Hallo Nils,
sobald ich deutsche Grenzen überschreite bin ich im Ausland und dort der Ausländer. Rund um Deutschland gibt es viele Nationen die unter der deutschen Kriegsführung leiden mussten.
Die Gründe, die Du meinst, dass sie das anzetteln eines Krieges rechtfertigen und auf die Krieg die richtige Antwort ist, hätte man evtl. auch mit anderne Mitteln „bekämpfen“ können. Es gibt Möglichkeiten der Diplomatie, der intensiven Verhandlungen und Hilfe durch Vermittlungen.
Daran war Hitler aber nicht im Geringsten gelegen. Er wollte Raum für das „Deutsche Volk“. Darum wurde erst nach Osten vorgedrungen. Kurz nach den Soldaten kamen dann schon die Deutschen Siedler und übernahmen die „erkämpften“ Ländereien und vertrieben die Menschen, die bisher dort lebten.
So war es nicht? Nun, ich kannte einen ehemaligen SS-Offizier. Seine Familie übernahm ein Gut in Polen. Oja, sie wurden, wie viele Andere auch, nach Kriegsende auch vertrieben und trauerten viele Jahre um „ihr“ verlorenes Gut.
Dieser SS-Offizier hat aber nach dem Krieg zu seinen Taten gestanden. Er erzählte manchmal von den Greueltaten die von Deutschen im Krieg begangen wurden.
Er konnte viele Nächte nicht schlafen und hätte gern den Opfern des Krieges - er dachte dabei nicht an die deutschen Opfer - viel mehr Wiedergutmachung gegeben, als nur ein paar Ehrenmäler. Er hätte gern dem alten russischen Mütterchen irgendwo ganz weit in Russland das zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppte Mädchen (ca. 13 Jahre alt) wieder zurückgegeben.
Sein Wunsch war es gewesen, dass es diesen Krieg nie gegeben hätte. Dass er sich als junger Mann nie hätte auf die verlogene menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten eingelassen hätte.
Der Offizier ist jetzt auch schon 36 Jahre tot. Er starb an den langfristigen Folgen, die ihm der Krieg und der Feldzug nach Russland hinterließen. Er hat selten davon erzählt und bestimmt dann nicht die schlimmsten Ereignisse die er erleben musste. Aber das was er erzählte, war so schlimm, dass ich 36 Jahre später oft daran denken muss.
Er hat den Anfang des Krieges, den Krieg selber und auch das Ende erlebt. Er hatte, da er bei der Waffen-SS gewesen war, durchaus Privilegien gegenüber anderen Kriegsteilnehmern. Er hat es nie anders gesehen, als dass Deutschland diesen Krieg begonnen und mit nicht notwendigen Greueltaten geführt hatte. Er schämte sich dafür und konnte nie verstehen, dass später geborene Menschen meinten, dass die Schuld an diesem Krieg nicht bei Deutschland lag und dass Deutschland ihn fair geführt habe.
Viele Greuel die nach dem Niedergang der Nazis an Deutschen verübt wurden, sind auf Rache wegen der erst von Deutschen verübten Greuel zurückzuführen.
Übrigens gibt es in Deutschland viele Denkmäler für Kriegsopfer. Nahezu jedes Dorf hat am Friedhof oder in der Kirche eine Tafel oder Säule mit Namen und ähnliches wird es auch in Berlin geben. Oder geh mal auf einen Soldatenfriedhof und zähle die Kreuze. Darunter liegen deutsche Männer, die noch viele Jahre hätten leben können, wenn es den Größenwahn eines kleinen Gefreiten nicht gegeben hätte. Jedes Kreuz und jeder Name schreit förmlich danach: „nie wieder Krieg und nie wieder Feindschaft - egal mit welchem Land“.
Mir sind Mahnmale viel lieber als Ehrenmale.
Gruß
Ingrid
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