiedlichen Sozialisation die Jungen und Mädchen erfahren? Statt ‚Agressivität‘ gefällt mir in diesem Zusammenhang ‚Konfliktverhalten‘ besser.
Meine Erfahrung
sagt mir aber, daß, obwohl es einige
Männer zu verwundern scheint, daß eine
Frau (noch dazu blond *hihi*)
strukturiert denken und handeln kann,
viele nur am Anfang einer
Geschäftsbeziehung schwer haben,
irgendwann spielt dann das Geschlecht
keine Rolle mehr, dann zählt nur noch
Leistung.
Ab wann oder wie hat sich dieser Wendepunkt für Dich bemerkbar gemacht?
Liebe Grüße und vielen Dank
Katja
Hallo Katja,
nach meinen Erfahrungen würde ich Dir voll zustimmen. Ich arbeite als Architektin mit
etwa zur Hälfte weiblichen und männlichen Kollegen. Meine Haupterfahrungen:
- Eine Frau, die für ihren Kollegen mal ans Telefon geht, wird manchmal automatisch als Sekretärin oder Bauzeichnerin eingeschätzt.Ein Mann niemals.
- Die Werteinschätzung von Frauenkollegen wird von manchen Männern ganz offen erst einmal an ihrem(attraktiven) Äusseren fest gemacht. Ungefähr so: Bei der attraktiven Frau soundso waren die Herren Sound so plötzlich lammfromm und umgänglich.
3.Übrigens finde ich, dass attraktive Männer oft überschätzt werden. Sympatischen Menschen verzeiht man einfach viel mehr.
4.Männer profitieren automatisch von den Erfolgen anderer erfolgreicher Männer vor ihnen( Vorschusslorbeeren. Es gab und gibt viele bedeutende Männer. Frauen müssen sich diese positive Vorbeurteilung erst noch durch Leistung verdienen.
5.In meinem Büro gibt es ein kleines Ratespiel: Welche Frau wird als nächste schwanger und bringt damit den Chef und die Kollegen in Schwierigkeiten? (Wer macht die Arbeit?)
Viele Grüße von Ilona
alles nur Vorurteile!
Hi Katja,
im Grunde hast Du Recht!! die Fragen nach Familiengründung und Zukunft kommen schnell.
aber es liegt an jeder Frau selbst, wie sie sich diesen Vorstellungen stellt!!
Zusammenfassung: alles halb so schlimm!!!
Mit der Berufserfahung legen sich die Unterschiede!!!
Heute stehe ich meine „Frau“… ohne Komplexe und anerkannt!! … und wenn ich am Telefon für meine eingene Sekretärin gehalten werde: na und???
Gruß von einer Ingenieurin!
Ayla, die einfach „drüber steht“