Gewissen und Erziehung

Guten Tag,

habe gerade ein altes, psychoanalytisches Buch über das Gewissen gefunden.

Mache mir Gedanken über Erziehung… aus aktuellen Gründen. Trend ist ja gerade die „Unerzogen“ oder auch Antipädagogik-Richtung. Die Kinder sollen sehr frei aufwachsen, unbeeinträchtigt, mehr oder weniger. Höchstens durch die Grenzen der Mutter bspw. eingeschränkt. Auch bei Montessori scheinen sich die Kinder relativ unbeeinträchtigt zu entwickeln.

Jetzt frage ich mich, wie das mit einer Moralerziehung zusammengeht. Die Kinder, die so frei aufwachsen, wachsen doch in einer künstlichen, heilen Welt auf, die mit der „Erwachsenen-Welt“ mit seinen Notwendigkeiten und schlimmen Seiten nicht viel zu tun hat. Wie kann sich da, wenn es nur ums eigene Wohlergehen geht, das Gewissen entwickeln?

Ich habe das jetzt recht zugespitzt und einfach formuliert, und ich hoffe, verständlich, aber für mich tut sich da eine Lücke auf. Die Lücke zwischen „autoritativer“ Erziehung und „keiner“ Erziehung wohl.

Mir schien, dass diese Frage (ob nicht die Mischung zwischen autoritativ und „unerzogen“ richtig ist und Montessorierziehung die gegenseitige Verantwortung außer acht lässt) eher in dieses Brett passt als in die Pädagogikecke.

LG Igeline

Hallo Igeline,

manchmal hilft vielleicht wieder „altmodisch“?

  1. nicht schauen welcher Erziehungsstil gerade angesagt ist (der wechselt öfter mal).
  2. „Erziehung“ stets verstehen als „das Beste aus dem Kind hervor"ziehen“.
  3. Dazu dem Kind weitestmögliche Entwicklungs- u Erfahrungsmöglichkeiten anbieten.
  4. Grenzen nur da setzen, wo es im Sinne von Punkt 2 erforderlich ist.
    UND - ganz wichtig:
    Selbst stets und immer für das Kind verlässlich und berechenbar sein.
    Das schließt das Eingestehen eigener Fehlleistungen dringend ein.
    Lieber berechenbar zu streng, als unberechenbar zu nachgiebig.
    Stets für „natürliche Folgen“ von kindlichen Aktivitäten sorgen.
    Das Kind muss verstehen warum was passiert; billigen muss es das nicht.
    Es muss wissen, dass es bedingungslos geliebt und DESHALB NICHT verwöhnt wird.

So erzog man vor 40 Jahren in unserer damaligen Peergroup :wink:

LG
2felnder

Hallo Zweifelnder,

ich finde das jetzt ziemlich lustig. Lies mal die Frage und deine Antwort. Danach liest du mal deinen Vorwurf, den du gerade eins drunter an die anderen Antwortenden gestellt hast und fragst dich, ob du mit deiner Antwort auf Igeline auch nur eine Frage beantwortet hast. Du kannst dich dann selber fragen, woran das liegt, dass du so am Problem vorbei geantwortet hast.

LG

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falsch verstanden?
hallo ulischnee,

Bin ich wirklich deppert?

Ich interpretierte die Frage von Igeline dahingehend, inwieweit man sich zweckmäßigerweise von welchen Pädagogikmodellen wie weit beeinflussen lassen könne, dürfe, solle, müsse…

MEINE Antwort war: gar nicht beeinflussen lassen.

Wo habe ich jetzt „Thema verfehlt“?

LG
2felnder

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Hallo 2felnder

manchmal hilft vielleicht wieder „altmodisch“?

Konservatismus ist ein muss, alles was sich als generell gut erwies muss behalten werden. Das darf man aber nicht mit Reaktionismus verwechseln.

  1. nicht schauen welcher Erziehungsstil gerade angesagt ist

Doch und warum der angesagt ist.
Nicht ohne Prüfung nachäffen.

(der wechselt öfter mal).

Das ist gerade der Grund warum man das unter die Lupe nehmen sollte:smile:)).

  1. „Erziehung“ stets verstehen als „das Beste aus dem Kind
    hervor"ziehen“.

Das ist schon angeboren.

  1. Dazu dem Kind weitestmögliche Entwicklungs- u
    Erfahrungsmöglichkeiten anbieten.

Kennt man sie? Oder glaubt man sie zu kennen?

  1. Grenzen nur da setzen, wo es im Sinne von Punkt 2
    erforderlich ist.

Zirkelslchluss.

UND - ganz wichtig:
Selbst stets und immer für das Kind verlässlich und
berechenbar sein.
Das schließt das Eingestehen eigener Fehlleistungen dringend
ein.

Das ist korrekt.

Das Kind muss verstehen warum was passiert; billigen muss es
das nicht.

Das wird es mal schon, er wird auch mal einen Bengel beschaffen:smile:
Und dann wird er alles vermeiden zu versuchen was er so retrospektiv in seiner Erziehung als falsch erkannt hat, wenn er selbst schon eine sonst vernünftige hatte:smile:)

LG
2felnder

Balázs

Hallo,

Bin ich wirklich deppert?

Ich interpretierte die Frage von Igeline dahingehend,

Wieso meinst du, die Frage interpretieren zu müssen, wenn die Fragen dort stehen?

inwieweit man sich zweckmäßigerweise von welchen
Pädagogikmodellen wie weit beeinflussen lassen könne, dürfe,
solle, müsse…

Wo schreibt Igeline etwas von der Beeinflussung durch verschiedene Pädagogikmodellen und wo geht es da um können, dürfen, sollen und müssen?

Wo habe ich jetzt „Thema verfehlt“?

Deine ganze Antwort geht am Thema vorbei, zumal sie eine rein pädagogische Antwort ist. Igeline hat aber den pädagoischen Teil ausdrücklich ausgeschlossen und damit auch die Wahl des Brettes begründet. Deine Antwort ist nicht nur am Thema vorbei, sondern sogar am Fachgebiet vorbei.

Kontext: Psychoanalyse und Gewissen(sbildung)

Fragen von Igeline:
Wie geht freie Erziehung mit Gewissensbildung zusammen?
Wie kann sich in einer heilen, künstlichen Welt ohne die schlimmen Seiten ein Gewissen bilden?
Sehe ich richtig, dass sich in dieser Hinsicht eine Lücke zwischen „autoritativer“ und „freier“ Erziehung auftut?
Ist nicht die Mischung zwischen „autoritativ“ und „freier“ Erziehung richtig?
Lässt Montessori-Erziehung nicht die Verantwortung außer acht?

Die letzten beiden Fragen sind die beiden, die eigentlich in die Pädagogik gehören. Das hat Igeline aber absichtlich nicht getan, sondern auf die Psychologie bzw. Psychoanalyse bezogen.

Was hast du gemacht? Du schwafelst davon, was du für den richtigen Erziehungsstil hältst und gehst auf keine der Fragen ein.

Gruß

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Thema verwässern
Mit der Antwort Balasz passiert übrigens genau das, womit du deine eigene Frage eingeleitet hast:

erlebe ich immer wieder, dass es seitens der Antwortgeber ganz schnell von der ursprünglichen Thematik wegführt

Auch Balasz diskutiert jetzt über den richtigen Erziehungsstil und lässt die Fragen Igelines völlig außer acht.

Ich tue das übrigens auch gerade. Ich halte das hier jedoch für vertretbar, weil ich auf die Ausgangsfragen hinweise und die Beantwortung deines Problems in einem Zug machen kann.

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Dank und Nachfrage…
Hallo ulischnee,

ich danke dir, dass du dir erneut die Zeit nimmst auf das herablassend einzugehen was du entwertend „schwafeln“ nennst.
Drei Nachfragen:

  1. Ist nicht stets alles interpretation? Ich glaube das nennt man Perzeption?
  2. Wenn Du so gut verstehst was die Fragestellerin wissen will, warum beschäftigst du dich dann nicht mit der Beantwortung ihrer „Gewissensfrage“?
  3. Fühlst du dich besser nach dem Bashing eines Antwortgebers, statt der Beantwortung der nur von dir richtig verstandenen Frage eines/einer Fragestellers/Fragestellerin?
    Es sei dir gegönnt.

LG
ein
2felnder

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Huhu!

Ich könnte mir vorstellen, dass es so sogar noch besser funktionieren KANN, als bei stark autoritärer Erziehung.

Denn je vorgegebener die Regeln sind, desto weniger kann man durch Erfahrung lernen (und ich bin der Meinung, dass Erfahrung und „trial and error“ die besten Lehrer sind). Es ist dann eher ein „isso“ und macht man so. Ich denke, das kann dann in zwei Richtungen führen.
Entweder der Heranwachsende nimmt das als Fakt hin (ich denk da an meinen Papa, der oft sagt, was „normale Leute“ machen…„Normale Leute essen Mittags warm“, „normale Leute sorgen dafür, dass es zuhause ordentlich ist“ - also für ihn stellt sich da nicht die Frage, ob das evtl nicht allgemeingültig sein könnte, weil er es eben nicht anders kennt). Oder er hat einen „inneren Konflikt“ weil er hinterfragt (da ist mein Beispiel meine katholische Erziehung - ich bin aufgewachsen in einer Umgebung, in der es Fakt ist, dass ein Gott existiert. Als Jugendliche und auch heute noch, hatte/habe ich immer den Zwiespalt, dass ich das rein rational für Mumpitz halte, aber eben unterbewusst nie ganz abschütteln kann, was ich als „Wahrheit“ 15 Jahre „eingetrichtert“ bekommen habe).

Im Vergleich dazu stelle ich mir die „freie“ Entwicklung erfahrungsreicher vor. Denn die Kinder sind ja in der Regel nicht isoliert und haben nur mit den Eltern Kontakt. Die treffen ja auch Gleichaltrige und interagieren mit denen. Und in einer Gruppe, gerade bei Kindern, die nicht geplant, sondern impulsiv handeln, setzt sich übermäßiger Egoismus schwer durch. „Du hast mir dein Radiergummi eben nicht ausgeliehen, dann kriegst du nun auch nicht meinen Glitzerstift“ oder „wir wollen nicht mit dir Fußball spielen, du gibst ja den Ball nie ab“. Gruppen"feindliches" Verhalten wird, so glaube ich, nirgends so ungefiltert, klar und direkt sanktioniert wie unter Kindern.
Als Ausnahme habe ich (bin Hausaufgabenbetreuung in einer Grundschule) ein, zwei Mal sehr „charismatische“ Kinder erlebt, die meist schon besser durchschaut haben, wie die Strukturen funktionieren und die dann tatsächlich die Mitschüler und Freunde bewusst nahezu „manipulieren“ (das meine ich ohne Wertung) um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen - und die durch ihre Cleverness nicht von der Gruppe „sanktioniert“ werden.

Insgesamt halte ich aber dennoch das Lernen -nämlich dass Egoismus ok ist, aber Grenzen haben muss- „am eigenen Leib“ für nachhaltiger, als ein von vorn herein bestehende Dogma (wieder keine Wertung, ich weiß kein besseres Wort).
Was jetzt nicht heißt, dass ich glaube, dass autoritäre Erziehung totaler Mist ist und laissez-faire das non-plus ultra. Das allmächtige Totschlagargument: Ich wurde autoritär erzogen und aus mir ist ein ganz OKer Mensch geworden :smiley:
Abgesehen davon hört für mich die eigene Freiheit da auf, wo sie fremde Freiheit beschneidet, also würde ich vermutlich mein Kind (so ich eins hätte) z.B. nicht im Supermarkt andere Leute in die Hacken fahren lassen oder solche Scherze. Ich weiß nicht, wie weit deine Definition von freier Erziehung geht, darum ist es schwer, mich selbst da einzuordnen (würde aber mein Kind tatsächlich zu Montessori schicken, wenn es sein Charakter erlaubt).

Liebe Grüße
Lockenlicht

PS und ein bisschen Off Topic:
Nebenbei bemerkt gibt es ja durchaus auch akzeptierten „Egoismus“ oder vielleicht eher gewollte Abgrenzung. Indem z.B. bei uns in der HA-Betreuung die Kinder permanent „wettbewerben“ wer gerade am schnellsten bei den Hausaufgaben ist und wer die bessere Note in der letzten Arbeit hatte, wer die schönste Schrift hat und wer dafür viel besser malen kann…Da kann man noch so oft sagen, dass es nicht um Geschwindigkeit geht, oder dass jeder halt ein anderes Talent hat - NIX :smiley: Es wird munter weiter verglichen und gesucht, was man viel besser kann als alle anderen im Raum. Das scheint aber „gesellschaftlich“ (=innerhalb der Gruppe) total ok zu sein, da muss viel passieren, bevor jemand als „Angeber“ verschrien wird. Ist ja auch nur im weitesten Sinne Egoismus, vermutlich dient es eher dazu, eine individuelle Identität zu finden/entwickeln.

Hallo,

schau mal hier:

http://www.ekir.de/pti/Downloads/eair_Text_Nipkow.pdf

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Igeline.

Ich habe das jetzt recht zugespitzt und einfach formuliert, und ich hoffe, verständlich, aber für mich tut sich da eine Lücke auf. Die Lücke zwischen „autoritativer“ Erziehung und „keiner“ Erziehung wohl.

Ja, Du hast mit Deiner gekonnten Zuspitzung genau auf den Punkt getroffen; mal sehen, ob es mir ebenso gut gelingt, ohne allzuviele Umschweife auf das Wesentliche zu kommen.

Für den Einstieg etwas zum historischer Hintergrund der Antiautoritärenerziehungs-Bewegung: Die ging in den 68er Jahren aus vom Internat Summerhill, dessen Konzept von Freuds Erkenntnis inspiriert wurde, welche verheerenden Schäden die Erziehung in der kindlichen Seele anrichten. Auf Grundlage dieser erschütternden Entdeckung, beschlossen die Gründer des Internats, den Versuch zu wagen, auf alle Erziehung vollständig zu verzichten, mit großartigen, heute immer noch jederzeit erkennbaren Erfolgen: Die Kinder fangen an, sich zusehends von den Schäden ihrer familären Erziehung zu erholen, indem sie sich in erstaunlich konstruktiver, rundum lebensbejahender Weise gegenseitig sozialisieren. Und dies betrifft nicht nur das zwischenmenschliche Miteinander (Verständnis haben für die Sorgen anderer, sich einsetzen für die jeweils ein wenig jüngeren, vergleichsweise rat- und hilfloseren Kinder…), sondern genauso die angeborene Wissbegierde auf alles andere Neue, Unbekannte, dem die Kindern in ihrem jungen Leben begegnen. Also alles, was die Gebiete der Künste, naturwissenschaftlichen Forschung, Philosophie, Technik und Psychologie ihnen anzubieten haben zum Lernen, jeweils aufbereitete in altersgerechter Weise. 100 Jahre nach Einstein etwa, gibt es ‚Comiks‘, die schon Kindern im Alter von 8 Jahren die Grundlagen der Relativitätstheorie vermitteln.

So nennt die Naturwissenschaft, um ein Beispiel zu nennen, dasjenige Prinzip, nach dem sich Summerhills Kindergemeinschaft untereinander sozialisiert, „Selbstorganisation“, eine Gesetzmäßigkeit, der nach sich Blumen, Bäume und Ameisenhaufen oder kurz gesagt alle Arten von Lebewesen ihre jeweiligen Gestalten und das dazugehörige Verhalten geben…

Zu dieser Entwicklung kommt es bei Menschenkindern allerdings nur unter der Voraussetzung, dass wenigstens 20 Kinder in möglichst allen Altersstufen dauerhaft (Tag und Nacht) als Gruppe zusammen wohnen, daher kann das Selbstorganisationsprinzip seine Wirkung zwar in einem Internat entfalten - sofern dessen Leitung gewillt ist, auf Eingriffe durch jegliche Erziehung zu verzichten, es stellt jedoch nichts dar, was sich auf die Situation innerhalb der „Familie“ übertragen ließe. Auch nicht auf Kindergärten oder Schulen, in denen die Kinder abgesehen davon, dass man sie sowieso meisst nach Altersstufen trennt (um sie besser „unter Kontrolle“ halten zu können), nur halbtagsweise zusammen bleiben…

Demnach stehen die „Erziehungsberechtigten“ im
Prinzip vor der Wahl zwischen diesen beiden Alternativen:

>> Wer will, dass ‚sein‘ Kind in der Familie aufwächst, der kommt nicht umhin, es seelisch zu schädigen, denn die erwachsene Person muß Sorge tragen, dass es erzogen wird. Andernfalls ‚entwickelt‘ sich das Kind zu einem anpassungsunfähigen, eigenbröttlerischen Egoist, so wie sehr viele derjenigen Kinder, deren Eltern zur „68er“-Generation gehören und die das Summerhillprojekt gründlich mißverstehend das naive Experiment unternahmen, die ‚Konzeption‘ der Null-Erziehung auf die Gegebenheiten innerhalb der Familien oder ihrer Kinderläden zu übertragen…

>> Wer will, dass sein Kind seelisch so gesund bleibt wie es zur Welt kam, und sich weiterhin zu einer emotionell reifen, verantwortungsfähigen Persönlichkeit entwickelt, der muß sich für zweierlei einsetzen: Zunächst dafür, dass das Kind ab ca. seinem 3. Lebensjahr (Erwachen des „Eigenwille“) dauerhaft mit Kindern aller Altersstufen zusammen leben kann, beispielsweise in einer genügend großen, extra angemieteten Wohnung, deren eigentliche Besitzer von jeweils 2 oder dreien der Erwachsenen betreut werden, sie mit Nahrung versorgend usw (vielleicht im „Schichtdienst“, alle 2 Tage das Betreuungsperso-nal wechselnd)… Genauso selbstverständlich ist außerdem der Einsatz dafür, dass die sich aus ihrer Seele heraus selbstorganisierende Kindergruppe nicht von erzieherischen Eingriffen in ihrer naturgemäßen Entwicklung gestört wird…

Jetzt frage ich mich, wie das mit einer Moralerziehung zusammengeht.
Die Kinder, die so frei aufwachsen, wachsen doch in einer künstlichen,
heilen Welt auf, die mit der „Erwachsenen-Welt“ mit seinen Notwendigkeiten
und schlimmen Seiten nicht viel zu tun hat. Wie kann sich da, wenn es nur ums
eigene Wohlergehen geht, das Gewissen entwickeln?

Das Vorangesetze zusammenfassend kann man sagen, dass Kinder, die in jenen zwei völlig verschiedenen Daseins’modellen’ heranwachsen, zwei dementsprechend unvereinbarte Arten von „Gewissen“ (ÜberIch-Inhalte) entwickeln: Die erzogenen Kinder eines, das sich gegen die angeborenen Interessen der Seele / = Freuds ES) richtet, und die selbstorganiserten Kinder eines, dass im Unterschied dazu mit diesen kooperiert, so wie sie während ihrer gesamten Kindheit selbst ausleben und erfahren.

Letzere Kinder haben also weder irgendwelche psychischen Probleme (Minderwertigkeitsgefühle, Neurosen, Depressionen…), noch leiden sie an den dazu ausbrechenden „psycho-somatischen“ Symptomen, mögen sich diese nun autodestruktiv äußern („Schnippeln“ usf.), oder anhand von Gewalt gegen kleinere Kinder oder Haustiere…

Um so mehr lässt sich also erwarten, dass sie Konflikte mit ihrer gesellschaftlichen Umgebung haben, und zwar mit den gut erzogenen, neurotischen Bürgern ebenso wie mit den unerzogenen, egostisch-skrupellosen Eigenbröttlern und Desperados…
Genauso lässt es sich alledrings vorhersagen, dass sie für diese Konflikte eine jeweils angemessene Lösung entwickeln… der Logik ihres „sozial“ selbstorganisierten Lebens nach eine, die nicht wie üblich auf die Vernichtung ‚des Gegners‘ zielt, noch darauf, sich ihm zu unterwerfen, sondern wird sie vernünftiger Weise daraus bestehen, dem Nachbar und lieben Mitmenschen das Angebot einer kostenlosen Therapie zu unterbreiten.

So weit meine Erwägungen zu der von Dir herausgearbeiteten Frage;
ist mein Versuch für Dich ungefähr nachzuvollziehen?

Ich freue mich sehr auf Deine kritischen Anregungen, ggf weitere Fragen, Ergänzungen!

Hallo,

habe gerade ein altes, psychoanalytisches Buch über das
Gewissen gefunden.

Mache mir Gedanken über Erziehung… aus aktuellen Gründen.
Trend ist ja gerade die „Unerzogen“ oder auch
Antipädagogik-Richtung. Die Kinder sollen sehr frei
aufwachsen, unbeeinträchtigt, mehr oder weniger. Höchstens
durch die Grenzen der Mutter bspw. eingeschränkt. Auch bei
Montessori scheinen sich die Kinder relativ unbeeinträchtigt
zu entwickeln.

Wirklich? Den Trend habe ich verschlafen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in der 5. Klasse bereits unter Stress gesetzt wurde, weil die Noten für die Förderprognose wichtig waren (in den meisten Bundesländern ist es sogar in der 4. Klasse und die gefragten Gymnasien fordern mitunter einen Durchschnitt von 1,7). Zu meiner Zeit gab es nach einem Ganztagsschultag auch keine Hausaufgaben. Heute allerdings, werden die Kinder in ihren Bedürfnissen gesehen und gefördert (mehr als vor 20 Jahren).
In der Montessori-Pädagogik herrschen sehr strenge und klare Regeln - was Du vermutlich meinst ist die s.g. Freiarbeit, die den Flow, die Persönlichkeitsbildung und das Selstbewusstsein stärken / unterstützen soll. Ich kann da beim besten Willen keine „Unpädagogik“ erkennen.

Jetzt frage ich mich, wie das mit einer Moralerziehung
zusammengeht. Die Kinder, die so frei aufwachsen, wachsen doch
in einer künstlichen, heilen Welt auf, die mit der
„Erwachsenen-Welt“ mit seinen Notwendigkeiten und schlimmen
Seiten nicht viel zu tun hat. Wie kann sich da, wenn es nur
ums eigene Wohlergehen geht, das Gewissen entwickeln?

Die Kinder sollen nicht in Watte gepackt werden - aber diesen Trend kann ich nicht erkennen. Hast Du dafür Belege?

Ich habe das jetzt recht zugespitzt und einfach formuliert,
und ich hoffe, verständlich, aber für mich tut sich da eine
Lücke auf. Die Lücke zwischen „autoritativer“ Erziehung und
„keiner“ Erziehung wohl.

Nun, die Eltern geben ihre Werte weiter, die Lehrer, nahestehende Verwandte und Freunde der Familie und später s.g. Peer Groups. Es liegt also in jedem seiner Hand, was er der nächsten Generation vermittelt.

Viele Grüße

Hallo…

Wirklich? Den Trend habe ich verschlafen. Ich kann mich nicht
daran erinnern, dass ich in der 5. Klasse bereits unter Stress
gesetzt wurde, weil die Noten für die Förderprognose wichtig
waren (in den meisten Bundesländern ist es sogar in der 4.
Klasse und die gefragten Gymnasien fordern mitunter einen
Durchschnitt von 1,7). Zu meiner Zeit gab es nach einem
Ganztagsschultag auch keine Hausaufgaben. Heute allerdings,
werden die Kinder in ihren Bedürfnissen gesehen und gefördert
(mehr als vor 20 Jahren).

Gut zu wissen. Ich wusste z.B. nicht, dass die Gymnasien vorgeben, wen sie aufnehmen bzw. die Grenze selbst setzen dürfen. Bei einer schlechten Note in Sport ist die Aufnahme aufs Gymnasium gefährdet?

In der Montessori-Pädagogik herrschen sehr strenge und klare
Regeln - was Du vermutlich meinst ist die s.g. Freiarbeit, die
den Flow, die Persönlichkeitsbildung und das Selstbewusstsein
stärken / unterstützen soll. Ich kann da beim besten Willen
keine „Unpädagogik“ erkennen.

Wer hat denn das gesagt? Nein, es ist einfach eine Vermutung von mir, ein Gefühl, das ich nicht belegen kann. Dass, wenn die Kinder sich mit „künstlichen“ Materialien beschäftigen, viel vorgegeben ist, sie viel gesteuert werden und sich daher hauptsächlich mit ihrer Aufgabe und sich selbst beschäftigen. Dass sie über das Material lernen, aber weniger, mit Anderen zusammen wirklich (zwischenmenschlich) schwierige Aufgaben zu bewältigen, also durch Konflikte oder im Rollenspiel, im interaktiven Spiel. Beim gemeinsamen Essen saßen die Kinder z.B. am Tisch, aber kamen nicht viel in Kontakt miteinander. Insgesamt fand ich es viel besser als in anderen Kindergärten. Nur hatte ich irgendwie die Befürchtung, dass die Kinder dort sehr individualistisch, evtl. auf Kosten des Gemeinsamen, was es dort ja im Vergleich zur Waldorfpädagogik selten gibt, erzogen werden. Das entspricht sicher dem, was gesellschaftlich anerkannt wird, aber ich dachte mir, dass evtl. das „Verantwortung tragen für Andere“ zu kurz kommt, wenn jeder sein Ding macht.

Die Kinder sollen nicht in Watte gepackt werden - aber diesen
Trend kann ich nicht erkennen. Hast Du dafür Belege?

Naja, im nahegelegenen städtischen Kindergarten hauen sich die Kinder auf dem Hof. So soll es natürlich nicht sein. Einen Beleg habe ich nicht, aber dieses „ich mach mein eigenes Ding und dabei werde ich nicht gestört sondern gefördert“ hat vielleicht auch Schattenseiten.

Nun, die Eltern geben ihre Werte weiter, die Lehrer,
nahestehende Verwandte und Freunde der Familie und später s.g.
Peer Groups. Es liegt also in jedem seiner Hand, was er der
nächsten Generation vermittelt.

Na klar, aber als Eltern ist man doch mehr an der Entwicklung des eigenen Kindes interessiert als als der Erzieher, dem man sein Kind einen Großteil der Zeit anvertraut.

LG Igel