Hi,
Das könnte ein Anzeichen für die Existenz des Konzepts Dual sein.
Das Deutsche hat keinen Dual. Alles, worüber wir hier diskutieren, sind REste. So wie wir Saurierknochen finden - das heißt ja nur, dass es mal welche gab. Sie sid trotzdem ausgestorben.
Die Genera im Englischen. Genus ist und bleibt eine grammatische Kategorie. Punkt. GEnus in den indogermanischen Sprachen funktioniert auf zwei Arten und Weisen: grammatisch und natürlich.
Das moderne Englische hat natürliches Genus. Das heißt, das Genus eines Substantives widerspiegelt die REalität, widerspiegelt das natürliche GEschlecht. Nur Dinge, die leben, können männlich oder weiblich sein, und auch dann nur, wenn die Natur diese Unterscheidung vorsieht. Strenggenommen ist es sogar so, dass selbst Tiere (und Pflanzen erst recht) „it“ sind, solange man keine persönliche Beziehung zu ihnen aufgebaut hat oder deutlich machen will, dass es sich um ein WEibchen / Männchen handelt. Schiffe, Autos und Flugzeuge werden oft personifiziert und dann mit „she“ ersetzt, aber das widerspiegelt die besondere persönliche Beziehung der Besatzung zu (und Abhängigkeit von) dem Verkehrsmittel. Mit Ländern geht es auch. Aber dann wird das Schiuff, Land, … eben nicht mehr ls Ding gesehen, sondern als Person. Die Flexion im Englischen ist so gut wie ausgestorben, auf jeden Fall was die Widerspiegelung des Genus in Flexionsformen angeht. Daher kann man über die Verwendung von Pronomina hinaus nichts sagen - weil es einfach nichts gibt.
Im Altenglischen war das noch anders, das hatte, wie das moderne Hochdeutsch, ein grammatisches Genus. Grammatisches Genus hat nichts mit der Realität zu tun. Ein Tisch ist auch dann „der Tisch“ und „er“, wenn er geschwungene Beinchen hat, rosa gestrichen und mit Blattgold verziert ist. Die Eiche ist immer weibllich, auch wenn sie noch so stark ist und schon so vielen Stürmen getrotzt hat. Es heißt der Mann und das Weib (hier fällt das grammatische GEnus mit dem natürlichen Geschlecht zusammen), aber das Männchen und das Weibchen - Bezeichnungen für die geschlechtsreifen Vertreter vieler Tierarten.
Inwieweit des grammatische Genus etwas mit dem natürlichen Geschlecht zu tun hat - das ist ein Fall für die historische Sprachwissenschaft. Mein Bußmann (Es heißt DER Bußmann, obwohl Hadumod Bußmann eine Frau ist und ich DAS Buch auch DAS Lexikon nennen könnte) - also mein Bußmann sagt, das gemeinhin behauptet wird, dass das grammatische GEnus auf das natürliche Geschlecht zurückgeht, dass diese Behauptung aber nicht unumstritten ist. Am Ende des Artikels zu Genus ist eine Reihe von weiterführender Literatur zitiert, wo man einiges detaillierter nachlesen kann.
Um nun zum Dual zurückzukehren - der Dual ist natürlich. Es gibt keinen grammatischen Dual. Wenn von Dual gesprochen wird, so ist von einer gramatischen Kategorie die Rede, die eine wirkliche Doppelung oder Paarigkeit widerspiegelt (im Unterschied zum grammatischen Genusmerkmal „maskulinum“ von „der Tisch“). So sagte es auch der Wikipediaartikel, den ich dir vorher verlinkt habe. Das ist die Bedeutung des Dual, die durch bestimmte grammatische Formen eines Wortes ausgedrückt wird. Der Unterschied: das grammatischen Genus des Deutschen hat nichts mit der REalität zu tun (der Tisch etc.), deswegen heißt es grammatisches Genus - das GEnus existiert nur in der Grammatik der Sprache; der Dual hat sehr wohl etwas mit der Realität zu tun - raglajim ist ein Beinpaar. Von einer Verwendung des Dual in Situationen, in denen etwas nicht-paariges beschrieben wird, weiß ich nichts, insofern ergibt es keinen Sinn, von einem grammatischen Dual zu sprechen. Die Beispiele aus dem Russischen stellen Relikte dar, die jedem Russen, sofern er sich überhaupt GEdanken über seine Sprache macht, als Gen. Sing. erscheinen, und so wird es den Lernern auch beigebracht.
Ich spreche auch kein Hebräisch, habe es jetzt aber mal nachgeschlagen. laut http://www.milon.li/Hebraeische_Grammatik.html gibt es eine Dualform für ein paar, die selbe Endung wird aber auch für zwei, drei, vier, etc. verwendet. Also bekommt das Wort für Auge die Dualendung, wenn man von den zwei augen der Liebsten spricht, aber auch, wenn man von den vier Augen des verliebten Paares spricht. Und „die Beine von dolores“ haben die gleiche Endung wie „die Beine ihres Lieblingsdackels“ - Hauptsache, es ist paarig, dann gibts den Dual, egal, wie viele Paare man vor sich hat. Ich vermute mal, wenn berichtet wird, dass im Kühlhauss des Metzgers soundso viel Schweinshaxen rumliegen, dann wird da der normale Plural verwendet.
Die Franzi
PS: Studierst du nicht germanistik, oder irre ich mich da?