Gibt es Arbeitsorte von&für Frauen und Intergeschlechtliche?

Hey,

ich frage mich ob es „Schutzräume“ ähnlich zu Behindertenwerkstätten gibt, für Frauen und Zwitter (Intergeschlechtliche).

Bald werde ich wohl in eine Behindertenwerkstatt müssen. Zwar sind dort auch übermäßig Menschen mit Diskriminierungsmerkmalen (behindert, weiblich, arm, psychiatrisiert, chronisch krank etc.)
Aber mein Eindruck bei einem Schnuppertag in einer Behindertenwerkstatt und was ich so las ist der, dass dort auch nicht wirklich was gegen hetero-sexistische und die weiteren Unterdrückungsstrukturen getan wird. Es gibt dort auch nur Toiletten für Frau und Mann. Und Diskriminierungsmerkmale sind gar nicht so Thema.

Ich würde lieber in einer Arbeitsstellen beschäftigt sein, die einerseits meine Diskriminierungsmerkmale anerkennt, wo das Thema ist, Gleichbetroffene (bes. Zwitter) zu finden sind mit denen ich reden kann und was gegen Diskriminierungsstrukturen getan wird. Und andererseits wo ich so finanziell gesichert bin wie wenn icj in der WfbM arbeiten würde.
Dort gibt es die „Vorteile“, der Grundsicherung vom Sozialamt (wie Hartz4) und etwas dazuzuverdienen. Es ist zwar nicht viel, aber auch nicht nichts. Der Leistungsdruck soll etwas geringer sein und gekündig kann eine auch nicht gleich werden.

Die WfbM hat schon einiges attraktives aus meiner Situation. Ich bin in Hartz4, habe keinen Abschluss, bin psychiatrisiert und bei der WfbM zu arbeiten wäre eine Option keine Maßnahmen aufgedrängt zu bekommen, dafür eine Regelmäßigkeit die mit einem Obolus vergütet ist.

Ps: wenn es keine geschützten Arbeitsorte für&von Frauen und Zwitter gibt, kann ich selber so was aufbauen, falls ja wie theoretisch und praktisch?

MfG

Das Thema hatten wir schon neulich. Und dir wurde dort u. a. die Frage gestellt, wie du bisher durchs Leben gekommen bist. Die Frage hast du leider nicht beantwortet, vielleicht schaffst du es jetzt …

Na also! Mach es einfach!

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Hallo,

Nicht, dass ich wüsste. Außer vielleicht die Großstadt. Es gibt Teile von Berlin, wo man die Toleranz überwunden hat und sich inzwischen in Akzeptanz übt.

Dann bewirb Dich bei einer der Institutionen in dem Haus, in dem mein Arbeitgeber ansässig ist. Hier gibt es neben den üblichen binären Toiletten auch eine Unisex-Toilette, die auch ganz aktiv von Menschen mit den unterschiedlichsten Identitäten wie selbstverständlich benutzt wird.

Aber das Thema Toilette und geschlechtliche Identität hatten wir doch neulich schon … verbunden mit der Frage: wie hast Du Dein bisherigen Leben gemeistert?!

Soweit ich Behindertenwerkstätten als nicht direkt betroffener verstanden habe, ist deren Zweck auch ein anderer.

Nun ja, die Zahl der intergeschlechtlichen Personen in Deutschland ist verschwindend gering. Je nach Studie liegt die Schätzung zwischen 20.000 und 200.000. Wie viele dieser Personen ihre geschlechtliche Identität vor sich hertragen und thematisieren ist eine ganz andere Frage. In dem ersten halben Jahr nach der Einführung der Möglichkeit, sein Geschlecht als „divers“ anzugeben, haben davon nur 150 Betroffene gebrauch gemacht. (Link zur Zahlenquelle)

Was ich damit sagen will; es wird sehr schwierig sein, im „normalen“ Lebensumfeld auf gleichbetroffene Personen zu treffen, wenn es statistisch nur eine pro Mittel- bis Großstadt gibt.

Wie schon angedeutet: bei meinem Arbeitgeber gibt es keine Diskriminierung. Allerdings würden auch Deine Merkmale keine besondere Beachtung finden. Du wärst nur eine Person unter gut einem Dutzend.

Allerdings würde mein AG bei einer Bewerbung die Frage stellen: welche fachlichen Kompetenzen besitzt Du? Mit anderen Worten: welchen Beruf hast Du erlernt, welche Tätigkeit hast Du in den letzten Jahren ausgeübt, wo liegen Deine besonderen Stärken? Nein. Du musst nicht auf meine Fragen antworten. Du sollst mir auch keine Bewerbung schicken. Ich will Dich mit meinen Fragen viel mehr zum Nachdenken anregen.

Klar! Du könntest eine Firma „für irgendwas“(*) gründen und nur Personen aus dem genannten Kreis beschäftigen. Du könntest eine Arbeitsvermittlung gründen, die interessierte Firmen berät und entsprechende Personen vermittelt. (So eine ähnliche Firma kenne ich für die Vermittlung von Autisten.)

Aber auch hier steht die grundsätzliche Herausforderung: Qualifikation geht vor Identität. Niemand wird eine intergeschlechtliche Person einstellen, nur weil sie intergeschlechtlich ist. Unternehmen sind (im Gegensatz zu meinem vorurteilsbehafteten Verständnis von Behindertenwerkstätten) keine Beschäftigungstherapie, nur damit sich die Person gebraucht fühlen und gefordert werden.

Grüße
Pierre

(*) Da ich von Dir nicht viel weiß, ich keine Kenntnisse über Deine Fähigkeiten und Fertigkeiten habe, kann ich natürlich keine spezielle Beschäftigung für Dein Unternehmen vorschlagen.

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