Gewöhnung an den Schmerz

Hallo,

Wen es wundert, warum ich so heiße, wie ich heiße, fragt mich bitte direkt.

Nun zum Thema:
Meine Frage wäre, ob man sich an den Schmerz gewöhnt, oder dieser verschwindet. Also realisiert das Gehirn den Schmerz und sagt: ‚Ok das habe ich jetzt lange genug empfunden‘ oder bekämpft er diesen?

Natürlich kommt es auf den Schmerz drauf an, deshalb sage ich, ich dachte da an einen Schmerz wie z.B. [Finger abschneiden].

Wäre schön zu erfahren welcher Meinung Ihr seid?

Oder gibt es erfahrene Personen?

P.S.:
Die Kategorie unter mein Gebiet fällt, wäre „Neurologie“. Gibt es aber meines Wissens nicht. -.-
(Medizin->Körper->Kopf->Gehirn->Schmerz->Schmerzverlust) würde ich machen.

Hallo,

ich weiß nicht genau, ob ich die Frage richtig versehe, aber es gibt ein Schmerzgedächnis. Wenn ein Schmerz über längere Zeit da war, kann es passieren, dass man immer noch Schmerzen fühlt, obwohl eigentlich keiner mehr da sein kann. Ist mir selbst passiert. Ich hatte einen guten Arzt, der hat mir geholfen. Also das Gehirn läßt sich auch austricksen.

Grüße

Servus,

die Funktion von Neuroleptika in der Anästhesie beruht darauf, dass der von den Nerven „gemeldete“ Schmerz unverändert bleibt, aber gleichzeitig das Gefühl vorherrscht „was hat das denn mit mir zu tun?“.

Welche Rolle für den Schmerz das Bewusstsein über den Schmerz spielt, kannst Du, wenn Du magst, ja mal experimentell ermitteln, indem Du Dir mit einer klassischen Kreissäge (wo das ganz leicht geht) einen Finger oder eine Hand abtrennst - der Schmerz fängt in dem Moment an, wo Du siehst, was passiert ist; vorher kann Dir ein halber Liter Blut rauslaufen, und Du merkst vielleicht gar nichts davon.

Schöne Grüße

MM

Hallo DasWunderAnton,

aus meiner eigenen Erfahrung - kann sein, dass das „nur“ für meine eigene Erfahrung zutrifft:
Finger abschneiden oder derartiges kenne ich - Gott sei Dank - nicht und dazu gibt es eine entsprechend passende Antwort von Aprilfisch.
Wohl aber kenne ich permanente Schmerzen. An diese habe ich mich - so in etwa - „gewöhnt“. Sind sie also nicht extrem stark, meint mein Schmerzgedächtnis offensichtlich „kann man nahezu vernachlässigen“, umgekehrt präsentiert es sich heftig bei massivem Schmerz. Das Ganze betrifft Gelenke.
Leider ist das Schmerzgedächtnis nicht ganz so leicht auszutricksen.

Gruß

dafy

Bei solchen traumatogenen Schmerzzuständen kennt das Gehirn / die Psyche genug schmerzausschaltende oder -dämpfende Mechanismen, die vom leichten Schockzustand bis zur vollständige Dissoziation reichen.

„Gewöhnen“ wäre eher ein Aspekt bei chronischen Schmerzzuständen, nicht bei akuten Schmerzen wie dem Abtrennen eines Fingers.

Gruß
F.

Hallo,

Das Schmerzempfinden ist eine sehr individuelle Angelegenheit und, mit Sicherheit zumindest teilweise, anerzogen.

Beobachte mal Kleinkinder auf dem Spielplatz. Wenn die Umfallen wird zuerst mal das Knie untersucht ob es blutet, dann folgt ein Blick zu Mamma oder Papa. Bis hierher geht alles noch ohne zusätzlich Geräusche. Wenn das Elternteil das nicht tragisch nimmt, wird weiter gespielt, andernfalls geht das mit den Geräuschen los.
Also recht eindeutig anerzogen.

Es gab schon unzählige Studien um objektive Schmerzskalen zu erstellen. Alle haben ergeben, dass das Empfinden sehr unterschiedlich ist.

Ich selbst kann Schmerzen allgemein recht gut ausblenden. Hängt von der Tagesform ab, aber auch wie weit der Schmerz vom Gehirn weg ist. Je näher (Kopf- oder Zahnschmerzen vs. Grosser Zeh) um so schwieriger wird es für mich. Um gekehrt kann ich einen Schmerz auch verstärken, indem ich mich darauf konzentriere.

Die Aussage von Aprilf®isch kann ich für mich nicht bestätigen. Getestet z.B. mit Axt im Zeigefinger, allerdings nur bis zum Knochen. In solchen Fällen verspüre ich gar keinen Schmerz, auch nicht wenn ich die Verletzung untersuche und notdürftig verbinde. Auch nachher kommt meist der Schmerz nicht wirklich. Der Versuch mit der Axt ist jetzt auch schon einige Jahrzehnte her.
Kleinere Verletzungen machen oft mehr weh.

ich selbst habe seit über 45 Jahren Rückenprobleme und immer wieder mal Wochen, und vereinzelt Monate, damit meine Probleme. Wenn es gerade Akut ist, werde ich vom Schmerz nach 90 Minuten wieder wach, weil ich mich dann Bewege.
So vor 5-6Jahren kamen noch einige andere Erkrankungen dazu und die letzten Jahre habe ich eigentlich keine schmerzfreien Tage mehr gehabt, ausser Januar/Februar 2015, da bin ich morgens schmerzfrei aufgewacht, war ein echtes Erlebnis!!

Die letzten Jahre schlafe ich im Schnitt 3 Stunden am Stück. Das Problem ist, dass wenn man durch Schmerzen geweckt wird, man meistens knallwach ist und sich nicht umdrehen und weiter pennen kann :frowning:
Normal schlafe ich halt mehrfach über den Tag verteilt, dann komme ich auch auf eine normale tägliche Schlafdauer. Als krankheitsbedingter Vollrentner geht das auch, nur meine Umgebung kann das nicht immer nachvollziehen.

Komischerweise habe ich kein Gedächtnis für Schmerzen. Nach einem Tag kann ich nicht mehr beschreiben wie, was, wo weh getan hat. Um es dem Arzt erklären zu können, muss ich das, solange es akut ist, irgendwie auswendig lernen, so ähnlich wie man Wissen auswendig lernt. Wenn ich die Beschreibung dann wiedergebe hat dies gefühlmässig eigentlich nichts mit mir zu tun.

Möglicherweise ist dies mein „Geheimnis“ damit umgehen zu können. Vielleicht würden andere in so einem Fall vom Dach hüpfen?

MfG Peter(TOO)

Hi

ja, ich kann mich an Schmerz gewöhnen. Ich habe chronische Migräne, so mit 28-30 Tagen Schmerz im Monat und irgendwann war der Schmerz so normal, das ich ihn gar nicht mehr registriert habe. Dafür merke ich es dann, wenn der Kopf mal nicht schmerzt.

Aber: das Schmerzempfinden ist bei jedem anders. Auch muss man zwischen akuten und chronischem Schmerz unterscheiden

Ja sowas kennen die Ärzte und bezeichnen diese Schmerzen als „Phantom-Schmerz“

Bezüglich so einem Experiment habe ich bereits meine Erfahrungen gemacht.
Ich habe mir den Zeigefinger bei der rechten Hand abgeschnitten und habe diesbezüglich diesen Artikel verfasst, weil ich nach dem Vorfall, nur eine Woche später, weniger Schmerzen hatte.
Es ist alles gut verheilt. Wir haben damals neben einem Krankenhaus gewohnt und dort war ich ca 3 Minuten später mit abgetrenntem Finger in der Notaufnahme gestanden.

Nein, da verwechselst du zwei Dinge.

Man über einen längeren Zeitraum Schmerzen hat, Kann die Ursache verschwinden und der Schmerz trotzdem bestehen bleiben das ist dann das Schmerzgedächtnis: Die Schmerzempfindungen haben sich quasi ins Gehirn eingebrannt und bleiben selbst beim Verschwinden der Ursache bestehen.

Phantomschmerz bezeichnet meist die Schmerzen, die man in einem Körperteil empfindet, der nicht mehr vorhanden ist, also beispielsweise wenn man ein Bein verloren hat.

Im ersten Falle ist es theoretisch immer noch möglich, dass es eine Schmerzursache gibt, es ist nur nachweislich keine Ursache mehr vorhanden (beispielsweise durch eine Operation.) Dann ist es das Schmerzgedächtnis, das diesen Schmerz vorgaukelt.

Im zweiten Fall ist es unmöglich, die Schmerzen zu haben, denn das Körperteil fehlt - dann spricht man von Phantomschmerz.