Geschmack/Talente/Interessen genetisch bedingt?

Ein herzliches Hallo an Alle!
Vorweg: Leider weiß ich nicht, ob ich mit dem Thema im richtigen Board bin. Sollte dies nicht der Fall sein, bitte ich Sie, die Frage ins richtige Board zu schieben.
Folgendes (selbstverständlich ausgedachtes) Szenario:

Person A und Person B gehen durch die City.
Plötzlich sieht Person A ein Vertreter des anderen Geschlechts, der ihm/ihr gut gefällt. A stubst B an und fragt: „Sieht der/die nicht gut aus?“
B riskiert einen Blick und antwortet: „Ganz ehrlich? Mein Fall ist er/sie nicht.“
„Wie immer haben wir einen unterschiedlichen Geschmack.“

Selbstverständlich ist diese kurze Szene nur fiktiv; kein Mensch würde so oberflächlich sein und andere Menschen aufs Aussehen reduzieren … (:smiley: :wink:)
Aber Scherz beiseite:
Das Aussehen eines Menschen ist natürlich genetisch bedingt, bedingt durch die Informationen, die sich auf den Chromosomen befinden.
Sind aber auch Informationen über Geschmack wie oben beschrieben genetisch bedingt? Liegen die Information über Interessen ebenfalls auf den Chromosomen?
Sie Talente und Fähigkeiten „nur“ Folgen des Cross-Overs?
Kann es sein, dass der Nachwuchs von Eltern, die eine Vorliebe zu Heavy Metal haben, dann auch „nur“ diesem Musikgenre zugetan ist. Oder kann es sogar sein, dass das Kind dann doch eher andere Richtungen hört?

Neugierige Grüße und schon einmal Dankeschön im Voraus.

Michael Vogl

Hallo,

ich gehe davon aus, dass die meisten Talente und Vorlieben durch die soziale Prägung entstehen. Ein befruchtete Eizelle kann ja nicht wissen, wo auf der Welt sie sich später mal als Mensch bewähren muß.
Im artischen Eis? Im afrikanischem Busch? In einem islamischen Staat? Wer im Iran aufwächst, wird wohl kaum ein guter Eisbärjäger werden :stuck_out_tongue:

Die körperlichen Fähigkeiten sind bestimmt genetisch angelegt, auch das geistige Potential. Was aber ein Mensch daraus machen kann entscheiden Erziehung und Umwelt.

Moin,

Kann es sein, dass der Nachwuchs von Eltern, die eine Vorliebe
zu Heavy Metal haben, dann auch „nur“ diesem Musikgenre
zugetan ist.

oh jeh, dann wäre ich ein Fan von Egerländer Musik und anderen Volksmusikschrecklichkeiten.

Ein Mensch ist eine Mischung aus Genen und Einflüssen.
Was in welchem Maß wirkt, ist individuell höchst unterschiedlich.
Wenn ein Talent nicht gefördert wird, mag es verkümmern, wenn die Person aber eine starke Persönlichkeit ist, tut sie vielleicht alles um die eigenen Stärken zu entwickeln, ist sie schwach, passiert wenig.
Umgekehrt natürlich auch, nur kann man fördern wie man will, wenn kein Talent da ist, kommt auch keine Spitzenkraft daraus hervor.
Ich z.B. könnte trainieren wie blöde, würde die 100 m aber nie in 10,5 Sekunden bewältigen, oder ein Instrument in Vollendung spielen können (letzteres hab ich mehrfach aus eigenem Antrieb begonnen).

Gandalf

Hallo noch mal!

Danke für Ihe Antworten, die mir aber - bitte nciht allzuverärgert sein - eher weitere Fragezeichen aufs Gesicht zaubern.

Hallo,

ich gehe davon aus, dass die meisten Talente und Vorlieben
durch die soziale Prägung entstehen.

Ehrlich gesagt bin ich da sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite möchte ich das bejahen. Ich komme aus einer Familie, in der Bücher eine sehr große Rolle spielen. Mein Großvater liest gerne, meine Eltern lesen gerne, und auch ich bin dem Zauber der Geschichten verfallen.
Auf der anderen Seite ist meine Familie auch handwerklich fleißig dabei, und das ist überhaupt nicht mein Ding.
Dennoch will ich diesen Punkt nicht vollkommen ablehnen, da ich feststelle, dass dieses bei machen Interessen tatsächlich diese These untermauert, bei manchen aber nicht (so bin ich in unserer Familie der einzige „Fernsehsüchtige“).

Ein befruchtete Eizelle
kann ja nicht wissen, wo auf der Welt sie sich später mal als
Mensch bewähren muß.
Im artischen Eis? Im afrikanischem Busch? In einem islamischen
Staat? Wer im Iran aufwächst, wird wohl kaum ein guter
Eisbärjäger werden :stuck_out_tongue:

Warum nicht? Nur weil diese beiden Orte ziemlich weit voneinander getrennt sind? Warum sollte ein Iraner kein guter Eisbärjäger sein können?

Wenn ein Talent nicht gefördert wird, mag es verkümmern, wenn die Person :aber eine starke Persönlichkeit ist, tut sie vielleicht alles um die eigenen :Stärken zu entwickeln, ist sie schwach, passiert wenig.
Umgekehrt natürlich auch, nur kann man fördern wie man will, wenn kein :Talent da ist, kommt auch keine Spitzenkraft daraus hervor.
Ich z.B. könnte trainieren wie blöde, würde die 100 m aber nie in 10,5 :Sekunden bewältigen, oder ein Instrument in Vollendung spielen können ::frowning:letzteres hab ich mehrfach aus eigenem Antrieb begonnen).

Damit bin ich mit Ihnen zwar konform, dennoch lese ich in Ihrer Aussage, dass ein Mensch schon mit gewissen Talenten auf die Welt gekommen sein muss.
Zudem gehe ich davon aus, dass dann die Talente abhängig sind von diversen Begebenheiten abhängig sind.
Ein Läufer benötigt mit Sicherheit eine andere Komponente, um die besagten 100 Meter in unter 10 Sekunden zu laufen, ein Musiker wieder etwas anderes (sei es Fingerfertigkeit, sei es das Gefühl für die richtigen Töne), ein Autor benötigt eher geistiges Potential, nämlich Fantasie und das Talent, die zur Verfügung stehenden Wörter richtig anzuwenden.
Und - bitte nicht allzuverärgert sein - es fällt mir schwer zu verstehen, dass dies durch Umwelt und Erziehung möglich ist.
(Vielleicht bin ich auch einfach nur zu dumm, um dass zu verstehen :frowning: )

Lieben Gruß und Danke für die Antworten
Michael Vogl

Hallo,

ich schätze, man kann das ganz gut mit Geschmack im herkömmlichen Sinne, also bzgl. Nahrungsmitteln, vergleichen.

Ich weiß von südostasiatischen und mittelamrkanischen Müttern, dass die erste Beikost (also Nahrung neben Muttermilch) grob dem Erwachsenenessen entspricht - auch im Chilligehalt.
Wer in warm-feuchtem Klima groß wird, lernt von Klein auf, sehr scharf zu essen. Die Schärfe konserviert die Lebensmittel, ist daher in solchen Gebieten sehr sinnvoll, auch oder gerade für Babynahrung.

Ostfriesen trinken lieber Tee, weil sie, zumindest zu meiner Zeit noch, damit groß wurden. Andere lieben eher Kaffee oder Kakao, Mate oder was immer die Kultur bietet. Das kann nicht alles genetisch bedingt sein - den Genen dürften Chili, Kaffee oder Tee wurscht sein.

Wenn es um Partnerwahl geht, sind viele Menschen, ähnlich wie Enten, auf jüngere, vage Kopien ihrer Eltern fixiert - mein Eindruck aus eigener Erfahrung.
Angeblich wählen Opfer häuslicher Gewalt oft Schläger als Partner - verliebtermaßen. Würde dazu passen.

Gruß, Paran

Wenn es um Partnerwahl geht, sind viele Menschen, ähnlich wie
Enten, auf jüngere, vage Kopien ihrer Eltern fixiert - mein
Eindruck aus eigener Erfahrung.

Oh Gott, bloss nicht :wink:
Ist jetzt auch nicht meine Erfahrung (zum Glück).

Beatrix

Hallo,

Ein Mensch ist eine Mischung aus Genen und Einflüssen.
Was in welchem Maß wirkt, ist individuell höchst
unterschiedlich.
Wenn ein Talent nicht gefördert wird, mag es verkümmern, wenn
die Person aber eine starke Persönlichkeit ist, tut sie
vielleicht alles um die eigenen Stärken zu entwickeln, ist sie
schwach, passiert wenig.
Umgekehrt natürlich auch, nur kann man fördern wie man will,
wenn kein Talent da ist, kommt auch keine Spitzenkraft daraus
hervor.

Gandalf

Ich schließe mich Gandalf an. Die Forschung geht ja mittlerweile von ca 50/50-Anteilen aus. EinigeTalente sind angelegt und können durch die Einflüsse verstärkt oder behindert werden.
Musikgeschmack scheint mir nicht vererbbar und auch nicht wirklich beeinflussbar (ich habe meinen Erstgeborenen mit Pink Floyd, Deep Purple u.ä. bereits im Mutterleib berieselt, es hat nichts genutzt :wink:
Interessen können natürlich in eine Richtung beeinflusst werden. Mein Mann und ich sind naturwissenschaftlich breit interessiert, an Sprachen dagegen weniger. Dadurch bieten wir unseren Kindern bei unseren Unternehmungen oder Vorschlägen auch eher das Eine als das Andere an…

Beatrix

Hallo Michael Vogl,

(Vielleicht bin ich auch einfach nur zu dumm, um dass zu
verstehen :frowning: )

das bist du sicher nicht. Du hast eine vorgefertigte Meinung und die möchtest du hier bestätigt sehen. Das ist ganz menschlich und sicher nicht genetisch bedingt.

Gruß

Tankred

Hai, Michael,

wie schon gesagt, ist die aktuelle Meinung bei ungefähr 50:50.

Mal ein Beispiel, wie das gemeint ist: stell Dir drei Babys vor, die alle drei genetisch die Anlage zu perfekter Auge-Hand-Koordination haben.
Nun lassen wir eines bei einem Jägervolk aufwachsen; es beginnt, kaum daß es laufen kann, damit, dünne Stäbe in rollende Reifen zu werfen.
Das zweite schicken wir ins technikverliebte Japan und drücken ihm frühzeitig eine Maus in die Hand und setzen es vor einen Computer.
Das dritte übergeben wir einer gründlich verunsicherten Übermutter, die den Zwerg erst mit 4 Jahren aus dem Kinderwagen entlässt und weiterhin jegliche Aktivitäten wegen möglicher Gefahren (oder Schmutz!) untersagt.
Jetzt sammeln wir die drei mit 10 Jahren wieder ein und lassen sie Basketball spielen - was glaubst Du, wer als erstes einen Korb wirft?

Die ersten zwei haben die Gelegenheit, ihr Talent zu nutzen und es zu trainieren - beim dritten wird das genetisch vorgegebene Talent schlicht verkümmern („Use it or loose it“ trifft nicht nur bei Erlerntem zu)

Ein anderes Beispiel: fast alle Babies werden mit dem perfekten Gehör geboren. Sie können alle Laute exakt unterscheiden und alle Tonhöhen genau zuordnen. Dann erlernen sie die Sprache ihrer Umgebung. In vielen asiatischen Sprachen ist die Tonhöhe einer Silbe bedeutungsvoll, während die Unterscheidung zwischen R und L keine Bedeutung hat. In den meisten europäischen Sprachen ist die Tonhöhe mehr so persönlicher Stil und wird (fast) nur grammatikalisch genutzt (ansteigender Ton am Satzende, um eine Frage zu symbolisieren), dafür ist der Unterschied zwischen R und L wichtig. Der jeweils unnötige Teil wird vom wachsenden Hirn nun einfach abgeschafft (Energieverschwendung), mit dem Effekt, daß viele erwachsene Asiaten einfach nicht mehr hören, ob nun „leicht“ oder „reicht“ gesagt wird, und viele Europäer nicht hören, ob „dao li“ oder „dao li“ gesagt wird.

Generell versucht man mit Zwillingsforschung dahinter zu kommen, was nun genau vererbt wird und was erlernt bzw. geprägt wird. Das ist auch das Stichwort, mit dem Du mal suchmaschinen könntest.

Gruß
Sibylle