Gibt es durch die Migration seit 2015 eine messbare Verschiebung bei den Anteilen an Tatverdächtigen und Haftinsassen?

In dem Artikel http://www.morgenpost.de/berlin/article207413839/20-Jaehriger-schlaegt-fremde-Frau-15-Tage-Dauerarrest.html
bemerkt eine Berliner Staatsanwältin: „Tegel, Plötzensee, Heidering sind pickepackevoll mit jungen Migranten“.
Ich wollte das gerne nachlesen, habe jedoch keine aktuellen Statistiken gefunden.
Noch vor einiger Zeit, soll der Anteil ausländischer Tatverdächtiger ca. 24% und der in Haftanstalten einsitzenden Migranten ca. 20% betragen haben.
Hat sich an diesen Zahlen durch die massive Zuwanderung seit dem letzten Jahr eine messbare Änderung ergeben? Ist der Anteil Tatverdächtiger Migranten evtl. sogar gesunken?

Gründe für ein Sinken der Kriminalitätsbelastung könnten sein:

  • Zuwanderer aus den größten Flüchtlingsgruppen (Syrer) sind weniger kriminell als andere Gruppen
  • Zuzug aus eher problematischen Ländern hat nachgelassen (Mahgreb, Balkan)
  • eingesetzte Rückkehr in sichere Herkunftsstaaten (z.B. Balkan)
  • einsetzende Rückfluchten wegen schlechter Unterbringung, Essen etc. (z.B. Iraker)

Möglicherweise ist es noch zu früh, eine messbare Veränderung zu erwarten??
Gruß
rakete

Hallo,

hierzu wird es nur schwerlich möglich sein, zentralisierte Daten für Gesamtdeutschland zu erhalten. Haftanstalten sind Ländersache.

Die Verwendung des Begriffs Migrant ist allerdings irreführend, da hierunter auch Deutsche (bspw. Aussiedler) fallen können. Ebenso „mit Migrationshintergrund“ https://de.wikipedia.org/wiki/Migrationshintergrund#Verwendung_des_Begriffs

Die PKS des BKA unterscheidet zwischen Deutschen und Nichtdeutschen. Ausschlaggebend ist hier die aktuelle Staatsbürgerschaft ohne jegliche „Hintergrundbetrachtung“. Vor allem aber kümmert sie sich nicht mehr um Verurteilung und Haft.

Verbessern wird sich die ohnehin (u.a. durch behämmerte Fehlplanung) schon lange angespannte Situation in den Haftanstalten sicher nicht.

09/15: http://www.bsbd.de/archive/137/Flüchtlingswelle-bleibt-für-die-deutschen- Gefängnisse-nicht-folgenlos!.html
03/16: http://www.stern.de/panorama/gesellschaft/fluechtlingskrise--gefaengniswaerter-warnen-vor-ueberfuellung-der-untersuchungshaft-6750090.html

Hingegen wird man in diesem Jahr sicher keine erläuternden Studien finden, die hier auch noch nach syrischen und sonstigen Flüchtlingen in Haftanstalten differenzieren würden. Evtl. auf Anfragen in den Landesparlamenten einige absolute Zahlen.

Gruß
vdmaster

Wohl eher nicht wenn man diese Aussage eines Gewerkschaftsvorsitzenden vom 1.3. 2016 liest.

"Berlins Haftanstalten stehen vor neuen Problemen:
Innerhalb von nur zwei Monaten hat sich die Zahl der Inhaftierten um 400
erhöht. Der generelle Aufwärtstrend bei den Belegungszahlen im Berliner
Vollzug hat sich damit, so die aktuelle Statistik, weiter verschärft.

„Diese Entwicklung war absehbar und eskaliert weiter durch den starken
Anstieg der Delikte Menschenhandel und Schleusertum. Auch die hohe Zahl
von Straftätern unter Migranten und Flüchtlingen droht die
Haftplatzkapazitäten zu sprengen - ein Trend, vor dem nicht nur wir in
Berlin bundesweit warnen,“ kommentiert der Berliner BSBD Chef Thomas
Goiny die aktuelle Belegungsstatistik."

Bei Hart aber Fair kam mal, dass über 60% der Häftlinge Migrationshintergrund haben.

Das hört sich aber ungewöhnlich hoch an. Ich war von vielleicht der Hälfte ausgegangen.
War das auf D insgesamt bezogen? Was war das Thema der Sendung (vielleicht kann ich die in der Mediathek noch finden)?
Gruß
rakete

Damit liegst Du auch richtig, sofern es sich nur um Ausländer handelt. Bei MiHiGrulern kommen hinzu

(A) Millionen Deutsche (Aussiedler) und deren Kinder (2. Gen.)
(B) Doppelstaatler
© Kinder aus binationalen Ehen (2.Gen.)

Das läppert sich gewaltig. 20% der Bevölkerung haben einen MiHiGru. http://www.bpb.de/wissen/NY3SWU,0,0,Bev�lkerung_mit_Migrationshintergrund_I.html

Würden die MiHiGruler insgesamt genauso oft anteilig in Haft sitzen wie nur die Ausländer (Teil der MiHiGruler), dann käme man auf ca. 55%. Ich halte das jedoch für sehr unwahrscheinlich. Möglicherweise bei bestimmten Delikten (begehbar von Deutschen und Nichtdeutschen) in bestimmten Altersgruppen und -klassen.

Gruß
vdmaster

P.S.: In Abschiebehaft ist der Anteil von Ausländern bei 100% :grin:. :scream:

Die bewusst unscharfe „Definition“ ist ja politisch gewollt und kann je nach politischer Färbung zum Begründen oder Dementieren verwendet werden.

Vermutlich ist diese Einordnung auch am zielführendsten. Ich kann mich an keinen Artikel erinnern, der eine ähnliche Kriminalitätsrate von „Abstammungsdeutschen“ und eingebürgerten Migranten in Frage stellt.

In Berlin wurde das Abschiebegewahrsam in eine Flüchtlingsunterkunft umgebaut (Da wird der Hund in der Pfanne verrückt!) http://www.berliner-zeitung.de/berlin/gebaeude-wird-umgebaut-fluechtlinge-ziehen-in-abschiebegefaengnis-in-koepenick-ein-23270952
Gruß
rakete

Probleme mit Gefangenen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen und Volksgruppen erschweren die Behandlungs- und Therapiemaßnahmen und belasten das Personal zusätzlich, speziell wenn die Gefangenen in ihren Herkunftsländern mit sehr viel drakonischeren Strafen rechnen müssen und das deutsche System als „Schwäche“ auslegen
Und die Fälle, die der Richter in den „Kuraufenthalt“ schickt sind nur die Verurteilten von wirklich schwerwiegenden Taten, bei denen nun wirklich keine Bewährung, Haftverschonung, Freigängerei mehr zugestanden werden kann.
Ich rechne mit einer nicht unbeträchtlichen Dunkelziffer, für die kein Platz in den (politisch gewollten) übersichtlich gehaltenen Anzahl der Haftanstalten mehr finden lässt.
Gruß
rakete

Mein Gott! Weiss das Amnesty International ? :innocent:

Hallo,

was irrelevant ist. Denn ein „nicht in Frage stellen“ bedeutet nicht, dass es wahr wäre.

Nur dürfte es methodisch äußert schwer sein, einen dt. Staatsbürger mit personifizierten Daten nach seinem MiHiGru zu „durchleuchten“. Wo bitte wäre denn vermerkt, dass sein Vater aus Timbuktu oder Kamtschatka einreiste, Wallburga Dimpfelhuber aus Kleinkleckersdorf heiratete und sie gemeinsam den zukunftsvollen Sprößling Alexander, Silvio oder Erkan zeugten? Denn mit Ratespielen würde man ja auch die Wahrheit verwässern. Möglicherweise käme man damit der Wahrheit aber näher, als mit Unwissen. Vielleicht jedoch auch nicht.

IMHO müssten viele Gesetze „ausgehebelt“/geändert werden und eine Studie würde sich lange hinziehen sowie Detektivarbeit erfordern.

Gruß
vdmaster

Es ginge schon. nur der Ansatz müsste anders sein. Israel z.B. lässt bei seinen Betrachtungen Personengruppen außer acht, die tätermäßig erfahrungsgemäß ohnehin nicht in Frage kommen (z.B. Leute mit Vätern aus Timbuktu und Kamtschatka). Das dürfte bei statistischen Betrachtungen ähnlich hilfreich sein, wie beim Erstellen eines ethnischen Täterprofils. Genau genommen wäre es ja „Wurst“, wie groß der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist, wenn man nur die Ethnie von den verurteilten Tätern dazu verwenden dürfte, statistische Betrachtungen in Bezug auf die Gesamtbevölkerung zu machen.

Das ist das Problem

Gruß
rakete

Das Thema von HAF weiß ich nicht mehr. Ich meine es ging darum was nach Sylvester passiert ist…

Und wie ich gerade lese wird das wohl in Zukunft nicht besser mit der Auslastung der Gefängnisse:

„Deutschland darf einen Rumänen und einen Ungarn, die per Europäischem
Haftbefehl gesucht werden, wegen der schlechten Haftbedingungen in ihren
Heimatländern zunächst nicht ausliefern. Erst muss sichergestellt sein,
dass den Männern in den dortigen Gefängnissen keine unmenschliche oder
erniedrigende Behandlung oder Strafe droht, wie der Gerichtshof der
Europäischen Union (EuGH) in einem Grundsatzurteil in Luxemburg
feststellte.“ http://www.dw.com/de/deutschland-darf-rumänen-und-ungarn-nicht-ausliefern/a-19164282

Ein Ding aus dem Tollhaus. Sollen wir jetzt noch die Gefängnisse bauen oder renovieren? Dann kriegen wir die Schurken niemals raus. :rage:
Gruß
rakete