Hallo Wölferle,
Hallo Andreas !
abgesehen davon, dass die EU über Subventionen eigener
Produkte sozusagen
negative Schutzzölle erhebt, ist Deine Grundthese falsch.
Der „Schutzheilige“ des Freihandels Reagan war z.B. gar nicht
so, sondern hat
Anfang der 80er Jahre amerikanischen Stahl auf diese Art
geschützt. In der Folge
wurden sicher einige zehntausend Stahlarbeiter geschützt.
ABER: gleichzeitig
musste die amerikanische Automobilindustrie den teuren Stahl
kaufen, so dass
amerikanische Autos Martktanteile verloren und wesentlich mehr
Autojobs verloren
gingen als Stahlwerker gesichert waren. Warum sollen wir also
etwas machen, was
andere anscheinend besser können?
Reagan ist nur ein sehr gutes Beispiel dafür, dass produktspezifische Schutzzölle nicht funktionieren können, zumindest solange nicht, solange das geschützte Produkt als Halbfabrikat (etwa Bleche für Autos) in die Produktion (hier die von Autos) weiterer Produkte einfließt. Hätte er generell für den Import die Zölle erhöht, wäre ihm dieses Problem erspart geblieben. Wieder ein Nachweis dafür, dass er und sein Team von Wirtschaftspolitik keine blasse Ahnung hatten. Das Experiment „Der Schauspieler als Wirtschaftspolitiker“ ist hier geradezu fatal (für die USA) fehlgeschlagen.
Außerdem ist ja der Witz am Freihandel, dass BEIDE Seiten
profitieren.
Was heißt bei Dir beide Seiten ? - die Konsumenten in den Industriestatten und die Produzenten in den Entwicklungsländern. Heißt also im Klartext, dass wir vom Freihandel profitieren und etwa die Besitzer von Bananenplantagen. Großgrundbesitz ist in Entwicklungsländern häufig anzutreffen. Die Einwohner in den Entwicklungsländern ernähren sich aber nicht von Erdnüssen und Bananen, sondern hauptsächlich von Getreide. Dessen fürs Überleben notwendiger Anbau wird durch die vom Freihandel profitierenden Großgrundbesitzer mit militärischer Gewalt verhindert. Wir subventionieren über den Freihandel deren Gewalt !
Es gibt kein Beispiel in der Geschichte, in der eine abgeschottete
Gesellschaft mittel-
oder langfristig profitiert hat.
Auch das tät ich so nicht unterschreiben. Deutschland hat im 19. Jahrhundert sehr wohl davon profitiert, ebenso wie England. Adam Smith und Friedrich List haben unter bestimmten Bedingungen für Schutzzölle ausgesprochen.
Selbst die in der Politikwissenschaft lange
beliebte Interdependenztheorie über die 3. Welt ist von der
Praxis längst
widerlegt worden.
Anders gesagt: wir WOLLEN, dass es den anderen gut geht, damit
weiterhin gute
Geschäfte mit ihnen machen können.
Auch wenn ich prinzipiell kein Gegner des Freihandels bin, so seh ich ihn doch erheblich skeptischer als Du. Zumindest solltest Du Dir immer die Frage stellen, wem auf der Gegenseite es nützt. Freihandel heißt nämlich auch, dass Shell die Erdölvorkommen im Nigerdelta ausbeutet, deren Umwelt zerstört und bei Protesten der Lokalbevölkerung sich an die Militärregierung wendet, die dann wiederum die protestierenden Ogoni an Laternenpfähle hängt. Auch das ist Freihandel !
Andreas, ein überzeugter Freihandelsanhänger
Liebe Grüße
Wolkenstein
Hallo,
gibt es eigentlich Zölle, für Waren & Dienstleistungen, die in
die EU eingeführt werden?
Falls nicht wäre das doch eine gute Möglichkeit, viele
Produktionsorte außerhalb der EU durch die entstehende
Verteuerung wieder hereinzuholen! Die positive Folge wäre die
Schaffung von Arbeitsplätzen innerhalb der EU, anstatt in
Billigländern wie Russland, Vietnam, Indien etc.