Glaubensbekenntnis der Essener?

Hallo,
kennt jemand dieses Glaubensbekenntnsis? Es soll das der Essener sein, was ich jedoch anzweifele.
Was könnte es sonst sein?
Bei Aufklärung verrate ich die Fundstelle :wink:
Danke und Gruß
Castiglius

I.
Gott ist das Urprinzip. Sein Wesen offenbart sich dem äußeren Menschen nur durch die Materie. Gott ist keine Person, noch erscheint ER dem äußeren Menschen in Form einer Wolke oder Lichtgestalt.
II.
Macht und Ruhm der Herrschaft Gottes werden weder erhöht noch erniedrigt durch den Glauben oder Unglauben der Menschen; Gott hebt seine Gesetze der Menschheit zuliebe nicht auf.
III.
Das „Ich“ im Menschen ist von Gott und ist eins mit Gott – demzufolge unsterblich und ewig.
IV.
Die Formen von Mann und Frau sind Kundgebungen des Wesens Gottes, aber Gott offenbart sich nicht in Menschengestalt.
V.
Der Körper des Menschen ist der Tempel der Seele, durch den uns die Schöpfungen und Entwicklungen Gottes offenbar werden.
VI.
Zur Zeit des Todes, der Trennung von Seele und Körper, tritt die Seele in den geheimnisvollen Zustand ein, wo irdische Dinge keinen Reiz mehr ausüben, sondern der sanfte Hauch und die Allmacht des Heiligen Geistes den Müden und Sorgenvollen, die einer ungewissen Zukunft entgegensehen, Erquickung und Trost bringen. Diejenigen aber, die es unterlassen haben, Gottes Gaben und Wohltaten zu erkennen und die den Befehlen des Versuchers, der
falschen Propheten und den verführerischen Lehren der Gottlosen folgen, verbleiben im Schoße der Erde, bis sie sich von den Banden irdischer Mächte befreit haben und geläutert dem verborgenen Himmelreich zugeführt werden.
VII.
Halte heilig den geweihten Tag der Woche, ruhe von aller Arbeit, wisse, was zu tun und zu lassen ist, damit
deine Seele aufsteige zu Gott und sich mit lhm im Geist verbinde!
VIII.
Schweige still in Streitigkeiten, verachte das Böse und verschließe deine Ohren vor den Gotteslästerern.
IX.
Halte die heiligen Lehren von Ruchlosen fern, sprich niemals über sie zu denen, die nicht bereit oder fähig sind, sie zu verstehen. Sei immer gewillt, der Welt jene Kenntnisse zu offenbaren, die sie befähigt, Höheres zu erreichen.
X.
Bleibe in aller Freundschaft und in allen brüderlichen Beziehungen bis zum Tode standhaft und missbrauche niemals Macht und Vorrecht, welche zu Vertrauensstellungen bewilligt wurden. Sei freundlich und versöhnlich in allen menschlichen Beziehungen, sogar zu den Feinden deines Glaubens.

Servus,

der Sprache nach stammt dieser Text aus dem zwanzigsten oder einundzwanzigsten Jahrhundert; das könnte freilich auch daher kommen, dass er sehr neu übersetzt worden ist.

Ein „Glaubensbekenntnis der Essener“ kann es aber schon deswegen nicht sein, weil von den Essenern nur das bekannt ist, was Flavius Josephus und andere Autoren über sie geschrieben haben. Es gibt keine primären Quellen.

IX. spricht dafür, dass es sich um eine Erfindung eines modernen Esoterikers handelt.

Schöne Grüße

MM

Hi,

@Semsi msi hat deine Quelle ja inzwischen geoutet (war aber auch nicht schwer zu finden). Aber auch ohne diese zu kennen ist die Textanalyse von @Aprilfisch vollkommen richtig. Aus genannten Gründen kommen die „Essener“ eh nicht in Frage. Und es ist ein gegliedertes Sammelsurium esoterischer Collagen, wie man sie im XX. Jhdt zu Hauf findet.

Diese dort eingebrachten Logeme und Theologeme sind allein schon in ihrer Kombination unmöglich in irgendeiner religiösen Formation der betreffenden Zeitspanne anzusiedeln. Und selbst bei der Mutmaßung einer miserablen unprofessionellen Übersetzung würde man solche Ausdrücke und sprachlichen Kombinationen in keiner der in Frage kommenden antiken Sprachen unterbringen können. Weder aramäisch, noch,griechisch, noch Ge’ez, noch koptisch würde solche Formulierungen zulassen. Und, wie gesagt, die Termini können in dieser Zusammenstellung auch gar nicht in den entsprechenden Literaturen vorgekommen sein.

Es ist eine Collage von Versuchen, moderne quasireligiöse Schwadroniererei mit antikisierender Patina zu versehen.

Aber vielleicht taucht ja auch noch eine hobby-religionswissenschaftliche Abhandlung auf, die das Zeug in altorientalischer Mythologie oder „vorchristlicher Gnosis“ zu verorten versteht :wink:

Gruß
Metapher

Hallo,

es ist ein Glaubensbekenntnis aus den Erzählungen des us-amerikanischen A.M.O.R.C. („Rosenkreuzer-Orden“ von Harvey Spencer Lewis):

http://www.amorc.de/AMORC-Magazin/Ausgabe04-2015/page29.html#/26

In altorientalischer Mythologie finde ich da wenig zu verorten, aber was ´vorchristliche Gnosis´ oder besser: nicht-christliche Gnosis betrifft, sind gewisse Anklänge natürlich unübersehbar. Philo hat bei den Essenern starke Parallelen zu den Pythagoräern vermutet, wie auch zu den Therapeuten. In seinem Text über Asketen schreibt er über die Therapeuten u.a.:

And they are accustomed to pray twice a day, at morning and at evening; when the sun is rising entreating God that the happiness of the coming day may be real happiness, so that their minds may be filled with heavenly light, and when the sun is setting they pray that their soul, being entirely lightened and relieved of the burden of the outward senses, and of the appropriate object of these outward senses, may be able to trace out trust existing in its own consistory and council chamber.

Daraus geht hervor, dass das Göttliche in der ´Seele´ gesucht und als ´himmlisches Licht´ wahrgenommen wurde. Das korrespondiert, auch in Anbetracht der laut Philo pythagoräischen Ausrichtung der Essener, mit der Aussage in Punkt 3 in der Liste des Rosenkreuzer-Autors. Bekanntlich hielt Pythagoras die Seele für ein Lichtgebilde. Ebenso ist Punkt 1 mit der ´mystischen´ Gottesvorstellung der Pythagoräer und Therapeuten kompatibel. Punkt 2 ist eigentlich eine theologische Selbstverständlichkeit und als solche überflüssig. Punkt 4 ist nicht gerade typisch essenisch, da Frauen bei ihnen einen eher negativen Status hatten, während sie bei den Therapeuten und Pythagoräern gleichberechtigt waren; pythagoräische Frauen galten sogar als besonders hochkultiviert. Punkt 5 geht von der positiven Formulierung her wohl kaum mit pythagoräischen, therapeutischen und essenischen Prinzipien konform, denen schon aufgrund ihrer Sexualfeindlichkeit der Leib nicht unbedingt als „Tempel“ galt. Punkt 6 ist sehr pathetisch formuliert, steht aber sicher nicht im Widerspruch zu den Lehren besagter Gruppen. Das gilt natürlich auch für Punkt 9.

Ein Problem ist die unterschiedliche Sicht von Philo und Josephus auf den essenischen Gott. Philo berichtet, dass dieser als Schöpfer nur des Guten, nicht aber des Bösen galt, während Josephus - vermutlich korrekter - den essenischen Gott als Schöpfer auch des Bösen darstellt.

Im übrigen ist die Darstellung von Harvey Lewis Spencer in Bezug auf die historische Herkunft der „Großen Weißen Bruderschaft“ natürlich sehr spekulativ und mit großer Vorsicht zu genießen. Fakt ist aber, dass das ägyptische Alexandria der bedeutendste religiös-philosophische Schmelztiegel jener Zeit war, wo Lehren aus aller Herren Länder, auch aus dem Iran (Zoroastrismus) und aus Indien (Brahmanismus, Buddhismus) kennengelernt und studiert werden konnten (Bibliothek). Dass diese Lehren auch auf die Therapeuten und Essener einwirkten, ist stark zu vermuten.

Chan

Korrektur:

Der Gute heißt natürlich ´Harvey Spencer Lewis´.

Chan

Hey,

Dass diese Lehren auch auf die Therapeuten und Essener einwirkten, ist stark zu vermuten.

yo hatt ma das über die Essener gefunden Schriftrollen ganz unten.

Leider oder glücklicherweise sind die verlinkten „neugeschaffenen“ Fassungen nicht lesbar. Die Betreiberin der Seite behauptet von sich, vom „Sirius“ (eigentlich ein Doppelstern) zu kommen und regelmäßig mit „Gott“ zu „channeln“. Die Neuübersetzung der Qumrantexte wurde ihr von „Gott“ in Auftrag gegeben.

Überflüssig zu betonen, dass man auf das Ergebnis nicht sonderlich neugierig zu sein braucht:

Zu meiner großen Überraschung bat mich GOTT im Frühjahr 2008, die ESSENER
LEHREN als Bestandteil der LEHRE des LICHTS und der LIEBE in unsere
ARBEIT einzubeziehen, also die KOMMUNIONEN und KONTEMPLATIONEN sowie das
Studium der ESSENER SCHRIFTROLLEN.

Im übrigen ist es unter Wissenschaftlern umstritten, ob die den Essenern zugeschriebenen Qumran-Rollen tatsächlich mit dieser Gruppierung zu tun haben, da die Texte keine eindeutigen Hinweise auf spezifisch essenisches Gedankengut enthalten.

Chan

Na na na mal keine Voreingenommenheit!
Ich urteile nicht über andere, da es mir nicht zu steht. Eine persönliche Meinung kann ich ja gerne haben.
Aber es als Glück zu bezeichnen, wenn jemanden etwas nicht „gelinkt“ ist zynisch und herablassend. Wenn Sie sich hier als so eine Expertise zeigen möchten, dann kann man aber auch auf weitere Ratschläge von Ihnen verzichten, denn was wissen Sie schon über die unendlichen Möglichkeiten. Bspw. wurde das gleiche Thema von Rudolf Steiner behandelt und nennt sich die Akacha Chronik. In wie weit sie spirirtuell etnwickelt sind, im Gegensatz zu dieser Frau, zeigt Ihr Kleingeist. Sie können sich nur weiter entwickeln, aber herablassende Art ist definitiv nicht sonderlich edel. Desweiteren kann man ganz unten die Links klicken, also sind sie auch noch faul. Faul aber andere Abstempeln. Ich geb Ihen mal 10 Euro kaufen sie sich einen neunen Karakter. Sorry aber ich kann nur gerecht reagieren. Wer eine gute Erziehung genossen hat, und das habe ich, der weiß, andere sollte man nicht, selbst wenn sie es sind, als irre abstempeln oder gar halbherzig in eine Überflüssigkeit abzustempeln. SIe wissen müssen das nicht alle so sind, sonst würden sie nicht anecken. Also bedienen sie sich Ihres Verstandes. Evtl lernen sie dann aus der Chronik. P.s. sie klingen im übrigen wie ein Roboter mit Statements, aber wie gesagt Chrakter gibt es günstig an allen Ecken! http://www.puramaryam.de/schriftrolle1.pdf

Dann war Jesus ein moderner Esoteriker. Er sagte, du sollst die Perlen nicht den Schweinen zum Fraß geben.

Servus,

wo genau steht dieses Jesuswort - Übersetzung, Buch, Kapitel, Vers?

Schöne Grüße

MM

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Matthäus 7,6: Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit den Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.
Elberfelder Bibel. Wer diesen Spruch nicht kennt … ? Sorry
Die Elberfelder Bibel ist weitestgehend anerkannt.

bist offenbar Du, sonst hättest Du den „Spruch“ ja nicht falsch zitiert. Ob Luther oder Elberfelder - das, was Du geschrieben hast, steht in der Bergpredigt (die übrigens keine Sammlung von Sprüchen ist) nicht.

Punkt IX in dem Pseudolog, der in der Ursprungsfrage zitiert wird, enthält übrigens nochmal was anderes. Den Unterschied kannst Du etwas deutlicher in der Apostel-Dienstanweisung Mt 10, 11-14 sehen, die eine Art Durchführungsbestimmung zu Mt 7, 6 bildet.

Schöne Grüße

MM

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Weil ich den Spruch zuerst sinngemäß wiedergegeben habe, wirfst Du mir vor, ich hätte ihn falsch zitiert? Ich habe den Spruch punktgenau sinngemäß wiedergegeben.
Und was willst Du mir damit sagen, dass der Spruch nicht in der Bergpredigt steht? Ich habe die Bergpredigt nicht erwähnt, Die steht bei Mat 5.
Ist es vielleicht zu spät in der Nacht? Sollten wir vielleicht morgen weiter diskutieren?

Es ist schon dreist, was du dir hier (und weitgehend überhaupt in diesen Religionsbrettern allenthalben) leistest. Was glaubst du denn, warum dir MM diese Rückfrage gestellt hat? Du schmeißt im Zusammenhang mit einer religionshistorischen Frage des UP, den du offensichtlich in keiner Weise auch nur annähernd beurteilen kannst, ein sinnentstellend falsches Zitat sinnbefreit in den Raum und erlaubst dir auch noch zynische Repliken!?

Dazu paßt natürlich auch die Dreistigkeit, mit der du meine obige Antwort an den UP mit einem „Dislike“ versiehst. Nein, das kratzt mich weißgott nirgendwo, es ist nur mal wieder so ein trauriges Zeichen: Früher gab es 19 Jahre lang hier ein Expertenforum, das unter demselben Namen „wer-weiss-was“ lief, und das hier war ein Brett „Religionswissenschaft“, mit einer Brettbeschreibung, in der eindeutig gekennzeichnet war, was hier rein gehört und was nicht hier reingehört. Da hatte die Moderation noch Kriterien an der Hand, alles ignorante Biertischgeschwätz zu canceln, das nunmehr die Bretter nicht verhinderbar überflutet.

Metapher

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Es ist eine interessante Frage, eigentlich gut geeignet für das Psychologie-Brett, wieso sich so oft Ignoranz mit Unverschämtheit paart. Um dir auf’s Fahrrad zu helfen: Die sogenannte Bergpredigt endet in Mt 7.28 mit den Worten:
Καὶ ἐγένετο ὅτε ἐτέλεσεν ὁ Ἰησοῦς τοὺς λόγους τούτους …
Zu Deutsch: Und es geschah, als Jesus diese Rede beendet hatte …

Aber es bleibt dabei: Dein ganzer absurder Auftritt hier hat mit der Frage des Ursprungsposters nichts, aber auch gar nichts zu tun!

Das wollte ich gerade bei Deinem Kommentar auch tun. Leider kam nur das Herzchen.

so daß Du erwähnst.

Naja …

Selbst die Apostel und Evangelisten haben manchmal etwas freier zitiert. Paßt schon. :wink:

Es ist kein „Spruch“ - das ist aber nicht so wichtig. Er steht in der Bergpredigt, und ich habe nicht geschrieben, er stünde da nicht. Lies einfach mal, was da steht.

In der Bergpredigt steht in diesem Zusammenhang nicht

und nichts anderes habe ich geschrieben.

Schöne Grüße

MM

Servus,

allerdings wussten diese im Gegensatz zu heutigen Zeitgenossen, denen Sprachkenntnisse und religiöse Unterweisung dazu fehlen, wann sie die Form des Dekalogs anwenden und wann nicht, und was genau hier

gemeint ist. Ich selber weiß es auch nicht, denke spekulativ an „Römer“, die nach einer Lesart auch die Schweineherde ausmachen, mit der der Dämon „Legion“ ins Wasser geschickt wurde (Schweine sind zwar im Angriff durchaus gefährlich, aber sie wenden sich nicht urplötzlich zum Angriff um, wenn man ihnen etwas hingeworfen hat, was ihnen missfällt). Und weil ich das nicht weiß, steht es mir eben nicht frei, abweichend vom Original zu zitieren, weil jede Abweichung sinnentstellend sein könnte.

Wobei das im gegebenen Zusammenhang keinen Unterschied ausmacht, weil die Merkmale von Esoterik, die im ursprünglich vorgelegten Text unter IX. enthalten sind, weder in Mt 7, 6 noch in der von WiSon geänderten Fassung dieses Textes zu finden sind, so dass weder das Original noch dessen Abwandlung dafür geeignet sind, Jesus Christus als „modernen Esoteriker“ zu belegen.

Schöne Grüße

MM

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