Gibt es Schutzgelderpressung in der Oper?

Hallo!
Habe vor einiger Zeit gehört, dass es eine Art Mafia gibt, die OpernsängerInnen erpresst ein „Schutzgeld“ zu zahlen. Wird das Geld nicht gezahlt, werden die Sänger nach der Vorstellung ausgebuht, was karriereschädlich und auch extrem verunsichernd wirken kann.
Ist da was dran oder ist das nur ein Märchen?
Wer hat schon mal ähnliches gehört oder kennt sogar einen publik gewordenen Fall?
Danke für eure Antworten!

Hallo,

Habe vor einiger Zeit gehört, dass es eine Art Mafia gibt, die
OpernsängerInnen erpresst ein „Schutzgeld“ zu zahlen.

gemeint ist wohl das hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Claqueur

Diese schöne Einrichtung ist schon seit etlichen Jahrzehnten aus der Mode gekommen. Die ‚Angestellten‘ dieser Claques waren zumeist mittellose Studenten oder musikbegeisterte Bohèmiens, die sich den Eintritt nicht leisten konnten und als Entlohnung für ihre Tätigkeit Freikarten (idR nur für Stehplätze) bekamen. In aller Regel waren sie ein sachkundiges Publikum. Die ‚Schutzgelder‘ hatten also durchaus einen Sponsoring-Charakter. Gustav Mahler allerdings (nur ein Beispiel) bekämpfte sie - er verpflichtete alle Mitglieder der Wiener Hofoper, keine Verbindungen mit Claques zu unterhalten.

Das ganze hatte schon Vorläufer in der Antike - die Profi-Beifallsklatscher damals nannten sich plausores. Heute gibt es stattdessen das Klatschgewerbe bei den Publikumssendungen im Fernsehen, da kümmern sich PR-Fuzzis drum. Freier Eintritt ist das mindeste, was es fürs Klatschen gibt, sind allerdings auch alles Amateure. Nun, man muss da ja auch nichts von Musik verstehen, bloß die Einweisung vor Drehbeginn kapieren …

Spart darüber hinaus auch Produktionskosten - ca. 20% einer Sendung mit Publikumsbeteiligung wird heute allein mit Klatschen bestritten. Einen weiteren Unterschied zu den Claques allerdings gibt es noch - wenn jemand wirklich mies war, wurde er trotz berappter Gebühr ausgebuht - oder der Auftrag wurde von vorneherein abgelehnt. Diese Gefahr besteht für die Fernseh-Unterhaltungskünstler nicht …

Freundliche Grüße,
Ralf

tausend dank für die antwort!

interessantes thema, habe gehört, dass es eben auch „buh-rufer“ gibt. in italien ist das wohl ein echtes problem und in deutschland kommt es offenbar auch manchmal vor.

In Italien interessiert sich doch kein Mensch mehr für die Oper(n)…

Das müssen noch Zeiten gewesen sein…
In D wird auch nur noch Regietheater ausgebuht, schlechte sängerische Leistung wird i.d.R. nicht quittiert, herausragende Leistungen kaum noch erkannt.
Musikkritiker sind da leider keine Ausnahme!

Armes Europa!

Grüße!

hi,

http://de.wikipedia.org/wiki/Claqueur

Diese schöne Einrichtung ist schon seit etlichen Jahrzehnten
aus der Mode gekommen.

meinst du in Deutschland? Das mag dann sein, in Italien gibt es die aber sehr wohl noch. Habe vor ca. 4 Jahren einen sehr hübschen Dokumentarfilm drüber im Kino gesehen.

http://www.digitalvd.de/dvds/56890,Opernfieber.html

http://www.filmz.de/film_2006/opernfieber/

gruß

Hallo,

in Italien gibt
es die aber sehr wohl noch.

Danke für den Hinweis und für den Filmtip. Leider geht auch die italienische Opernkultur rasant den Bach hinunter (vgl. z.B. http://www.faz.net/s/Rub4D7EDEFA6BB3438E85981C05ED63…). Das hat man davon, wenn man jemanden zum Ministerpräsidenten macht, der seine Karriere als Schnulzensänger auf Kreuzfahrtschiffen begonnen und ein entsprechendes Kulturverständnis hat.

Freundliche Grüße,
Ralf

Danke für die Hinweise zum Thema Claqueur!

Mich würde jetzt aber doch nochmal interessieren, ob jemand auch von bezahlten Buh-Rufern gehört hat!

Guten Tag,
denkbar ist alles, machbar fast alles. Mir persönlich ist kein derartiger Fall bekannt, aber die Umkehrung eines sollchen Falles. Einige Künstler sollen Freunde und gegen Geld auch andere Personen zu stehenden Ovationen während und nach der Vorstellung des entsprechenden Künstlers animiert haben.