Getreidekaffee aus verschiedenen Getreidearten - selbst herstellen?

Hallo :slight_smile:

Da ich gerade Koffein faste, trinke ich ganz gern stattdessen Getreidekaffee.
Im Bioladen bin ich nun gar auf Dinkelkaffee gestoßen:

shop.mounthagen.de/collections/getreidekaffee/collections/dinkelkaffee

[Link editiert vom www Team]

Dieser soll laut Hersteller aus zu hundert Prozent aus Dinkel
bestehen. Mir als Fan von Urgetreidearten wie Emmer oder Einkorn stellt
sich dabei die Frage, ob man nicht auch aus diesen einen solchen Kaffee
herstellen könnte? Immerhin gehören sie ja sogar zur selben
Getreidegattung wie der Dinkel.

Hat irgendjemand Erfahrung damit? Wie könnte ich das einmal ausprobieren? Emmerkörner selbst rösten und mahlen? Wie geht das?

Danke & Beste Grüße
Irmfried

Servus,

für Muckefuck gibt es klassisch drei Ausgangsstoffe:

  • Zichorienwurzel
  • Gerste (gemälzt oder ungemälzt)
  • Feigen

1945ff wurden auch Bucheckern und Kastanien verwendet.

Das Rösten von Getreide, um Kaffeeersatz zu erhalten, ist betreffend die Steuerung der Temperatur nicht weniger anspruchsvoll als das von Kaffeebohnen. Es ist kein Zufall, dass sich in diesem Metier noch relativ viele Unternehmen im Familienbetriebsformat halten konnten: Das sind die wenigen, die „wissen wie es geht“ und daher für die Ergebnisse ihrer Kunst leicht ein paar Euro mehr fürs Pfund nehmen können.

Schau Dir mal die Altersstruktur der Belegschaft vom Mohrbacher an - man sieht ziemlich deutlich, dass man die Kunst des Röstens nicht en passant in einem Wochenendkurs bei der Volkshochschule lernen kann (auch wenn von den Abgebildeten natürlich fast keiner in der Produktion arbeitet).

Schöne Grüße

MM

Ich sehe das nicht ganz so pessimistisch, weil ich mir eine Zeitlang grüne Kaffeebohnen selber geröstet habe. Gründe waren extrem wenig Geld, ein gewisser Luxusbedarf und eine geeignete Ausstattung: eine schwere Eisenpfanne, ein mit Holz beheizter Herd, auf dem ich die Temperatur sehr gut steuern konnte, Geduld und Akribie sowie eine mechanisch arbeitende Kaffeemühle.
Mit Getreidekörnern müsste es ähnlich klappen:
Pfanne leer hoch heizen, Körner rein, Hitze runterdrosseln, aber noch nicht auf minimal. Ständig dabei bleiben , rühren und beochten. Sobald erste „Silberhäutchen“ der Bohnen abplatzten, habe ich auf minimale Hitze reduziert und ständig gerührt oder geschüttelt. Wenn alle Bohnen den gleichen tiefbraunen aber nicht schwarzen Farbton hatten, habe ich die Pfanne vom Herd genommen und die Bohnen sofort (das ist wichtig, weil die Pfanne nachheizt) in ein kaltes Porzellangefäß gegeben.
Danach halt gemahlen. Köstlicher Kaffee!
Weiß allerdings nicht, ob Getreidekörner in einer Kaffeemühle zu mahlen sind. Evtl müsstest Du mörsern.
Ich würde es auf jeden Fall ausprobieren.

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Sie sind. Können dabei zwar (anders als in der Steinmühle) ein wenig heiß werden, aber das macht bei sowieso schon geröstetem Getreide weiter nichts aus.

Mir scheint aber, dass es bei Gerste noch einen Takt fummeliger ist als bei Kaffee, die richtige Temperatur und die richtige Dauer zu finden. Aber seis drum - des Menschen Wille ist sein Himmelreich!

Schöne Grüße

MM

Vielen Dank für die Antwort! Ich bin echt beeindruckt. Dass Du aus Geldmangel Dir Deine Kaffeebohnen einfach selber geröstet hast. Wo bekommt man denn grüne Kaffeebohnen? Und sind die wirklich so viel günstiger als geröstete?

Aber ich probiere das gerne. Ich verfüge allerdings nur über ein einfaches Ceran-Kochfeld und eine Pfanne aus … Stahl, glaub ich? Oder spielen die schwere Eisenpfanne und ein mit Holz beheizter Herd eine Rolle? Gilt das mit Silberhäutchen abplatzen auch für Getreidekörner?

Danke auch für Deine Antworten, Aprilfisch.

Warum ist Gerste noch einen Takt fummeliger?

Würdest Du sagen, dass überhaupt auch andere Getreidearten wie Emmer oder von mir aus Roggen prinzipiell für Getreidekaffee in Frage kommen?

Weil man ihr nicht ansehen kann, wann sie den richtigen Röstgrad hat. Denke an die Beschreibung, die Amokoma gegeben hat.

Prinzipiell kommt alles in Frage, was eine Maillard-Reaktion mitmacht, ohne gleich zu verkohlen. „A point“ geröstet, könnte man wohl auch Buchen-Sägemehl einsetzen. Wie Kaffee schmeckt das Ergebnis sowieso nicht, sondern eben wie etwas Geröstetes. Emmer, Kamut, Dinkel oder sowas für diesen Zweck einzusetzen, ist angesichts der Preise ein Luxus, der dem Zweck, ein billiges, kaffeeähnliches Surrogat zu erhalten, ein wenig zuwider läuft. Aber noja - warum nicht?

Schöne Grüße

MM

Gespart habe ich nicht. Hätte für die grünen Bohnen (bei einem gut sortierten Türken) auch die gleiche Menge des billigsten vakumisierten gemahlenen Kaffees kaufen können. Mir war nur nach wenigstens kleinem Luxus im Alltag: halt frisch gerösteter und gemahlener Kaffee!
Ich weiß nicht, ob das auf Ceran und mit StahlPfanne klappen kann, halte es aber für deutlich schwieriger. Weil Du gleichmäßige und gut steuerbare Hitze bzw. ihre Reduzierung in der Kombination nur sehr schwer hinkriegst. Bei Getreidekörnern, die ja kleiner sind als Kaffeebohnen, bekommst Du mit der Ausstattung kaum eine annähernd gleichmäßige Röstung aller Körner hin. Es sei denn, Du hast enorm viel Lust - gibt es ja, habe das auch - es trotzdem auszuprobieren.
Dän men tou.
LG

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