Hallo,
Deine Geschichte freut mich sehr. Sie hat das Kind im Mittelpunkt und ihm bleiben Mama und Papa - auch mal gemeinsam - erhalten.
Seit vielen Jahren kenne ich die Frage von Anke eigentlich anders herum. Das Kind darf nur so wenig wie irgendmöglich zum getrenntlebenden Papa.
Anke, mir sind viele Väter bekannt, die um jede Sekunde und überhaupt um jeden Umgang mit ihrem Kind kämpfen, oft sogar Gerichte bemühen, müssen.
Sie würden sich freuen wie Schneekönige, wenn sie eine längere Urlaubszeit mit ihren Sprößlingen verbringen oder sie unter der Woche vom Kindergarten bzw. Schule abholen dürften.
Wie wäre es, wenn Du den Vater Eures Zwerges mal zu solchen Vätern schleppen würdest? Er käme von so einem Treffen vermutlich ohne Hals wieder, weil sein Kopf völlig in den Schultern verschwunden ist. Shampoo benötigt er dann für die nächsten Jahre auch nicht mehr, so sehr würde ihm der Kopf gewaschen werden.
Die Umgänge sind nämlich nicht nur für die betreuende Mutter eine Entlastung und ein Freiraum, sie helfen auch dem Kind.
Zwei aktuelle Beispiele aus meiner Verwandtschaft:
Vor 15 Jahren Trennung, drei Kinder, Umgang zum Vater wurde boykottiert. Ergebnis nach 15 Jahren: ältestes Kind - inzwischen um die Dreißig - Borderline, Angststörungen, Depressionen, Panikattacken, Schmerzattacken usw. usw. usw.
Zweites Kind ist damals nach 5 Jahren von der boykottierenden Mutter zum Vater gewechselt.
Ergebnis nach 15 Jahren: sie ist selber Mutter und kämpft (ähnlich wie Du) nach der Trennung vom Kindesvater darum, dass er häufig das Kleine nimmt.
Damals jüngstes Kind: Depressionen und ewiger Student. Benötigt 10 Semester zum Vordiplom. Keine Freunde, keine Partnerschaft.
Zweiter Familienfall: Trennung vor etwa 15 Jahren, 2 Kinder. Vater verweigerte eine gewisse Zeit den Umgang mit den Kindern, weil sie ihn ja verlassen hatten. Die Mutter „zwang“ ihn dann zum Umgang.
Ergebnis: Beide - inzwischen erwachsene - Mädchen haben immer noch Schlüssel zu beiden Elternhäusern. Papa (und seine LG) wird genauso ins tägliche Leben eingebunden wie Mama (und deren Mann).
Vor ein paar Monaten heiratete die Ältere: Mama organisierte die Feierlichkeiten. Stiefvater bezahlte sie. Papa beteiligte sich mit einer festen Summe. Papa führte die Braut zum Altar und war auch bei der Standesamtlichen anwesend. Naja, nicht nur der Papa war da, auch seine Mutter, sein Bruder mit Familie usw.
Versehentlich fing die LG des Vaters den Brautstrauß auf. Jetzt hoffen beide Mädels (und deren Mutter), dass es endlich auch hier zu einer Hochzeit kommt. Beide Mädels haben keiner psychische Auffälligkeiten und sind bzw. lernen Erzieherinnen.
Bleibt bei Eurem Weg, den Kindern beide Eltern zu erhalten - auch wennn ein Elternteil nicht so perfekt sein sollte.
Anke, wenn Du eine Vätergruppe suchst, wo dem Vater der Kopf gewaschen werden soll, sag Deine Postleitzahl und ich versuche eine passende aufzutreiben.
Gruß
Ingrid