Gewaltprävention / Deeskalation

Sicher kennen viele von Euch das berühmt berüchtigte „ungute Gefühl“, wenn „Ärger in der Luft liegt“. Viele Polizeibeamte entwicklen (ebenso wie manche „private“ Personenschützer)nach einiger Zeit - aufgrund Ihrer Erfahrung - einen Instinkt für Ihre „Pappenheimer“.
Manche Menschen haben einen angeborenen Sinn für Gefahren.
Mich würde interessieren, wie man dieses „Gefühl“ in Worte fassen (also objektivieren) könnte :

  1. Welche Situationen (Bspw. Bar- /Diskothekenbesuche, Stadionbesuche, Rückweg zum Auto bei Dunkelheit, Parkhäuser etc.) empfindet Ihr als „potentiell gefährlich“ ? Wie verhaltet Ihr Euch dort, worauf achtet Ihr - sprich : worauf richtet Ihr Eure Aufmerksamkeit ?

  2. Auf welche Merkmale der Körpersprache (Gestik, Mimik etc.) von Personen achtet Ihr, um die subtilen Anzeichen eines (zumindest potentiell) gewaltbereiten Menschen zu erkennen ?
    Worauf achtet Ihr sonst noch (Sprache, äußere Erscheinung) ?

  3. Wenn Ihr Euch in einer zu eskalieren drohenden Situation befindet - und den Ort des Geschehens nicht schlichtweg verlassen könnt (bspw. weil Ihr die Streitigkeit schlichten wollt / müsst oder keine „Fluchtmöglichkeit“ besteht) - wie versucht Ihr die Lage zu lösen (bzw. zu entspannen) ? Hierbei würde mich vor allem interessieren, ob Ihr der Auffassung seid, die Situation auch ggf. ohne Anwendung von körperlicher Gewalt (oder gar mit Waffen) lösen zu können und ob Ihr dies zumindest probiert.

  4. Dankbar wäre ich Euch auch für Eure eigenen Erfahrungen als Opfer, Beteiligte oder Zeugen von Straftaten (Raub, Körperverletzung etc.). Insbesondere, wie Ihr Euch dabei gefühlt und verhalten habt ; ob Ihr Euch (oder jemand anderes) erfolgreich verteidigt habt und wenn nicht, woran es lag, daß es nicht geklappt hat.
    Wegen des sensiblen Themas würde ich mich auch über e-mails freuen an :

[email protected]

Über Empfehlungen von weiteren Informationsquellen (Internetlinks, Artikel in Zeitschriften, Bücher etc.) zum o.g. Thema würde ich mich ebenfalls sehr freuen.

CluelessOne aka Aurel

Hallo Aurel,

interessante Fragestellung. Meine persönlichen Gefahrenmerkmale:

  1. Welche Situationen (Bspw. Bar- /Diskothekenbesuche,
    Stadionbesuche, Rückweg zum Auto bei Dunkelheit, Parkhäuser
    etc.) empfindet Ihr als „potentiell gefährlich“ ? Wie
    verhaltet Ihr Euch dort, worauf achtet Ihr - sprich : worauf
    richtet Ihr Eure Aufmerksamkeit ?

Schritte hinter mir mit unregelmäßiger Schrittfolge empfinde ich als gefährlich, meist hat sich das auch bestätigt. Gleichmäßige Schritte, egal welche Geschwindigkeit, sind m.E. ungefährlich.

  1. Auf welche Merkmale der Körpersprache (Gestik, Mimik etc.)
    von Personen achtet Ihr, um die subtilen Anzeichen eines
    (zumindest potentiell) gewaltbereiten Menschen zu erkennen ?
    Worauf achtet Ihr sonst noch (Sprache, äußere Erscheinung) ?

Unterschreitung der normalen körperlichen Distanz wirkt gefährlich auf mich, hat sich eher selten bestätigt, ist also nur ein Gefühl von Gefahr. Vielleicht immer gut ausgegangen, weil ich mich dann verdrücke.

  1. Wenn Ihr Euch in einer zu eskalieren drohenden Situation
    befindet - und den Ort des Geschehens nicht schlichtweg
    verlassen könnt (bspw. weil Ihr die Streitigkeit schlichten
    wollt / müsst oder keine „Fluchtmöglichkeit“ besteht) - wie
    versucht Ihr die Lage zu lösen (bzw. zu entspannen) ? Hierbei
    würde mich vor allem interessieren, ob Ihr der Auffassung
    seid, die Situation auch ggf. ohne Anwendung von körperlicher
    Gewalt (oder gar mit Waffen) lösen zu können und ob Ihr dies
    zumindest probiert.

Einschleimen hilft nie, schon probiert, das bestätigt dem Täter, daß er an der Macht ist. Themenwechsel hilft ganz gut, Überraschungsmomente wie „Was ist denn da los? Wollen die schon dicht machen?“ und dann sich von dem Täter abwenden und auf die Theke zusteuern, mit der gleichen entsetzten Frage auf den Lippen. Meist ist dann die aktulle Wut des Agressors verpufft. Wenns nicht hilft und es nicht anders möglich ist, andere ansprechen und Aufgaben verteilen (Ihr drei passt auf, daß der Typ nicht durch die Vordertür abhaut, ihr drei passt auf den Weg zum Klo auf usw.) Mehr ist meist nicht nötig. Gegen eine Überzahl entschlossener und geleiteter Leute traut sich ein Einzelner nicht vorzugehen und er verdrückt ich entweder heimlich oder er wird wieder friedlich.

  1. Dankbar wäre ich Euch auch für Eure eigenen Erfahrungen als
    Opfer, Beteiligte oder Zeugen von Straftaten (Raub,
    Körperverletzung etc.). Insbesondere, wie Ihr Euch dabei
    gefühlt und verhalten habt ; ob Ihr Euch (oder jemand anderes)
    erfolgreich verteidigt habt und wenn nicht, woran es lag, daß
    es nicht geklappt hat.
    Wegen des sensiblen Themas würde ich mich auch über e-mails
    freuen an :

Mich hat nur einmal einer von hinten angegriffen, auf offener Straße. Warum ist unklar. Er wußte nicht, daß ich Ringer bin, ich habe ihn nicht verletzt, nur auf die Straße gelegt und bin dann gegangen.

Da ich Ringer bin, machen mich körperliche unbewaffnete Angriffe nicht besonders besorgt, schlimmer wäre es, wenn mir einer eine Schußwaffe entgegen hielte. Ich kann also von keinen Traumata berichten - Gott sei Dank!

Viel Erfolg bei deiner Studie!

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Über Empfehlungen von weiteren Informationsquellen
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CluelessOne aka Aurel

Hallo!

Ist zwar schon ein wenig her, daß der Artikel gepostet wurde aber ich fand das Thema sehr interessant.

Es gibt sicher viele Wege der Deeskalation, ich selbst habe mehrere Wege kennegelernt. Aber letzt endlich ist es so, daß ein Mensch, der wirklich einen Gewaltakt ausüben will dieses auch durchsetzt. Und dann heißt es eigentlich nur laufen, laufen ,laufen. Oder eben sich mit seinen Mitteln zur Wehr setzen, wobei man dann so realistisch sein muß, daß man verlieren kann (nicht muß) und das man auch Verluste hinnehmen muß.

Auf die Frage nach den Anzeichen möglicher Gefahr und Aggression, gibt es sicher viele sbjektive Anzeichen.
Ich selbst reagiere sehr feinfühlig auf die Ausstrahlung eines Menschen. Wobei dieses Empfinden gestützt wird durch die Gestik,Körperbewegung und durch das Auftreten sowie durch die Sprach und Stimmlage. Eigentlich alles was man vom ersten Augenblick an wahrnehmen kann. Es ergibt ein Gesammtbild über die Person, und löst dann natürlich den „ersten Eindruck“ aus.
Beängstigend empfinde ich ungleichmäßige hastige Schritte, Schritte die schnell näher kommen und rein von Gefühl her eine gezielt fixierte Richung aufweisen. Irgendwie kann man das spüren.
Dann natürlich Jugendliche die in Gruppen auftreten und eher einen sehr übertriebenen Hang zur Zerstörung haben (Mülleimer, etc). Oder gar solche Leute die schon rein offensichtlich mit Ihrer Kraft und Macht protzen.
Aber man muß auch sagen, daß mitunter die Leute die sich groß tun am Ende eher weniger zur tatsächlichen Agression neigen als die eher ruhigen Typen. Getreu dem Motto:„Bellende Hunden beißen nicht“
Ein Tatsächlichen Angreifer, merkt man denke ich sehr spät.
Kleine Geräusche die nicht durch die Natur ausgelöst werden, Kleidungstücke die Geräusche machen, Schuhe oder gar der Atem eines Menschen löst bei mir ein Aufstellen der Nackenhaare aus. Natürlich nur wenn es um Nächtlich Wanderungen durch „schlimme“ Viertel geht.
Am Tage stellt sich meißt eine Gefahr nur durch die beobachtenden Blicke eines anderen dar, oder durch die plötzliche gezielte Bewegungänderung in meine Richtung. Selbstvertändlich sind 98% Zufall dabei, aber es läßt mich aufmerken.
Genauso einkreisende Bewegungen, bzw. wenn sich vor einem plötzlich, aber sehr kontroliert Leute mir in den Weg sellen und schon auf Entfernung klar machen „bis hier her und nicht weiter“.
Zumindest habe ich so schon mal erlebt.

Zur Gewaltprävention habe ich verschiedene Weg gelernt.
Nur zur Erklärung, ich habe Selbstverteidigung und Shudokan-Karate gemacht, und mich sehr intensiv mit der Kunst des Ninjutsu befaßt. Und für mich war weniger das körperliche entscheidend, als viel mehr, daß was man nicht mit der Hand bewegen kann.
Also zurück zur Prävention und Deeskalation.
Sollte man in eine solche Situation kommen, in der es nicht vom ersten Moment an handgrieflich wird, ist sicher der beste Weg (sofern möglich) andere leute auf die Situation aufmerksam zu machen. Man sollte als Opfer ein WIR-Gefühl erzeugen, daß andere Menschen dazu bringt entweder einzugreifen, oder wenigstens die Situation zu beobachten. Zeugen waren noch nie gut, auch wenn es heute irgendwo egal für richtige Täter ist.
Dann habe ich den Weg der Unscheinbarkeit gelernt, der sich eigentlich schon selbst beschreibt, allerdings mit den realen Kräfteverhältnissen eingeschätz werden muß! Das Prinzip ist einfach, endet aber mit Tätlichkeiten, da der Gegner die Stärke und die Fähigkeiten des Opfers unterschätzt.
Der Beste Weg ist es der Konfrontaion schon im Ansatz aus dem Weg zu gehen (körperlich bezogen, also einen Bogen um Agressionsherde zu machen).
Dann gibt es ja noch den absolut anderen Weg, der offensichtlichen Macht Demonstration. Aber das funktioniert nur selten und läßt heutzutage eher eine Machtprobe aufkeimen.
Gerade in meinem Fall, ist es Blödsinn soetwas zu versuchen (ich bin 160cm und sehe nicht gerade nach durchtrainiert aus).
Und dann gibt es da noch die Wege die dich ja wahrschewinlich mehr interessiern, die, ich nenne es mal so, „Psychologische Kriegsführung“.
Basierend auf der Kenntnis über den menschlichen Geist und Persönlcikeitsmerkmalen, an denen man gezielt ansetzt.
Dazu gehört aber eine Menge Übung und Wissen!
Also beschwichtigen, verhandeln, herunterspeilen, kooperieren etc. Eigentlich ist jedes Mittel recht, um der körperlichen Gewalt zu entgehen. Dabei sollte man aber dem Eigenen Ziel treu bleiben - dem entschärfen der Situation und dem Abbringen des Gegeners von seinem Vorhaben. Ich habe es mal life erlebt wie ein Profi das getan hat (als Simulation eines Überfalls). Letztendlich wird der Gegner dazu gebracht, sich zu überlegen ob es das Wert ist was er da tut und ob es nicht eine andere Lösung gibt. Man soll ihn um Gottes Willen nicht heilen oder bekehren, aber sobald er bereit ist von Gewalt abzusehen, die Sache wieder auf ein normales Niveau zu bringen.
Aber wie schon gesagt, das ist was für Profis und für den Hausgebrauch nur schwer zu erlernen.

Wenn es doch zu Gewaltübergriffen kommt, entweder man läuft schneller als alle anderen…
Oder man schützt sich so gut es geht. Sollte aber berreit sein auch zurück zu schlagen, denn damit rechnet er am wenigsten.
Für Menschen die es richtig gelernt haben, sich zu verteidigen ist es natürlich nicht notwendig den Angreifer ernsten Schaden zuzufügen. Wie in dem Vorherigen Posting - einfach auf den Boden legen und weiter gehen! Das ist der Beste Weg! Das erwartet der Gegner nicht! Und wird es höchstens noch einmal versuchen, dann läßt er´s bleiben.
Für mich von 1,60m, wurde von meinem Ausbilder empfohlen auf die Unscheinbarkeit zu setzten und auf den Überraschungs Effekt.

Ok, war viel Zeugs…
Das ist das grob gesagt was ich gelernt habe.

Gruß Frank