An alle Unerschrockenen,
neulich im Fernsehen: große Literatur zu Tragik und Drama der Geschlechtertreue: „Troerinnen“ von Euripides:
Nach Abschlachtung von Gatten, Söhnen und Brüdern werden die Trojanerinnen als Kriegsbeutebestandteil von den schurkischen Griechen auf deren Herrscherhäuser verlost. Hector-Witwe und Herrscherhausprinzessin Andromache beklagt herzzerreißend weniger die Tatsache sondern den Ausgang der kommenden Hochzeitsnächte als, wie sie klagt, im weiblichen Wesen begründete und absehbar gelingende „Umvolkung“ der stolzen Trojanerinnen in den Betten der griechischen Banausen. Und natürlich kein Wort von Achille’s geilen Waden, wie beim heutigen Kinopublikum. (Achill, dem Hectortöter seine Waden…)
Ein Frauenversteher von den Griechen, der sinnvollerweise als Oberlude dem Projekt zur Hand geht, weis allerdings, dass dazu das Ableben des Nachwuchses der durch den Tod der Männer geschiedenen TrojanerInnenehen erforderlich ist.
Also muss noch der Steppke aus der Trojanischen Traumpaarung Andromache-Hector zu erneuter Herzzerreißung des Publikums über die Klippe, weil - nach griechischer Frauenversteherweisheit jedenfalls - nur voll verwaiste Witwen den Siegern der Geschichte ein lohnendes Vergnügen bei Bett und Tisch bereiten können.
So weit so schlimm. Aber wie wäre es umgekehrt?
Wie wäre es, wenn Kriege nicht von Männern, sondern von Frauen gemacht würden?
Auch aus Ruhmsucht, Beutegier und Blutdurst und im - sagen wir mal - vierten Motiv aus geschlechtssinnlicher Beutelust. Also; was, wenn ein griechisches Amazonenheer die Trojanerinnen massakriert hätte und sich erfrecht hätte, die Trojaner zur Neuvermählung unter sich zu verlosen?
Ich fürchte, wenn man irgendwelchen Spießern es zur Wahl anbieten würde, dass ihren Frauen etwas zustoßen könnte und sie „dafür“ unter den siegreichen Macherfrauen eines virileren Nachbarvolkes neuvermählt würden, viele würden bei streng geheimer Optierung vielleicht nicht mit letzter Konsequenz „nein“ sagen („können“).
Oder?
Gehört das zu der furchtbaren Wahrheit, die uns der antike Dichter auch lehren wollte? Oder ist das Humbug und läge das den Männern zu 99% weit fern!?
Würden es die Witwer sich verbitten, dass sich ihnen „eine Andere“ mit dem schnöden Recht der Siegerin frech annäherte? Würden sie, wenn überhaupt, allein der Gewalt weichen, bzw. heldisch (wie viele Trojanerinnen) den Freitod suchen, um sich in der Unterwelt mit den geliebten Gemeuchelten wieder zu vereinen?
Hätten sie denn Grund und wenn ja, fänden sie auch den Mut zu einer Klage, wie die große Andromache sie über das Geschicke ihres Geschlechtes führte? Oder würden sie vielleicht schüchtern ansuchen, ob sie vielleicht Wünsche äußern dürften und sich nach einem Kataloges erkundigen, damit ihre Phantasien wenigstens nicht ohne jeden tatsächlichen Anhaltspunkt ihr böses Spiel mit ihrem Charakter treiben könnte? Würden sie womöglich, wenn es einen solchen Katalog gäbe; juxen, feixen, drucksen und sich frech brüsten, wie pubertierende Pennäler, oder würden sie wehklagen über die Grausamkeit der Siegerinnen?
Oder sollten Buch und Film nebst allen Interpretationen verboten werden und durch leichte Kost wie GZSZ etc. ersetzt werden?
Wer weis Rat oder wagt wenigstens vorsichtig eine Hypothese?
nachdenkliche Grüße,
Thomas