Hallo,
ergänzend: Mein Urgroßvater (katholisch, gest. Ende der 60er
Jahre) hat zeit seines Lebens die Ehe zwischen seinem Sohn
(katholisch) und meiner Mutter (evangelisch) als nicht
existierend angesehen.
Geht das? Dein Großvater und Deine Mutter verheiratet?!?
Jedenfalls fand die Hochzeit vor den 60ern statt, oder? Das passt dann wieder ganz gut.
Solches Verhalten ist damals (= bis in die 70er) aber nicht auf das Religiöse beschränkt gewesen. Z.B.:
Ich bin in einem Doppeldorf aufgewachsen (wohne heute wieder da). In den späten 80ern wurde aus der Verwaltungsgemeinschaft endgültig eine einzige Gemeinde. Zusammengewachsen (geografisch) sind beide Dörfer aber schon in den 70ern.
Noch bis in die besagten 70er aber war es fast undenkbar, von einem Dorf ins andere zu heiraten. Entweder gingen beide weg, oder sie bekamen gesellschaftlich keinen Fuß mehr auf den Boden (Frühschoppen, Feuerwehr, Vereine…).
Und noch vor ein paar Jahren - also im 21.Jh.! - sträubte sich der Kegelverein des einen Dorfes vehement gegen die Zusammenlegung mit dem Kegelverein des anderen, obwohl ihm aufgrund eines Umbaus der Vereinsheims die Kegelbahnen abhanden gekommen waren. Noch jetzt bilden die einen ihre eigenen Mannschaften innerhalb des neuen Gesamtvereins, der einen wahren Namenswurm aufweisen kann, damit sich ja keiner zurück gestellt fühlt.
Bis heute fällt es auch auf, wenn man grenzüberschreitend tätig wird. Als ich beim Hochwasser vergangenes Jahr im anderen Ortsteil Sandsäcke schleppte und mich dann morgens um 5 nach der Entwarnung zu einem wohlverdienten Bierchen mit den anderen zusammen setzte, fragte mich der Feuerwehrkommandant (positiv überrascht), warum ich hier geholfen hätte, und nicht in „meinem“ Ortsteil…
VG
Christian
PS: Beide Ortsteile (zusammen 5000 Einwohner!) haben natürlich bis heute ihre eigenen Feuerwehren!