Giggele

Hi zusammen,

heute ist mir im TV was Lustiges aufgefallen, und zwar erzählte eine Amerikanerin irgendeine Story, bei der sie habe „giggle“ müssen (kichern). Bei uns in der Schweiz gibt es genau den selben Mundart-Ausdruck für kichern, nämlich „giggele“. Englisch stammt ja bekannterweise aus dem Altdeutschen ab, vielleicht gibt’s da einen Zusammenhang? Gibt’s eventuell auch in Deutschland einen Dialekt, der das selbe Wort für „kichern“ benutzt?

Liebe Grüsse,
Mirea

Hallo, Mirea,

…sie habe
„giggle“ müssen (kichern). Bei uns in der Schweiz gibt es
genau den selben Mundart-Ausdruck für kichern, nämlich
„giggele“. Englisch stammt ja bekannterweise aus dem
Altdeutschen ab, vielleicht gibt’s da einen Zusammenhang?

darüber kann Grimm Aufschluss geben:

GICHELN , v., daneben gichlen, gichelen cachinnari, laut, unzüchtig, ungezogen lachen; lautmalendes wort wie die ähnlichen geicheln überlaut lachen FRISCH 1, 312b; gîcheln kichern DOORNKAAT-K. 1, 626. vgl. auch gickeln, gigeln, giggeln, nl. giechelen, gichelen, giegelen, engl. to giggle, ferner mit anlautendem k kichern, kicheln, kickern und mit h hicheln, s. teil 5, 660 f., oder mit labialis an zweiter stelle rhein. u. s. w. geifeln, gibbeln, s. rhein. wb. 2, 1138; 1213, und nl. gijbelen. der i-vocal in allen diesen formen malt das hohe, mädchenhafte oder verhaltene (gicheln ‚furtim ridere‘ FRISCH 1, 347a) lachen im gegensatz zum lauten, tiefen der formen mit a wie gacheln u. s. w. s. teil 5, 661…
(Hervorhebungen von mir; kompletter Artikel auf http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…)

Du findest auch etwas unter dem Stichwort GICKELN -> http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Gruß
Kreszenz

Hi, Mirea,

Englisch stammt ja bekannterweise aus dem Altdeutschen ab,

Soooo, kann man das nicht sagen, eher müsste es heißen: Das Althochdeutsche und das Altsächsische, das zusammen mit dem Altfrabzösische zum Englischen führte, haben eine gemeingermanisch Wurzel.
Aber das nur zur Exaktheit. :wink:

Liebe Grüsse,
Fritz

Hallo Kresenz,

danke für den interessanten Link! Ist schon gebookmarket.

Gruss,
Mirea

Hi Fritz,

Soooo, kann man das nicht sagen, eher müsste es heißen: Das
Althochdeutsche und das Altsächsische, das zusammen mit dem
Altfrabzösische zum Englischen führte, haben eine
gemeingermanisch Wurzel.

schon klar, aus dem Altsächsischen… aber aus dem Altfranzösischen? Was hatten denn die Sachsen mit den ollen Franzosen/Galliern am Hut? Haben sich da nicht ein paar Überbleibsel im Englischen vom Latein her (Römerzeit) erhalten?

Gruss,
Mirea

Ursprünge des Englischen
Hallo,

Was hatten denn die Sachsen mit den ollen
Franzosen/Galliern am Hut? Haben sich da nicht ein paar
Überbleibsel im Englischen vom Latein her (Römerzeit)
erhalten?

Ja, das auch. Also, die ganze Sache war so:
Zunächst lebten auf den britischen Inseln die Pikten, ein Volk über das wir nur sehr wenig wissen. Dann kamen irgendwann die keltischen Cymri und besiedelten das Land. Aus dieser keltischen Sprache sind noch einige Begriffe erhalten und ins Englische eingeflossen. Dann kamen die Römer (so um 100 AD, IIRC) und führten (wie überall in Europa) einige neue Begriffe ein. Gegen Ende der Römerzeit kamen dann die Sachsen (und andere germanische Stämme z.B. die Angeln) und machten sich (und ihre Sprache) ziemlich rigoros in England (=Angelland) breit. Ziemlich genau 1066 AD kamen dann schließlich die Normannen (das sind die bösen aus Robin Hood) und brachten ihre romano-fränkische Sprache mit nach England. Die Normannen waren ziemlich elitär und daher vermischten sich die Sprachen nicht so richtig, weshalb es oft zwei Versionen für das selbe Wort gibt (z.B. forrest und wood).
So, und aus all dem und dann nochmal 1000 Jahre Sprachentwicklung besteht das heutige Englisch… puuh!

Grüße,

Anwar

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schon klar, aus dem Altsächsischen… aber aus dem Altfranzösischen? Was hatten denn die Sachsen mit den ollen Franzosen/Galliern am Hut?

Die Gallier in Frankreich und die nachrückenden Franken waren schon ganz schön romanisiert ebenso wie die Gallier in Britannien, nun gut, die vielleicht nicht so sehr.
Über diesen keltisch-römischen Bestand bügelten die Angel und die Sachen, wohl auch noch ein paar Jüten ihr Germanisch.
Und dann stießen auch noch die Normannen dazu; ursprünglich auch recht germanisch, aber sie wurden zuerst auf dem Festland, in der Normandie eben, schon bald recht romanisiert und nahmen das Altfranzösische der Gegend dort an; und die romanisierten und franzifizierten Normannen setzten über auf die Insel und mischten kräftig mit beim Englischen.

Zu sehen beim romanischstämmigen „beef“ von „boeuf“ und noch früher von „bovis“ und der germanischstämmigen „flesh“ (Fleisch).
Ebenso: Sheep und mutton (mouton).
So ist fast alles Fleisch in der Küche romanischen Ursprungs, wenn es aber noch auf der Weide rumläuft, germanischen.

Haben sich da nicht ein paar Überbleibsel im Englischen vom Latein her (Römerzeit) erhalten?

Das wohl auch. Die Meile / mile etwa.

Gruß Fritz

Hi

Im Niederlaendischen heisst kichern uebrigens „gichelen“ (beides - /g/ und /ch/ wird [X] also ‚ch‘ ausgesprochen).

Gruss,
Bethje

Du hast was vergessen!
Hallo Anwar

In Anlehnung an die Einleitung: „Once upon a time when Picts and Scots came down the mountains…“
muss es nun sprachrelevant auch heißen: „Once upon a time when Bill Gates diffused ridiculous machines all over the world …“
(:-[)
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

giggele -> gickal ?
Hallo auch…
vielleicht auch interessant…
Im Bayrischen ist ein Gickal eine junge Henne, die ja bekanntlich „gackert“ und gackern ist wiederum eine (mund)art des lachens…

interessanter Zirkel…

Hi Fritz,

Zu sehen beim romanischstämmigen „beef“ von „boeuf“ und noch
früher von „bovis“ und der germanischstämmigen „flesh“
(Fleisch).
Ebenso: Sheep und mutton (mouton).
So ist fast alles Fleisch in der Küche romanischen Ursprungs,
wenn es aber noch auf der Weide rumläuft, germanischen.

ich fand es interessant, dass in Orkney und Shetland (diese beiden Inselgruppen
sprechen zwar englisch, gehörten aber früher mal zu Norwegen) im Dialekt die
Leute „flesh“ sagen statt „meat“, wenn sie den sonntäglichen Braten meinen. Genau
gesagt, wird das e sogar noch gedehnt. Mir fällt grad nix mehr ein, aber es gibt
noch so ein paar Entsprechungen, die eher mit Deutsch als mit Englisch zu tun
haben - logisch bei der Herkunft vom Skandivavischen …

Gruß
Bolo

Hi,

Im Bayrischen ist ein Gickal eine junge Henne,

und in Südtirol ist ein hahn ein Gieger, Eier sind Gaggelen.

Gruß
Bolo2L

Hi,

Im Bayrischen ist ein Gickal eine junge Henne,

und in Südtirol ist ein hahn ein Gieger, Eier sind Gaggelen.

und bei uns ist die Henne a Bujaö (Bullerl), der Hahn a Goggl, die Eier sind de Goggaö;
Als Goggaö wird allerdings auch ein einfältiges Mädchen bezeichnet. Und wenn s giggitzt (stottert) a no, dakriagg si amente koan Monn…

:wink: Helene

Hallo auch…
vielleicht auch interessant…

In Oberfranken werden gebratene Hähnchen so genannt.
I möcht a halbs Güägela.

interessanter Zirkel…

Grüße nach München

In Oberfranken werden gebratene Hähnchen so genannt.
I möcht a halbs Güägela.

Und in der Schweiz wird’s „Güggeli“ genannt… ist wirklich interessant, der Zusammenhang mit dem Gegackere.

Gruss,
Mirea

Danke für die Geschichtsstunde, bei mir setzen die Geschichtskenntnisse nach den Kelten für etwa 1000 Jahre aus… war ja ganz schön was los, bei den Briten, in der Zwischenzeit:wink:.

Gruss,
Mirea

Hallo Anwar,

danke auch Dir für Deine Erklärungen, das Meiste war mir echt neu. Da ich mich aber bei den Kelten recht gut auskenne, ist mir was aufgefallen:

Zunächst lebten auf den britischen Inseln die Pikten, ein Volk
über das wir nur sehr wenig wissen. Dann kamen irgendwann die
keltischen Cymri und besiedelten das Land.

Die Cymri sind die Waliser. Soviel ich weiss, sind die aber immer schön hübsch brav in ihrem Waliser-Ländle geblieben. Die keltischen Sprachen haben sich ja in England zum Teil erhalten und auch weiterentwickelt, ein Waliser und ein Cornwall-Kelte würden sich heute nicht mehr verstehen, soviel ich weiss.

Gruss,
Mirea

Hi, Mirea,

gern zu Diensten. :wink:

Da fällt mir noch ein, dass die kleinen Hühnchen auch Küchlein, dialektal: Kiachla.
Und da ist es nichr mehr weit zu „kichern“.

Gruß Fritz

Hallo Mirea,

Die Cymri sind die Waliser. Soviel ich weiss, sind die aber
immer schön hübsch brav in ihrem Waliser-Ländle geblieben. Die
keltischen Sprachen haben sich ja in England zum Teil erhalten
und auch weiterentwickelt, ein Waliser und ein Cornwall-Kelte
würden sich heute nicht mehr verstehen, soviel ich weiss.

Das ganze ist leider noch etwas komplizierter und die Bezeichnungen werden munter durcheinander geworfen. Historisch gesehen gab es nicht „die Waliser“, sondern mehrere Stämme, die im heutigen Wales wohnen, welches von den besagten Germanen nicht erobert wurden (daher die Bezeichnung „welsh“, nämlich fremd). AFAIK ist die Bezeichnung Cymri ein zulässiger Sammelbegriff für alle keltischen Stämme Britanniens und wird es später in der Geschichte der Begriff für die Waliser (weil es eben die letzten Cymri waren, die übrig geblieben sind).

Grüße,

Anwar

Hallo Anwar,

Historisch
gesehen gab es nicht „die Waliser“, sondern mehrere Stämme,
die im heutigen Wales wohnen, welches von den besagten
Germanen nicht erobert wurden

ja klar, zu den alten keltischen Zeiten gab es mehrere Stämme in diesem Gebiet. Die heutigen Waliser nennen sich jedoch selber „Cymri“ und ihr Land „Cymru“, soviel ich weiss.

(daher die Bezeichnung „welsh“, nämlich fremd).

Genau… *lach* da fällt mir was ein, was wieder hier zum Brett-Thema passt: Wir Deutschschweizer nennen auf Mundart im alltäglichen Sprachgebrauch die französischen Schweizer „die Welschen“… scheint ein echt altes Wort zu sein.

AFAIK ist die Bezeichnung Cymri ein zulässiger
Sammelbegriff für alle keltischen Stämme Britanniens

Huch, ich hoffe, hier treibt sich kein Schotte oder ein Cornwall-Kelte rum, sonst wirst Du für diese Behauptung noch virtuell gesteinigt:wink:.

Liebe Grüsslis,
Mirea