Gibt es eigentlich EU Zölle?

Hallo,

gibt es eigentlich Zölle, für Waren & Dienstleistungen, die in die EU eingeführt werden?

Falls nicht wäre das doch eine gute Möglichkeit, viele Produktionsorte außerhalb der EU durch die entstehende Verteuerung wieder hereinzuholen! Die positive Folge wäre die Schaffung von Arbeitsplätzen innerhalb der EU, anstatt in Billigländern wie Russland, Vietnam, Indien etc.

Falls nicht wäre das doch eine gute Möglichkeit, viele
Produktionsorte außerhalb der EU durch die entstehende
Verteuerung wieder hereinzuholen! Die positive Folge wäre die
Schaffung von Arbeitsplätzen innerhalb der EU, anstatt in
Billigländern wie Russland, Vietnam, Indien etc.

Nennt man auch Schutzzölle. Beliebtes Mittel, das von der WTO allerdings nicht gern gesehen wird.

Ciao
Kaj

Hi!

Die EU ist schon seit Jahren eher am Weg in die andere Richtung. Ein Großteil der Waren aus dem ehemaligen Ostblock wird schon jahrelang zollfrei eingeführt. Ein ursprünglich nur innerhalb EG/EFTA gültiges Formular dafür, das EUR1, kann schon seit Jahren auch im Osten ausgestellt werden.

Auch gewisse andere Produkte, z.B. Computer sind schon seit einer Ewigkeit zollfrei.

Grüße Dusan

Hi

Ein Großteil der Waren aus dem ehemaligen Ostblock
wird schon jahrelang zollfrei eingeführt. Ein ursprünglich nur
innerhalb EG/EFTA gültiges Formular dafür, das EUR1, kann
schon seit Jahren auch im Osten ausgestellt werden.

Was im Prinzip nur eine Vorwegnahme des Eu-Beitritts darstellt. (Mich würde diesbezüglich interessieren wie es in Bezug auf gemeinsamen Wirtschftsraum zwischen der Türkei und der EU aussieht bzw sich entwickeln wird)

Um auf die ursprüngliche Frage einzugehen:
Innerhalb der EU herrscht der Binnenmarkt vor. Sprich keine Zölle innerhalb der EU (4 Grundfreiheiten, darunter der freie Warenverkehr). Als logische Konsequenz daraus, gibt es deshalb (wenn es welche gibt) einheitliche Zölle die für den ganzen Binnenmarkt gelten.

Die EU ist schon seit Jahren eher am Weg in die andere
Richtung.

Das sehe ich eigentlich genauso, vor allem die WTO treibt deren Mitgliedsländer zum Abbau der Schutzzölle. Das führt dazu, dass auch die EU diesem Kredo folgt.

PS: Mich würde interessieren wie es in der NAFTA mit gemeinsamen Zöllen aussieht, oder ob es da noch verschiedene Zölle in USA, Mexiko und Kanada nach außen hin gibt.

grundsätzlich: Schutzzölle sind kontraproduktiv
Hallo Wölferle,

abgesehen davon, dass die EU über Subventionen eigener Produkte sozusagen
negative Schutzzölle erhebt, ist Deine Grundthese falsch.

Der „Schutzheilige“ des Freihandels Reagan war z.B. gar nicht so, sondern hat
Anfang der 80er Jahre amerikanischen Stahl auf diese Art geschützt. In der Folge
wurden sicher einige zehntausend Stahlarbeiter geschützt. ABER: gleichzeitig
musste die amerikanische Automobilindustrie den teuren Stahl kaufen, so dass
amerikanische Autos Martktanteile verloren und wesentlich mehr Autojobs verloren
gingen als Stahlwerker gesichert waren. Warum sollen wir also etwas machen, was
andere anscheinend besser können?

Außerdem ist ja der Witz am Freihandel, dass BEIDE Seiten profitieren. Es gibt
kein Beispiel in der Geschichte, in der eine abgeschottete Gesellschaft mittel-
oder langfristig profitiert hat. Selbst die in der Politikwissenschaft lange
beliebte Interdependenztheorie über die 3. Welt ist von der Praxis längst
widerlegt worden.
Anders gesagt: wir WOLLEN, dass es den anderen gut geht, damit weiterhin gute
Geschäfte mit ihnen machen können.

Andreas, ein überzeugter Freihandelsanhänger

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hi!

Für einen Großteil der Waren aus der Türkei herrscht auch jetzt schon Zollfreiheit nach Vorlage eines EUR1.

Zur NAFTA kann ich leider nix sagen

Grüße Dusan

Hallo Wölferle,

Hallo Andreas !

abgesehen davon, dass die EU über Subventionen eigener
Produkte sozusagen
negative Schutzzölle erhebt, ist Deine Grundthese falsch.

Der „Schutzheilige“ des Freihandels Reagan war z.B. gar nicht
so, sondern hat
Anfang der 80er Jahre amerikanischen Stahl auf diese Art
geschützt. In der Folge
wurden sicher einige zehntausend Stahlarbeiter geschützt.
ABER: gleichzeitig
musste die amerikanische Automobilindustrie den teuren Stahl
kaufen, so dass
amerikanische Autos Martktanteile verloren und wesentlich mehr
Autojobs verloren
gingen als Stahlwerker gesichert waren. Warum sollen wir also
etwas machen, was
andere anscheinend besser können?

Reagan ist nur ein sehr gutes Beispiel dafür, dass produktspezifische Schutzzölle nicht funktionieren können, zumindest solange nicht, solange das geschützte Produkt als Halbfabrikat (etwa Bleche für Autos) in die Produktion (hier die von Autos) weiterer Produkte einfließt. Hätte er generell für den Import die Zölle erhöht, wäre ihm dieses Problem erspart geblieben. Wieder ein Nachweis dafür, dass er und sein Team von Wirtschaftspolitik keine blasse Ahnung hatten. Das Experiment „Der Schauspieler als Wirtschaftspolitiker“ ist hier geradezu fatal (für die USA) fehlgeschlagen.

Außerdem ist ja der Witz am Freihandel, dass BEIDE Seiten
profitieren.

Was heißt bei Dir beide Seiten ? - die Konsumenten in den Industriestatten und die Produzenten in den Entwicklungsländern. Heißt also im Klartext, dass wir vom Freihandel profitieren und etwa die Besitzer von Bananenplantagen. Großgrundbesitz ist in Entwicklungsländern häufig anzutreffen. Die Einwohner in den Entwicklungsländern ernähren sich aber nicht von Erdnüssen und Bananen, sondern hauptsächlich von Getreide. Dessen fürs Überleben notwendiger Anbau wird durch die vom Freihandel profitierenden Großgrundbesitzer mit militärischer Gewalt verhindert. Wir subventionieren über den Freihandel deren Gewalt !

Es gibt kein Beispiel in der Geschichte, in der eine abgeschottete
Gesellschaft mittel-
oder langfristig profitiert hat.

Auch das tät ich so nicht unterschreiben. Deutschland hat im 19. Jahrhundert sehr wohl davon profitiert, ebenso wie England. Adam Smith und Friedrich List haben unter bestimmten Bedingungen für Schutzzölle ausgesprochen.

Selbst die in der Politikwissenschaft lange
beliebte Interdependenztheorie über die 3. Welt ist von der
Praxis längst
widerlegt worden.
Anders gesagt: wir WOLLEN, dass es den anderen gut geht, damit
weiterhin gute
Geschäfte mit ihnen machen können.

Auch wenn ich prinzipiell kein Gegner des Freihandels bin, so seh ich ihn doch erheblich skeptischer als Du. Zumindest solltest Du Dir immer die Frage stellen, wem auf der Gegenseite es nützt. Freihandel heißt nämlich auch, dass Shell die Erdölvorkommen im Nigerdelta ausbeutet, deren Umwelt zerstört und bei Protesten der Lokalbevölkerung sich an die Militärregierung wendet, die dann wiederum die protestierenden Ogoni an Laternenpfähle hängt. Auch das ist Freihandel !

Andreas, ein überzeugter Freihandelsanhänger

Liebe Grüße
Wolkenstein

Hallo,

gibt es eigentlich Zölle, für Waren & Dienstleistungen, die in
die EU eingeführt werden?

Falls nicht wäre das doch eine gute Möglichkeit, viele
Produktionsorte außerhalb der EU durch die entstehende
Verteuerung wieder hereinzuholen! Die positive Folge wäre die
Schaffung von Arbeitsplätzen innerhalb der EU, anstatt in
Billigländern wie Russland, Vietnam, Indien etc.

Das beste Beispiel für Schutzzölle sind ja die Schützzölle auf Stahl, die die Regierung Bush kürzlich erlassen hat, um die eigene Stahlindustrie vor dem billigen Stahl aus Asien zu schützen. Gewinner dieser Zölle sind ein paar marode Stahlfirmen, die vielleicht 100000 Arbeiter beschäftigt. Wirklich alle anderen sind die Verlieren. Da wäre das verarbeitende Gewerbe mit seinen 6 Millionen Beschäftigten, für das sich der Stahl natürlich verteuert. Da wären die anderen Stahlfirmen, für die sihc der Export in die USA natürlich verteuert.
Die EU hat aus Angst, dass der Stahl aus Asien anstatt in die USa, nach Europa kommt, auch Schutzzölle erhoben. Des weiteren darf sie Strafzölle gegen die USA erheben. Das bedeutet: Auf Kosten der anderen amerikanischen Industrien wird die Stahlindustrie am Leben erhalten.