Hallo,
traurige Geschichte.
ich bin 1. Elternbeirat in einer 1. Klasse.
Das ist gut, denn so hast Du die uneingeschränkte Möglichkeit Vertrauen zwischen Eltern und den Lehrern aufzubauen. Hast Du noch ältere Kinder? Wenn nicht, dann gestehe Dir auch ein, dass Dir die Erfahrung fehlt. Damit meine ich auch das Besonnene Umgehen mit Problemen und auch darauf vertrauen, dass es naheliegende Lösungen gibt.
Das funktionierende Schulsystem (zumindestens in den ersten Klassen) baut auf die Kooperation zwischen Eltern und Lehrer - die Kinder selbst sind schon fast zweitrangig. Die Kinder funktionieren und lernen (sowohl das Sozialverhalten als auch den Schulstoff) nur durch die Unterstützung der Eltern und der Lehrer.
In der Klasse gibt es ein sehr gewalttätiges Kind. Schläge und
neuerdings Sprünge ins Rückrad anderer Kinder. Vom stören im
Unterricht ganz zu schweigen.
Es wurden bisher wenige Maßnahmen eingeleitet wie
Strafaufgaben und Zeit absitzen in anderen Klassen.
Das sind auch keine adäquaten Mittel um das Verhalten abzuschalten. Hier geht es nicht um Strafarbeiten (die einem Kind in der ersten Klasse auch wenig interessieren dürfte), sondern in erster Linie sollten intensive und klar formulierte Eltern-Lehrer-Gespräche stattfinden. Das Problem liegt nicht primär beim Kind. Den Eltern sollten unmissverständlich klar gemacht werden, dass sie bestimmte Verhaltensweisen in der Klasse absolut nicht dulden. Konsequenzen hieraus sollten aber eher eine intensivere Aufsicht beinhalten (z.B. das Kind nach vorne setzen, an einem Einzeltisch und in den Pausen „an die Hand“ nehmen). Da höre ich schon gleich die Lehrer schreien: keine Zeit, keinen Bock. Tja, dann muss mal auf den Kaffee vor der Hofpause verzichtet werden, oder man nimmt das Kind mit ins Lehrerzimmer (das hatten wir auch schon und da saß es dann ganz ohne Beschäftigung und Aufmerksamkeit 10 Minuten herum, bis es mit einem Lehrer auf den Hof durfte).
Auch haben wir eine Verantwortliche einer Schule für schwer
erziehbare Kinder da gehabt, die dieses Kind definitiv in Ihre
Schule aufnehmen würde.
Ach herrje - abschieben also? So sollen also auch die anderen Kinder lernen, dass Probleme dadurch gelöst werden, dass man sie aus dem unmittelbaren Leben verbannt und es anderen überlässt?
Problem liegt beim Vater.
Na dann wird der Vater zum Gespräch geladen und der bekommt etwas zu hören!
Getrennt lebende Eltern, Vater macht genau das Gegenteil was
für das Kind gut ist. Bestes Beispiel: das Kind darf
gewaltätige Videos ab 18 Jahre schauen.
Konkret ansprechen und ihn unmissverständlich klar machen, dass es seinem Kind schadet. Man kann auch mit Schulpsychologen oder gar Jugendamt drohen.
Die Lehrerin ist nicht durchsetzungsfähig und schickt die
Eltern der Opferkinder nun zu mir.
Das ist natürlich doppelt blöd. Wenn sie nicht durchsetzungsfähig ist (in einer 1. Klasse!!), dann sehe ich das als mindestens genauso problematisch wie der Rüpel-Papa und sein Sprößling.
Ich möchte mich der Sache gerne annehmen.
Was genau verstehst Du darunter. Ich an Deiner Stelle hätte dabei ein Ziel: eben dieses Kind zu retten.
Welche rechtlichen oder schulischen Schritte sind schnell
möglich oder müssen die Eltern anzeigen erstatten so dass sich
das Jugendamt einschaltet.
Anzeige erstatten gegen wen? Gegen das Kind? Oder gegen die Aufsicht, die versagt hat?
Bei uns würde ein Kind mit solchen Verhalten an die kurze Leine genommen werden, die Eltern zu unbequemen Gesprächen zitiert werden und am Ende der ersten Klasse wäre das Kind integriert.
Ihr habt aber die falsche Lehrerin für einen solchen Weg. An Deiner Stelle würde ich es ablehnen die Elterngespräche zu führen, denn das ist Aufgabe der Klassenleitung und in schweren Fällen der Schulleitung. Du kannst aber Gespräche mit der Lehrerin führen und ihr dabei helfen, wenn Du das Gefühl hast, dass Du dafür die Qualifikation hast.
Eine weitere Möglichkeit, die nicht unausgeschöpft bleiben sollte, ist einen Gewalterzieher und einen Schulpsychologen heranzuziehen.
Es sollte Dir in Deiner Funktion klar sein, dass es einerseits um die Sicherheit der Klasse geht, aber auch darum alles Mögliche zu unternehmen das Kind in der Klasse zu integrieren.
Bevor man das Kind wegschickt, kann man auch versuchen eine Einzelfallbetreuung zu beantragen.
Viele Grüße