Gibt es eine Religion, in der explizit ein Elysium für Tiere existiert?

Ich schreibe eine Hausarbeit und müsste für einen Teil davon diese Annahme überprüfen, um eine AUssage treffen zu können. Da ich im Bereich Religion relativ wenig bewandert bin und meine Recherchen bis jetzt nichts ergeben haben, muss ich hier fragen.
Danke schon mal im Vorraus! (:

Strenggenommen wohl „nein“, da es sich beim Elysion um eine Vorstellung der antiken, griechischen Mythologie handelt. Heutige Religionen würden es daher vermutlich nicht so nennen :wink:.

Wenn damit allgemein etwas gemeint ist, was der Vorstellung des Paradieses entspricht, könnte ich mir das am ehesten für die Heiligen Kühe des Hinduismus vorstellen - oder für andere (Natur-) Religionen, in denen Tiere heilig sind. Falls es hier niemand sicher weiß, könnte es sich lohnen, gezielt in diese Richtung zu suchen.

Natürlich gibt’s auch in der synkretistischen Volksfrömmigkeit des Christentums Menschen, die so etwas (zumindest für ihr Haustier) annehmen. Aber das wäre dann keine offizielle Lehre.

Martinus

Hi

Es ist zwar mehr eine Strafe für Menschen, aber in der frühvedischen Religion gab es u.a. auch die Vorstellung, dass man nach dem Tod den Tieren, die man ohen angemessenen rituellen Kontext gegessen und getötet hat begegnet und von diesen bestraft wird, sie nehmen also Rache.

Im Daoismus gibt es kleinere Strömungen die „Paradiese“ nicht nur für Unsterbliche, sondern auch (mit diesen zusammen) Tiere vorsehen, da Tiere Bestandteil der Natur sind. Allerdings steck ich da nicht tief genug drin um dir spezifische Schulen nennen zu können.

lg
Kate

Danke! (:

unsterbliche Seelen der Tiere
Wie Marinus bereits schrieb, solltest du bei deiner Recherche nicht den Begriff „elysium“ (die lateinische Form für griechisch „elysion“) verwenden, da die „elysischen Gefilde“ (später auch als „Insel der Seligen“ in die Literatur eingegangen) in der griechischen Mythologie ausschließlich für diejenigen erreichbar sind, die sich im Leben als Helden bewährt haben. Normale Tote befinden sich im Hades (eigentlich: „Haus des Hades“, des Herrschers über das Totenreich), bzw. im Tartarus, wo nur Dunkelheit herrscht und sonst nichts.

Der umgangssprachliche Ausdruck für das Gemeinte, „Paradies“, hat mit dem Aufenthaltsort der Toten (oder je nach religiöser Konzeption: der „Seelen“ der Toten) ursprünglich nichts zu tun: Es leitet sich aus dem altiranischen „pairi daeza“ ab, eine kunstvoll angelegte Gartenanlage höherer königlicher Beamter. In der Begegnung zwischen iranischer und jüdischer Kultur ging der Ausdruck als „pardes“ dann als Lehnwort in die hebräische Sprache ein und wurde teils alternativ für den „Garten Eden“ (hebräisch „gan edän“) verwendet. Dies ist der Ort in der jüdischen Mythologie (1. Buch Mose), wo das erste Menschenpaar, Adam und Eva, geschaffen wurde. Aus „pairi daeza“ wurde zeitgleich in der antiken griechischen Literatur „paradeisos“ und so wurde es dann in der europäischen Theologie die Bezeichnung zunächst für den „Garten Eden“ und später dann auch für den Aufenthaltsort (günstigenfalls) der Seelen der Toten, der sonst auch (aus anderen Gründen) als „Himmel“ bezeichnet wurde.

In der erwähnten altiranischen Religion (ab ca. 9. Jhdt v. Chr.) des Zarathustra (die sich in der Textsammlung des „Awesta“ dokumentierte), gibt es folgende mythologische Andeutungen: Eine mythische Urgestalt names Yima hat als erste einen Trank gekeltert, das Haoma, durch den alles (später geschaffene) Leben - d.h Menschen und Tiere und Pflanzen - unsterblich wurden. (im Awesta: Yasna 9.4). Das betrifft aber nur die mythische Urzeit (wie der jüdische Garten Eden).

Aber zugleich wird im Awesta allen Lebewesen, also auch den Tieren, eine „urva“ zugeschrieben, ein nicht-körperlicher Anteil (meist auch mit „Seele“ übersetzt), der unsterblich ist und der sich nach dem irdischen, körperlichen Tod im „Reich Gottes“ aufhält (awestisch „khshathra ahuro“, wobei der Gott hier „Mazda Ahura“ ist). Ein anderer Ausdruck dafür ist „garo demana“ (= „Haus des Gesanges“). Letzteres ist das, was ins Christentum dann unter dem Namen (siehe oben) „Paradies“ bzw. „Himmel“, bzw. ebenfalls „Reich Gottes“ eingegangen ist.

Gruß
Metapher

Danke für die Begriffsdifferenzierung, das war mir nicht bewusst.
Sehr hilfreicher Beitrag, vielen Dank!