Gibt es Bedarf an flexiblen Kinderbetreuungsmöglichkeiten im Bereich Ü3+Hort

Liebe Eltern,

nachdem ich nun mit unserer Kinderbetreuung eine Horrorstory durchlebt habe und ich nun, Vollzeit berufstätig und auch auf diesen Job angewiesen bin und keinen Betreuungsplatz für meinen Erstklässler habe, dachte ich mir folgendes:

Ich drehe den Spieß um und biete Bedürftigen Eltern genau was Sie brauchen. Eine Betreuung für ihre Kids und das bis 12 Jahre. Inkl. Abholung von der Schule. Natürlich im gewissen Radius.

Denkt ihr sowas ist gefragt, oder gibt es keinen Bedarf? Also ich habe gehört, es gibt sehr viele Menschen die Ohren Job verlieren, weil sie keine Betreuung haben, persönlich kenne ich jedoch niemanden. Ich bin sehr gespannt und freue mich auf alle eure Antworten. (Vorzugsweise aus dem Rhein-Main Gebiet, da ich hier wohne)

Vielen lieben Dank!

Hallo,

Bedarf gibt es sicher, die Frage ist, was sich die Menschen einen solchen Service kosten lassen / kosten lassen können.

Auch müsste man das gewerbemäßig absichern, steuerlich, aber auch versicherungsmäßig. Möglicherweise müsste das sogar, ähnlich wie bei Tagesmüttern, vom Amt genehmigt, geregelt, zertifiziert werden, das müsste man vorher klären.

Natürlich muss das auch organisatorisch gut durchdacht sein:
Gerade weil du auch von Abholung von der Schule sprichst - wie macht man das bei verschiedenen Schulschlusszeiten? Was machen die anderen Kinder, in der Zeit, in der Kinder abgeholt werden? Desgleichen, wenn einige der Kinder nachmittags vielleicht zu irgendwelchen Vereinen gebracht werden müssten.

Wie macht man es mit Mittagessen?

Und wie sieht es mit Platz aus? Zum Spielen, aber auch um ev. Hausaufgaben zu machen (bei älteren Kindern ist da Ruhe durchaus wichtig).

Das ist nur, was mir spontan dazu einfällt, und sollte nur als Hinweis dienen, dass so ein Unternehmen sehr gut geplant und auf eventuelle Problemstellen abgeklopft werden muss.

Grüße
Siboniwe

Du brauchst:

  • Eine pädagogische Ausbildung, die dich für die Leitung einer solchen Einrichtung qualifiziert. Das verlangt die Fachkräftepflicht für Kitas in Deutschland. In der Regel muss das mindestens die Ausbildung zur Erzieherin sein. Erfüllst du die Bedingung nicht, musst du eine Erzieherin beschäftigen.
  • Räume, um die Kinder unterzubringen. Diese müssen für Kindertageseinrichtungen bestimmte Vorgaben erfüllen. Die Vorgaben variieren von Bundesland zu Bundesland. Hier ein Beispiel für Bayern: https://www.nuernberg.de/imperia/md/kinderbetreuung/dokumente/kinderbetreuung/bauliche_anforderungen.pdf
  • Ausreichende Buchungszeiten (und damit auch ausreichend Kinder) um Betriebskostenzuschüsse zu erhalten und davon zu leben.

Du kannst pro Kind nur einen gewissen Betrag verlangen, den Eltern zu zahlen bereit sein werden. Angesichts der Tatsache, dass Ganztagsschulen umsonst sind, haben hier sogar reguläre Horte mittlerweile schwer zu kämpfen. Mehr als 150 Euro pro Kind und Monat dürften nicht realistisch sein, zzgl, max. 3,50 pro Tag für Mittagessen. Nun kannst du ausrechnen, wie viele Kinder du haben musst, damit du davon leben kannst. Du musst ja auch noch Miete für die Räume, Heizkosten, Versicherungen und Spiel- und Arbeitsmaterial davon finanzieren.

Mehr als 5 Kinder kannst du nicht allein betreuen. Wenn du einen Teil der Kinder auch noch von der Schule abholen willst, muss jemand da sein, der die Kinder betreut, die in der Zwischenzeit schon in der Einrichtung eintreffen. Auch für die Hausaufgaben müsst ihr mindestens zu zweit sein. Wird einer krank, muss Ersatz verfügbar sein, sonst wird das nicht zu organisieren sein. Du kannst ja nicht einfach zumachen.

Alle Kinder brauchen ein Mittagessen. Das muss zubereitet oder bestellt werden. Die meisten Eltern werden von einer privaten Einrichtung verlangen, dass frisch, vollwertig und eventuell auch bio gekocht gekocht wird. Dazu braucht es eine entsprechende Kücheneinrichtung - und natürlich jemanden, der kocht.

Wenn du eine Erzieherin beschäftigen musst, muss diese auch überwiegend anwesend sein. Heißt: Sie muss voll bezahlt werden. Es geht nicht, dass sie nur formal die Leitung übernimmt.

Wenn du an sowas denkst, könnte am ehesten funktionieren, dich an einen Großbetrieb zu wenden, der interessiert daran ist, dass die Mitarbeiter möglichst wenig Zeit mit Kinderbetreuung zubringen. Diesem Betrieb musst du dann schmackhaft machen, was er gewinnt, wenn er eine optimale Kinderbetreuung für seine Mitarbeiter kriegt, ohne gleichzeitig eine eigene finanzieren zu müssen.

Stattdessen sponsert er einen Teil deiner Betriebskosten und zahlt den Mitarbeitern die Kinderbetreuungskosten (oder Teile von diesen). Dafür werden diese Kinder auch bevorzugt von dir aufgenommen. Das erspart dir weitere anstrengende und kostenintensive Werbung, weil du weitestgehend mit den Kindern dieses Betriebs ausgelastet sein wirst.

Da die wenigsten Eltern so viel Urlaub haben, wie ihre Kinder Ferien, wirst du nicht drumrum kommen, auch eine Ferienbetreuung anzubieten. Da hast du die Kinder dann den ganzen Tag an der Backe und musst für angemessene Beschäftigung sorgen.

Ich kenne eine einzige private Schulkindbetreuung, die seit einigen Jahren überlebt. Das tut sie aber nur deswegen, weil der Leiter der Einrichtung einen zweiten, gut bezahlten Job hat, mit dem er die ständigen Finanzlöcher in seiner Kita stopft. Die entstehen trotz guter Nachfrage nach dieser Betreuung.

Jule