Hallo Andrea,
ich habe doch gleich mal geschaut, ob wir uns kennen, aber nein, du wohnst weit weg.
Bei unserem Sohn (1. Klasse, sehr wenige Kinder, Dorfschule) ist die Situation gerade ähnlich. Mein Sohn war bisher zum Glück nicht das Opfer, aber ich war fassungslos, als ich von verschiedenen Seiten - meinem Sohn, der Elternbeirätin und zuletzt auch der Mutter des aktuellen Opfers - gehört habe, was zwei Jungs in dieser Klasse anrichten.
Momentan haben die Jungs wohl auch Pausenverbot. Die Lehrerin, eigentlich eine ganz nette und schon etwas älter, also erfahren, hat schon am ersten Elternabend, der ganz kurz nach der Einschulung stattgefunden hat, erzählt, dass mehrere Jungs die Klasse aufmischen und ein turbulentes Jahr bevorstünde. Inzwischen hat sie mehrmals in Einzelgesprächen (wenn man sich zufällig über den Weg läuft) erzählt, wie schwierig die Lage ist.
Die Mutter des misshandelten Jungen (anders kann man nicht nennen, was die mit ihm gemacht haben) hat mir erzählt, dass die Lehrerin ein Auge auf die Jungs habe und bisher nichts weiter vorgefallen sei, aber die Mutter ist natürlich sehr wachsam.
Was kann man machen ?
Der erste Schritt ist ein Gespräch mit dem Elternbeirat. In so einem Fall leiden nicht nur die direkt betroffenen Kinder, sondern auch die anderen, die das mitbekommen. Vielleicht gab es schon weitere Beschwerden.
Dann sollte ein Gespräch stattfinden mit Elternbeirat und Lehrerin und eventuell der Schulleitung. Der EB muss nicht dabei sein, das ist nicht vorgeschrieben, kommt aber gut.
Wichtig: Nicht über die schlimmen Jungs herziehen, auch wenn es sehr schwerfällt, sondern konstrukiv eine Lösung suchen: Ein paar ältere Kinder könnten vielleicht „Pate“ sein und die Klasse in den Pausen „bewachen“, bei Übergriffen dann schnell die Pausenaufsicht holen. Wenn die betreffenden Schüler nicht in die Pause dürfen, ist ja zumindest dort die Sicherheit der anderen gewährt.
Vermutlich wissen die Eltern der Schlägertypen schon lange, dass ihre Söhne Probleme machen und sind selbst verzweifelt. Ich möchte sie nicht in Schutz nehmen, aber ich denke, dass Gespräche der Lehrerin mit den Eltern gar nichts bringen. Vielleicht aber ein (verständnisvolles) Gespräch von Mutter zu Mutter ? Man kennt die Ursachen ja nicht, es gibt eine ganze Bandbreite von Erziehungsfehlern bis hin zu massiven Störungen bei den Kindern, dann brauchen sie psychologische Unterstützung. Leider kann man von außen nicht entscheiden, was davon nun zutrifft.
Natürlich werden diese Eltern nicht zu einem Elternabend kommen, würdest du das in dieser Situation tun ? Es ist ja klar, dass sie sozusagen am Pranger stehen werden.
Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, ich finde es echt schrecklich, dass es anscheinend immer mehr dieser Schlägerkinder gibt. Ich habe drei Schulkinder an verschiedenen Schulen, und immer und überall gibt es sie *seufz*. Andererseits - ich vermisse sehr oft bei Lehrern die „Standfähigkeit“, die „Persönlichkeit“. Da ich auch außerhalb der Schule mit einigen Lehrern zu tun habe, staune ich immer wieder, wie viele Gedanken manche sich machen, es auch noch den blödesten Eltern recht zu machen - ich würde sehr viel häufiger von Anfang an durchgreifen.
Eine ganz junge Lehrerin meiner Tochter hat das einmal wunderbar geschafft, aus einem echt schrecklichen Haufen von Kindern, mit ganz vielen rotzlöffeligen Gestalten, deren Eltern sich über jede Blähung beschweren, eine super disziplinierte Klasse zu machen. Sie hat einfach stur ihre Regeln durchgezogen, anfangs sehr viele kühle Gespräche mit Rotzlöffeleltern geführt, dass die Strafarbeit gemacht werden muss und basta, und wie gesagt, selbst die Oberchaoten wurden zu Lämmern. Es geht also…
Ich wünsche euch viel Glück.
Viele Grüße,
Insel