Hallo Susanne,
Ich konnte jedenfalls mit diesen Gedenkstätten für Soldaten
nie besonders viel anfangen, sterben gehört bei denen zum Job
dazu, also was solls.
Genau, das sagen die Hinterbliebenen der Soldaten auch
immer…
Also ich hab die Einstellung von meiner Mutter, und die hat die das von ihrem Vater, der im 1. und 2. WK als Berufs-Soldat unterwegs war. Ihr ist schon als Kind eingebleut worden, dass sterben dazugehört und es irgendwann sein kann, dass der Vater nicht wiederkommt. Und dass das ihm sogar eine Ehre sei. Und die Ehre hatte er denn dann auch.
Von meinem Vater hab ich dagegen die „Krieg ist Doof“-Einstellung, da er schon in dem End50ger/Anfang60gern den Dienst verweigerte. Und auch sein Vater hat sich im 2. Wk. als er eingezogen wurde, für doof gestellt („unfähig mit der Waffe umzugehen“, hat sich beim Putzen selbst in den Fuß geschossen), damit er schnell wieder auf seinen Hof kam (und zu seinem Schützenverein).
Ich ziehe diese erwähnten Dorfsteine großen Monumenten vor, denn da geht es um Leute, die anderen Leuten etwas bedeutet haben und die in dem Dorf ihre Spuren hinterlassen haben. Bei den großen Monumenten geht es um irgendwelche Leute, die bedeuten zwar einzelnen anderen Menschen etwas, aber an der STelle wo solch ein Monument steht, finden sich eher selten die dazugehörigen Angehörigen, selbst wenn das ganze innerhalb Deutschlands ist (also noch nichtmal soweit wie diese Kriegsgräberfürsorge-Gräberfelder in sonstwo)
Große Monumente mit Massenweise Namen haben für mich immer noch etwas anonymes, da finde ich so etwas wie ein einzelnes Grab eines „unbekannten Soldaten“, gerne auch mit Gedenkstelle, sehr viel sinniger, denn im Krieg wurden eben die meisten Soldaten eher wie eine Nummer behandelt(* s.u.), da war es auch egal wer oder was sie waren, hauptsache sie haben ihren Job gemacht, ein Soldat war einer von vielen. Und nun auf einmal wird um die einzelnen Namen so ein Bohai gemacht. In einem solch großen Krieg Soldat zu sein und dabei womöglich umzukommen ist aber kein individuelles Schicksal. Jedenfalls kein für den Rest der Bevölkerung relevantes. Oder meinst du dass es durch die Kenntnis der einzelnen Soldatenschicksale nie wieder Krieg gibt? Das funktioniert nicht mal in Amiland, obwohl die da eine ausgeprägte Heldengedenkkultur haben.
*Das ist nicht gleichzusetzen mit anderen „nummerierten“ Kriegsopfern, auch wenn die Nummerierung da denselben Zweck erfüllt, nämlich das Individuum-sein aufzulösen. Doch dabei handelt es sich um individuelle Schicksale, die durchaus heutigen Generationen bekannt werden müssen, damit die dahinterstehenden Dinge (Holocaust, Zwangsarbeiterschaft etc.) niemals wieder passieren.
Auch Soldaten sind Menschen, und die möglicherweise tödlichen
Folgen mit einem ‚was soll’s‘ abzutun ist nicht gerade die
feine Art.
Hier ging es hier um mir nicht persönlich bekannte/verwandte Namen. So ein Kriegerdenkmal aktiv zu besuchen (also nicht nur wegen der Aussicht oder einem anderen Grund) hat für mich also in etwa denselben Sinn, wie auf dem Friedhof an irgendeinem Grab eines mir nicht näher bekannten Menschen rumzustehen oder gar Trauer zu bekunden.
(ok, wenns der „Nachbar“ eines verwandten Grabes ist und noch frisch, ist wieder was anderes, aber da güldet die Trauerbekundung eher den Lebenden und geschieht aus reiner Höflichkeit) Trauerbekundungen oder Kranzniederlegungen gelten meist der Wertschätzung der Lebenden, die Toten haben da nichts von. Bei diesem Marineehrenmalist es eben auch so, da dient das Ding den Lebenden als Ort der Trauer, da man bei einem Seemann eher selten ein Grab hat, quasi als Ersatz. Für die finde ich es als völlig in Ordnung. Aber wirklich als solches Nutzen können die es auch nicht, denn wenn da irgendwo in einem Raum (wo er zb: einen Angehörigen gefunden hat)jemand mal ne Blume niederlegt wird die sofort recht barsch entfernt, „Blumenniederlegungen nur in der Heldengedenkhalle“ Dumm nur, dass da natürlich nicht der passende Name an der Wand steht, statt dessen einige aus heutiger Sicht eher zwiespältig zu sehende („Helden“ des 1. WK, die nicht ganz unschuldig daran sind, dass es überhaupt zum 2. WK. kam). Ausserdem würde da eine einzelne Blume unter den Riesen-Kränzen von irgendwelchen offiziellen Stellen untergehen. (auch da fragt man sich, wozu tun die das, geht es da nicht manchmal eher um das eigene Prestige und um das „weil man das so macht“? Hat sich da schonmal irgendeiner damit beschäftigt, wer da an der Wand steht und wer da an wen gedenken wollte- aber das mag ein Spezielles Marineehrenmal-Problem sein, denn das Ding ist nunmal ein Nazionalsozialistischer Bau… und es mag sein, dass die räumliche Nähe zu diesem eher zwiespältig anzusehenden Ehrenmal einen ziemlichen Einfluß auf meine Meinung zu Ehrenmalen hat.)
Aber als Touristisches Hightlight (als was das Ding hierzulande nunmal gehandelt wird) finde ich sowas eben etwas daneben.
Für mich persönlich ist es also eher ein „Was solls“, da mich mit den Namen meist nichts verbindet (bis auf jene die ich aus dem Geschichtsbuch kenn, und das ist dann wieder ein anderes Kapitel, ich tät mich wiederholen).
Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich weiß/gelernt hab, dass man auch ohne irgendein Grab/Monument jemandem gedenken kann. Und das geht dann sogar meist viel besser, als wenn einem irgendwer (irgendein Ausstellungsdesingner) vorgibt, woran man sich da erinnern soll.
Denn Soldaten sind vor allem erst mal Menschen, manchmal auch Väter und dann erst Soldat, wenn sie zwangsrekrutiert wurden kommt Soldat sogar ziemlich weit hinten. Die meisten überlebenden, die ich so kennengelernt hab, mögen es gar nicht, wenn man ihre Soldatenphase so besonders herausstellt, selbst wenn sie dabei irgendeine „Heldentat“ vollbracht haben. Denn oft sind solche „Heldentaten“ damit verbunden anderen Leid anzutun oder (hab nunmal meist mit Ärzten und Sanis etc zu tun) damit andere vorm Tod zu bewahren, die dann entweder hinterher wieder anderen Leid antaten oder vorher schon anderen Leid antaten.
Sterben gehört übrigens auch bei anderen Berufen durchaus zum
Berufsrisiko, etwa bei der Polizei oder bei der Feuerwehr.
Sagst du dann auch ‚was soll’s‘?
Nö, da sag ich eher, wenns Kriegerdenkmale gibt, warum dann nicht auch mal eins für Feuerwehrleute/Polizisten/Kampfmittelräumer etc. Aus meinen persönlichen Umfeld kann ich sagen, selbst Richter oder Sozialpädagogen trifft es, wenn die auf einen entsprechend durchgeknallten Klienten treffen.
Das war es was ich damit
Wenn vom Kampfmittelräumdienst einer hochgeht, gibts auch nur eine :Traueranzeige in der Zeitung und mehr nicht. Und so gibt es eben noch :eine Menge lebensgefährlicher Jobs, für die baut auch niemand ein enkmal.
sagen wollte.
Aber bei diesen Berufsruppen gibts keine öffentlichen Gelder für sowas, da müssen die Angehörigen oder Kollegen zusammenlegen, damit es wenigstens für eine Zeitungsanzeige oder gar eine kleine Plakette irgendwo reicht. Oder es gibt nur eine kleine interne Gedenkfeier.
So etwas regt selbst bei nicht unmittelbar betroffenen eher zum Nachdenken an, als irgendwelche Monumente oder Gedenktafeln, an denen man im Alltag eher unbewusst vorbeirennt.
(ich erinnere mich schon seit Jahren immer mal wieder an die Schweigeminute, die bei meiner Führerscheinausbildung für eine Schülerin und deren Fahrlehrer einer Fahrschule am ganz anderen Ende der Stadt stattfand. bzw. ich erinnere mich an die betreffende Verkehrsituation, die dazu führte, dass die beiden von einem LKW zerquetscht wurden, vorzugsweise, wenn ich doch lieber drauf verzichte einen orientierungslosen LKW zu überholen.)
Gruß Susanne