Getrennte Toiletten für Katholiken&Protestanten?

Hallo und Guten Tag,

ich habe mal gehört, dass es im Deutschland (BRD) der 1950er Jahre Gegenden gegeben haben soll, wo die Toiletten für Protestanten und Katholiken getrennt waren - so ähnlich wie in Südafrika zu Apartheidszeiten für Schwarze und Weisse.

Ich kann mir das aber nicht so recht vorstellen.

Weiss jemand, ob das stimmt?

Vielen Dank im Voraus für die Antwort,

Jasper.

Hallo, Jasper,

ich habe mal gehört, dass es im Deutschland (BRD) der 1950er
Jahre Gegenden gegeben haben soll, wo die Toiletten für
Protestanten und Katholiken getrennt waren - so ähnlich wie
in Südafrika zu Apartheidszeiten für Schwarze und Weisse.

Weiss jemand, ob das stimmt?

ja, stimmt - das hatte aber weniger mit irgendeiner Art von Diskriminierung zu tun, sondern lag vor allem an der damaligen Struktur des Schulwesens.
In Bayern z.B. waren bis 1968 die Volksschulen Bekenntnisschulen (siehe auch http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/a…), d.h. Katholiken und Protestanten wurden in jeweils eigenen Schulen (auch von Lehrern des jeweiligen Bekenntnisses) unterrichtet.
In den 50er Jahren gab es üblicherweise katholische Schulen für Mädchen, katholische Schulen für Knaben und evangelische Schulen (welche besonders in ländlichen Gebieten oft nur zweiklassig waren, da Protestanten eine Minderheit in der Bevölkerung darstellten).
Mancherorts befanden sich die Schulen an verschiedenen Standorten, aber in vielen Kleinstädten lagen sie auf dem gleichen Areal (auf dem übrigens auch jede Schule ihren eigenen Pausenhof hatte) - aber normalerweise in verschiedenen Gebäuden, in denen sich dann eben auch die jeweiligen Toiletten befanden. Die „Evangelischen“ gingen nicht auf die Toiletten der „Katholischen“ (und umgekehrt) - eben sowenig wie die (katholischen) Knaben sich auf dem Pausenhof der (katholischen) Mädchen blicken lassen durften (und umgekehrt).

Gruß
Kreszenz

Hallo,

da gibts doch diese nette Bildchen, wo ein kleiner Bub vor zwei solchen Klotüren (eine katholisch, eine evangelisch) steht, sich in die Hose bieselt und weint. Ein Lehrer steht vor ihm.
Dazugehöriger Text: „Ich bin mosaisch, Herr Lehrer!“

Gruß,
Markus

Hallo,

gab es nicht auch in den „Paukerfilmen“ mit Theo Lingen und Hans Kraus einen „Streich“, wo die Schüler die Beschriftung der Lehrertoiletten „Herren“ - „Damen“ in „katholisch“ - „evangelisch“ abänderten? Oder trügt mich mein Gedächtnis?

Gerhard

Hallo, liebe Kreszenz,
ich kenne das auch noch aus den ersten Jahren im Gymnasium (…51/52) in Franken.
Wir waren dreizügig: A-Klassen waren Alumni eines katholischen Heimes, B-Klassen rein katholisch, C-Klassen gemischt und auch Mädchen.
Als dann mehr Mädchen ins Gymnasium kamen, wurden die Toiletten dann nach Geschlechtern statt nach Konfessionen getrennt.
Übrigens gab es damals in der Domstadt auch zwei Gymnasien. Eines davon unterrichtete nur katholische Knaben, das andere hatte auch zugan für Protestanten und Mädchen.
Gruß
Eckard

Hallo Eckard,

Eines davon unterrichtete nur katholische Knaben, das andere
hatte auch zugan für Protestanten und Mädchen.

das erklärt, warum es immer mehr Protestanten und immer weniger Katholiken gibt :wink:

Gandalf

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nicht toiletten aber …
… aber meine mutter erzählte mir, daß, als sie in den frühen 50ern nach westfalen kam, dort „mischehen“ absolut verpönt waren. das waren ehen zwischen evangelen und katholiken.

gruß
ann

Ehen
Hallo,

ergänzend: Mein Urgroßvater (katholisch, gest. Ende der 60er Jahre) hat zeit seines Lebens die Ehe zwischen seinem Sohn (katholisch) und meiner Mutter (evangelisch) als nicht existierend angesehen.

Gruß

Bona

Hallo Bona,

kann ich toppen (von der Zeit her).
Meine Kusine (evangelisch) heiratete 1978 einen Katholiken. Vater und Bruder zogen demonstrativ die dreckigsten Blaumänner an, die sie hatten (von Beruf Spengler) und spazierten vor der Kirche, in der der ökumenische Gottesdienst stattfand, auf und ab, damit die ganze Stadt sehen konnte, dass diese Verbindung abgelehnt wird.

Gruß
Elke

Hallo,

ergänzend: Mein Urgroßvater (katholisch, gest. Ende der 60er
Jahre) hat zeit seines Lebens die Ehe zwischen seinem Sohn
(katholisch) und meiner Mutter (evangelisch) als nicht
existierend angesehen.

Geht das? Dein Großvater und Deine Mutter verheiratet?!?
Jedenfalls fand die Hochzeit vor den 60ern statt, oder? Das passt dann wieder ganz gut.
Solches Verhalten ist damals (= bis in die 70er) aber nicht auf das Religiöse beschränkt gewesen. Z.B.:
Ich bin in einem Doppeldorf aufgewachsen (wohne heute wieder da). In den späten 80ern wurde aus der Verwaltungsgemeinschaft endgültig eine einzige Gemeinde. Zusammengewachsen (geografisch) sind beide Dörfer aber schon in den 70ern.
Noch bis in die besagten 70er aber war es fast undenkbar, von einem Dorf ins andere zu heiraten. Entweder gingen beide weg, oder sie bekamen gesellschaftlich keinen Fuß mehr auf den Boden (Frühschoppen, Feuerwehr, Vereine…).
Und noch vor ein paar Jahren - also im 21.Jh.! - sträubte sich der Kegelverein des einen Dorfes vehement gegen die Zusammenlegung mit dem Kegelverein des anderen, obwohl ihm aufgrund eines Umbaus der Vereinsheims die Kegelbahnen abhanden gekommen waren. Noch jetzt bilden die einen ihre eigenen Mannschaften innerhalb des neuen Gesamtvereins, der einen wahren Namenswurm aufweisen kann, damit sich ja keiner zurück gestellt fühlt.

Bis heute fällt es auch auf, wenn man grenzüberschreitend tätig wird. Als ich beim Hochwasser vergangenes Jahr im anderen Ortsteil Sandsäcke schleppte und mich dann morgens um 5 nach der Entwarnung zu einem wohlverdienten Bierchen mit den anderen zusammen setzte, fragte mich der Feuerwehrkommandant (positiv überrascht), warum ich hier geholfen hätte, und nicht in „meinem“ Ortsteil…

VG
Christian

PS: Beide Ortsteile (zusammen 5000 Einwohner!) haben natürlich bis heute ihre eigenen Feuerwehren!

Hallo,

Geht das? Dein Großvater und Deine Mutter verheiratet?!?

Witzbold, das war natürlich ein Schreib- bzw. Denkfehler! :smile:

Gruß

Bona

Tja, jetzt könnte man pessismistisch fragen: Wenn sich die beiden benachbarten Dörfer schon so gegeneinander abgegrenzt hatten, wie Du das berichtest, wie soll das dann erst mit der „multikulturellen Gesellschaft“ funktionieren?

Hallo,
konfessionsgetrennte Schulen gab es auch in NRW bis in die 60er. Als ich 1966 eingeschult wurde, hieß die Schule „Evangelische Grundschule“, später dann „Gemeinschaftsgrundschule“. Das einzige katholische Mädchen in meiner Klasse war schon fast so etwas besonderes wie ein dreiköpfiger Hund.

Aus Erzählungen meiner Mutter weiß ich folgendes aus der Zeit der frühen 60er Jahre, als mein Bruder zur Grundschule ging:
Die katholische Schule war abgebrandt und die Kinder wurden mit in der evangelischen Schule unterrichtet. Ein gemeinsamer Sportunterricht allerdings war nicht möglich, da „die Kinder ein anderes Körpergefühl haben“.

Gab es eigentlich auch religiös getrennte Spielplätze???
Schließlich wurden die Kinder ja auch oft in religiös eindeutig zugeordneten Kliniken geboren.

Übrigens:
Auch mein Vater (Jg. 1925) bezeichnete die 1980 geschlossene Ehe zwischen meiner ev. Schwester und ihrem kath. Ehemann als „Mischehe“, obwohl er selbst nie religiös gelebt hat… Aber immerhin durfte der Schwiegersohn die Toilette benutzen!

Gruß
Jette

OT

Auch mein Vater (Jg. 1925) bezeichnete die 1980 geschlossene
Ehe zwischen meiner ev. Schwester und ihrem kath. Ehemann als
„Mischehe“

*ROTFL*

„Obergefreiter heiratet Bürgerliche“

Tja, jetzt könnte man pessismistisch fragen: Wenn sich die
beiden benachbarten Dörfer schon so gegeneinander abgegrenzt
hatten, wie Du das berichtest, wie soll das dann erst mit der
„multikulturellen Gesellschaft“ funktionieren?

Genau genommen : Überhaupt nicht! Das Problem der „Multikultis“ ist, daß sie gar keine Kultur haben, die man vermischen könnte, anderenfalls könnten wir von den Türken das Traditionsbewußtsein , von den Italiener den Familiensinnn, von den Franzosen das maßvolle Laissez faire etc. etc. lernen- und was lernen wir von denen allen? Schlechtes Deutsch!