Hallo
Auch zeitgenössische E-Musik hat ihr Publikum – wenn auch kein
grosses.
Genau das habe ich doch auch gesagt. Ich habe auch gesagt, dass es bei der Neuen Musik eher ein Konzertpublikum gibt als ein Tonträgerkäuferpublikum. Das bestätigst du ja auch, indem du von Konzerten sprichst. Und es ging ja darum, wie die Nachfrage das Angebot reguliert, das ist durch Tonträgerkäufer aber besser zu regulieren als durch Konzertbesucher. Die meisten Konzerte werden doch mit Werken verschiedener Komponisten „bestückt“. Hier ist vielleicht ein Komponist etwas erfolgreicher als der andere und ihm werden öfter Aufträge erteilt, insofern, okay, da regelt auch die Nachfrage das Angebot, aber in einem sehr, sehr kleinen Rahmen und oft von einzelnen Leuten bestimmt.
Ich bin manchmal in Konzertreihen abonniert, wo das
Schwergewicht auf der neuen Musik liegt … und da ist der
grosse Musiksaal mit 1700 Plätzen oft rappelvoll.
Das kann sein, dann trifft sich entweder die Szene wie in Donaueschingen, oder die meisten Leute kommen doch eher wegen der anderen Musik, die auch im Konzert gespielt wird. Ich mache jedenfalls überall die Erfahrung, dass die Abo-Kunden stets ein bisschen stöhnen, wenn im ersten Konzertteil eine neue Komposition gespielt wird, die sie über sich ergehen lassen, weil sie halt den Brahms im zweiten Teil hören wollen. Es passiert natürlich schon, dass ihnen so ein Stück doch auch gefällt, aber meist nur im Vergleich zu anderer Neuer Musik. Im Vergleich zu ihrem Brahms schneidet eine neue Komposition nie besser ab. Und eine CD von dem Stück würden sich die meisten auch nicht kaufen.
Die Veranstalter versuchen bewusst, die neuen Kompositionen „an den Mann“ zu bringen, indem sie sie mit einem Restprogramm kombinieren, das das Publikum wirklich anzieht. Das ist einfach so.
Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass es die Neue-Musik-Szene ohne Subventionen, also wenn sie sich allein (oder immerhin großteiliger) durch reinen Verkauf finanzieren würde, auf diese Art nicht geben würde. Genaugenommen trifft das allerdings auch auf den Rest der Klassikszene zu. Nur ist es bei der Neuen Musik am extremsten.
An der Musikakademie Basel gibt es ein Studio für
elektronische Musik …
Das gibt es an vielen Musikhochschulen, weil Komponieren natürlich zum musikalischen Bildungskonzept gehört. Aber selbst an der Hochschule waren die Konzerte der Komponisten immer nur von ihren Komponistenkollegen besucht, da hat sich höchst selten mal ein Student der anderen klassischen Studienrichtungen hin verirrt. Und die Instrumentalisten, die dort hin und wieder eine neue Komposition aufgeführt haben, haben es auch in seltenen Fällen aus wirklicher Begeisterung getan, eher aus Interesse und Neugier.
Andere Musikszenen sind ja auch nicht massentauglich und
könnten bei oberflächlicher Betrachtung kaum wahrgenommen
werden:
Wer hört denn hierzulande Cajun und Zydeco-Musik
Wer kann dir sagen, was Rai oder Son ist, ein Kwela, ein Joik
oder ein Calypso?
Wer weiss bei uns überhaupt, was Bluegrass ist?
Ja, aber diese Richtungen haben ja ein Publikum, nur eben nicht hier. Sie können hier relativ unsubventioniert eine kleine Szene ansprechen, weil sie in anderen Ländern schon eine Nachfrage gedeckt haben. Ich finde, das kann man nicht vergleichen.
Gruß