Hallo zusammen!
Ich weiß, Trauer kann verschiedene Formen haben, aber ich komme mir gerade falsch vor. Vor einer Woche verstarb meine Mutter, die ich über alles liebte und wir ein sehr enges Verhältnis hatten. Habe sie vorher monatelang mit ihrer Krebserkrankung begleitet (zusammen mit meiner Schwester) und die letzten Wochen waren wir täglich im Krankenhaus, waren bei ihr als sie starb. Vor dem Tod weinte ich viel, als sie starb im Krankenhaus natürlich auch, aber das Leid hatte ein Ende. Um mich herum weinen die MEnschen, wenn sie von ihr reden oder von ihrem Tod hören. Mir ist es, als wenn sie auf einer Reise ist und ich sie nicht erreichen kann. Sie fehlt mir jeden Tag, aber ich breche nicht in Tränen aus. Habe Angst vor einer Welle der übermächtigen Trauer, wenn ich vielleicht irgendwann morgens aufwache…war die Trauer schon vor ihrem Tod in mir, dass ich schon einiges verarbeitet habe? HILFE!!!
Hallo,
das tut mir aufrichtig leid. Schön, dass du dich so positiv über Deine Mutter äussern kannst!
Ich glaube wohl, dass du noch eine Welle der Trauer erleben wirst mit der grossen Heulerei.
Dann nimm es so an, denn es bereinigt die Seele.
Ich war ein Kind, als mein Vater verstarb und sollte nicht weinen. Lange war ich stark, aber nach einem Jahr brach alles heraus. Und das war auch nötig!
Nimm es wie es kommt.
LG, Mao
…und im Übrigen trauert jeder auf seine Weise.
Ich war ein Kind als meine Mutter starb - und es hat fast 30 Jahre gedauert bis ich darüber weinen konnte. Und wenn es mir dann noch nicht möglich gewesen wäre, wäre es auch okay gewesen.
Das als Bestätigung deines Postings.
Man sollte auf keinen Fall glauben, die eine Form des Trauerns wäre die richtige und die andere die falsche.
Mein Beileid an China2011!
Gruß
F.
So ist es. Du hast die ersten Trauerzeiten bereits durchlebt. Und zwar sehr tiefgreifend:
die letzten Wochen waren wir täglich im Krankenhaus, waren bei ihr als sie starb.
Vor allem, daß du dabei warst, heißt ja, daß du mit aller psychischen und körperlichen Präsenz Abschied nehmen konntest. Das wird dich auch in der folgenden Zeit innerlich stützen und stärken. Denn auch …
Sie fehlt mir jeden Tag, aber ich breche nicht in Tränen aus.
… deine jetztige Befindlichkeit ist ja Trauer. Das Weinen als Zeichen, Folge und Ausdruck der körperlichen Selbstwahrnehmung ist nun erschöpft. Du wirst es aber dann und wann wieder erleben. Die sekundäre Sorge aber
Habe Angst vor einer Welle der übermächtigen Trauer
belastet dich ganz unnötig.
Mitfühlenden Gruß
Metapher
Herzliches Beleid dir! Keine HILFE erforderlich! Ich hab es auch so erlebt, dass ich bereits Abschied nehmen konnte / musste zu Lebzeiten meiner Mutter, sie war dement und bettlägerig. Dadurch war ich dann nach Jahren auch froh, dass sie „gehen durfte“ und habe die Trauer viel schon davor zu Lebzeiten erlebt. Auch schon, wo sie noch nicht bettlägerig war, dachte ich: Ach du Schreck, sie ist gar nicht mehr ganz sie selbst und sah sie mental verfallen. Das führt dann viel allmählicher (und dadurch anders) zum Abschied als bei jemandem, der zB durch Unfall plötzlich aus erfülltem Leben gerissen wurde…
Liebe Grüße von
Dani
Das musst du nicht. Ganz im Gegenteil.
Ich weiss aus ähnlicher Situation (ca 9 Montae her) sehr genau, wie es ist.
Deine Mutter - und DU genauso - hat das „Privileg“ gehabt, dass du sie in ihren letzten Minuten begleiten konntest. Das passiert heutzutage leider nicht mehr sehr oft.
Ihr habt euren Frieden miteinander und ihr konntet euch voneinander verabschieden.
Wirklich traurig war „nur“ die Situation der Hilflosigkeit vor ihrem Tod.
Da konnte und durfte ich als „gestandener Kerl“ auch „weinen ALS ein Kind“.
Ich musste nicht „stark sein“ oder irgendeinem Klischee genüge tun.
Du hast deine Mutter in guter Erinnerung und du wirst dich zunehmend an die schönen und heiteren Momente erinnern, die du mit deiner Mutter hattest. Diese Erinerungen kannst du hoffentlich mit deiner Schwester teilen und mit etwas Glück auch mit weiteren Freunden und Verwandten.
Als die Beerdigung war, hatte ich ältestes Kind freiwillig die Aufgabe übernommen, die Urne zu tragen und zu versenken und spontan ein Abschiedswort zu sprechen.
Ja, das waren schwere Momente. Aber es hat dann auch befreit.
Ich denke öfter an meine Mutter zurück und es ist NIE traurig. Es zaubert mir seit unmittelbar nach der Beerdigung regelmässig ein Lächeln ins Gesicht.
Das ist für manche Menschen schwer nachvollziehbar und irritierte sogar ein paar Leute.
Ich wünsche dir, dass du dieselbe Leichtigkeit im Umgang mit dieser Situation für dich findest.
Danke…deine Worte zaubern mir gerade ein Lächeln ins Gesicht und es macht mir Mut, auch wenn ich noch Bammel vor der Urnenbeisetzung habe…Aber es geht weiter mit vielen schönen Erinnerungen und zurück gelassener Liebe!
hi china,
9 Monate dauert es, bis jemand geboren wird und 9 Monate dauert es, bis jemand „beerdigt“ ist.
Schön, dass Du Deine Mutter begleiten konntest und Abschied genommen hast, alles, was Du jetzt fühlst, ist in Ordnung!
Wie odo schon geschrieben hat, ist es ein „Privileg“, einen geliebten Menschen begleiten zu dürfen bis zuletzt.
Lass Deine Gefühle zu, sie sind völlig normal.
Mitfühlende Grüße von
synapse,
der um seinen Hund trauert, der vor kurzem verstorben ist…