Gewalt in der 1. Klasse

Guten Morgen,

wie ihr aus dem v. g. Thema erkennen könnt, geht es um eine 1. Klasse einer Grundschule.

Seit geraumer Zeit kommt es dort zu gewalttätigen Attacken oder Übergriffen von drei Jungs/Schülern auf Mitschüler und Mitschülerinnen. Inzwischen werden die Überfälle brutaler. Brutaler in der Weise, dass zwei Jungs ein anderes Kind festhalten und der dritte Junge schlägt oder tritt zu.

Die Klassenlehrerin ist darüber informiert, steht der Sache aber scheinbar ziemlich hilflos gegenüber. Ihre Maßnahme als Reaktion auf diese Übergriffe ist ein Pausenverbot, d. h., das betreffende Kind darf in der Pause nicht auf den Schulhof. Eine angemessene Bestrafung bzw. eine nachhaltige Maßnahme???
Die Klassenlehrerin hat wohl auch schon Kontakt mit den Eltern aufgenommen oder dies zumindest versucht. Es hat sich allerdings nichts im Verhalten der Jungs verändert.

Meine Frage ist nun: Was kann man dagegen tun.

Uns kam die Idee, einen Elternabend einzuberufen, um über dieses Problem und über Lösungsmöglichkeiten zu beraten. Aber diese werden nicht zu diesem Elternabend kommen. Sie haben an noch keinem Elternabend teilgenommen.

Ich fürchte, wir kommen mit netten Worten und viel Verständnis nicht weiter.

Was können wir tun?
Was können wir tun, um das Problem nachhaltig zu lösen?
Welche Schritte können oder müssen wir machen?

Ich danke schon mal im Voraus für eure Anregungen.

Viele Grüße

Andrea

Hallo Andrea,

ich habe doch gleich mal geschaut, ob wir uns kennen, aber nein, du wohnst weit weg.

Bei unserem Sohn (1. Klasse, sehr wenige Kinder, Dorfschule) ist die Situation gerade ähnlich. Mein Sohn war bisher zum Glück nicht das Opfer, aber ich war fassungslos, als ich von verschiedenen Seiten - meinem Sohn, der Elternbeirätin und zuletzt auch der Mutter des aktuellen Opfers - gehört habe, was zwei Jungs in dieser Klasse anrichten.

Momentan haben die Jungs wohl auch Pausenverbot. Die Lehrerin, eigentlich eine ganz nette und schon etwas älter, also erfahren, hat schon am ersten Elternabend, der ganz kurz nach der Einschulung stattgefunden hat, erzählt, dass mehrere Jungs die Klasse aufmischen und ein turbulentes Jahr bevorstünde. Inzwischen hat sie mehrmals in Einzelgesprächen (wenn man sich zufällig über den Weg läuft) erzählt, wie schwierig die Lage ist.

Die Mutter des misshandelten Jungen (anders kann man nicht nennen, was die mit ihm gemacht haben) hat mir erzählt, dass die Lehrerin ein Auge auf die Jungs habe und bisher nichts weiter vorgefallen sei, aber die Mutter ist natürlich sehr wachsam.

Was kann man machen ?

Der erste Schritt ist ein Gespräch mit dem Elternbeirat. In so einem Fall leiden nicht nur die direkt betroffenen Kinder, sondern auch die anderen, die das mitbekommen. Vielleicht gab es schon weitere Beschwerden.

Dann sollte ein Gespräch stattfinden mit Elternbeirat und Lehrerin und eventuell der Schulleitung. Der EB muss nicht dabei sein, das ist nicht vorgeschrieben, kommt aber gut.

Wichtig: Nicht über die schlimmen Jungs herziehen, auch wenn es sehr schwerfällt, sondern konstrukiv eine Lösung suchen: Ein paar ältere Kinder könnten vielleicht „Pate“ sein und die Klasse in den Pausen „bewachen“, bei Übergriffen dann schnell die Pausenaufsicht holen. Wenn die betreffenden Schüler nicht in die Pause dürfen, ist ja zumindest dort die Sicherheit der anderen gewährt.

Vermutlich wissen die Eltern der Schlägertypen schon lange, dass ihre Söhne Probleme machen und sind selbst verzweifelt. Ich möchte sie nicht in Schutz nehmen, aber ich denke, dass Gespräche der Lehrerin mit den Eltern gar nichts bringen. Vielleicht aber ein (verständnisvolles) Gespräch von Mutter zu Mutter ? Man kennt die Ursachen ja nicht, es gibt eine ganze Bandbreite von Erziehungsfehlern bis hin zu massiven Störungen bei den Kindern, dann brauchen sie psychologische Unterstützung. Leider kann man von außen nicht entscheiden, was davon nun zutrifft.

Natürlich werden diese Eltern nicht zu einem Elternabend kommen, würdest du das in dieser Situation tun ? Es ist ja klar, dass sie sozusagen am Pranger stehen werden.

Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, ich finde es echt schrecklich, dass es anscheinend immer mehr dieser Schlägerkinder gibt. Ich habe drei Schulkinder an verschiedenen Schulen, und immer und überall gibt es sie *seufz*. Andererseits - ich vermisse sehr oft bei Lehrern die „Standfähigkeit“, die „Persönlichkeit“. Da ich auch außerhalb der Schule mit einigen Lehrern zu tun habe, staune ich immer wieder, wie viele Gedanken manche sich machen, es auch noch den blödesten Eltern recht zu machen - ich würde sehr viel häufiger von Anfang an durchgreifen.

Eine ganz junge Lehrerin meiner Tochter hat das einmal wunderbar geschafft, aus einem echt schrecklichen Haufen von Kindern, mit ganz vielen rotzlöffeligen Gestalten, deren Eltern sich über jede Blähung beschweren, eine super disziplinierte Klasse zu machen. Sie hat einfach stur ihre Regeln durchgezogen, anfangs sehr viele kühle Gespräche mit Rotzlöffeleltern geführt, dass die Strafarbeit gemacht werden muss und basta, und wie gesagt, selbst die Oberchaoten wurden zu Lämmern. Es geht also…

Ich wünsche euch viel Glück.

Viele Grüße,
Insel

Hallo Insel,

Wichtig: Nicht über die schlimmen Jungs herziehen, auch wenn
es sehr schwerfällt, sondern konstrukiv eine Lösung suchen:
Ein paar ältere Kinder könnten vielleicht „Pate“ sein und die
Klasse in den Pausen „bewachen“, bei Übergriffen dann schnell
die Pausenaufsicht holen. Wenn die betreffenden Schüler nicht
in die Pause dürfen, ist ja zumindest dort die Sicherheit der
anderen gewährt.

Diese Anregung finde ich sehr gut und werde sie aufgreifen und weitergeben.

Vermutlich wissen die Eltern der Schlägertypen schon lange,
dass ihre Söhne Probleme machen und sind selbst verzweifelt.

Davon gehe ich auch aus. Wahrscheinlich sind sie völlig überfordert.

Man kennt die Ursachen ja nicht, es gibt eine ganze
Bandbreite von Erziehungsfehlern bis hin zu massiven Störungen
bei den Kindern, dann brauchen sie psychologische
Unterstützung. Leider kann man von außen nicht entscheiden,
was davon nun zutrifft.

Natürlich werden diese Eltern nicht zu einem Elternabend
kommen, würdest du das in dieser Situation tun ? Es ist ja
klar, dass sie sozusagen am Pranger stehen werden.

Ganz bestimmt würde ich zu so einem Elternabend nicht gehen.

Bitte versteh mich jetzt nicht falsch, ich finde es echt
schrecklich, dass es anscheinend immer mehr dieser
Schlägerkinder gibt. Ich habe drei Schulkinder an
verschiedenen Schulen, und immer und überall gibt es sie
*seufz*. Andererseits - ich vermisse sehr oft bei Lehrern die
„Standfähigkeit“, die „Persönlichkeit“.

Da stimme ich Dir aber 100 % zu!
Diese „Kuschelpädagogik“ mag ja ganz nett sein, hat aber deutliche Schattenseiten.

Problematisch ist aber auch das Verhalten der Eltern und nicht nur derjenigen, deren Kinder sich in der Schule auffällig verhalten. Bei jeder Kleinigkeit sind die Eltern bei den Lehrern und beschweren sich über irgendetwas und untergraben damit automatisch die Autorität der Lehrer. Welchen Respekt sollen denn dann die Kinder vor den Lehrern haben, wenn die Eltern ohne Respekt vorangehen.

Ich finde diese ganze Thematik sooooo schwierig. Manchmal weiß ich gar nicht mehr wo oben und unten ist und muss erstmal durchschnaufen.

Liebe Grüße

Andrea

Hallo Mäusemama,

leider tritt og. Problem immer häufiger auf. Ich würde folgendes tun:

  1. die Eltern der „Schläger“ anrufen oder aufsuchen (gemeinsam mit Ehemann oder einer Freundin - Zeugen!!), und ihre Meinung dazu hören (nicht gleich mit Vorwürfen losbrüllen, auch wenns schwer fällt). Gemeinsam eine Lösung suchen. Entschuldigung der Schläger fordern.
    Bei Uneinsichtigkeit:
  2. Klar und deutlich feststellen, dass in Zukunft dieses Verhalten nicht mehr geduldet wird. Konsequenzen androhen: Verletzungen vom Arzt dokumentieren lassen (ggf selber Fotos machen), Anzeige wg. Körperverletzung, Einschalten des Jugendamtes und Schulamtes. (Klingt eventuell übertrieben, aber mit anderen Mitteln (Diskussionen) sind solche Dinge bei Uneinsichtigen meist nicht aus der Welt zu schaffen.)
  3. Das Angedrohte dann auch durchziehen.

Gruß
Kay

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Hallo,

meinem Kind ging es mal ähnlich. Er wurde immer wieder aufgemischt von älteren Schulkindern. Ein Kind davon war besonders schlimm. Gespräche mit den Eltern haben nicht gefruchtet.

Bei der letzten Aktion sind wir zu den Eltern gefahren und haben ihnen unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass bei einer nochmaligen Aktion das Jugendamt eingeschaltet wird, da sie scheinbar erzieherische Unterstützung brauchen.
Seitdem hat mein Kind Ruhe.

Wenn kein Einsehen und keine Gesprächsbereitschaft da ist, würde ich das jederzeit wieder so machen. Manche Eltern scheinen keine andere Sprache zu verstehen.

noname

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Hallo Schülereltern, Lehrer, Betreuer,
egal ob 1. Klasse oder weitere Klassen - es ist ja gravierend genug, daß Kinder soooo brutal umgehen. Und das Wort „rotzlöffelfrech“ gefällt mir in diesem Zusammenhang. Meine Erfahrung (eher so als Lehrkraft und Betreuung)ist, mit den betreffenden Kindern in Zweier-Gruppe oder im Einzelgespräch oder im Gespräch „Täter und Geschädigter“ gemeinsam konfrontiert sprechen. Als Lehrer und auch als Eltern(teile)herausfinden mit den Betreffenden, weshalb entsteht das, weshalb tut ihr das? Ist das nicht mal einen Versuch wert?
Wenn „Gespräche“ Lehrer/Eltern (am besten mit Kindern zusammen) nicht fruchten, würde ich sogar soweit gehen, das Bürgermeisteramt hinzuzuziehen. Klingt arg überzogen - aber wäre das nicht mal einen „Versuch“ wert: Der Bürgermeister und die Eltern und der/die Lehrer und betreffende Schüler; alle in einem Gespräch, damit sich jeder äußern kann, wo es brennt und warum es soweit kommt und was dagegen gemacht werden soll. Irgendwie muss man die Rotzlöffel doch mal in den Griff kriegen; welche Eltern haben an welcher Stelle etwas versäumt? Und der Bürgermeister will doch auch einen guten Ruf an seiner Schule!
Wenn ihr im Raum Karlsruhe/Ettlingen/Rastatt drumherum seid, bin sogar persönlich gerne bereit, mich um Schlichtungsgesräche zu kümmern. Ich habe ein Faible dafür … (ist auch nur eine Idee!)

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Hallo ihr alle

Ich als gerade der Schule Entschlüpfter möchte auch nochmal meinen Senf dazugeben. Ich finde eure Überlegungen äußerst interessant, und eigentlich stimme ich euch überall zu. Aber ich habe das Gefühl, dass ihr einen Punkt nicht betrachtet habt. Vielleicht wurde er einfach vergessen, vielleicht habe ich ihn überlesen (wenn dem so seien sollte bitte ich um Entschuldigung), vielleicht bin ich einfach zu negativ eingestellt, aber wie dem auch sei, folgendes habe ich mir überlegt:
Nehmen wir an, die Maßnahmen, wie auch immer sie geartet sein mögen, greifen, es kommt zu keinen Übergriffen mehr auf dem Schulhof. Dann haben wir ja das Problem eigentlich gelöst. Denkste.
Ich finde, dass Gewalt immer ein Zeichen für sehr ernsthafte Probleme ist, bei so kleinen Kindern erst Recht. Wenn ein Jugendlicher ein Messer zückt, um an eine Brieftasche zu kommen, dann ist das zwar schlimm, aber er bezweckt damit etwas. Aber Gewalt unter Kindern ist ja meistens in dem Sinne Sinnlos, sie dient rein dem eigenen Spaß. Und gerade das beschriebene „Einer hält fest, einer schlägt zu“ halte ich für ein sehr ernstes Indiz, dass diese Kinder dringend Hilfe brauchen. Aber jetzt bin ich ganz weit abgeschweift, eigentlich wollte ich etwas ganz anderes sagen:
An der Schulhofgrenze hört die Machtsphäre der Schule auf. Die schlagenden Kinder haben ihren Dämpfer erhalten, und wissen nun, dass sie sich beim Prügeln nicht erwischen lassen dürfen (autoritäre Erziehung führt immer vor Angst vor dem Erwischt werden, nicht vor einem Vermeiden der Taten selbst; Pädagogikunterricht 11. Klasse). Nun haben sie den Schulholf verlassen. Und dann? Egal um was es diesen Kindern geht, sie werden es auch außerhalb der Schule bekommen. Machtspiele? Kein Problem. „Gib uns dein Taschengeld, oder…“ Wir alle kennen das. Wenn sie erstmal als gewalttätig in der Klassengemeinschaft bekannt sind wird sich niemand mit ihnen anlegen wollen. Diese Spiele werden (höchstwahrscheinlich) weitergehen, aber verdeckt.

Ich will diese Kinder nicht verteufeln, aber mit denen wird es garantiert noch Stress geben.

So, das war mein Senf dazu. Keine Lösung, nichtmal ein Ansatz, aber ein Gedanke, der noch bedacht werden sollte…

Gruß, Jezuz