Gibt es aus psychologischer Sicht einen s. g. Opfertyp?

Ich meine damit Menschen, die überdurchschnittlich oft Gewaltverbrechen oder Mobbing zum Opfer fallen?Hat das mit der Statur, dem Gang oder mit einer Kombination aus unterschiedlichen Eigenschaften zu tun?Gibt es psychologische Studien, die darüber eine genauere Auskunft geben?

Hi,

auf der Täterseite jemanden mit Empathie, und der sieht dann, ob jemand anderes ausreichend wenig Selbstwertgefühl plus zu wenig Aggressivität (in Ermangelung eines besseren Begriffs) hat, der sich also schon an sich in der Defensive befindet. Die Frau die sich ängstlich umschaut und die hand in der Tasche mit dem Pfefferspray hat fällt da auch hinein.

die Franzi

Man hat mal in der Kriminalistik die Charaktere von Pfau und grauer Maus definiert.

Der Pfau ist oft schon auffällig gekleidet, ist selbstsicher und läuft gerne auch in der Mitte des Weges. Schon durch sein Auftreten zieht er die Blicke auf sich.
Diese Typ wird selten überfallen.

Die graue Maus ist ängstlich, beobachtet dauernd die Gegend und drückt sich am liebsten an der Hauswand entlang.
Dieser Typ wird öfters überfallen.

Ein potentieller Täter sucht natürlich ein Opfer mit möglichst kleinem Risiko.
So eine verschüchterte graue Maus verspricht da wenig Widerstand und macht was der Täter will.
So ein Pfau fragt wahrscheinlich als erstes: „was willst du denn?“. Da er der Grösste ist, wehrt es sich natürlich.

MfG Peter(TOO)

Hallo,

Opfertyp würde ich weniger sagen, aber es gibt Opferverhalten. Meist gründet es auf früheren negativen Erfahrungen und daraus resultierenden mangelndem Selbstvertrauen. Es ist nicht angeboren oder so.

Menschen, die sich ein „Opfer“ suchen, erkennen das sehr schnell - zum Beispiel an der Körperhaltung - das sind oft nur Nuancen.

Alleine kommt man da nur sehr schwer wieder raus, vor allem weil es Betroffenen oft selbst gar nicht so bewusst ist und sie dazu neigen sich Menschen zu suchen, die negative Situationen wiederholen Damit geraten sie natürlich auch immer wieder an Täter - weil es vertraut ist und eventuell auch das Gefühl da ist, es nicht anders zu verdienen.

Aber mit Hilfe einer Psychotherapie kann man lernen das zu ändern und aus dem Opferverhalten auszusteigen. Das ist oft ein sehr langwieriger Prozess.

Abira

Fahrzeughalter? Eigenheimbesitzer? Mieter? Patienten? Smartphonebesitzer? Alleinstehende Erziehungsberechtigte? Vernachlässigte bzw. missbrauchte Kinder? Flüchtlinge?

Grüße mki

Also jeder?

1 Like

Vielen Dank für deine inspierende Antwort Abira.
Bzw. lehrreiche Antwort.

Genau so etwas ähnliches habe ich gelesen, nur stimmt es, bis zur Unendlichkeit?
Es sind ja Tierversuche gewesen oder bildlich gemeint?
Grüße & Dank

Ich danke dir, dass du uns an deinen Ideen teil haben lässt.
I am not scared. Ich habe selten Angst, aber wenn dann richtig.
Endorphine, und alle anderen Hormone gehören zu meinem Leben.
Adrenalin mochte ich mal…
Damit kann frau sich auch in Gefahr bringen.
Dank Dir.

Das ist bildlich!

Grundsätzlich schon.

Wer Teil der Gesellschaft und selbstsicher ist, dürfte meistens im Vorteil sein.
„Teil der Gesellschaft“ ist dabei wichtig. Wenn alle in der Gesellschaft grau gekleidet sind, gehört jemand im roten T-Shirt zu den Aussenseitern und wird wegen seiner Auffälligkeit sowieso gejagt.
Möglicherweise sind dann weisse Knöpfe schon extravagant, aber von der Gesellschaft noch akzeptiert.

Jeder. Das Opfer zu werden, hängt lediglich vom Umfeld ab. Aber auch dann nur wenn das Umfeld - zahlenmäßig egal wie groß - von einem negativen Menschenbild geprägt ist. […]

Grüße mki


[Beitrag editiert - MOD Kreszentia]

Hallo,

Es gibt Personengruppen, die überdurchschnittlich oft Gewaltverbrechen zum Opfer fallen, und zwar sind das laut Kriminalstatistik junge Männer zwischen 14 und 23 Jahren.
Das betrifft vielfach Körperverletzungsdelikte oder Taten die aufgrund gegenseitiger Provokationen entstehen.
Die Vorstellung des wenig selbstbewusst auftretenden Opfertypus greift in diesem Kontext nicht wirklich. Meist jedoch wird diese Vorstellung auf Gewalt gegen Frauen angewandt. Hier greift sie aber auch nicht.

Das sich den meisten aufdrängende Opferbild der auf der Straße überfallenen jungen Frau ist kriminalstatistisch ausgesprochen unterrepräsentiert.
So gehen in den meisten Fällen von Gewalt gegen Frauen(leg mich nicht auf Zahlen fest, es dürfte zwischen 70- und 90% variieren) mindestens bereits bestehende soziale Interaktionen, oder meistens sogar eine Beziehung voraus, d.h. Täter und Opfer kannten sich.
Daraus ergibt sich eine völlig andere Opfer-Täter-Dynamik, die den Rahmen deiner Frage bei weitem sprengt.

Ängstliche Frauen werden indes weniger oft zum Opfer, da sie durch Vermeidungsverhalten weniger in Situationen geraten, die Risiken einer Gewalttat beinhalten. Eine solche „unselbstbewusste“ Frau wird weniger wahrscheinlich nachts durch den finsteren Park laufen, sondern lieber einen Umweg in Kauf nehmen, oder erst gar nicht nachts alleine ausgehen usw…

Umgekehrt gilt, dass wer sich berufsbedingt (Prostitution) oder aus Unachtsamkeit in risikoreiche Situationen begibt, auch eher zum Opfer wird.
Die Fakten widersprechen also dem landläufigen Bild vom „wehrlosen“ Opfer.

Die meisten Menschen, Frauen wie Männer, bewegen sich in der Öffentlichkeit eher unauffällig, durchschnittlich.
Ein vorschneller Rückschluss auf Wehrhaftigkeit oder mangelndes Selbstvertrauen kann sich als verhängnisvoller Irrtum herausstellen.

In den wenigen Fällen von Angriffen eines unbekannten Täters, spielen für den Täter sehr viel mehr Faktoren eine Rolle.
Man muss sich vorstellen, dass für einen sozusagen auf ein Opfer lauernden Gewaltverbrecher/Vergewaltiger/Mörder vor allem die Situation passen muss. Insbesondere das Unbeobachtetsein vor Passanten, Radfahrern, Joggern, Autofahrern sowie die perfekte Örtlichkeit sind unter Hochspannung im Auge zu behalten. Wenn er dann auch noch auf ein „unselbstbewusstes“ Opfer warten muss, dann steht er da bis zum Sankt Nimmerleinstag.
Er nimmt i.d.R. was er kriegen kann. Mehr noch als die von dir genannten, werden Faktoren von Attraktivität eine Rolle spielen.

In der Viktimologie werden deshalb solche Faktoren überwiegend als überholt betrachtet, kaum diskutiert.
Es sind auch keine sozialpsychologisch langfristigen Beobachtungen möglich, denn wer ein Opfer interviewt, der spricht ja bereits mit jemandem der schon zum Opfer geworden ist, mit all den Persönlichkeitsveränderungen die ein solches traumatisches Erleben mit sich bringen kann.
Das heißt, die Person hat sich u.U. bereits in eine Richtung verändert (Hilflosigkeitsgefühle, sonstige Traumafolgestörungen) durch die das Bild sich lediglich selbst bestätigen würde.
Außerdem tragen Zuweisungen von Selbstverschulden, wenn solche Opfertypusvorstellungen in der Öffentlichkeit herumgeistern, nur zur Re-Viktimisierung durch Dritte(sog.Tertiärviktimisierung) bei. Man sollte sich dabei also mit Bedacht von Vorurteilen fernhalten.

Grüße
Heidi

Super tolle Antwort.