Glaubensbekenntnis der Essener?

Spr 23,9; Sir 22,9f.

Erst mal Entschuldigung bitte für „Wer diesen Spruch nicht kennt…?“.

Vielleicht können wir jetzt sachlich ausdiskutieren.
Mat 7,6: Gebt nicht das Heilige den Hunden. Zitatende
Ich behaupte, dass diese Worte dasselbe wiedergeben wie der vom Fragesteller zitierte Punkt IX.
Natürlich, die Fortsetzung mit den Perlen vor die Schweine ist wesentlich bekannter. Aber die Schlussfolgerung, dass es sich bei den Perlen um religiöses Wissen handelt ist wenig umstritten und sie resultiert aus dem „Hundespruch“ mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Aus der Gleichsetzung des Punkt IX. mit moderner Esoterik resultiert, dass auch Jesus ein moderner Esoteriker wäre.
Ehrlich gesagt, moderne Esoteriker stehen mir genauso nah wie Juden, Christen, Muslime, Hinduisten und Buddhisten.
Und ich behaupte, dass wir Menschen verpflichtet sind derartige Texte zu interpretieren.
Wie interpretierst Du das mit den Hunden?

Hallo WiSon,

die beiden Elemente, die in der Liste aus dem Ausgangsposting unter IX. Merkmale für moderne Esoterik sind, sind (1) die Aufforderung, die heiligen Lehren von Ruchlosen fernzuhalten und (2) die Vorstellung, mit der Offenbarung bestimmter Kenntnisse sei die Welt befähigt, Höheres zu erreichen.

Alles davon, was in den fraglichen Sätzen aus der Bergpredigt bei Matthäus nicht vorkommt, habe ich durch kursive Schrift hervorgehoben.

Man sieht daran, dass das einzige gemeinsame Element, nämlich die Empfehlung, nicht alles, was man zu seiner eigenen Religion und Religiosität zu sagen hat, unterschiedslos allen mitzuteilen, bei weitem nicht ausreicht, Jesus wegen dieser bei Matthäus wiedergegebenen mutmaßlichen Äußerungen einen „Esoteriker“ oder „modernen Esoteriker“ zu nennen.

Dass das Christentum unter anderem auch Elemente von Kulten mit esoterischen Zügen (Mithras etc.) aufgenommen hat, steht außer Frage. Aber das ist eben auch eine ganz andere Frage, zumal sie sich nicht auf den in den Evangelien dargestellten Jesus bezieht.

Eine Verpflichtung, biblische Texte zu interpretieren, gibt es meines Erachtens weder für alle Menschen noch für Christen. Die protestantische Vorstellung, jeder müsse die biblischen Texte irgendwie verstehen können, der Hl. Geist würde dann schon dafür sorgen, ist zwar insgesamt eher sympathisch (auch wenn sie teils zu grausigen Verirrungen geführt hat), setzt aber einen derartigen Fundus an Sprachkenntnissen und Kenntnissen des historischen, politischen, kulturellen und religiösen Kontexts um die Zeitenwende voraus, dass eher umgekehrt ein Schuh daraus wird: Fast niemand darf die biblischen Texte interpretieren, weil den überwiegend allermeisten Leuten (übrigens einschließlisch ‚studierten‘ Theologen) das Rüstzeug dazu fehlt. Mein Großvater hat sich noch erfolgreich darum gekümmert, wenigstens ausreichend Hebräisch und Griechisch zu lernen, um die biblischen Texte, über die er predigen sollte, im Original und nicht durch mehrere Filter gegangen lesen zu können, was ihm als „Stiftler“ nicht so endlos schwer fiel. Aber allein das Beherrschen der Sprachen ist halt doch noch ziemlich viel zu wenig zum Verständnis.

Schöne Grüße

MM

Hallo mein Lieber, danke, dass Du mir verziehen hast.
Aber sag mir doch bitte, wer soll die Texte interpretieren?
Das können doch nur wir Menschen. Natürlich müssen wir uns zuvor kompetent machen.
Ich habe die Bibel (AT+NT) und den Koran gelesen, mehrfach von vorn nach hinten und, ohne Mist, von hinten nach vorn. Ich habe die Bücher verschlungen sowohl mit wachem Auge, als auch kontemplativ. Das geschah nicht nur aus Interesse, das schafft man nämlich im Normalfall nicht. Ich war gebannt durch die Schriften und vernachlässigte damals meine Firma, die dann auch den Bach runter ging.
Die Bibel brachten mir die Zeugen Jehovas. Ich war damals zwar schon gläubig, aber nur heimlich, weil meine Elternhäuser und meine Exfrau atheistisch waren. Die „Zeugen“ freilich verteufelten den Koran, und genau das hat in mir den Wunsch geweckt, diesen zu lesen. Ich sagte zu meiner Ex, ich muss in die Stadt, mir einen Koran zu kaufen. Wir fuhren in die Stadt, gingen in eine Buchhandlung, die ich vorher noch nie betrat und ich lief ohne nach links und rechts zu schauen durch diese und kam genau an dem Regal zu stehen, in dem der Koran stand.
Beide Bücher habe ich auch von hinten nach vorne gelesen. Ich wollte einfach auch die achronologische Sicht gewinnen. Kapitel für Kapitel und Sure für Sure.
Entschuldige bitte, dass ich mir ein Interpretationsrecht anmaße. Ich gehöre keiner Konfession an, bin also frei, die Wahrheit zu ergründen.

Servus,

wie sieht es denn mit Deinen Kenntnissen im Griechischen und im Hebräischen aus, und welche religiöse, philosophische und historische Literatur aus den ersten Jahrhunderten nach Zeitenwende und betreffend diese Jahrhunderte kennst Du denn noch, außer den Evangelien?

Hier gibt es kein „wir Menschen“, sondern nur Berufene und Laien.

Kannst Dich ja mal zu einem Onkologen in die Praxis stellen und sagen „Wer sollte denn hier eine Diagnose stellen können außer uns Menschen“ und dann schauen, was passiert.

Schöne Grüße

MM

Selbstverständlich umfasste mein Studium wesentlich mehr als diese beiden heiligen Schriften.
Griechisch, Aramäisch, Hebräisch kann ich aber freilich nicht.
Du übertreibst da gewaltig wenn Du verlangst, man müsse diese Sprachen beherrschen bevor man sich das Recht anmaßt, zu interpretieren. Man bemüht sich, verschiedene Übersetzungen zu studieren.
Und entweder man fühlt sich berufen oder ist es gar oder man entwickelt eh kein Interesse daran.

Servus,

je nun - dann ist das Ergebnis halt etwas Gefühltes, aber weder Kenntnis noch Erkenntnis.

Kann man machen, ja. Hat z.B. Joseph Smith jr. auch gemacht und auf dieser Basis die Bibel um ein literarisch ganz interessantes Buch ergänzt.

Für ein Verständnis biblischer Texte, das nicht nur um den eigenen Bauchnabel kreist und damit letztlich die Person des „Interpreten“ viel mehr spiegelt als den Inhalt und die Bedeutung des Textes, ist eine solche Technik allerdings wenig geeignet.

Schöne Grüße

MM

Grundsätzlich gehört Interpretieren bereits zum Lesen. Wir können nicht lesen ohne zu interpretieren. Ich meine natürlich nicht das Lesen, wobei wir mit den Gedanken ganz woanders sind, was sicherlich jedem auch schon passiert ist.
Du kannst nicht aufmerksam lesen ohne dabei zu interpretieren.

Du stellst infrage, wer seine persönliche Interpretation hier veröffentlichen dürfe.
Du kannst das Fachwissen Deiner Diskussionspartner nur annähernd einschätzen, wenn überhaupt, dazu lernt man sich auf dieser Plattform zu wenig kennen.
Wenn sich jemand berufen fühlt, dann kann auch dieser über Fachwissen verfügen und er kann inspiriert sein. Und ob jemand wirklich berufen ist, das wirst Du aus dessen Mund ohnehin nicht erfahren.
Weil er eben mit seinen Perlen sorgsam umgeht.
Deiner Meinung nach dürften nicht einmal Theologen ihre Interpretation veröffentlichen.
Dann würde ich aber zuerst einmal Dir das Mundwerk verbieten.

Dann sind Deine Beiträge sicher öfter gelöscht worden.
Außerdem sind noch ältere Beiträge gespeichert, die kein höheres Niveau als die heutigen nahelegen.