Hallo zusammen,
was mich wirklich mal interessieren würde: wie hat man in Bayern um 1800 herum gesprochen? Nicht was, sondern wie. Natürlich gibts da keine Tonaufzeichnungen - aber interessant wäre das schon, wie ein Bauer im Werdenfelser Land oder ein Winzer in Würzburg geredet hat. Schade, daß man es nicht hören kann. Was meint ihr dazu?
Freundliche Grüße
Lenny
kann. Was meint ihr dazu?
Freundliche Grüße
Hallo, Lenny,
tatsächlich gibt es in Bayern Dialektforscher, die von Ort zu Ort gehen und Aufzeichnungen sammeln. Manche Worte sind bestimmt auch über 200 Jahre alt. Wo das im Internet abzurufen ist, weiß ich leider momentan nicht.
Viel Erfolg bei der Recherche
CF FJ
Hallo, Lenny,
da im 19. und bis zur Mitte des 20. Jhdts die heute üblichen Einflüsse der Massenmedien auf die Dialekte noch nicht vorhanden waren, kann man davon ausgehen, dass in der ersten Hälfte des 20. Jhdts in den ländlichen Gebieten noch so gesprochen wurde wie um 1800.
Dies bestätigen auch Beobachtungen bei Auswanderen nach Süd- und Nordamerika oder nach Russland. Diese Leute sprechen z. T. noch genauso wie ihre Ururureltern, die seinerzeit auswanderten.
Ich habe selber Spätaussiedler unterrichtet, die in ihrem Wortschatz noch Begriffe hatten, die im heutigen Schwäbisch, also dem der zweiten Hälfte des 20. Jhdts, nicht mehr gebraucht und nur noch von älteren Leuten verstanden werden.
Die fonografische Aufzeichnung der Dialekte beginnt aber schon Anfang des 20. Jhdts, also sobald die Technik vorhanden war.
Eine weitere Bestätigung kann man bekommen, wenn man die noch nicht hochdeutsch normierten Gebrauchstexte der damaligen Zeit um 1800 mit den ersten fonetischen Aufzeichnungen und dem heutigen Lautstand vergleicht.
Auf diesem, zur Zeit leider korrumpiertem, Link konnte man früher solche Hörbeispiele anhören => Die deutschen Dialekte mit Hörbeispielen
http://www.uni-marburg.de/dsa/dtdiale…
Also nicht anklicken bis er repariert ist.
Gruß Fritz
Servus Lenny,
in Ergänzung zu den eigentlich schon erschöpfenden Erläuterungen von Fritz:
Das „wie“ hat sich in dieser (für die Entwicklung von Sprachen kurzen) Zeit wenig verändert. Das „was“ schon: Nicht nur der Marburger Link, sondern mindestens alle süddeutschen Dialekte sind heute korrumpiert durch die Annäherung ans Standardsprachliche und die Vermischung mit diesem. Was zuerst nachlässt, ist nicht so sehr der Klang und die Aussprache, sondern das Vokabular und auch die - soweit vorhanden - grammatischen Eigenarten.
Wenn ich heute die geheime Königin des Mannheimer Wochenmarktes, eine Schnittblumengärtnerin im Alter von rund 85 Jahren, die aus einer bairischen Sprachinsel unweit Budapest stammt, höre, verstehe ich sie passiv nicht besser oder schlechter als einen aus Prien oder Rosenheim oder Fürstenfeld. Ihr gut 200 Jahre altes Bairisch klingt von der Lautung her eher „Generaloberdeutsch“, als sei da Fränkisches und Schwäbisches auch darinnen. Einen Unterschied zu dem ab ca. 1950 Gesprochenen macht aber eher das Vokabular aus, angefangen mit der Banalität, dass sie als Anreden bloß die 1. Person Plural und die 1. Person Singular, vielleicht auch die 3. Person Singular benutzt, aber jedenfalls nicht die Dritte Plural.
- Letzten Samstag, als ich mit Adelheid zusammen auf den Markt kam:
„Dai Monn kummt aba efta zu mia os wia Du“
- sie hat sich an unsren runtergefallenen Kiefern sehr ergötzt -
Schöne Grüße
MM
- Person Sgl/Pl. natürlich - ich glaub ich lass es für heute besser sein…